Die jungen deutschen Mädchen und Frauen, welche zu Anfang November vor. IS. mit Unterstützung der deutschen Kolonialgesellschaft die Reise nach Deutschsüd westafrika angetreten haben, find am 10. Dez. glücklich in Swakopmund gelandet und von dort von dem Finanzkommifsar Pahl im Auftrag d«S Gouverneurs in Empfang genommen worden. Dieser hat für die Weiterbeförderung nach den verschiedenen Bestimmungsorten Sorge getragen. Von den jungen Mädchen, die in deutschen Familien des Schutzgebiets in dienender Stellung Aufnahme gefunden haben, find 3 in Swakopmund verblieben, während 5 in Windhoek und 2 in Ojimbingwe Unterkunft gefunden haben. Drei haben sich bereits verlobt, eine davon schon unterwegs mit einem Offizier deS Wörmann- dampferS. Besonders freudig ist im Schutzgebiet die lieber« fiedelung einer Frau begrüßt worden, die mit 5 Töchtern und 4 Söhnen ihrem ältesten Sohne, der mit einer seiner Schwestern bereits 1898 sich in Südwestasrika als Ansiedler niedergelassen hat, gefolgt ist. Auch mit dem Dampfer, der am 25. März d. I. von Hamburg abgefahren ist, hat ein Ansiedler nebst Frau und 3 Kindern die Ausreise nach Süd- westasrika angetreten. Ihnen werden im April ein junger Ehemann nebst Frau, sowie mehrere Bräute folgen.

Ä.«rla»h.

Triest, 2. April. Baron Reinelt hat sein ganzes Vermögen, das auf etwa 14 Millionen fl. geschätzt wird, bis auf 3 Millionen fl., die er seiner Gemahlin zur freien Verfügung stellte, dem Staate hinterlafsen und hiebei der Regierung verschiedene humanitäre Institute, darunter die Sesillschaften vom Roten Kreuze, vom Weißen Kreuze, die Heilanstalt Alland und die Triester Ambulanz-Gesellschaft, zur Berücksichtigung empfohlen. Die Witwe erhielt nächst den 3 Millionen fl. die Nutznießung des ganzen Vermögens biS zu ihrem Tode; sie steht jetzt im 71. Lebensjahr.

Sofia, 3. April. Fürst Ferdinand ist heute mit dem Orient-Expreßzug nach Pest gereist. Vorher hatte er eine lange Unterredung mit dem russischen Vertreter Bachmetjew. Die Reise wird von einigen Seiten mit dem Plane einer Heirat mit der Großfürstin Helene von Rußland in Ver­bindung gebracht. DaS nächste Reiseziel ist wahrscheinlich Abbazia, wo die fürstlichen Kinder weilen.

Windsor, 2. April. Die Königin reist um 9^/, Uhr Abends mit einem zahlreichen Gefolge nach Holyhead ab, übernachtet im Eisenbahnzuge und schifft sich morgen früh nach KingStown ein, wo daS Kanalgeschwader bereit- ver­sammelt ist. Die königliche Jacht trifft dort morgen Abend ein. Nachdem die Königin an Bord der Jacht übernachtet, landet sie Mittwoch Vormittag II Uhr und fährt durch die Straßen von Dublin zum Palaste de< VizrkönigS. Dublin ist bereits reich beflaggt.

New-Iork, 4. April. Admiral Dewey erklärte einem Berichterstatter derWorld", er sei geneigt, sich alt Präsidentschafts-Kandidat aufstellen zu lassen.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

Kapstadt, 31. März. Bei dem kleinen Gefecht, daS soeben vor der Station Karre stattfand, kam die 7. englische Division unter General Tucker, sowie dir 1. und 7. Kaval­leriebrigade unter General French, und schließlich daS GallaiS'sche Regiment berittener Infanterie in Aktion. Wie Lord Robert- meldet, handelte es sich darum, die Buren auS einer Stellung in unmittelbarer Nähe deS engl. Lagers

