Deutscher Reichstag.

-j- Der Reichstag setzte am Sonnabend die allgemeine Debatte, die sich tagS zuvor beim Spezialetat des Reichskanzlers entspannen hatte, fort. Abg. Dr. Hahn vom B. d. Landw. griff, wie dies schon in der vorangegangenen Sitzung Abg. v. Kardorff gethan hatte, die Sozialpolitik des Reichskanzlers scharf an und wandte sich auch gegen die Wirtschaftspolitik desselben. Nach einer kurzen Erwiderung deS Reichskanzlers auf eine der Behauptungen des genannten Abg. ergriff Abg. Bebel (soz.) das Wort, um sich in längerer Rede namentlich über die Existenzberechtigung seiner Partei sehr zuver­sichtlich zu äußern. Er streifte hierbei die Aeußerung des Kaisers, man müsse die Soz.-Dem. sich austoben lassen, was den Präs. Grafen Ballestrem veranlaßte, H. Bebel einen verschleierten Tadel zu er- reilen, weil diese behaupteten Worte Sr. Maj. nicht imReichs- Anz." gestanden hätten. H. Bebel antwortete Abg. v. Kröcher (kons.) unter gleichzeitigen Ausfällen gegen den Reichskanzler. Abz. Fürst Herbert Bismarck verteidigte Bebel gegenüber die Politik seine? verewigten Vaters in Sachen des Sozialistengesetzes, übte an dem Gebühren der Soz.-Dem. eine abfällige Kritik, bemängelte das Verhalten der Hohenlohe'schen Reg. in verschiedenen Fragen und drückte schließlich dem Staatssekretär Grafen Bülow sein Ver­trauen wegen der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten Deutsch­lands aus. Der Z.-Führer Dr. Lieber sprach sich bemerkenswerter Weise entschieden zuftimmend zu der inneren Politik der Reg. aus. Weiter sprachen die Abg. Steinhauer (fr. Ver ), Klose (Z>), v. Waggenheim (B. d. Landw.) und Schrempf (kons.), zwischen denen sich eine lebhafte agrarpolitische Debatte entwickelte, Abg. Dr. Arendt (freisonf.) pries die Silberwährung, Abg. Hofprediger a. D. Stöcker wandte sich gegen ein Ausnahmegesetz zur Bekämpfung der soz.-dem. Bestrebungen und bekundete dazwischen den Buren seine Sympathien, und Abg. v. Kardorff erneute seine Angriffe auf die Politik des Reichskanzlers. Die Debatte und die Sitzung endeten damit, daß der Etat des Reichskanzlers bewilligt wurde. Für Montag steht die erste Lesung der Novelle zum Unfallverstcherungsgcsctz aus der Tagesordnung.

Hages-WcuigLeiLm.

Deutsches Reich.

8 Nagold, 25. Jan.Es ist nicht alles Gold was glänzt". Dieses alte Sprichwort wird in seiner wörtlichen Bedeutung nur zu wahr, wenn man Zehn- oder ! Zwanzig-Markstücke in Zahlung nimmt, ohne bemerkt zu haben, daß sie falsch sind. Einsender dieses, der in letzter Zeit 3 solche Exemplare zurüäwies, möchte mit diesen Zeilen auf den Umlauf falscher Goldstücke, welche äußerlich nicht im mindesten verdächtig, dagegen am Klang sofort als falsch erkennbar sind, aufmerksam machen. Die iuüttirten Gold­stücke sind offenbar aus Blei geprägt und vergoldet. Also beim Geldeinnehmen ausgepaßt und Goldstückeklinge» lassen!"

Garrweiler, 23. Jan. Bei der heutigen Ortsoor steher- wühl haben von 29 Wahlberechtigten 27 abgestimmt. Hier­von erhielt Adam Kalmbach, Bauer (Fnybauer) 15, fein Gegenkandidat Jakob Friedrich Kalmbach, Bauer, Tochter- mann des 1- Schultheißen Keck 12 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt. (A. d. T.)

Balingen, 23. Jan. (Korr.) Die kathol. Gemeinde hat zur Erbauung eines Pfarr- und Schulhauses von den Gebr. Schweizer hier einen in nächster Nabe der kathol. Kirche liegenden Bauplatz gekauft. Für den Quadratmeter wurden 6 ^ 50 bezahlt, so daß der ganze Kausschilling auf etwa 5200 kommt.

