Tages-Aeuigketten.

Se»tschei Reich.

Nagold,2.Juli. Kaisermanöver. DaSPräsidium des Württemb. Kriegerbundes erließ an die Bundesvereine ein Rundschreiben folgenden Inhalts:Vor Sr. M. dem Kaiser und vor Sr. M. dem König wird auf dem Exerzierplatz bei Cannstatt am 7. September d. I.. vor­mittags große Parade stattfinden. Wie in früheren Jahren wird auch Heuer dank dem Entgegenkommen des K. General­kommandos den Kameraden des Bundes Gelegenheit ge­geben, an der Parade offiziell teilzunehmen und unserem Kaiser und obersten Kriegsherrn, sowie Gr. M. dem König, unserem erhabenen Protektor, ihre Huldigung darzubringen. Mit Rücksicht auf den äußerst beschränkten Platz und damit die erforderlichen Dispositionen im Benehmen mit dem K. Generalkommando und der K. Generaldirektion getroffen werden können, ist eine recht baldige Nachricht über die zu erwartende Beteiligung der Vereine durchaus notwendig. Sämtliche Einzelmitglieder und Vereine werden deshalb dringend ersucht, mittels Postkarte unter Angabe des Namens des Vereins, der Zahl der Teilnehmer, des Namens des Führers und der Mitteilung, ob Fahne mitgebracht wird, ihre Beteiligung anzumelden."

:: Nagold, 2. Juli. Am gestrigen Samstag feierte in dem benachbarten Oberschwandorf Schullehrer Gürr- bach sein 25jähriges Dienstjubiläum. Vormittags versammel­ten sich die bürgerlichen Kollegien im Schullokal, wo der Geistliche des Mutterorts, Pfarrer Weber von Walddorf, eine herzliche Ansprache hielt und Schultheiß Sckumacher dem Jubilar im Namen der Gemeinde eine wertvolle Uhr über­reichte. Auch ein Glückwunsch-u. Anerkennungsschreiben der Oberschulbehörde war eingelaufen. Nachm, erschienen die Lehrer des Bezirks um ihren ehrwürdigen Kollegen zu be­glückwünschen ; durch Reden u. den Gesang paffender Männer­chöre wurde die Feier verschönt. Möge dem Jubilar sein körperliche und geistige Frische noch lange erhalten bleiben!

t. Bern eck, 2. Juli. Trotz des ungünstigen Wetters nahm doch das Fest unserer Fahnenweihe einen schönen Verlauf. Der Besuch desselben war ein sehr zahlreicher; wir werden im nächsten Blatt näher darüber berichten.

't. Alt^nskeig. 1. Juli. In dem Bestreben, möglichst

viel Grund und Boden und zwar hauptsächlich Wald als Gemeindeeigentum zu erwerben, dürste unser Nachbarort Ueberbergfür viele Gemeinden unseres Landes als Muster­beispiel anzusühren sein. Im Jahr 1874 wurde von der Gemeinde das Gasthaus z. Ochsen samt 7 Morgen Baumgarten und Wiesen erworben. Das Haus wurde aus den Abbruch verkauft, ein großer Teil des schönen Gartens kam zum Schul­dienst, und sämtliche Stecker und Wiesen, die bis dahin zu demselben gehörten, zog die Gemeinde an sich. Auch hat die Gemeinde zur Farrenholtung, die sie längst in Regie über­nahm, durch diesen Kauf schöne Wiesen erworben. Auf An­regung des Ortsvorstehers H. Schultheiß Rapp sollte die Ge­meinde im Jahr 1889 den feilgewordenen Hof Moosberg, 2 km von Simmersfeld entfernt, käuflich erwerben. Das Areal, ca. 30 Morgen, grenzt an den Ueberberger Gemeindewald und hätte auch aufgeforstet werden sollen. Längere Zeit stand der damalige Besitzer mit der Gemeinde in Unterhandlung und hatte um 7 300 ^ sein ganzes Anwesen samt Güter abge­treten; allein die Mehrzahl der Gemeinderäte war gegen den Kauf. Im Jahr darauf kaufte Gimmersfeld den Hof um 11 500 ^ und Ueberberg hatte das Nachsehen. Glücklicher war der Orlsvorsteher im Jahr 1893 mit seinem Vorschlag, einen 23 Morgen großen Wald, angrenzend ans Gemeindeeigentum, zu erwerben. Einstimmig nahm der Ge- meinderal den Vorschlag an, und der Wald wurde gekauft. Neuerdings wurde das nebst Gebäulichkeiten 40 Morgen Akcker, Gärten und Wiesen, sowie 40 Morgen Wald umfassende Gut des -s Gemeinderats M. Keppler in Zumweiler zum Verkauf ausgeschrieben. Beim letzten Verkauf am 27. v. Mts. erwarb di« Gemeinde das ganze Anwesen um 60500 ^ Den Wald behält die Gemeinde für sich; ein Teil der Güter wird aufgeforstet, und den übrigen behält sich die Gemeinde zur Verbesserung vor und zur gelegentlichen Abgabe an Ge­meindemitglieder um den Selbstkostenpreis. Innerhalb 10 Jahren vermehrte die Gemeinde ihr Waldareal, das vorher schon 720 Morgen betrug, um ca. 80 Morgen durch Kauf oder Aufforstung.

