biratung diese und ähnliche Bestimmungen zurückweist." Zum Schluß wurden mehrere Zustimmungstelegramme, u. o. von Gerhardt Hauptmann, verlesen.
Berln, 6. März. Bei dem Gala-Diner zu Ehren der spanischen außerordentlichen Gesandtschaft brachte, wie der „Reichs-Anzeiger" meldet, der Kaiser einen Trinkspruch aus. In demselben dankte der Kaiser der Königin-Regentin und dem Könige von Spanien für die Verleihung des Ordens vom Goldenen Vließ an den Kronprinzen. Er erblickte in dieser Verleihung nicht nur den Ausdruck w«hl- wollender Sympathie sondern auch eine neue Bekräftigung der Bande gegenseitiger Freundschaft und Hochachtung, welche dos ritterliche spanische Volk und sein erlauchtes Königshaus mit dem deutschen Volke und seinem Kaiser- Hause verbinden. Nicht nur er, sondern auch das ganze deutsche Volk begleiteten mit vollstem Interesse und wärmster Sympathie die Königin in ihrem pfiichtrnschweren Kampfe und wünschten, daß in dem in nicht zu ferner Zeit zum Throne berufenen Sohne der sorgenden Mutter sowohl wie auch dem hoffenden Lande ein König bescheert werden möge, der unter Gottes gnädigem Schutze sich würdig der Reih« großer spanischer Könige einfügen möge. Der Kaiser trank alsdann auf das Wohl der Königin Christine und deS Königs AlfonS XIII.
Berlin, 6. März. Einem Mitarbeiter deS „Verl. Lokal.-Anz." gegenüber sprach sich der Polarforscher Prof. Nansen über Andröe folgendermaßen auS:
„Ach! Der arme AndrSe! Sie wissen, daß ich am längsten auf seine Wiederkehr vertraute und von Anfang an mit späten Terminen rechnete, bis zu denen auch nur die erste Nachricht unS hätte erreichen können. Aber jetzt hoffe ich nicht mehr. Ich halte eS nunmehr für ausgeschlossen, daß er und seine Gefährten noch am Leben find. Wäre dies der Fall, so hätte unbedingt eine Nachricht von ihm unS erreichen müssen. Wenn überhaupt, so wird man nur ihre Leichen auffinden.
„Halten Sie den von Andröe gewiesenen Weg über- Haupt für gangbar?"
„Gangbar durchaus, aber nicht lohnend genug. Die Ausbeute eines derartigen Unternehmens kann doch immer nur eine geringe sein. Nach dem Nordpol zu fliegen, ist doch etwas wesentlich anderes, als zum Pol sich durchzukämpfen. Den Schatz unserer Erfahrungen hat auf allen Gebieten allein der Kampf gezeitigt, und aus dem Gebiete der Polarforschung ist eS ganz gewiß der Kampf gewesen."
„Scheint iS aber nicht ein Widerspruch, wenn Sie überzeugt find, daß Andrer von einer Katastraphe ereilt wurde, und seinen Plan dennoch für durchführbar erachten?" „Aber durchaus nicht. Sein Projekt war gut, doch er muß bei der Durchführung einen Fehler gemacht haben. Welchen Fehler — ja wer vermag daS zu sagen. DaS ist das Geheimnis deS Mannes geblieben, der daran zu Grunde gegangen ist."
Berlin, 6. März. Im preußischen Abgrordnetenhause kam heute ein Thema von großem, allgemeinem Interesse zur Erörterung, nämlich: Die ärztlichen Experimente am lebenden Menschen. Verschiedene Abg. (Nat.-Lib.). (sreikons.) verlangten strenge Ahndung der Versuche Prof. NeißerS in Breslau.
Berlin, 7. März. Einem Telegramm auS Washington zufolge verfügte die Regierung die schleunige Entsendung zweier Kriegsschiffe nach Mittelamerika zum Schutze der amerikanischen Interessen während deS bevorstehenden Krieges zwischen Costarica und Nicaragua. Die Truppen von Costarica seien bereits in Nicaragua eingefallen.
Berlin, 7. März. Die Morgenblätter melden: Der Begründer der bekannten Klavierfabrik, Geh. Kommerzienrat Karl Bechstein, ist gestern gestorben.
Wie die „Nordd. Allg. Z." von maßgebender Seite er- fährt, meldet der Kreuzer „Seeadler" in einem vom 26. Januar in Matupi abgesandten und am 36. Februar in Sidney ausgegebenen Telegramm: Die Unternehmung ist mit
zwischen Apotheke und Sautterei in Asche; 33 Familien waren, obdachlos. Zu der Sammlung für bedürftige Abgebrannte steuerte auch S. M. der König 1000 ^ aus seiner Privatkasse bei. Sedan- und Kinderfest fielen wegen des Brandes aus.