Zur Landtagsersatzwahl im O.A. Welzheim. Aus Lorch wird geschrieben: In einer Vcrtrauensmänner- versammlung, die am Sonntag Nachmittag in Psahlbronn stattsand und sehr zahlreich besucht war, wurde Professor Dr. Hieber einstimmig als Kandidat für di« Ersatzwahl aufgestellt. Der Bund der Landwirke und die Konservativen find mit der Kandidatur vollständig einverstanden. Prof. Hieber wurde nach Berlin telegraphisch von seiner Auf­stellung benachrichtigt.

Münsingen, 23. Jan. (Korr.) Ein beachtenswertes Stück Selbsthilfe haben die Gchmirdmeister des Münstnger Bezirks geleistet. In einer zahlreichen, aus allen Teilen ^ des Oberamts und namentlich von der Hayinger und Zwir- salter Alb stark besuchten Versammlung konstituierte sich gestern dieFreie Vereinigung der Schmiedmeister des Be­zirks Münstngen". Die Mitglieder des Vereins beschlossen, die Rohmaterialien künftighin im Genossenschas'Sverband gemeinsam einzukaufrn, die Arbeitsprcise zu erhöhen und kontraktliche Ve-pflichtung zur statutengemäßen Einhaltung eines einmal festgesetzten Minimalpreises einzuführen. Jähr­lich sollen einige Wanderversammlungen da und dort im Bezirk abgehal'.en werden, ^/i.tel oller Schmiedmeister deS Bezirks schloffen sich sofort zusammen.

U l m, 24. Jan. In Frage der Verlegung oder Höher- leaung des Uimer BahnhofeS hat die Generaldirektion der Staatseisenbahnen eine weitere Sitzung der Sachverständigen­kommission aus den 17. Februar nach Stuttgart anbrraumt. Die von der Sravt beauftragten Techniker find: Prof. Ttübler-Köln, Swdlbaurat Kölle-Stuttgart, Straßenbauin- spektor Braun-Ulm; außerdem werden den Versammlungen auch Oberbürgermeister Wagner, Landtaosabgeordneter Moyser und Büigerausschußobmann Teichmann beiwohnen.

Gerabronn, 23. Jan. (Korr.) Die Betriebsüber­gabe unserer Zweigbahn BlaufeldenLangenburg erfolgte gestern Vormittag unter zahlreichster Beteiligung der Be­wohner der Umgebung. Festlich geschmückt zog der Bahn­zug, dicht besitzt, trotz deS Regenwetters von vielen Zu­schauern begrüßt, hier ein. Möge die Bahn im Zeichen

sie nicht selbst Farmer sind, also alle Beamten, Handwerker, Kaufleute und nicht zum mindesten die kriegsgesangenen Eng­länder selbst, denen Burenbülton und harter Maismehlzwie­back noch unverdaulicher sein mögen als Burenkugeln, sehr darunter zu leiden haben.

Für die Negierungen des europäischen Festlandes sowohl, als für die der Bereinigten Staaten Nordamerikas dürste die Frage gewichtig werden, ob sie eine derartige Th- rannisirung Angehörigen in den Republiken durch Eng­land dulden wollen?

deS regsten Interesses, das man seither bis zu der lieber- gäbe ihr entgegenbrachte, verbleiben.

Oehringen, 23. Jan. Die bekannte Maschinenfabrik von I. Weippert hier, ging gestern Abend durch Kauf in den Besitz des Maschinenfabnkanten Eheim in Wohlmut­hausen zum Preis von 58 000 .-/( über. Das neue Wohn­haus ist vom Kauf ausgeschlossen. Die Uebernahme soll in thunlichster Bälde erfolgen.