Her renberg, 29. Juni. Der Einladung des Gewerbc- vereins zur Besprechung einer eventuellen Einrichtung von elektrischer Beleuchtung und Kraftübertragung von Nagold hieher gaben leider die dabei in Betracht kommen können­den Interessenten nicht in wünschenswerter Anzahl Folge. Doch kam die Versammlung trotzdem zu einem vorläufigen Entschluß. Dos ist wohl den Bemühungen des Gtadtschult- heiß Haußer zuzuschreiben, der nicht allein die neue Einrich­tung durch den Vertrag, der zwischen Ingenieur Klingler und der Stadt Nagold besteht, sondern auch durch Vor­führung der bisherigen Stadtbeleuchtungs- und Wasserwerk- pumpkosten in ein günstiges und annehmbares Licht rückte. Durch nachfolgende Diskussion ergab sich, daß die Elektri­zität wohl mit der Zeit sicherlich in die Werkstätten als ge­horsamer und billiger Diener treten wird. Insbesondere warm trat Oberamtsrichter Kapler für eine elektrische Leitung hieher in längerem Vortrage ein, die bedeutenden Vorteile derselben erläuternd, etwaige Bedenken zerstreuend und eine Abweisung der sich uns anbietenden Gelegenheit als sträf­lichen Leichtsinn nachweisend. Den Dank, den der verehrte Redner dem geschätzten Stadtvorstand für die rege Inan­griffnahme der Bewegung darbrachte, suchte letzterer auf den Vorredner nicht allein, sondern auch auf alle wichtigen Faktoren, die bei einer etwaigen Durchführung der Idee mitzuwirken haben, zu übertragen.

Gündringen, 27. Juni. Wie den andern ver­waisten Gemeinden deS Oberamtsbezirks ist auch «ns heute das Glück beschieden worden, endlich einen definitiven Schult­heiß zu bekommen. Nachdem die vielen gegen seine Per­son erhobenen meist anonymen Einwendungen als uner­heblich bezeichnet wurden, wurde der von der KreiSregie- rung bestätigte Sylvester Kiefer heute von Herrn Amtm. Leuchs in sein Amt eingesetzt. Der Herr Amtmann hielt dabei eine längere Ansprache, in welcher er nicht bloß dem neuen Schultheiß seine schweren Pflichten vor Augen hielt, sondern auch zur Wiederherstellung der gestörten Eintracht ermahnte, die allein einer Gemeinde zum Segen gereiche. Bei dem Festmahl im Gasthof zum Rößle, das seinen alten Ruf bewährte, wurde vom Ortspfarrer ein Toast auf den neuen Schultheißen ausgebracht, von Privatier Meintel auf den Herrn Amtmann. Abends war gesellige Unterhal­tung mit Gesang, Reden und Toasten und nur zu bald er­schien die Polizeistunde.

