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MonatSabonnemrntS nach Verhältnis.

Der GchlljWkr.

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.

74. Jahrgarrg.

JusertionS-Gebühr f. d. einspaltig« Zeile «mS gewöhnt. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 9 ^s, bei mehrmalig, j, S

Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchrn

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Schwöb. Landwirt.

38.

Nagotd, Donnerstag dev 8. Marz

190Ü.

Ämttichrs.

Bekanntmachung.

Die über den Gemeindebeznk Ettmannsweiler wegen der Maul» und Klauenseuche verhängten allgemeinen Maßngrln (s. Gesellschafter Nr. 21) find heute wieder auf» gehoben worden.

Nagold, den 7. März 1900.

_ K. Oberamt. Schöller, Amtmann.

Bekanntmachung.

In Egenhausen. Fünsbronn und StwmerSfeld ist die Maul- und Klauenseuche wieder erloschen.

Die über die Gemeinde bezirke Fünfbronn und SimmerS- selb verhängten allgemeinen Maßregeln sind gleichfalls wieder ausgehoben worden.

Nagold, den 8. März 1900.

_K. Oberamt. Schöl ler. Amtm.

Bekanntmachung.

Nach einer Mitteilung des K. OberamrS Hrrrenberg ist in der Hofdomäne Sindlingen die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Nagold, den 8. März 1900.

__ K. Oberamt. Schöller, Amtm.

Deutscher Reichstag.

-s Der Reichstag beriet und genehmigte am Sonnabend in 2. Lesung den Etat der Zölle und Verbrauchssteuern, sowie den Etat der Stempelabgaben. Die Diskussion verlief bei ganz außergewöhnlich schwacher Besetzung des Hauses matt und interesselos. Nur einmal nahm sie ei» lebhafteres Tempo an, als der kons. Abg. Graf Schwerin- Lüwitz die Beschwerden der Landwirtschaft vortrug. worauf indessen der Staatssekretär des ReichSschatzamtes, Frhr. v. Tdielmann, nichts entgrgnete. Infolgedessen richtete Abg. Frhr. v. Wangenheim einen scharfen persönlichen Angriff auf den Schatzsckretär, dem er seine Mitwirkung beim Abschluß der bestehenden deutschen Handelsverträge als eine die Interessen der Landwirtschaft schädigende verwarf. Auf diese .Anzapfung" seitens deS Führers des B. d. Landw. reagierte Frhr. v. Thielmann in ziemlich gereiztem Tone, indem er erklärte, er habe lediglich beim Zustandekommen des russischen Handelsvertrages mitgewirkt, um dann ironisch zu fragen, welche Antwort denn Graf Schwerin und seine Freunde eigentlich von ihm wünschen. Im Nebligen wurden die Positionen der erörterten Etats durchweg nach der Reg.-Borlage angenommen. In der nächsten Sitzung am Dienstag stehr die 2. Lesung der Vortage über die Vonsulargerichtsbarkeit auf der Tagesordnung.

Hüges-Mkuigkeirm.

Deutsche» Reich.

Stuttgart, 5. März, lieber einen Besuch des Königs beim Kaiser berichtet der Hofbericht vom 3. März:Um Seiner Mcjkstät dem Kaiser «inen Besuch abzustatten, be­gab sich heute vormittag Seine Majestät der König von Potsdam mit dem Erbprinzlicd zu Wied'schen Paare nach Berlin. Zur Begrüßung am Bahnhof war Sr. Kais, und Kgl. Hoh. der Kronprinz anwesend, der die Herrschaften -um Schlöffe geleitete, woselbst Sie von Seiner Majestät dem Kaiser empfangen wurden. Hierauf fand Frühstücks- tafel mit Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin und den kaiser ii. Prinzen statt. Den Nachmittag über verweilten Seine Majestät mit den Erbpnnzlich zu Wied'schen Herr- schäften in Berlin und kehrten Abends nach Potsdam zurück."

Stuttgart, 6. März. Wie wir vernehmen, hat Deko- rationslehrrr Eugen Schwinghammer hier seit vorgestern im Landesgewerbemuseum und zwar im Lokal deS Kunst- gewerbevereins eine Ausstellung von Entwürfen und Pho­tographien nach ausgeführten Arbeiten eröffnet.