Vom Bodensee, 23. Jan. (Korr.) In Arbon am See findet demnächst ein historischer Umzug statt, durch den die interessante Geschichte des alten Städtchens in hübscher Weise illustriert wird. Zum vielbesuchten Rheinfall will der Schaffhauser Große Rat eine elektrische Straßenbahn von der Stadt bis Neuhausen erbauen. Die Sektion Algäu-Jmmenstadt. welche in den Ooerstiorferbergen bereits eine Reche von Klubhütten besitz:, unter anderen dasLuit- pold-Waltenberger- und Nebelhornhaus, beabsichtigt an dem 1801 m hoch gelegenen Wildsee bei Hinterstem eine Unter« - kunftshütts zu erbauen, da sich das Bedürfnis nach einem Stützpunkt für den im letzten Jahre eröffnet«« Jubiläums­weg vom Geishorn zum Prinz Luitpoldhause herausgestellt hat. Für dir Hochwasserbeschädigten in Bayern hat der Deutsch- und Oesterreichische Alpenverein b s jetzt 41000 ^ gesperrt et.

Pforzheim, 23. Jan. (Korr.) In der gestern Abend obgeyattenen Bürgerausschußsitzung wurde der Gehalt des Oberbürgermeisters Habermehl von 11000 auf 13 000 ^ erhöht. Ebenso wurde durch eine Resolution der Sozial­demokraten beschlossen, den Gehalt des 2. Bürgermeisters olzwart ebenfalls zu erhöhen. Derselbe bezieht 6000 m Spätjähr wurde eine geforderte Erhöhung des letzteren abgelehnt. Auf der Pariser Weltausstellung'haben 27 Pforzheimer Bijouteriefabnken eine Kollektivausstellung in Aussicht genommen. Von Schw. Gmünd werden 10 Firmen ihre Erzeugnisse in Paris ausstellen. Heilbronn ist dort vertreten durch Brackmann u. Söhne, außerdem noch Hanau, Berlin rc. Alle sind in der Klsffs 34 vereinigt.

München, 23. Jan. Zu dem Gerücht, daß Siegfried Wagner der Adel verliehen werden soll, schreiben die Münch. N. Nachr.:Wir erfahren von zuständiger Stelle, daß eine Nobilirirung der Familie Wagner nicht beabsichtigt ist. Ganz abgesehen davon, daß der Name Wagner auf der Welk schon einen solchen Klang hat, daß ein Adelsprädikat die Weihe nicht erhöhen kann, dir ihm die Kunst verliehen hat, hat Richard Wagner s. Z. selbst die Erhebung in den Adelstand, die ihm König Ludwig II. zugedacht h-'tte, ab- gelehnt. Wir erinnern uns stets bei der Nobilitirung be­rühmter Männer der amtlichen Bekanntmachung des Reichs­anzeigers, daß dem berühmten Fystker Hrlmholtz der Adel­stand verliehen worden sei. DerKladderadatsch" brachte diese Nachricht in der Form: Dem Adelstand wurde der berühmte Fystker Helmholtz verliehen."

Lindau, 22. Jan. Wenn in ganz Deutschland der 80. Geburtstag des Dichters Herrn. Lingg gefeiert wird, kann die Jnselstadt Lindau, in deren Mauern er das Licht der Welt erblickte, und die ihm vor zehn Jahren das Ehren- bürzerrecht verlieh, nicht Zurückbleiben. Kommenden Ge­schlechtern zum Gedächtnis wird zufolge einstimmigen Be­schlusses der beiden städtischen Kollegien dis bisherige Kicch- gaffe, in der auch das mit einer Widmungstafel geschmückte Geburtshaus des Dichters liegt, in ZukunftLinggstraße" heißen. Es ist dies die Straße, die vom Kirchen-, Markt- und Lurtpoldplatze zur Ludwigstraße, in der Richtung zum Seehafen führt. In der keu:e üa Nrnhaussaale gehaltenen Festsitzung der Kollegien hod der Bürgermeister namentlich hervor, wie Lingg durch sein ganzes Leben hindurch enge Beziehungen zu seiner Vau-rst-cht pflog und von Jahr zu Jahr gerne in der st. ö» u J-chlstadt weilte.

