Erscheint

Moniag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.

Auflage: 1800.

Preis Vierteljahr!, hier mit Trägerlohn SO ^ im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 -j. Monatsab onnements nach Verhältnis.

Amts- und Anzeige-Blatt sur den Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

^ 135.

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Der Gesellschafter"

für den Monat

September

werden von allen Postanstalten und von der Expedition entgegengenommen.

Gestorben: (In Amerika: Peter Schaible, aus Gaugen­wald, OA. Nagold, in Lafaqette. Frank Lipp, aus Altheim, OA. Horb, 27 I. a., (ertrunken in Ausübung seines Berufs bei einem Schiffsuntergang), in Kelleys Island.) Julius Schmid, Buchbinder, 61 I. a., Stuttgart. Gottlieb Arnold, früh. Lamm­wirt, 82 I. a., Grunbach, Remsthal. Heinrich Grauer, Zug­meister a. D., Tübingen.

Hebung der Leistungsfähigkeit der Gewerbe durch staatliche Versuchsanstalten.

-j- In mehreren Staaten des deutschen Reiches find die betreffenden Regierungsabteilungen zu der wertvollen Auf­gabe geschritten, durch staatliche Versuchsanstalten den ge­werblichen Fortschritt zu fördern, und es ist erfreulich, daß auch in Preußen neuerdings in immer mehr Gewerbszweigen vielfach unter Staatshilfe an die Errichtung von Versuchs­anstalten gegangen wird. Die neueste Schöpfung auf diesem Gebiete ist die unter Mithilfe des preußischen Land­wirtschaftsministeriums errichtete Müllereiversuchsanstalt. Je zahlreicher diese Anstalten werden, um so mehr wird die Gewähr gegeben sein, daß, was für eine Fortent­wickelung der Industriezweige durchaus notwendig ist, die Wissenschaft befruchtend auf die Praxis einwirken wird und beide Hand in Hand den höchstmöglichen Stand der Blüte der einzelnen Gewerbszweige zu erreichen trachten. Nach­dem Deutschlands industrielle Entwickelung in den letzten Jahrzehnten einen so mächtigen Aufschwung genommen hat, wird es namentlich, um den Kampf mit den anderen Jn- dustrienationen auf dem Weltmärkte zu bestehen, darauf ankommen, die Güte der Erzeugnisse immer mehr zu heben, und das ist natürlich nur bei innigster Zusammenarbeit von Theorie und Praxis möglich. Wenn die Versuchsan­stalten ihre Ausgabe aber recht verstehen, so werden sie der Praxis auch in anderer Beziehung von Nutzen werden können. Gegenwärtig werden, auch von Staatswegen, die eifrigsten Versuche gemacht, die Handwerksmeister in Lohnkursen mit den Forderungen der modernen Zeit be­kannt zu machen. Die Versuchsanstalten würden nach einer ähnlichen Richtung für die Industriellen thätig lein können. Einzelne Anstalten, wie die Deutsche Versuchsan­stalt für Lederindustrie zu Freiberg i. S. sind schon mit der Einrichtung von Kursen, in denen die Industriellen Lber die Fortschritte der Technik unterrichtet werden, vor­gegangen. Es haben sich damit auch günstige Resultate erzielen lassen. Wenn die Versuchsanstalten im Allgemeinen die Unterweisung von Industriellen über die neuesten Er­rungenschaften der Wissenschaft und deren eventuellen An- Wendung im praktischen Leben in ihren Aufgabenkreis ein- beziehen würden, so würden sie noch nützlicher als schon jetzt wirken können. Jedenfalls wird auch vom Staate dem Ausbaue der Institution der Versuchsanstalten stetige Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Einrichtung der staatlichen Versuchsanstalten für die produktiven Gewerbe ist auch deshalb mit großer Freude zu begrüßen, weil in diesen Versuchsanstalten Versuche und Fortschritte erprobt werden können, auf die sich der einzelne Unternehmer meistens aus Mangel an Zeit, Kapital und Sachkenntnis gar nicht einlaffen kann, oder wenn er eS trotzdem wagt, diese Versuche zu unternehmen, dieselben meistens sehr nachteilig für ihn ausfallen. In dieser Hinsicht schaffen die staatlichen Versuchsanstalten also auch einen durchaus zeitgemäßen Fortschritt. Auf den staatlichen Versuchsan­stalten lassen sich Theorie und Praxis offenbar auch in der Weise am ersten vereinigen, daß der wünschenswerte technische Fortschritt, d. h. die aus die Produktion ange­wandte wissenschaftliche Methode gefunden, richtig praktisch angewandt, richtig gestellt und weiter verbessert wird.