1888.
Die große Friedensrede Bismarcks, gehalten am 6. Febr., welche die Herzen aller Deutschen höher schlagen ließ und durch den stolzen Ausspruch: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt", dem deutschen Namen auf dem ganzen Erdball erhöhte Geltung verschaffte, wurde auf Veranlassung eines Vaterlandsfreundes im Militär- und Veteranenverein in ihrem ganzen Umfang vorgelesen.
In tiefe Trauer wurde das deutsche Volk durch den Tod Kaiser Wilhelms l. im März und Kaiser Friedrichs im Juni versetzt. An den Tagen der Beisetzung bewegte sich beidemal ein langer Zug bestehend aus Schuljugend, Vereinen mit umflorten Fahnen, Beamten und Bürgerschaft in die Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst abgehalten wurde.
Das erste Gebäude, das auf dem Brandplatz wieder aufgerichtet wurde, war im April das Stahl'sche Haus, früher zum Posthömle, jetzt zum deutschen Kaiser; ihm folgte das Schuon'sche.
Nachdem der bekannte Sekretär der Hahnemannia, Zöppritz, im Hirsch einen Vortrag über die Entwicklung der Homöopathie in Württemberg gehalten hatte, bildete sich der homöopathische Laienverein. So groß war der Anklang, den die H-möopathie in Nagold fand, -aß eine Zeit lang der Verein sarzt des homöopathischen imndesvereins jede Woche einmal zur Sprechstunde hieher kam.
vollständigem Erfolg geglückt." Hierunter ist zweifellos die Bestrafung der Eingeborenen für den auf den Admi- ralitätSinseln verübten Mord des Händler- Mätzke zu verstehen, zu deren Ausführung der Kreuzer nach einem früheren Telegramm vom Gouverneur requiriert wurde und am 8. Januar in See ging. Der „Seeadler" beabsichtigte nach dem vorerwähnten Telegramm, am 30. Januar von Matupi-Matagia auS eine Rundreise durch die Karolinen-, Marianen- und Paloa-Jnseln anzutreten.
London. 5. März. Der Morning Post wird auS Washington gemeldet: Ein Telegramm aus Greytown be- sagt, daß Costarica sich anschicke, Nicaraguv den Krieg zu erklären.
London, 6. März. Der „Morning Post" wird aus Washington gemeldet: Ein Telegramm aus Greytown (Nikaragua) besagt: Die feste Haltung Costarica- gegenüber Nicaragua werde voraussichtlich einen Krieg abwenden. Die Streitigkeiten zwischen beiden Staaten betreffen einen Streifen Landes südlich des geplanten Nicaragua-KanalS. General Nora hat mit Truppen aus Nicaragua seit 14 Tagen ein Lager in der Nähe deS streitigen Gebietes bezogen. 5000 Soldaten auS Costarica find auf dem Vormarsch begriffen, um einen etwaigen Einfall abzuwehren. Ein Korrespondent deS Blattes berichtet: Präsident Jglestas habe dem Gesandten EostaricaS in Washington telegraphiert, daß die Krisis vorüber sei.
Konstantinopel, 5. März. Der „Tervet" meldet: Ein muselmanischer Fürst in Centralafrika, namens Ebur- badji unternahm militärische Operationen, die auf die Vereinigung mit den in Wadai angekommenen türkischen Truppen gerichtet sind, um sein Land der Türkenherrschaft zu unterwerfen. Eburbadji verfügt über 60000 Truppen und einige Batterien.
Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.
Wie die „TimeS" melden, verlauten augenblicklich in Lourenzo-Marquez widersprechende Gerüchte. Einerseits heiße «S, Transvaal leite FriedenSverhandlungen ein, andererseits sollen die Buren beabsichtigen, den Briten bei LatngS Neck und Glencoe entgegen zu treten. Einstweilen wurden die Befestigungen von Präloria vermehrt. Unmittelbar nach der Kapitulation C onfts fand dann die in aller Eile veranstaltete Zusammenkunft der Präsidenten der beiden Republiken und des Oberkommandicenden der im nördlichen Natal stehenden Buren statt. Präsident Krüger richtete telegraphisch an die Führer und Vorsteher einen feurigen Aufruf, in dem er sie ermahnte, fest zu bleibeu im Namen des Herrn und ihren Glauben auf den Herrn zu setzen. Die f-üheren Siege zeigten, daß der Herr mit ihnen sei. Ein hoher Beamter des Oranje- freistaateS erklärte, im Falle der Niederlage der Freistaattruppen würden sich diese nach Transvaal zurückziehen, um mit den Brüdern von Transvaal sich zu vereinigen und den Kampf bis zum Aeußersten fortzusetzen. Ein amtlicher Bericht meldet, die Buren verloren bisher mit der am 25. Febr. endenden Woche 21 Tote und 130 Verwundete.
