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Montag, Mittwoch. Donnerstag und Samstag.
Preis vierteljährt. hier mit Trägerlohn 90 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 20 .
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Irr «chlWstrr
Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
73. Jahrgang.
Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zeile aus gewöhnt. Schrift oder deren Raum bet einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je 6
Gratisbeilagen: DaS Plauderstübche» und
Schwäb. Landwirt.
^ 143.
Amtliches.
Bekanntmachung,
belr. die Festsetzung einer erweiterte« Geschäftszeit am Sonntag den 18 . ds. Mts.
Mit Rücksicht auf das landwirtschaftliche Bezirk-fest in Nagold ist am Sonntag den 18. dS. Mts. der Geschäftsbetrieb in allen Berkaufrstellen und die Beschäftigung von Gehilfen. Lehrlingen und Arbeitern in allen Handelsgewerdm während 9 Stunden und »war in der Zeit von 7—9 Uhr Vormittags und von 12 Uhr Mittag- bis 7 Uhr Abends gestattet.
Nagold, den 12. September 1898. _ K. Oberamt. Schüller, Amtm.
Bekanntmachung.
In Beuren und Sulz ist die Maul- und Klauenseuche wieder erloschen.
Nagold, den 12. September 1898.
K. Oberamt. Schöller, Amtm.
Gestorben: Johannes Eggenweiler, pensionierter Forstwart, 66J. a., Calmbach. — August Schöninger, Ochsenwirt, 63 I. a., Werl der Stadt. — Chr. I. Schmid, Landgrrichtsdiener, «7 I. a., Tübingen.
Uages-Hleuigketten.
Drnischrr Leich.
k. Nagold, 13. Sept. Nur noch wenige Tage trennen uns vom landw. Bezirksfest; eS drängt uns, der Bedeutung solcher Feste einige Worte zu widmen. Der einzelne Landwirt bebaut seine Felder Jahr für Jahr im Schweiße feinet Angesichts, stet? in dem Gottvertrauen lebend, daß die Erzeugnisse seiner harten Arbeit verschont bleiben möchten vor allerlei Unbilden der Witterung und solchergestalt such lohnbringenden Absatz finden. Wem ist eS daher mehr zu gönnen als gerade dem Bauern, sich nach vielen saurem Wochen einen frohen Tag zu machen? Hier wird sein srgenblingender Beruf geehrt, hier hat er Gelegenheit, die Erzeugnisse seines Fleißes auszustellen und dafür Anerkennung zu erhalten, hier findet er Belehrung und Anregung und hier freut er sich in dem Bewußtsein, ein Glied zu sein einer großen Vereinigung: de- landwirtschaftlichen Vereins. Diese Punkte sind eS, in welchen die große Bedeutung de- landw. Festes für den Landmann zu suchen ist, ganz abgesehen davon, daß das frohe Zusammensein mit vielen gleichgesinnten und gleichbeschäftigten Männern bei einem guten Tropfen eine wohlthuende Auffrischung für Leib und Seele bildet. In gehobener und freudiger Stimmung wird dann der Landwirt nach Haust zurückkhrrn und daran gehen, die auf dem Feste gesammelten Erfahrungen in seinem Betrieb zu verwerten.
?. Nagold, 13. Sept. Kaufet am Platze! muß der Zeitungsschreiber wieder einmal warnend bitten. Neben den Bestimmungen der „Gewerbe-Ordnung" her, ziehen nämlich die Wanderlager guten Mut- von Städtchen zu Städtchen ihre Waren vusbietend und zwar zu konkurrenzlosen Preisen, das heißt natürlich zu viel billigeren Preisen als die am Platze üblichen festen Preise. So könnten die Käufer von Stadt und Land eigentlich versucht sein zu glauben, daß der Handel- und Gewerbetreibende am Platze die Käufer überforder«? Wehe denjenigen, die sich verleiten lassen, dieser unglücklichen Meinung folgend in einem Wanderlager zu kaufen; sie find Übel daran; die billigeren Preise rächen sich oft bitter, denn sie können gar nicht billig genug sein, um den Käufer wenigstens einigermaßen über den gemachten Einkauf in einem Wanderlager zu trösten! Der Zeitungsschreiber ist zufrieden, wenn die Käufer von Stadt und Land am Platze einen höheren Preis zahlen, dann aber in einigen Jahren zu ihm kommen und sagen der höhere Preis war für die am Platze gekaufte Ware gar nicht zu hoch, denn sie ist so gut, daß sie nochmal 10 Jahre hält und deshalb ist der höhere Preis ein sehr billiger gewesen. Außerdem aber würde eS den Zeitungsschreiber freuen, wenn auch die Handel- und Gewerbetreibende» der Stadt Nagold sich endlich überzeugen wollten, daß auch sie immer wieder am besten fahren, wenn sie selbst auch wieder am Platze kaufen und sich nicht den Exporteuren durch Unterschriften verbindlich machen.
