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Auflage I960 Preis vieÄeljährl. hier mit TrLgerlohu SV im Bezirk I ^ außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20

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Der GksrlWstn

Amts- und Anzeige-Blatt für den Gberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

JusertionS-Srbühr f. d. einspaltig» Z«ilr aus gewöhul. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je 6

Gratisbeilagen: DaS Plauderstübch«, und

Echwäb. Landwirt.

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Forstmeister Graf v. Nxkull-Gyllenband in Neuenbürg wurde seinem Ansuchen entsprechend in den bleibenden Ruhestand versetzt und demselben bei diesem Anlaß der Titel und Rang eines OberforstratS verliehen.

Tages-Meuigketten.

Deutsches Leich.

Nagold, den 6. Sept.

Die Postgebühr beim Zeitungsabonnement. Ein imSt.-Anz." erschienenes Kommunique, das wohl als Er­widerung auf die von der Versammlung württ. Zeitungs­verleger gefaßten Beschlüsse in Sachen der Ermäßigung der Zeitungsbestellgebühr innerhalb des Orts- und Nach- barortSverkehrs anzusehen ist, giebt den Verlegern nur we­nig Hoffnung, ihre Wünsche realisiert zu sehen. Es wird in der Veröffentlichung darauf hingewtesen. daß das Zei­tungsbestellgeld in Württemberg nach dem neuen Tarif schon wesentlich billiger als im Gebiet der ReichSpostver- waltung sein wird. Abgesehen von der Rücksicht auf die finanziellen Interessen der Postverwaltung, habe die Her­abnahme für den Naheverkehr aus deshalb keine. Berech­tigung. weil die Zustellung an die Abonnenten im Nahe­verkehr anders als die Beförderung dieselbe Mühe­waltung verursacht, wie im Fernverkehr und die gleichen Einrichtungen beansprucht. Der neue Tarif würde, soweit schon bis jetzt beurteilt werden könne, für eine Anzahl von Zeitungen eine Ermäßigung der Postgebühren, sei es für dev Nahe- sei es für den Fernverkehr, bringen. Zum Schluß enthält die offiziöse Darlegung die wenig tröstliche Bemerkung, daß diejenigen Verleger, deren Zeitungen seit­her eine Verteuerung erfahren, sich mit dieser durch das Reichsgesetz brzw. den neuen Tarif herbeigesührten Sachlage ebenso werden abfinden können, wie dies die Verleger im Reichspostgebiet und in Bayern thun müssen.

Amtlich wird bekannt gegeben, daß von jetzt ab Post­karten mit Bilderfchmuck und Aufklebungen auf der Rückseite im Verkehr mit Oesterreich-Ungarn, sowie inner­halb Württembergs zugelaffen werden.

Bern eck, 3. Sept. Der denkwürdige Tag von Sedan wurde hier durch eine schöne Feier begangen. Durch Spen­den der gegenwärtig hier anwesenden Glieder unserer Guts­herrschaft und der Luftkurgäste konnten sowohl die Kinder wie auch die Mitglieder des hiesigen Kriegervereins festlich bewirtet werden, wobei patriotische Ansprachen gehalten und paffende Lieder gesungen wurden. Abends wurde rin schönes Feuerwerk abgebrannt. (N. Tgbl.)

t. Von der obern Nagold, 3. Sept. Die Ve­teranen- und Kriegervereine von Erzgrube, Göttelsingen, Kälberbronn und Schernbach hielten am gestrigen Nach­mittag eine Zusammenkunft in der Kropsmühle, um in Ge­meinschaft die 30jährige Wiederkehr des denkwürdigen Tages von Sedan zu begehen. Lehrer Völmle von Göttelsingen warf einen geschichtlichen Rückblick auf die große Zeit von 1870/71, die uns herrliche Siege, aber auch ein geeinigtes Deutsches Reich brachte, worüber sich jeder Deutsche freuen dürfe. Heute aber sei unsere Freude rin« doppelte, da die Söhne des damals uns feindlichen Frankreichs nun Schulter an Schulter kämpfen gegen das aufrührerische China. In das auf Kaiser und Reick ausgebrachteHoch" stimmte alles mit Begeisterung ein. Einen weiteren Toast widmete Lehrer Fromm von Erzgrube den Veteranen von 1870/71. Ge­meinsame patriotische Lieder und Solovorträge verschönten die würdige Sedanfeier.