Berlin, 22. Jan. MeTägl. Rundsch." schreibt: 'Wie wir aus unanfechtbarer Quelle vernehmen, trägt sich der Kaiser sehr ernsthaft mit dem Plane, das höhere Schul­wesen in Preußen einer gründlichen Reform zu unterziehen. Mannigfache Erscheinungen des praktischen Lebens, insbe­sondere auch die Erfahrungen bei der Ausbildung der See­offiziere haben ihn zu der Ueberzeuguug gebracht, daß unser höheres Schulwesen in seiner heultgen Gestalt zu wenig die Bedürfnisse des praktischen Lebens berücksichtige, und er hat deshalb seine früheren Reformpläne, die bekanntlich an dem Widerstande der Schulmännerkonferenz gescheitert sind, wieder ausgenommen. Da der Kaiser den festen Ent­schluß ausgesprochen hat, diesmal seinen Willen durchzusetzen, dürften voraussichtlich noch im Jahre 1900 einschneidende Veränderungen in der Organisation des höheren Schul­wesens zu erwarten sein. Aus die Einzelheiten der geplan­ten Reformen einzugehen, sind wir vorläufig nicht in der Lage; nur soviel können wir schon heute mitteilen, daß die geplanten Aenderungen sich namentlich auf die letzten Klaffen der höheren Schulen beziehen sollen."

DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Verordnung betr. die einstweilige Regelung der Rechtsverhältnisse im Jnselgebiet der Karolinen-, Peleu- und Mariannen- Jnseln, welche bis auf Weiteres einen Teil des Schutzge­bietes von Deutschland bilden, nebst der bezüglichen Ver­fügung des Reichskanzlers, sowie die Verordnung betr. den Erwerb von Grundeigentum Eingeborener des genannten Jnselgebietes, wonach bis auf Weiteres verboten ist, von Eingeborenen Grundeigentum zu erwerben.

Die Sozialdemokratie alsvorübergehende Er­scheinung". Wenn derReichs-Anzeiger" daS Kaiserwort von der Sozialdemokratie alsvorübergehende Erscheinung" nicht wiedergegebeu hat und es somit nach der Praxis des gegenwärtigen Reichstagsprästdenten der parlamentarischen Erörterung entrückt ist, so hat eS der Reichskanzler Fürst Hohenlohe seinem sachlichen Inhalt nach der politischen Welt zurückgegeben, indem er es, natürlich ohne den kaiser­

lichen Redner zu nennen, als einensehr weisen Ausdruck"' bezeichnet« und es damit unter seine verfassungsmäßige Verantwortlichkeit nahm. Wir dürfen das Wort somit als eins positive Errungenschaft unseres politischen Lebens betrachten, um so mehr als auch die Ergänzung nach der negativen Seite hin nicht fehlte. Als daSGegenteil von Weisheit" bezeichnet« der Reichskanzler, höflich wie er ist, das Verlangen derHamburger Nachrichten", daß die Regierung der Sozialdemokratie an die Gurgel springen solle, um sie zu erwürgen. (Würtl. V.-Ztg.)

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 22. Jan. Aus Durban wird gemeldet: General Warren erneuerte, verstärkt durch die Brigade Hart und frische Artillerie, am Sonntag den ganzen Tag den Angriff auf die vordersten Schützenlinien des ihn im Halbkreis umklammernden rechten Flügels der Buren. Auch dieser Angriff wurde abgeschlagen. Warrens Truppen kampirten Nachts in gedeckter Stellung vor dem Feinde, um heute den Angriff zu erneuern.

London, 23 Jan.Daily Telegraph" meldet aus Rendsburg vom 22. ds. Nachmittags: Aus unbekannter Ursache begannen die Buren am Samstag Abend 9 Uhr auf der ganzen Linie ihrer Hauptstellung ein äußerst heftiges Gewehrfsuer, welches ^ Stunden anhirlt. Man konnte das in 3 Etagen abgegebene Gewehrfeuer deutlich sehen.

London, 23. Jan. In Pirtermaritzburg war gestern das Gerücht verbreitet, wonach Oberst Dundcnald mit 1600 Mann in Ladysmith eiugedrungen ist. Das Gerücht ist bis jetzt noch nicht bestätigt.

London, 23. Jan. Buller drahtete gestern Abend nichts als die Liste von den letzten Verlusten der Brigade Hart, nämlich 92 Tote und Verwundete einschließlich eines toten und drei verwundeter Offiziere. Acht Mann werden vermißt. Weitere Verlustlisten sollen folgen.