Horb, 30. Juni. Zu einem rechten und echten Freu­denfeste, das freilich durch die Ungunst der Witterung etwas beeinträchtigt wurde, gestaltete sich die gestern stattgefundene Feier der Fahnenweihe des hiesigen Liederkranzes. Dem Feste wurde das regste Interesse entgegengebracht das «inen- teils in der großen Zahl der Festgäste von Stadt und Land und der Vereine des Bezirks und der Nachbarschaft, die das deutsche Lied pflegen, andern teils in der reichen Befiaggung. in der sinnigen Dekorierung und der prächtigen Illumination am Vorabende (unter Apothek. Schenkei) und am Feste (Hotel Bären) seinen Ausdruck fand. Am Vor­abende deK Festes brachten die Sänger ihrem Vorstande an­läßlich seines Namenstages ein gelungenes Ständchen, hie­rauf versammelten sie sich dann in der Bierbrauerei Schenk, wo in Rede und Toast die Verdienste des Herrn Groß­mann um den Verein wiederholt gefeiert wurden. Das Mitglied, Herr Apotheker Lohß, überreichte unter schöner von Liebe zum Verein und dem Gesänge zeugender An­sprache ein prachtvolles, von seiner Frau Gemahlin gesticktes Fahnenband. Der Vorstand dankte für das so schöne Fest­geschenk, das für alle Zeiten ein Zierde der Fahne bilden werde. Auch der unermüdlichen Thätigkrit des Dirigenten und der anwesenden Ehrengäste wurde je in einem Toaste gedacht.

Reutlingen. 30. Juni. (Korr.) Die Landesoerhand­lung des Vereins Württ. Körperschaftsbeamten findet, wie schon gemeldet, in Reutlingen und zwar in folgender Ord­nung statt: Montag den 24. Juli, von abends 6 Uhr an: Sammlung im Garten, ev. in den Sälen des Hotel Kron­prinz (Konzert). Dienstag den 25. Juli, morgens 7'/z Uhr: Besichtigung der Stadt, vormittags 10 Uhr geschäft­liche Verhandlungen im Siberschen Bicrkeller mit folgender Tagesordnung: 1. Begrüßung der Festgäste durch den Vr- reinsvorstand. 2. Rechenschasts- und Kassenbericht des Aus­schusses und Kassiers. 3. Vorträge über u) die Einkommens- Verhältnisse der Körperschaftsbeamten; d) die derzeitige Lage der Verwaltungsaktuare; e) die Dieastkautionen der Körper­schaftsrechner. An die Verhandlungen schließt sich ein ge­meinschaftliches Mittagsmahl im Ochsen an und am Mitt­woch den 26. Juli, findet Ausflug auf den Lichtenstein statt.

Hall, 29. Juni. Zum Vorstand des Diakonissenhauses ist, wie dasEoang. Kirchenblatt" schreibt, dem Vernehmen nach Pfarrer Gottlieb Weißer, der Herausgeber von -j- R. Kübels Ethik, geb. 1868, seit 1894 Pfarrer in Dörren­zimmern, gewählt worden.

Heilbronn, 1. Juli. In den Tagen vom 16.18. Juli d. I. wird hier der Metropole des württ. Unterlandes das diesjährige 17. württ. Landesschießen abgehalten. Elf Jahre sind verflossen, seit sich die württ. Schützenbrüder zum letztenmal in Heilbronn in frisch-fröhlichem Wettkampf gemessen haben. Wie damals so werden auch Heuer die Einwohner unserer im letzten Jahrzent herrlich aufgeblühten Stadt alles aufbieten, um den Gästen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu gestalten. Als Festplatz ist das mit bedeutenden Mitteln geschaffene neue Heim der Schützen- gilde auf dem Sonnenbrunnen in Aussicht genommen. Auf einem in das Thal vorspringenden Hügel, in nächster Nähe des Hauptbahnhofs, gelegen, ist dasselbe wie geschaffen zu einem Ort genußreichen Verweilens und festlicher Zu­sammenkunft. Von dem Schützenheim aus genießt man einen herrlichen Ausblick in die gesegneten Fluren des lieblichen Neckarthals, hinüber zu den rebenumkränzten Bergen und den waldbestockten Höhen. Die zur Abhaltung des Schießens getroffenen technischen Einrichtungen sind in jeder Beziehung mustergiltig und werden die auswärtigen Schützen von denselben gewiß befriedigt sein. Mögen sich deshalb die Schützenbrüder in Näh und Fern rüsten zur Fahrt ins Neckarthal: zum Schützenfest in Heilbronn!