Hages-Meuigkeiten.

Deutsche« Leich.

Nagold, 24. August. Den Blättern des Württ. Schwarzwaldvereins (August Nro. 8) entnehmen wir fol­genden mit 6.8-1-., 8.8. signierten Aufsatz überWasser- Versorgung des nördlichen Schwarzwalds". Am Samstag den 27. Mai hielt im Württ. Verein für Bau­

Nagold, Mittwoch den 30. August

künde der Staotstechniker für das öffentliche Wasserver­sorgungswesen, Oberbaurat Ehmann, einen Vortrag über die Versorgung einer größeren Anzahl von Gemeinden der Oberämter Calw und Nagold mit Wasser. Ueber den sehr anziehenden, durch viele Pläne erläuterten Vortrag sei kurz im folgenden berichtet. Es handelt sich hier um die Gegend zwischen Wildbad und Calw, ein ausgedehntes Gebiet, das ähnlich wie die Alb auf seiner Hochfläche in der Haupt­sache vollständig waffrrlos ist; der daselbst anstehende Bunt­sandstein verhält sich nämlich beinahe gleich wasserdurchlässig wie der Jura. Den auf der Höhe liegenden Orten stehen meist nur einzelne ungenügende Quellen zur Verfügung, die mit wenigen Ausnahmen im August versiegen. Die in der Nähe einzelner Orte liegenden grünen Tümpel, von Lebe­wesen jeder Art bevölkert, dienten Jahrhunderte lang dem bescheidensten Wasserbedürfnis, und wenn nicht öfter ge­fährliche Epidemien ausgebrochen find, so ist eS wohl nur dem Umstand zuzuschreiben, daß die Leute kein oder sehr wenig Wasser trinken. In Berücksichtigung der ärmlichen Verhältnisse, die vielfach bei den abgelegenen Gemeinden herrschen, war es in hohem Grade anzuerkennen, daß die Regierung der Bitte um Erteilung ihres Rates bereitwillig nachkam. Der Vortragende ließ die vielen Schwierigkeiten durchblicken, welche dem Zustandekommen einer zweckmäßigen und zeitgemäßen Wasserversorgung entgegenzustehen pflegen; doch soll gesagt sein, daß einzelne der Beteiligten von Anfang an mit großem Eifer für dir Ausführung eintraten. Nachdem schon 1893 sich einige Gemeinden gemeldet hatten, waren es 1896 von den etwa 8000 Seelen in 31 Orten, für welche die Abgabe von Wasser vorsorglicherweise ge­plant werden mußte, in 11 Ortschaften 2810 Einwohner, welche die Erstellung von Wasserleitungen wünschten. In­zwischen ist die Wasserversorgung für 6900 Einwohner ein­gerichtet worden, so daß 21 Gemeinden sich des Besitzes gute» Waffe» s erfreuen dürfen; einige weitere Gemeinden mit etwa 1500 Einwohnern stehen noch in Unterhandlung wegen der Ausdehnung der Wasserleitungen auch in diese Orte. So wurde dank dem unermüdlichen, zielbewußten Vorgehen des Staatstechnikers einer beträchtlichen Zahl von Gemeinden die Wohlthat eines ausgezeichneten Quellwaffers zu teil. Da die Enz in der Nähe von Wildbad rund 150 Meter höher liegt als die Nagold bei Calw, so war es natürlich, die Pumpstation im Enzthal anzulegen, um die Förderhöhe möglichst zu verringern. Es wurde denn auch von den in Betracht kommenden Triebkräften die 7 Kilometer oberhalb von Wildbad liegende Kälbermühle mit ihrer starken Wasserkraft gewählt; eine in der Nähe des Maschinenhauses aus 500 Meter Meereshöhe dem bunten Sandstein entströmende prächtige Quelle, die nachhaltig 20 Sekundenliter vorzüglichen Wassers liefert, wurde samt der Wasserkraft von der K. Forstverwaltung um 25 000 ^ gekauft. Die Enz selbst dient nun auf eine Länge von 1 Kilometer bei 19 Meter Gefäll der Wohlfahrt oer Schwarz­waldbewohner. Die Girard-Turbine gewährt einen Nutzeffekt von reichlich 80 Prozent. Die Förderhöhe bis zu dem bei Aichelberg liegenden Hauplbehälter (806 Meter üb. M.) von 640 Kubikmeter Faffungsraum in 2 Kammern beträgt für die zu hebenden 1012 Sekundenliter rund 300 Meter; die übrigen 18 kleineren Hochbehälter fassen 16050 Kubik­meter. Wie sehr auf die Leistungsfähigkeit d-r Gemeinden Rücksicht genommen wurde, beweist auch der Umstand, daß sämtliche Bauten in den einfachsten Formen gehalten wurden, um die Ausführung durch ansässige k.e ne Meister zu er­möglichen und den Gemeinden aus diese W »e wieder etwas Geld zuzuführen. Die Gesamtlänge der Rohcstränge (einschließlich der noch zur Verlegung komme, den) ohne die Hauswafferleitungen beträgt 90 Kilometer; die Länge der Röhren in den Ortschaften von der betreffenden Haupt­leitung bis zu den einzelnen Häusern und Gehöften mißt 20 Kilometer. Von dem die ganze Gruppe speisenden Hoch­behälter bei Aichelberg gehen verschiedene Stränge aus; der eine schon vorher abzweigende versorgt die Gegend von Agenbach, Würzbach, Röthenbach, Speßhardt, Altburg u. f. w. und geht in der Nähe von Zavelstein weiter nach Sommenhardt und Lützenhardt; ein anderer Strang geht von Agenbach weiter bis Oberkollwangen und Breitenberg. Ein großer Zweig kreuzt ebenfalls wie der vorige die kleine Enz und geht nach Hofstett, Zwerenberg, Martinsmoos, Mindersbach u. s. w.; ein weiterer Zweig geht nach Aichelberg, Aichholden, Simmersfeld, Hornberg bis Alten- steig-Dorf und unter der Nagold durch bis Garrweiler. Bei der Durchschenidung der tief eingeschnittenen Thäler werden die Leitungen teilweise stark beansprucht. Brunnen wurden nur sehr wenige nötig, da fast alle Hausbesitzer den Anschluß Herstellen ließen. Sehr zu loben ist, daß das Ganze auf Gemeindekoste» bis an die Häuser fertiggestellt und samt dem Wafferzins auf die Steuer umgelegt wird, so daß die steuerkrästigeren Schultern auch einen entsprechenden