Stuttgart, 5. März. Wie wir hören, beträgt die Zahl der Kranken hier 30000; die Hospitäler stad über­füllt. In einem derselben mußte der Betsaal zum Kranken­zimmer umgewandrlt werden.

Stuttgart. 5. März. Einer Bekanntmachung des Stadlpolizeiamts zufolge haben vom 1. Juni ds. Js. ab alle Hunde außrrhab der Wohnung oder des geschloffenen HofraumS ein Halsband zu tragen, auf welchem Name und Wohnort des Hundebesitzers deutlich lesbar angegeben sind.

Stuttgart, 6. März. Nach einer Verfügung de- Min. des Inn. vom 21. Febr. kann der einheitliche Gehalt eines OrtSoorstehers und gleichzeitigen Ratsschreibers unter Berücksichtigung der im Gesetz von 1891 bezeichneten An­haltspunkte festgesetzt werden:

beiGemeindenbiszu 500ortsanwrs.Einw.auf 350 600^

.. . 1000 .. .. 400-1000^

.. 1500 . 900-1600^

. 2000 . 1300-2200^

.. 3000 .. .. .. 17002800^

.. 5000 .. .. 2200-4000^

..10000 32005200^

Bei Gemeinden mit mehr als 10000 Einw. bleibt dem Ermessen der zuständigen Behörden überlaffen, die Größe des GehaltS des Ottsvorstehers den jeweiligen Verhältnissen der betr. Gemeinden entsprechend zu bestimmen. Wenn dem Ortsvorsteher, die Besorgung der Geschäfte deS Rats­schreibers nicht obliegt, so vermindern sich diese Mindest- und Höchstsätze je um ein Viertel. In sämtlichen Gemein­den mit nicht mehr als 10000 Einw. sind die Gemeinde­behörden durch dis Oberämter anzuhaltrn, über die Neu­regelung der Gehaltsverhältniffe der Ortsvorsteher unver- wttlt Beschluß zu soffen. Bei dieser Beschlußfassung ist einerseits der mit dem 1. Jan. 1900 eingetretene Wegfall des Gebührenbezugs nach altem Recht auf dem Gebiet der freiw. Gerichtsbarkeit, andererseits aber auch der nach dem neuen Recht zu erwartende teilweise oder volle Ersatz ins­besondere im Fall der Besetzung des Grundbuchsamts durch den Ortsvorstkher oder Ratsschreiber zu berücksichtigen.

Rottweil, 4. März. Allgemein wird der viel zu frühe Tod des hier in allen Kreisen sehr beliebt gewesenen Oberstleutnants v. Bünau bedauert, v. Bünau stand im 47. Lebensjahre, wurde wegen eines im Herbste 1898 er­littenen Schlaganfülls zur Disposition gestellt und war nicht ganz 3 Jahre Kommandeur des hiesigen BezirkSkomman- Lo§. In Ludwigsburg, seiner Vaterstadt, woselbst noch sein betagtes Mütterchen lebt, werden seine irdischen lieber- reste morgen bestattet. In hiesiger Stadt wird dem Herrn v. Bünau ein ehrendes Andenken bewahrt.

Berlin, 4. März. Aus Anlaß des GeburtSsrstes Seiner Majestät des Königs von Württemberg fand gestern im Verein der Württemberger eine Feier statt, an der sich Präsident v. Schicker. Geh. Rat Prof. Dr. Hauck, Oekonomieral Grub, die Reichstagsabgg.

Kommerzienrat Mauser, Kettner und Schrempf und viele in der Reich-Hauptstadt wohnende Württemberger be- teiligten. Eingeleitet wurde die Feier mit einem von Frln. Boffow Kauffmann vorgetragenen schwungvollen Prolog, verfaßt von dem BereinSmitglied Dr. MI. Maser; darauf folgte ein glänzendes Festkonzert. An Stelle des am Erscheinen verhinderten Kgl. Gesandten feierte bei dem Festmahl Präsident v. Schicker den König in längerer Rede, die mit einem brausenden Hoch auf den König schloß. Der Vereinsoocfitzende Kauffmann toastierte auf Seine Majestät den Kaiser. Mit Begeisterung wurde die Verlesung eines Danktelegramm« des Königs ausgenommen, daS der Verein auf seine Glückwünsche zu dem Aller­höchsten Geburt-feste erhalten hatte. Das Fest verlief in gehobener Stimmung und wurde mit einem Festball beendet.