Kassel, 29. Juni. Heute ist hier Fabrikant Georg Wenderoth, einer der hervorragendsten Industriellen Kassels, gestorben. Wenderoth war ein richtiger 8dk müde Llun, der, aus einem Dorf bei Wolfhage» stammend, sein Geschäft mit geringen Mitteln aus kleinen Anfängen zur großen Blüte, zu seiner heutigen, die gegenwärtige Fach­industrie beherrschenden Stellung hinaufgebracht hat. Wende­roth gründete im Jahr 1866 in der Unterneustadt eine kleine Kartonnagefabrik mit einem kleinen Häuslein Ar­beiter, und heute, nach 33 Jahren, steht ein großes Ge­bäude in der Orleansstraße da, worin mehrere 100 Arbeiter beschäftigt werden, genießt die Fabrik einen Weltruf, besuchen Reisende dieses Hauses für pharmazeutische Be­darfsartikel (Apothekerwaren) alle 5 Weltteile. Seit drei Jahren ist di« Fabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, mit dem Sitz in Kassel und den Filialen in Berlin und München. Wenderoth war nicht nur erster Direktor, er war die Seele des Ganzen, und sein Tod bedeutet einen großen Verlust für das Unternehmen.

Berlin, 1. Juli. Der Reichsanzeiger empfiehlt der deutschen Geschäftswelt Vorsicht gegen einen Orevet, welcher in Bordeaux, St. Augustin, Montauban und zuletzt in Auch Drogueriegeschäfte hatte und aus Auch (Departe­ment Gers) unter Hinterlassung vieler Schulden verschwunden ist. Der Betreffende hat in Auch unter dem Namen Taillefer zahlreiche Schulden kontrahiert.

B erlin, 1. Juli. Die Audienz des Fürsten Herbert Bismarck beim Kaiser findet heute früh statt. Der Wiedereintritt des Fürsten in den Reichs- «der Staatsdienst ist wahrscheinlich. Die Blätter melden, der Kaiser wolle ihm ein hohes Staatsamt anbieten, das Berl. Tgbl. spricht sogar vom Reichskanzleramt (?). Glaubwürdiger ist, daß Fürst Bismarck Botschafter in Washington wird.

-j- Der Bundesrat hat noch immer Nachlese zu dem beendigten Abschnitte der Reichstagssession zu halten. In ihrer am 28. Juni stattgesundenen jüngsten Plenarsitzung genehmigte die Versammlung u, a. das Hypothekenbankge­setz und das neue Jnvaliditärsversicherungsgesetz in der Fas­sung des Reichstages.

Bebel ist übertrumpft durch Baffermann und Ge- «offen! In derNeuen Zeit", der wissenschaftlichen Re­vue der Sozialdemokratie, wird gesagt:So ausgezeichnet Bebels Rede an und für sich war, so war sie von seinem Standpunkt aus gewissermaßen zu selbstverständlich, als daß sie jene überraschende Wirkung hätte haben können, die den scharfen und schlagenden Ausführungen des Nationallibe­ralen Baffermann, des Freisinnigen Lenzmann, des Wild­liberalen Rösicke und gewisser Art auch des Ultramontanen Lieber nachgerühmt werden darf." Mit dieser für die ge­nannten Herren außerordentlich ehrenvollen Bemerkung hat dieNeue Zeit" ganz recht.

ÄusltM-.

-j- In den inneren politischen Kämpfen in Oesterreich ist einstweilen eine Pause eingetreten, wobei die Lahmlegung des Reichsrats natürlich am meisten mit einwirkt. Jetzt verlautet indessen bestimmt, der Reichsrat solle für Sept. einberufen werden, um der Regierung Entlastung wegen der Verordnungen auf Grund des VerfaffungSparagraphen 14 zu erteilen und dann die Delegationssragen oorzunehmen.