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Gratisbeilage»: Das Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

18SS.

Anteil an den Gesamtkosten tragen. Die Kosten der Anlage für

etwa 7000 Seelen wurden zu 812 500 ^ berechnet; es ließ sich jedoch durch Abgebote an verschiedenen Arbeiten eine hübsche Summe zur großen Befriedigung der Beteiligten erfahren. Die gußeisernen Röhren wurden schon im Früh­jahr 1897 zu billigen Preisen in Wasseralfingen bestellt; die jetzigen Preise sind wesentlich höher. Wie sehr das treffliche Werk seinen Meister lobt und den Wünschen weiter Kreise in vollem Maße entspricht, bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Calw, 28. Aug. (Korr.) Dr. Römer in Cannstatt hat die frühere Saffianfabrik von Chr. Zahn in Hirsau ange­kauft, um in den großartigen und prachtvoll gelegenen, rings von Gärten umgebenen und unmittelbar an den Wald grenzenden Gebäuden eine Nervenheilanstalt einzurichten. Am 30. Sept. und den folgenden Tagen wird die Haupt­versammlung des Landesverbands der württ. Gewerbeoereme hier stattfinden. Die Besprechung über die Besteuerung der großen Warenhäuser und die zukünftiae Organisation der Handwerkerkammern wird ein wichtiger Teil des viele andere Punkte umfassenden Programms sein. Zu der Versamm­lung werden etwa 200 auswärtige Teilnehmer erwartet. Schon jetzt werden alle Vorbereitungen zum würdigen Empfang der Gäste getroffen. Die geschäftlichen Verhand­lungen finden in der Turnhalle statt. Zu Ehren der Gäste wird die Kapelle auf der Nagoldbrücke beleuchtet und ein Feuerwerk auf dem hohen Felsen abgebrannt werdm.