zu vertreiben, von der auS sie fortwährend diejenigen Frei­staatbürger bedrohten, die die Waffen niedergelegt und sich den Vorschriften Lord Roberts gefügt hatten. Da der englische Feldmarschall eS nötig fand, eine so bedeutende Truppenmacht aufzubieten, muß eS sich um «ine größere Anzahl des Feindes gehandelt haben, was wiederum in weiteren Kreisen zu der Vermutung Anlaß gab, daß die Buren nach Süden vorrücken. Präsident Krüger soll er- klärt haben, Bloemfontain binnen einer Woche zurückerobern zu wollen. Den Engländern könnte nichts willkommener sein, als ein derartiger Versuch, der indes unglaublich erscheint. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die 7. Division mit der Kavallerie unter French die Vorhut der Hauptarme« bilden, und immer weiter in der Richtung nach Prätoria Vordringen. ES läßt darauf schon der Umstand schließen, daß die bedeutende Truppenmenge, die in Glen Siding an­gesammelt wurde, nur 7 Meilen weiter nördlich ein Lager bezogen hat, das somit 92 km von Bloemfontain und der Hauptarmee entfernt ist. Diese beherrscht daS Gelände am OSspruit und Modderfluß, und ermöglicht eS, daß die Her­stellung der Eisenbahnbrücken ungestört von Statten gehen kann. Die Schnelligkeit der Bewegungen deS Roberts'schen Heere- wird in der Hauptsache davon abhängen, wie bald die Bahn wieder dem Verkehr übergeben werden kann, denn da der Oranjefreistaat nur sehr spärlich bewohnt ist. muß dem Heere Fourag« und Proviant fortwährend vachgesandt werden. Der 7. Division unter General French wird also voraussichtlich auch ferner die Aufgabe zufallen, kleine Ab­teilungen deS Feindes, die sich dem Heere entgegen stellen, aus dem Wege zu räumen.

Prätoria, 1. April. In der Gegend von Brand- fort (nördlich von Bloemfontein) fand am Freitag wiederum ein Gefecht statt. Eingehende Meldungen darüber liegen noch Nicht vor; es verlautet indessen durch Privatnachrichten, daß die Verbündeten den englischen Ulanen große Verluste beibrachten. Von Seiten der Buren sind nur wenige ver­wundet. Auch am SamStag wurde in der Richtung auf Brandsort wieder Geschützfeuer vernommen. ES verlautet ferner, daß am GamStag in der Nähe von Mafeking ein Kampf mit der Ersatzkolonne des Obersten Plumer stattfand, bei dessen Verlauf die Kolonne gezwungen war, sich mit Verlusten zurückzuziehen.

SimonStown, 2. April. Die Sterblichkeit unter den gefangenen Buren nimmt in besorgniserregender Weise zu. Heute wurden wieder 5 beerdigt. Die Behörden sind eifrig bemüht, der Krankheit zu steuern. ES ist ein anderes Transportschiff eingetroffrn, daS größere Bequemlichkeit bittet. Die Zahl der in SimonStown und Gceenpoint er­krankten Bure« beträgt 20, gefährlich krank, 40 ernstlich krank, bei 60 nahmen Erkrankungen an Fieber und Masern den gewöhnlichen Verlauf.

London, 3. April. Reutermeldung auS dem Buren- lagrr von Smaldeel vom 30.: Ein heißer Kamps fand zwischen Brandford und Bloemfontain statt. Die Kom­mando- von Ermelo und Wakkerstroom griffen 7000 Eng­länder an und schlugen sie zurück. In Smaldeel ein­getroffene Verwundete erzählen: Der Kampf tobte auf der ganzen Linie. Die Engländer gingen wiederholt vor, wurden aber zurückgeschlagen. Die Buren gewannen an Boden. DaS Endergebnis deS Kampfes ist jedoch noch un- kannt. Die Buren haben 9 Tote und Verwundete. Spätere Meldungen auS Brandfort besagen, 3000 Buren griffen erfolgreich 3000 Engländer an; als letztere durch 13 000

weitere Engländer verstärkt wurden, mußten sich die Buren zurückziehen; letztere hatten geringe Verluste.

Kapstadt, 3. Apctl. DaS Transportschiff Chicago mit einem Teile deS KocpS der australischen Busch näaner mit Pferden, Maultieren und Betriebsmaterial für die rhodefische Eisenbahn geht nach Beira in See. Aach Kriegs- material und Proviant wird nach Beira geschafft.