Paris, 29. Juni. Die Briefe und Depeschen, welche Dreysus vor dem Verlassen der Teufelsinsel hierher richtete, verrieten zwar eine gewisse Depression, rechtfertigen aber keineswegs die heute verbreitete Auffassung, daß der Ver­teidiger Demange seinen Clienten zunächst in eine Heilan­stalt untergebracht sehen will. Richtig ist nur, daß Demange nach einer oder zwei Konferenzen mit Dreysus sich darüber aussprechen will, ob sein Client der Anstrengung und Aufregung einer mehrtägigen Verhandlung gewachsen sei; dann erst könnte eventuell den Gerichtsärzten ein Votum über einen Aufschub abgefordert werden. Ginge es nach den Wünschen der Frau Dreysus, dann würde die Ver­handlung ehestens angesetzt werden. Sie ließ dringend bitten, ihr keine Blumen zu schicken, noch sei der Augenblick zur Festesfreude nicht gekommen.

Paris, 29. Juni. Einer Meldung desTemps" zu­folge hat die infolge einer Anzeige des Leutnants Peteau gegen die Führer der Tsadsee-Expedition. die Hauptleute Voulet und Chanoine, eingeleitet Untersuchung ergeben, daß die beiden Offiziere schwere Grausamkeiten gegen die Ein­geborenen begangen haben. Der Minister der Kolonien hat den Obersten Klobb beauftragt, Untersuchungen an Ort und Stelle vorzunehmen und eventuell die Verhaftung Voulets und Chanoines anzuordnen.

Paris, 1. Juli. Die Kammer nahm mit 319 gegen 174 Stimmen einen Antrag Viviani an, wonach Frauen, die den Grad eines liosndö sn ärolt erlangt haben, die Advo­katur ausüben dürfen.

Rennes, 30. Juni. Es sind Anstalten getroffen, damit heute Nacht bei Dreysus' Ankunft und seiner Ein- lieferung ins Gefängnis alle Manifestationen unterbleiben.

Rennes, 1. Juli. Major Prost, welcher Dreysus von Cayenne bis Quiberon begleitete, war ihm beim Aus­steigen aus dem kleinen Boote behilflich. Dreysus trug unter dem grauen Ueberzieher einen blauen Sommeranzug. Diesen vertauschte er sofort, nachdem er in seiner Zelle Toilette gemacht hatte, mit der Uniform. Aus der Villa Godard erfährt man nur, daß Frau Dreysus nach durch­wachter Nacht in Begleitung des Professors Havet gegen 9 Uhr Morgens zum Gefängnis kam.

Paris, 1. Juli. Einer amtlichen Meldung zufolge, ist Dreysus in dieser Nacht in Quiberon gelandet und mittels Wagens nach Rennes überqeführt worden, wo er heute früh 7 Uhr eingetroffen ist. Ein Zwischenfall ereignete sich nicht.

Rennes, 1. Juli. Heute Mittag besuchte Frau Drey- fus ihren Gatten im Gefängnisse. Unter allen Anzeichen tiefster Gemütsbewegung verließ sie das Gefängnis, nachdem die Unterredung eine Stunde gedauert hatte.

-j- In der belgischen Deputirtenkammer find jetzt täglich furchtbare Skandalszenen an derTagesordnung". Die Sozialdemokraten, unterstützt von den anderen Gruppen der Linken, machen ihrer Erbitterung über dis den Cleri- kalen günstige Wahlreform-Vorlage der Regierung durch die wüstesten Auftritte Lust, die in der Mittwochsitzung sogar zu einem Handgemenge zwischen Sozialisten und Klerikalen Abgeordneten führten, wobei einer der letzteren, Guchtenaere, durchgeprügelt wurde. Die Sitzung mußte wegen des fortdauernden LärmenS vom Präsidenten, wie schon die vorangegangene, zuletzt aufgehoben werden, ohne daß es zu einer Beratung gekommen wäre. Bald nach Schluß der Kammer kam es am Mittwoch in verschiedenen Stadtteilen Brüffel's zu ernsten Ruhestörungen, die speziell in der Rue Treurenberg die Gendarmerie veranlaßten auf die tobende Menge zu feuern. Gegen Mitternacht war