Horb, 27. Aug. Generaloberst Graf v. Waldersee, Generalinspekteur der 3. Armeeinspektion, hat gestern dem Manöver der 53. Brigade, welches zwischen Altheim, Grün­mettstetten, Oberthalheim, Hochdorf. Gündringen, Vollmar­ingen stattsand, ongewohnt.

Stuttgart, 25. Aug. Zur Kaiserparade. Es liegt nunmehr die Lifte der Persönlichkeiten vor, von wel­chen das Kaiserpaar bet dessen Anwesenheit in Stuttgart begleitet ist, sowie auch derjenigen Personen, welche seitens des württ. HofeS beim Kaiserpaar zum Ehrendienst auSer- sehen sind. Im Gefolge der Kaiserin befinden sich die Oberhofmeisterin Gräfin v. Brockendorf mit zwei Hofdamen, ferner Oberhofmeister o. Mirbach mit einem Kammerherrn. Den Ehrendienst bei der Kaiserin versehen die Palastdame Baronin v. Wöllwarth. Hosmarschall Leutrum und Ober­leutnant Graf Staufenberg. Der Kaiser ist begleitet von dem Generaladjutanteu Graf v. Pleffen, dem General ä lu suitv v. Scholl, dem Flügeladjutanten Oberst v. Macken­sen, Oberstleutnant v. Pritzelwitz, Major v. Böhn, Major v. Berg, Kapitänleutnant Graf Platen-Hallermund. Ferner sind in der Begleitung des Kaisers der Chef des Militär- kabinets General v. Hahnke, Oberhof- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg, der Chef des Zwilkabinetts o. Lucanus. Oberstallmeister Graf v. Wedel! und noch eine ganze Reihe von Adjutanten und Beamten. Den württ. Ehrendienst beim Kaiser versehen: Kciegsminister Frhr. Schott v. Schotten­stein, General Frhr. v. Wattermund, Oberleutnant Zöpp- ritz (Jnf.-Reg. 120). Zum Ehrendienst beim König von Sachsen find kommandiert! General Graf Zeppelin und Oberleutnant Breyer (Jnf.-Reg. 121), beim Großherzog von Baden: General z. D. v. Greifs und Oberleutnant Frhr. v. Hügel (Jnf.-Reg. 126), beim Sroßherzog von Hessen: General z. D. v. Grävenitz und Oberleutnant Ebner (Drag.-Reg. 26), beim Prinzen Albrecht von Preußen: Oberst v. Marcbthaler und Oberleutnant Frhr v. Schwerer (Ulanen-Reg. 19), beim Prinzen Ludwig von Bayern: General z. D. von der Osten und Oberleutnant Holland (Art.-Reg. 29), beim Prinzen Leopold von Bayern: Major Tognarelli, beim Erbgroßherzog von Baden: Major Bin­der (Jnf.-Reg. 125), beim Fürsten von Hohenzollern: Major Welcher (Jnf.-Reg. 123), beim Fürsten v. Hohen- lohe-Langenburg: Oberleutnant Frhr. v. Gültlingen, beim Prinzen Max von Baden: Rittmeister Corel! (Drag.-Reg. 26). Von weiteren Persönlichkeiten, welche zu den Manö­vern hierher kommen werden, nennen wir den Fürsten v. Fürstenberg, Staatssekretär Graf v. Bülow, der Freund des Kaisers, Earl os Lonsdale, Generaloberst Graf o. Waldersee, Kriegsminister v. Goßler, kommandierender General v. Lindequist (18. Armeekorps), kommandierender General Graf v. Häseler (16. Armeekorps) u. s. w. Als Führer der fremden Offiziere sind ausersehen: Major Gerock (Jnf.-Reg. 125), Oberleutnant v. Marval (Ulanen-Reg, 19). Bei dem großen Galadiner nach der Parade über das 13. Armeekorps im weißen Saale des ResidenzschloffeS wird die Tafelmusik von der Kapelle des Infanterie-Regimen!s 120 gestellt.

Cannstatt, 27. Aug. Heute fand im Gasthof zum alten Hasen hier unter Leitung von KreiSturnwart Prof. Keßler eine Versammlung der Verernsturnwarte statt, um über dieturnerischen Aufführungen", welche dieses