London. 24. Jan. Aus dem Burenlager am am oberen Tugeia wird vom 19. Jan. gemelset: Dis zentrale Stellung der britischen Truppen befindet sich bei ZwartSkop, wo sie beide User des Flusses besetzt halten. Weiter hinaus nach Zunkles schlugen sie eine Brücke über den Fluß und errichteten große Prooiantniederlagen. Auf dem obersten Teile des Zwactkorps stellten sie 5 Marine­geschütze auf. Sie brachten ferner eine Feldbatterie über den Fluß nach dem kleineren Hügel am nördlichen Ufer, von wo sie unaufhörlich ein sehr heftiges Feuer auf die Burenverschanzungen richten. Die durch diese Beschießung verursachten Verluste sind schwerer als bei Colenso.

London, 23. Jan. Bullers erneute Versuche, durch keilartiges Eindringen zwischen Viljoen und Schalk-Burger den Durchbruch nach Ladysmith zu erzwingen, scheiterten. Joubert ließ Bullers Zentrum ein wenig vor und warf die Brigaden Warren und Hart südwestlich zurück, isolirte beide und brach dadurch ihre Offensive.

Loursnzo Marques, 24 Jan. Eine Depesche aus dem Hauptquartier der Buren aus Ladysmith vom 22. ds. besagt: Seit Samstag wütet eins Schlacht an der Straß« nach OlivierShoek zwischen den Buren unter Pretorius und 6000 Engländern. Der Kampf konzentrnt sich auf Spionskop. Die Buren unter General Bocha und Cronje sind dorthin entsandt.

Brüssel, 24. Jan. To weit zuverlässige Nachrichten vom Kriegsschauplatz vorliegen, gelang es bisher dem General Buller nicht, gegen das Centrum der Buren vorzugehen, so daß die Armee Bullers in eine gefährliche Lage geriet. General Joubert er­wartet einen neuen verzweifelten Angriff der Engländer. Scheitert auch dieser, dann muß Buller schleunigst den Rückzug über die Tugela antreten. Die Position der Buren ist günstig.

London, 24. Jan. DieCentral News" melden auS Durban: Der DampferHawurden Castle" kam hier von der Delagoa-Bai an. Er war vollbesctzt mit Passagieren, hauptsächlich englischen Flüchtlingen, welche aus Prätoria vertrieben waren, weil sie sich weigerten, Kriegsdienste für die Buren zu leisten. Einige derselben waren schlecht be­handelt und als fahnenflüchtig eingesprrrt worden. Einer der Flüchtlinge erzählte, daß ein Dr. van der Mor aus dem Burenheer bei Colenso nach Prätoria gemeldet habe, daß die englischen Krankenpfleger, welche ver­wundete Buren verpflegen, den Buren ihre Wunden wieder ausgerissen haben. Aehvltche skandalöse Vorgänge sind mehrere im Umlauf. (Die Scheußlichkeiten, welche von den englischen Soldaten unter Unterstützung der Koffern gegen gefangene Frauen und Mädchen verübt wurden, kaffen allerdings bald das Gräßlichste glaubhaft erscheinen).

London. 24. Jan. DieFrkf. Ztg." erhält von hier folgende Depesche: Aus dem Burenlager bei Lady­smith via, Lourenzo MarqueS wird berichtet: Die Kämpfe am Tuzela haben Samstag wieder begonnen. Die Eng­länder machten mit mehr als 30,000 Mann und 40 Kanonen einen verzweifelten Versuch, die Höhen am Tu­gela zu nehmen. Die englische Artillerie entwickelte dabei das stärkste Feuer, das in diesem Kriege zu bemerken war. Dreimal hotten die englischen Regimenter die Anhöhen ejr stürm l. jedesmal durch frische Truppen verstärkt. Jedes­mal wurden sie von den Buren unter den Generalen Botha und Lukas Meyer zurückgeschlagen. Die Generale Cronje und Botha Hallen einen Hügel besetzt, über welchen die Straße nach Ladysmith führt. Während deS lOstün- digen Kampfes versuchte die Garnison von Ladysmith eine Demonstration. Die Vorposten der Buren gaben Alarm. Infolge dessen blieb die Garnison ruhig. Wäh­rend der Nacht feuerte die Garnison von Ladysmith noch 12 blaue Raketen ab.