Berlin, 6. März. AuS Brüssel wird gemeldet: Die Transvaalgesandtschaft hat sich bereit erklärt, sofort in Friedensunterhandlungen einzutreten, sobald England geneigt sei, die Unabhänigkeit der Burenstaaten bestehen zu lassen; sonst bleibe den Buren trotz ihrer Friedensliebe nichts übrig, als den Kamps bis zum letzten Mann fortzusetzen. — Wie dem B. T. aus Amsterdam berichtet wird, versendet der holländische Friedensbund an alle bei der Haager Friedenskonferenz vertretenencn Regierungen ein Memorandum bezüglich der Friedensvermittlung. Es wird darauf hingewiesen, daß die B schlüsse der Haager Konferenz den Mächten das Recht zur Intervention auferlege.
London, 6. März. Nach einer Meldung aus Mo- teno wurde General Gatacre beim Angriff auf den Roct- kop von den Buren zurückgeworfen. Er erlitt schwere Verluste.
Im Juni legte der nunmehr 79jährige Stadtschultheiß Engel seinen Posten nieder. 40 Jahre lang hatte er seines Amtes gewaltet mit Takt, Geschick und Nachsicht, und nicht ganz mit Unrecht beliebte man häufig seinen Charakter identisch mit seinem Namen aufzufassen. Die Wahl des neuen Stadtvorstands fand am 26. Juli statt.
Das landwirtschaftliche Bezirksfest am 15. Septbr. wurde diesmal verschönt durch sinnig und geschmackvoll arrangierte Wagen, die im Festzug mitgeführt wurden. Vor allem gefiel der Wagen mit den Erzeugnissen des Schwarzwalds, der der Bierbrauer und der Gewerbewagen.
Am 18. Oktober, als am Tage der Schlacht bei Leipzig um 4 Uhr nachmittags wurde der vom Verschönerungsverein hergerichtete Kaiser Wilhelmsplatz eingeweiht und auf demselben eine Kaisereiche gepflanzt. (Die im Jahr 1871 auf dem Stadtacker gepflanzte Eiche war infolge von schlechter Bewurzlung und Beschädigung abgestorben).
Zu einer König-Karl-Jubiläumsstistung anläßlich des im nächsten Jahre zu feiernden 25jährigen Regierungsjubiläums genehmigte im November die Amtsversammlung 7000 eine Kollekte zu gleichem Zweck ergab in der Stadt Nagold 363 ^ 80 -H.
1889.
Die tückische Diphtherie forderte in den ersten 2 Monaten des Jahres manches Opfer in der Kinderwelt. Die Schulen blieben eine Zeit lang geschlossen. Nachdem ein Präparand von der Seuche weggerafft war, wurden auch die Präpa- randen auf 8 Tage in ihre Heimat entlassen. Wegen der in vielen Familien herrschenden Trauer beschloß der Lieder-
Kapstadt, 6. März. ES find bereit- 3660 gefangene Buren von Paardeberg hier eingetroffen.
Brüssel, 6. März. Taten Nachrichten zufolge trat in dem Vormarsch der Engländer auf Bloemfontein eine Stockung ein. General French, welcher mit ferner Kavallerie bereits am 26. Febr. gegen Bloemfontein vorrücken sollte, ist daran durch die Division Dewrt verhindert worden. Die englischen Divisionen Gatocce und Brabant rücken vor, während General Buller durch die Pässe der Drakenberge aufgehalten wird.
Ostfontein, 3. März. Die Stellung der Buren nördlich vom Flusse wurde heute durch die Artillerie Fcench'S beschossen.
Dortrecht, 5. März. General Brabant errang «inen vollständigen Sieg über die Buren. Dieselben befinden sich mit Wagen und Geschützen in vollem Rückzüge. Die Verfolgung wurde ausgenommen.
London, 7. März. AuS Kapstadt meldet das Bureau Reuter unterm 6. März: Die Distrikte Prieska und Kenhardt sind für Gebiete deS Oranjefreistaates erklärt worden. Fast die ganze Afrikander-Bevölkerung dieser Gebiete ist aufständig. Die Bewegung breitet sich nach Viktoria West auS. In Fraserburgund anderen Bezirken wird die Zahl der Rebellen auf 3000 Mann geschätzt. Die Streitmacht der Aufständischen soll auf Carnarvon marschieren.
London, 7. März. Die Meldungen mehren sich, daß der weitere Vormarsch Roberts durch einen Aufstand in den nordwestlichen Distrikten deS KaplandeS in Frage gestellt ist. _
Kleinere Mitteilungen.