Freudenstadt, 3. Sept. (Korr.) Bei der am letzten Freitag abgehaltenen Ortsvorsteherwahl in Reinerzau ist Generalmajor z. D. v. Ruoff von Stuttgart, welcher die Absicht hat, sich dort niederzulaffen, mit 25 von 45 abge­gebenen Stimmen gewählt worden. Ein weiterer Bewerber, Accisrr Schilling», erhielt 13, die übrigen Stimmen zer­splitterten sich. Der Gewählte hat die Annahme der Wahl von der Möglichkeit, eine paffende Wohnung zu bekommen, abhängig gemacht.

Stuttgart, 2. Sept. Eine interessante Statistik betr. die auf eine Wirtschaft entfallende Emwohner-Kopf- zahl der 9 größten Städte Württembergs ist folgende: in Stuttgart kamen auf eine Wirtschaft 175 Einwohner, Cannstatt 160, Ludwigsburg 150, Ulm 149. Gmünd 132, Eßlingen 131, Reutlingens 18, Heilbronn 116, Göppingen 86.

Stuttgart, 5. Sept. (Korr.) Der König begiebt sich voraussichtlich am 19. Sept. auf ca. 3 Tage zu den Schluß- Manövern bei Crailsheim, hierauf nach Bebenhausen bezw. aus die Blockshütte bei Entringen zur Jagd, aus 27. ds. nach Stuttgart und trifft hier mit der Königin, welche aus Böhmen anlangen wird, zusammen, um gemeinsam das Cann- statt» Volksfest zu besuchen. Am 29. ds. erfolgt die Rück- kehr nach Schloß FriedrichShafen, wo der Sommeraufent­

ttazold, Donnerstag -en 6. September

halt vermutlich bis November ausgedehnt und die alljähr-

lich übliche Herbstjagd im Seewald damit verbunden wird.

Gegenwärtig findet ein wahres Wettrennen Stuttgarter und auswärtiger Wirte um eine fette Pfründe statt. Es handelt sich um die Wiederverpachtung der Bahnhof­restauration Eutingen, eine der frequentesten an den württ. Eisenbahnlinien.

Cannstatt, 3. Sept. (Korr.) Die heute stattgehabte Versteigerung der Plätze für Wirtschaftsbuden aus dem Volksfestplatz brachte der Gtadtkaffe wiederum die schöne Summe von rund 10 000 ^ Vor einigen Jahren waren einige Plätze etwas teurer. Bude 16, auf der die Berech­tigung zum Wirtschaften während des Auf- und Abschlagens der übrigen Buden ruht, wurde vor 2 Jahren um ca. 1 400 ^ ersteigert, im vorigen Jahre um 630 ^ und diesmal gar um 510 Bachner-Stuttgart hat wieder wie früher Platz Nr. 1 unter der König-Karlsbrücke. An Gebühren für dir Wasserleitung stehen der Stadt noch reiche Einnahmen in sicherer Aussicht. Für jeden Hahnen haben die Wirte 25 ^ zu entrichten. Die am 11. September stattfiudende Versteigerung der Plätze für Schaubuden, Ka- rouffrls etc. dürste voraussichtlich nochmals 10000 oder mehr einbringen.

Winnenden, 5. Sept. Selten Hot man in unserer Gegend einen solchen reichen Obstsegen erlebt wie Heuer. Es ist eine Lust, in die Wälder von Obstbäumen hinaus­zuwandeln und die unter ihrer Last beinahe zusammen­brechenden Bäume zu besichtigen. Besonders erfreulich ist es, Heuer auch einmal wieder die Luikenbäume vollbehanzen zu sehen. Diesmal giebt es Gelegenheit, die Fässer mit ge­sundem Haustrunk zu fülle» und sich für den Winter eme Auswahl billigen Tafelobstes einzuthun. Für das vorzüg­liche Produkt der hiesigen Gegend werden besondere Obst­märkte hier abgehalten werden.

Aalen, 4. Sept. (Korr.) Sozialdemokratische Um­triebe im hiesigen Turnverein führten in jüngster Zeit zu dem Antrag, der Männerturnverein Aalen möge aus der deutschen Turnerschast austreten und zum Arbetterturner- bund übergehen. Nun beschloß aber die gestrige Vollver­sammlung einstimmig die Verwerfung dieses Antrags und Annahme der Erklärung:Der Turnverein Aalen wird im Gegensatz zu den im abgelehnten Antrag zu Tage ge­tretenen Bestrebungen wie bisher so auch für alle Zukunft an der Pflege vaterländischer Gesinnung unerschütterlich festhalten."