Brüssel, 3. April. Einer Privatdepesche au- Prä­toria zufolge fand im Süden von Bloemfontein ein heftiger Gefecht zwischen 3000 Buren und der Reiterdioifion French statt. Den Buren gelang es, die Wasserreservoirs sowie den Schienenweg zu zerstören, worauf sie in der Richtung auf Brandfort zurückgingen.

London, 4. April. Die Morgenblätter melden auS Kapstadt: Ein Transportschiff mit General Cronje, Oberst Schiel und 1000 gefangenen Buren ist nach St. Helena in See gegangen.

New-Iork, 4. April. Webster Davis erklärte einem Berichterstatter, er halte Prätoria für uneinnehmbar. Die Engländer würden nicht über die Prätoria umgebenden und von Krupp'schen Kanonen starrenden Hügel kommen.

Kleckere Mitteilungen.

Bonfeld. 8. April. (Korr.) Ein hies. Bürger, der ein ganzes Jahrhundert durchlebt hat, feiert in diesem Monat seinen Geburt-tag. Der Hundertjährige, obgleich in dürfti­gen Verhältnissen lebend, ist verhältnismäßig noch rüstig und lebensfroh. Als am Neujahrstag Bekannte und Freunde des ehrwürdigen Alten ihm ihre Glückwünsche darbrachten und dahin formulierten, daß er das 100. Lebensjahr noch zurücklegen möge, äußerte der Jubilar:Alle wünschen mir. daß ich 100 Jahre alt werde; aber kein's einJährle" weiter."

Untertürkheim. 3. April. (Korr.) Gestern abend verunglückte das 9jähr. Söhnchen des Schreiners Schulmeister, indem es beim Spiel am Bahnhofaufgang zur Eßlinger Seite in die Tiefe stürzte und so unglücklich auf den Hin- terkops fiel, daß eS bewußtlos vom Platze getragen werden mußte. Sein Aufkommen ist in Frage gestellt.

Vom Oberland, 4. April. (Korr.) Der lang an­haltende Winter mit seinen vielen Schattenseiten zeigt auch wieder, daß er Lichtseiten und waS Gutes hat. To berichte« die Landwirte, daß von den vielen Millionen und Milliarden Feldmäusen im letzten Jahre nur ganz wenige mehr vor­handen find, weil dieser Winter gehörig mit diesen Tieren aufgeräumt und daS zustande gebracht hat, was Menschen­hände trotz aller Anstrengung nicht fertig gebracht haben.

Friedrich-Hafen, 2. April. Am 30. März beging der älteste Mann und einzig noch lebendeBuchhorner" unserer Stadt, Privatier G. Schaffmayr, seinen 91. Ge­burtstag in relativer Rüstigkeit und Gesundheit.

In Weiler bei Pforzheim bekam der Kaufmann Fritz Müller bei einem größeren Marsch infolge eines engen Stiefels eine wunde Stelle am Fuß. Da die Schmerzen sehr heftig wurden und der Fuß rasch anschwoll, ließ er gleich einen Arzt kommen. Trotz ärztlicher Hilfe starb der junge kräftige Mann in 3 Tagen an Blutvergiftung.

Pforzheim, 3. April. (Korr.) Urber das Vermögen deS PH. Frottner, Maschinen- und Werkzeugfabrik in Pforz­heim ist das Konkursverfahren eröffnet worden.

Weimar. 4. April. Die Ehefrau eines Fabrikbe­sitzers versuchte ihre 3 Kinder durch Gift zu töten. Zwei

Die inhumanen Dum-Dum-Geschosse.

Als treffende Antwort auf die Beschuldigungen deS Lord Roberts, die Buren bedienten sich inhumer Expansivgeschoffe, hat man dem englischen KriezSamte eine vollständige Sammlung britischer Expansivgeschoffe, Dum- Dum-Geschvffr und dergleichen übersendet. Nun ist im englischen Parlament der Versuch gemacht, die in dieser Thatsache liegende schwer« Beschuldigung der britischen inhumanen Kriegführung abzustreiten, aber vergeblich, denn auf die Frage des Abgeordneten Dillon, ob sich nicht eine ungeheure Anzahl Patronen der Marke 4 (Dum-Dum- bezw. Expansivgeschoffe) in den Hän­den der Truppen befänden, erklärt Wyndham. daß diese Patronen eingezogen wurden; auf Dillon- weitere Frage ob sie nach England zurückgeschaffe wur­den, erwidert der Unterstaatssekretär Wyndham, da- wisse er nicht. Die Sendung britischer Expansivgeschoffe, welche die Buren dem KciegSamt zu­stellten. sagt da genug.