Berlin, 4. März. Heute Mittag fand im Gaal des Berliner Handwerkervereins eine öffentliche Versammlung gegen die lsr Heinze in ihren Bestimmungen über Littecatur. Kunst und Theater statt. 1500 Personen waren anwesend, darunter Mommsen, Reinhold Begas, mehrere Abgeordnete, zahlreiche Schriftsteller, Künstler u. s. w. Die Versamm- lung wurde von dem ReichstagSabg. Schräder (freis. Vgg.) eröffnet, der auf die Gefahren der geplanten Gesetzesbestim­mungen hrnwies, besonders aber dagegen Einspruch erhob, daß die Kunst und Litteratur künftig der Kontrolle von Or­ganen unterstellt sein sollen, die dafür nicht geeignet find. Prof. Eüerlein hob die wichtige Mission der Kunst im Volksleben hervor, die nur gedeihen könne, wo ihr durch den Staat der Boden bereitet und die freie Entfaltung ge­währleistet sei. Redner schließt, der bildenden Kunst werde von höchster Stelle ein so tiefe- Verständnis entgegrnge- bracht, daß zu hoffen sei, der Kunst werde der Lebensnerv nicht unterbunden werden. Der Präsident der Bühnenge- noffrnschaft, Hermnn Riffen, hob di« Schwierigkeiten her­vor, die dem Theater auS dem neuen Gesetz erwachsen würden. DaS Theater würde dadurch dem Denunzianten­tum ausgeliefert. Auch die Werke der Klassiker hätten unter diesem Gesetz zu leiden. Hermann Sudermann ver- wahrt sich dagegen, daß über den Jüngern der Kunst die Zuchtrute geschwungen werde. Der Kampf richte sich nicht gegen die moderne Kunst, sondern gegen die neue Zeit. Weil man diese nicht verstehe, wolle man die Kunst, die sie abspiegle, zerstören. Der Abg. Müller-Meiningen (freis. Vp.) tadelt die Künstlerschaft, weil sie solange gezögert habe, bis sie zu dieser Angelegenheit Stellung genommen habe. Ec fordert dazu aus, der bculigen Versammlung noch viele andere folgen zu lassen. Die liberalen Parteien werden diese Bewegung unterstützen. Die Reden wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen und hierauf mit stür­mischer Zustimmung folgende Resolution einhellig genehmigt: Die vom Reichstag beschlossenen außerordentlich dehnbaren und der verschiedensten Auslegungen fähigen, für ein großes Kulturvolk demütigenden Bestimmungen des tz 184 bis 184 b der sog. lei Heinze bedeuten eine schwere Gefahr für die Entwicklung der deutschen Kunst und Literatur. Die Versammlung erhebt dagegen entschiedenen Protest und erwartet, daß die deutsche Volksvertretung bei vrr Schluß-

Nagold in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

(Fortsetzung.)

In Haufen strömte man hinauf ins Gäu, lagerte sich um die Feuer, vergnügte sich mit Singen und Tanzen und sonstigem, bis um 9 Uhr ein Kanonenschuß und der Zapfen­streich sämtlicher Musikkapellen zur Ruhe und zur Entfernung des Civils mahnte: Ein Friedensbiwak älterer Ordnung!

Im November starb Oberförster Bührlen, der seit 18 Jahren die Geschäfte des Revieramts geführt und sich große Verdienste um die Zugänglichmachung des Schloßbergs und um die Verwandlung des vormaligen Schloßbergackers in die jetzigen Anlagen erworben hatte.

Die Volkszählung am 1. Dezember ergab 3454 Ein­wohner.

1886.