Ulm, 3. Sept. (Korr.) Wie man hört, soll die Deutsche Partei hier beabsichtigen, den Geh. Hofrat v. Eyth um Annahme der Landtagskandidatur für die Stadt Ulm zu ersuchen.

Kißlegg, 4. Sept. (Korr.) Se. Maj. der König und Ihre Maj. die Königin kamen gestern nachmittag 4'° Uhr mittelst Sonderzugs hier an und machten bei der hies. Standesherrschast einen 2stündigen Besuch. Eine große Menschenmenge umstand bei der Ankunft und Abfahrt der Majestäten den Bahnhof. Der Octsvorstand, Schultheiß Speth, brachte ein Hoch auf die Majestäten aus, welches von dem ganzen Publikum begeistert ausgenommen wurde.

Biberach, 1.Sept. Der erste Reif in diesem Herbst ist in vergangener Nacht eingetreten. Während das Thermo­meter in der Nacht von Donnerstag ans Freitag noch auf Wärme stand, sank dasselbe letzt« Nacht auf den Ge­frierpunkt, so daß die Pflanzen in de* Frühe des heutigen Morgens mit Reif bedeckt standen. Von diesem Reif, der übrigens nichts geschadet hat, find nur die Niederungen be­troffen worden, auf den Höhen war hievon nichts zu be­merken.

Berlin, 1. Sept. Die Deutschen Hankous hatten folgende Depesche an den Kaiser gesandt.Trotz jetziger ernsthaftester Krisis ist im Jangtse kein deutsches Kriegs- schiff, weil im Norden keins entbehrlich: das Deutschtum ist daher lediglich auf fremden Schutz angewiesen. Bei den großen, stetig wachsenden deutschen Interessen bittet die deutsche Kaufmannschaft Hankous Euere Maj. oller- unterthänigst, wirksamen Schutz fürs Jangtsethal anordnen zu wollen. Hankou 6. Juli." Daraus ist folgende Ant­wort eingetroffen: Deutscher Konsul Grunenwald. Hankou. Sagen Sie deutscher Kaufmannschaft auf ihre Depesche, daß Schutz des Jangtsethals eintritt nach Eintreffen unter, wegs befindlicher 9 Kriegsschiffe in China. Wilhelm. I. L.

Berlin, 3. Sept. Die Sicherheitsmaßregeln zum Schutze des Kaisers werden neuerdings schärfer ge- handhabt. Dies trat auch bei der Enthüllungsfeier in der Siegesollee hervor. Ebenso werden jetzt bei den Atelterbe» suchen des Kaisers größere Vorsichtsmaßregeln getroffen. So erschien kürzlich der Polizeipräsident v. Windheim beim Bildhauer Prof. Lesstng, bevor der Kaiser das Atelier be­suchte, und erkundigte sich, ob unter den Bildhauern auch

1990 .

italienische Arbeiter beschäftigt seien. Ferner wurde ange­

ordnet, daß während des kaiserlichen Besuchs keine fremden Personen in dem Hause weilen dürfen.

Berlin, 1. Sept. Graf Waldersee ist während der Dauer seines Aufenthaltes in Ostasien eine Renumeration von 2000 ^ pro Monat und an Repräsentationskosten eine Summe von 10000 pro Monat bewilligt worden.

Berlin, 3. Sept. Die Chinaexpedition, die morgen von Bremerhaven aus die Ausreise antreten wird, ist 72 Offiziere, 2019 Mann und 2 Militärbeamte, insgesamt also 2093 Köpfe stark. Der Transport erfolgt auf dem Nordd. Lloyddampfer Hannover. Eine zweite Feldpost nach China gehr in dieser Woche von Berlin am 7. ds. über Brindisi mit engl. Dampfern ab. Sie trifft in Shanghai am 10. Okt. ein. Briese und Postkarten an Angehörige der mobilen Truppenteile des Landhreres in Ostafien, die mit dieser Verbindung befördert werden sollen, find in Berlin dis Donnerstag Abend, spätestens Freitag früh der Post zu übergeben. Dem Berliner Tageblatt wird aus Paris gemeldet: Falls eine Einigkeit der Mächte bezüglich der Räumung Pekings nicht erzielt wird, wird Frankreich Ruß­lands vereinzeltem Beispiel nicht folgen.