Unseren Lesern wird die bristehende Zeichnung der Dum-Dum-Geschosse daher willkommen sein.

Die britischen Truppen machten s. Z. im Kriege in Indien die Er­fahrung, daß sie mit ihrem Ordonnanzgewehr, das unsrer kleinkalibrigen Handfeuerwaffe im wesentlichen ähnlich ist, die feindlichen Scharen in ihrem wilden Ansturm nicht aufzuhalten vermochten, trotzdem die Kugeln massen­haft getroffen hatten. To erzählt der Kriegsbericht von einem dieser Berg­bewohner, welcher zu Fuß in ein englisches Spital kam, um stch seine Wunden verbinden zu lassen, obgleich er von nicht weniger als 5 Kugeln durchbohrt war.

D«S Geschoß, dessen sich die Truppen anfangs bedienten es bestand wie unsere Fig. 1 in Ansicht und Durchschnitt zeigt, aus einem Bleikern und Nickelmantel wirkte also nicht sicher, eS machte den Gegner nicht hinrei­chend kampfunfähig. Da kam nun einer auf die Idee, die Spitze des Nickel- mantel- abzuseilen, um den Bleikern frei heroortreten zu lassen. Diese an­scheinend so geringfügige Aenderung hatte eine geradezu furchtbare Wirkung, denn beim Eindringen in den feindlichen Körper staucht sich der weichere Bleikern pilzförmig oder zerspritzte gar und setzte wahrhaft grausam« Wunden.

Nunmehr wurden Bleispitzengeschoffe dieser Art, die einen die Blei­füllung freilaffrnden Geschoßmantel haben, wie dies in Fig. 2 dargestelll ist in der britischen StaatSsabrrk Dum-Dum-li-Kalkutta in Indien hrrgestellt, und später auch in Egypten mitgroßem Erfolg" verwendet. England hat sich bekanntlich auf der Haager Friedenskonferenz geweigert, diese Geschosse, die m ihrer Wirkung die verbotenen kleinen Explosivgeschosse fast überlreffen, abzuschaffen.

Als Ersatz für daS ursprünglich« Dum-Dum-Seschoß hat man in Eng­land dann da- in Fig. 5 abgebildrte Hohlspitzengeschoß hergestellt, nachdem

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dar in Fig. 3 und 4 abgebildete Geschoß mit äußerer Bleikappe über die Mantrlspitzr, sich nicht genügend bewährt hatte. Dieser Hohlspitzengeschoß (Fig. 5) hat eine Aushöhlung im Kopf der Blei- maffe, während die Gtahlummantrlung bis an die Spitzen dieser Höhlung vorreicht. Die Ladung be­steht statt aus Pulver auS Kordit. Dadurch, daß daS Blei bis zu den Spitzen der AuSfräsung durch Nickel bedeckt ist, soll beim Eindringen des Ge- schoffeS in feuchte oder flüssige Substanzen, wie sie das Innere des menschlichen Körper- darbietet, daS Auseinandersprengen derselben oder daS LoS- reißen einzelner Teile verhindert, eine genügende Verwundung aber durch die pilzartig sich gestal­

tende Ausbauchung der auSgehöhlten Spitze herbei­geführt werden, während harte Gegenstände (Knochen) glatt durchschlagen werden sollen.

Fig. 6 zeigt eine kurze, für Pistolen verwendete Dum-Lum-Kugel vor, Fig. 7 nach dem Auftreffen und macht daS Auseinandertreibe» der Bleikopfe» anschaulich.

Interessant find die Skizzen unten in unserer Zeichnung, Fig. 8 und 9, die den Schußkanal zeigen, den die beiden verschiedenen Geschosse in hartem Fichtenholz erzeugen. Die Schußrichtung geht von links nach recht-. Hier tritt die zerstö­rende Wirkung de- Dum-Dum-Geschosse- in frap­panter Weise vor Augen.