Jahre hindurch schon war der Wunsch nach einer Stadt- musik geäußert worden. Zu Festen, bei denen es ohne Musik nicht ging, waren seither auswärtige Kapellen herbeigezogcn worden. Eine Eingabe an den Gemeinderat betreffsAnstellung eines Musikverständigen zur Stadtkapelle" wurde anstandslos genehmigt und im Januar die Stelle eines städtischen Musik­direktors mit 400 ^ Fixum ausgeschrieben. Im Juni trat die Stadtmusik zum erstenmal öffentlich auf und erntete großes Lob für ihre Leistungen. Ein Musikfreund schreibt imGesellschafter": Das angefangene Werk möge stets wachsen und gedeihen auf ewige Zeiten.

Eindringendes Bedürfnis" veranlaßte im Februar die Gründung eines Schwarzwaldbienenzüchtervereins für Alten­

steig und Umgegend, was zu unliebsamen Reibereien mit dem alten, seit 1874 bestehenden Verein führte.

Am 22. März wurden von Oberamtmann Güntner vor versammelten bürgerlichen Kollegien die Dienstehrenzeichen für die freiwillige Feuerwehr ausgcteilt. 7 Mitglieder mit 25jahriger und längerer Dienstzeit wurden dekoriert, 17 erhielten Diplome für 20jährige Dienstzeit. Abends war unter Mitwirkung des Liederkranzes Familienabend der Feuerwehr bei Sautter.

Infolge eines Konflikts bei der Neuwahl des Bezirks­feuerlöschinspektors wurde im Mai die Auflösung der freiwil­ligen Feuerwehr beschlossen; doch ließ sich wohl mit Rücksicht auf die schweren Folgen, die der Mangel einer geübten Löschmannschaft unter Umständen hätte haben können, der Kommandant Ehr. Schuster durch eine schriftliche Bitte des Gemeinderats bewegen, die Feuerwehr neu zu organisieren.

Im Mai war eine Kommission hier, um über die Mög­lichkeit der" Einrichtung einer Taubstummenanstalt in den Räumen des Seminars Erhebungen anzustellen.

Am Pfingstdienstag den 15. Juni wurde als Privat­unternehmen mit städtischer Unterstützung die Mädchenmittel­schule mit 35 Mädchen eröffnet.

Von seiten des Verschönerungsvereins sowohl als auch der städtischen Verwaltung wurde allem aufgeboten, um Nagold in die Reihe der Luftkurorte zu bringen. Die erste vom Stadtschultheißenamt für den Luftkurort Nagold und das Bad Röthenbach im August ausgegebene Fremdenliste weist 70 Personen auf.

Zur Aufstellung großer Chöre hatte sich die Orgelempore

der neuen Kirche zu klein gezeigt. Bei den vom Seminar gegebenen Aufführungen und Oratorien war dieser Mißstaud schon oft störend empfunden worden. Dank der Bereitwil­ligkeit der städtischen Behörden wurde durch Erweiterung der Empore ein Raumzuwachs von 20 gm gewonnen.

Am 15. September hielt der evangelische Kirchengcsang- verein für Württemberg, der aus dem Zusammenschluß des Sulzer, Nagolder und Calwer Vereins herausgewachsen, nunmehr 130 Vereine mit gegen 4000 Sängern zählte, sein Kirchengesangfest in hiesiger Stadt.

1887.

Bei der Reichstagswahl (Septennatswahl) im Februar wurde Julius Stälin fast einstimmig wiedergewählt; in Nagold selbst z. B. waren von 393 Stimmen 390 auf seine Person gefallen.

Der 90. Geburtstag Kaiser Wilhelms wurde auch in unserer Stadt aufs würdigste gefeiert durch Frendenseuer, Zapfenstreich und Fackelzug der Feuerwehr, Festgottesdienft, Schulfeiern und ein allgemeines Bankett.

Zur Begehung des 100jährigen Geburtstags Uhlands veranstaltete der Liederkranz am 23. April eine Gedenkfeier mit Festrede und Gesang.

Freitag den 1. Juli wurde die Taubstummem^,ic mir 10 Knaben eröffnet, zu denen im nächsten und Munchs:.-,i Jahre noch je 10 weitere kommen sollten.

In der Nacht vom Sonntag den 28. August aus dm Montag ertönte zwischen 11 und 12 Uhr der Feuerrus. Eine Scheunenreihe in der Schmidgaffe brannte und als der Morgen grame lagen 14 Wohnhäuser und 8 Scheunen