Berlin, 4. Sept. Der Vizeadmiral Bendemann. Chef drS Krevzrrgeschwaders, erhielt den Stern mit Eichenlaub und Schwertern zum Roten Adlerorden zweiter Klaffe.

Berlin, 4. Sept. In militärischen Kreisen wird aufs Neue das Gerücht verbreitet, daß der Chef des Militär-Kabinets, von Hahnke, seine Stellung verändern werde.

Berlin. 5. Sept. Gouverneur Lieber von Deutsch- Ostafrika ist gestern Abend hier eingrtroffen.

Bremerhaven, 4. Sept. Unter patriotischen Kund­gebungen find heute abend 6 Uhr 15 Min. der Lloyddampfer Hannover", 6 Uhr 30 Min. der Hamburger Dampfer tArcadia" mit 2000 Mann Truppen für China, zumeist Württembergern und Bayern, in See gegangen. Vor der Einschiffung hatte Major Lidl folgendes Telegramm d.s Kaisers verlesen:Ich sende Offizieren und Mann­schaften, die heute den vaterländischen Boden auf den DampfernHannover" undArcadia" verlassen. Meine wärmsten Abschiedsgrüße und brdaure aufrichtig. Euch nicht persönlich aussprechen zu können, wie Meine besten Wünsche Euch begleiten. Ich weiß, Ihr werdet alles daransetzen, um Euch durch Tapferkeit, Ausdauer und Manneszucht ouszu- zeichnen, um dem Rufe der deutschen Armee Ehre zu macken. Gott schütze Euch! Adjeu Kameraden! Wilhelm I. R "

Das Kaiserpaar wird, wie jetzt endgiltig festgesetzt ist, demnächst auf 810 Tage in Cadinen Aufenthalt nehmen. Ob dies im Anschluß au das Kaisermanöoer oder erst spä­tergeschieht, ist noch unbestimmt. Der Kronprinz wird vor­aussichtlich in diesen Tagen das in der Nähe von Thal« gelegene Jagdschloß beziehen und etwa eine Woche daselbst verweilen.

Im preußischen Kultusministerium besteht die Ab- ficht, in dem neuen, aus Anlaß der Schulkonferenz vom Juni d. I. auszuarbeitenden Leh'plan für die Gynnasten die Wochenstundenzahl des Lateinischen von 62 auf 69 zu vermehren und den Unterricht im Englischen obligatorisch zu machen. DaS Gcstere entspricht der Stimmung, die a rs der Konferenz vorherrschte; dagegen hatte die Konferenz den An- trag auf obligatorische Einführung des Englischen abgel.hnt. Ferner soll für das Realgymnasium eine Verstärkung ües Lateinischen von Quarta bis einschließlich Prima um je eine Stunde geplant sein. Die Wochenstundenzahl würde sich da- durch auf 50 erhöhen. Die Gchulkonferenz hatte sich da- geg m ausgesprochen. Auf der Schulkonferenz war beschlossen worden, über die Lehrpläne in einer Beratung von Schul­männern im Kultusministerium entscheiden zu lassen. Ob das schon geschehen ist. entzieht sich der Kenntnis.

Die große Herbstparade in Ber.lin hat am Sonn- abend in gewohnter Weise auf dem Tempelhofer Feld« stattgefunden. Nachdem der Aufmarsch der Truppen voll­zogen war. traf der Kaiser um 8^/- Uhr an der Spitze der Fahnenkompagnie, die di« am Donnelslag genagelten und geweihten Fahnen mit sich führte, aus dem Paradefeld ein. Er trug GeneralSunifoim mit dem Band des Schwarzen Adler-OrdeaS; in der reckten Hand führte er z»m ersten­mal den Feldmarschallstab. Auf dem ganzen Weg durch die Friedrichs, und die Bklle-Allianze-Ttraße wu>de er vom Publikum mit Jubel beg'üßt. An die Herbstparade schloß sich im Weißen Saal deü Schlosses eine Paradetafel, an der sich das Kaiseipaar, der Kronprinz, der an diesem Tag zum Oberleutnant befördert wurde, zahlreiche deutsche Fürsten, die Generalität und die Staatsminister teilnahmen. Im Lauf des Mahles brachte der Kaiser «inen Trinkspruch auS auf das Gardekorps mit dem Wunsch, daß ihm Gott