Walddorf, 7. März. Einem der hiesigen Jagd- pächier, Herrn Kaufmann Keßler hier, ist es gestern geglückt, zwei Kiebitze zu erlegen. Gewiß eine in unserer Gegend seltene Jagdbeute.
—t. Berneck, 7. März. Den Pächtern deS Freih. v. Gültlingen'schen FischwafferS, Gebrüder Wurster hier, gelang es am Montag einen gefährlichen Flschräuber zu erlegen, nämlich einen Fischotter, der 18Pfd. wog und (mit dem Schwanz) 1 m 20 em lang war. In der Nähe der Mon- Hardter Wafferstude, w» früher schon verschiedene Fischotter gefangen wurden, scheint eS gegenwärtig noch mehrere solcher Fischfeinde zu geben, denen scharf aufgelauert wird. Der Fang eines Fischotters ist von großem Wert für die Fischzucht, zumal wenn man bedenkt, daß ein solches Tier täglich 2—3 Psd. Forellen vertilgt.
Stuttgart, 6. März. (Korr.) Heute Nachmittag schoß der 28jähr. Schlosser Gchienle jun. seine erst 21 Jahre alte Ehefrau aus Eifersucht in die Schläfe und verletzte sie schwer. Hierauf erschoß er sich selbst.
Ludwigsburg. 6. März. (Korr.) Gestern abend L Uhr ist in der sog. Schloßscheuer in Aldingen bei Luv- wigsburg Feuer ausgebrochen, wodurch das Wohnhaus deS Wagner- Vetter und noch zwei weitere Scheunen bis auf den Grund niedrrbrannten. Die Abgebrannten find versichert. Man vermutet Brandstiftung.
Derdingen OA. Maulbronn, 7. März. Durch ein- stürzende Erd- und Steinmassen wurde in einem Stetnbruch der Steinbrecher Gottlieb Kögel verschüttet und getötet.
Schrozberg, 6. März. (Korr.) An der Landstraße bei Zell fand man dieser Tage einen erfrorenen Handwerks- burschen. Nach den Papieren, die er mitsührte, ist es ein Bierbrauer aus Baudersbach in Bayern.
Aus Franken, 5. März. Das Opfer eines Schwindlers ist ein Kaufmann in Kulmbach geworden. Er ließ sich von auswärts ein Bandwurmmittel kommen und mußte kaum 48 Stunden nach dessen Genuß sterben. Gegen dem Verkäufer ist gerichtliche Untersuchung eingeleitet.
München, 5. März. Die Buchhändlerswitwe Albertine Kaiser, die am 30. Jan. hier verstorben ist, hat in ihrem Testament eine Anzahl größerer Vermächtnisse bestimmt, und zwar 10000 ^ zur Unterstützung von Buchhändlerswitwen und Waisen, 10000 ^ für die Arbeiterkolonien in Bayern, 10000 für den Frauenoerrin vom roten
kranz Heuer von einer Fastnachtsauffühmng abzusehen und einen einfachen Familienabend abzuhalten.
Die Landtagswahl ging in vollkommener Ruhe vor sich. Fast alle der am 9. Januar abgegebenen Stimmen fielen wiederum auf Luz.
Kaisers Geburtstag, der erste, den er als Kaiser erlebte, wurde festlich begangen. Am Vorabend war Fackelzug der Feuerwehr, am Festabend Bankett, zu dem die Vorstände des Militär- und Veteranenvereins, des Liederkranzes, des Turnvereins und der Feuerwehr eingeladen hatten.
Mit dem 1. April trat die Oberamtssparkaffe ins Leben.
Ein wichtiger Beschluß wurde von den bürgerlichen Kollegien am 4. Mai gefaßt: Es sollen die Vorarbeiten zu einer Wasserleitung dem Staatstechniker Baurat Ehmann in Stuttgart übertragen werden. Noch immer hatte die Wasserleitung Feinde genug. Einwände, das Vieh habe keine Bewegung mehr, wenn die öffentlichen Brunnen eingehen, und ähnliches,, mußten eigens widerlegt werden mit der Versicherung, daß auch nach der Erstellung der Wasserleitung die öffentlichen Brunnen bestehen bleiben. Im Dezember, nachdem viele Für und Wider erörtert worden waren, fand abermals Wasserleitungssitzung der bürgerlichen Kollegien statt unter Anwesenheit des Oberamtmanns und des Baurats Ehmann. Letzterer sprach die Hoffnung aus, der Voranschlag von 63000 werde trotz der erhöhten Eisenpreise nicht überschritten werden. Das Resultat der Abstimmung im Gemeinderat war 9 Ja gegen 2 Nein, im Bürgerausschuß 8 Ja gegen 1 Nein. Sofort wurden die Arbeiten und Lieferungen ausgeschrieben. (Forts, folgt.)