—t. EbHansen, 12. Sept. Eine bange Nacht liegt hinter uns. Zwischen 2 und 3 Uhr wurden wir durch grelle Blitze und fürchterlichen Donner auS dem Schlafe geschreckt. Unheimlich finster« Wolken bedeckten den nächtlichen Himmel; grausig wurde die feierliche Stille der Nacht unterbrochen durch plötzlich aufeinanderfolgende zuckende Blitze und erschütternde Donnerschläge. Der Regen ging sanft nieder, auch brach kein Sturm los. Leicht atmete
Nagold, Mittwoch de« 14. September
alles auf, als das Gewitter endete. Heute morgen aber erfuhr man, daß bei Schreiner I. G. Hauser am Stuhldrrg der Blitz eingeschlagen habe, glücklicherweise ohne zu zünden.
Stuttgart, 12. Sept. Die noch am SamStag abend durch Sonderausgabe der Zeitungen bekannt gewordene Nachricht von dem ruchlosen Attentat auf die Kaiserin von Oesterreich hat hier alsbald in weiten Kreisen eine lebhafte Bewegung und Teilnahme für den unserem deutschen Volke so nahestehenden Kaiser von Oesterreich heroorgerusen. Auf die Nachricht »on der Ermordung ist der Attache der österreichischen Gesandschaft Baron v. Styrcia aus Baden- Baden, wo er zur Erholung weilte, alsbald zurückgekehrt. Die im Gesandtschaftshotel in der Neckarstraße aufgelegten Listen bedeckten sich im Laufe des gestrigen Sonntags mit zahlreichen Unterschriften, vorwiegend aus dem diplomatischen Korps und der Hofgesellschaft. Auch der stellvertretende Stadtvsrstand, Gemeinderat Gauß, zeichnete sich namens der bürgerl. Kollegien in Sie Liste ein. — Gutem Vernehmen nach haben sowohl die Königl. Majestäten, als auch die übrige» Mitglieder deS Königl. HauseS sofort nach Bekanntgabe der Trauerbotschaft in herzlichster Weise dem Kaiser Franz Joseph ihre innige Anteilnahme ausgesprochen. — Seitens der Mitglieder der hiesigen österreichisch-ungarischen Kolonie wird wohl eine besondere Trauerkundgebung veranstaltet werden.
Stuttgart, 10. Sept. (Korresp.) Auf dem Haltepunkt Walhrim kann über die Dauer des Herbstverkehrs neuer Wein als Stückgut in Wagenladungen im Lokalverkehr aufgegrben und abgefertigt werden.
Stuttgart, 12. Sept. Herzog Albrecht von Württem- berg,welcherzumGeneralmajorbefördertundzu«Kommandeur der 4. Gardekavalleriebrigade ernannt wurde, hat sich bereit- am Sonntag zur Uebernahme der Brigade, welche auS dem Leibhusarenregiment und dem 2. Gardeulanenregiment besteht, nach Potsdam begeben.
Kirchheim u. T., 10. Sept. (Korresp.) In der Zeit von 10 Uhr bis gegen 10 Uhr zeigte sich gestern abend am nördlichen Horizont die seltene Erscheinung eines Nordlichts. Der Anblick war großartig, scharf zeichneten sich von sternenbesätem Firmament die Strahlen ab.
Karlsruhe, 10. Sept. Prinz Max von Baden hat sich, wie die,, KarlSr. Ztg." mitteilt, gestern auf Schloß Zars- kojrsrlo mit der Großfürstin Helena Wladimirown« von Rußland verlebt. — Der Prinz, ein Sohn des verstorbenen Prinzen Wilhelm, steht im 33. Lebensjahr und ist Rittmeister im Gardekürasfierregiment zu Berlin. Die Prinzessin, die im Jahr 1882 geboren, ist die einzige Tochter des Großfürsten Wladimir und der Großfürstin Maria, geb. Herzogin von Mecklenburg-Schwerin. Der Prinz hatte zu seiner Verlobung die Zustimmung des Großherzogs und der Prinzessin Wilhelm erbeten und erhalten. Die Nachricht, daß auch der Kaiser von Rußland seine Zustimmung gegeben, traf gestern auf Schloß Mainau ein, wo auch die Prinzessin Wilhelm zur Feier des großh. Geburtstags anwesend wgr. De: Großherzog teilte den anwesenden Gästen und den Hofstaaten das frohe Ereignis mit, so daß die Mutter dbS Bräutigams von allen beglückwünscht werden konnte.
Aus Baden, 12. Sept. Wie schon früher mitgeteilt, ist bei der letzten Rrichstagswahl im Orte Sand vom Orts- Wahlkommiffar, dem Bürgermeister, zu Gunsten des nationalliberalen Kandidaten ganz erheblich „gemogelt" worden. Es ist jetzt amtlich festgestellt, daß nur 9 Stimmen abgegeben worden sind, während sich in der Urne 81 Stimmzettel vorfanden; es sind also 72 Zettel vom Bürgermeister eigenmächtig in die Urne gelegt worden. Der Bürgermeister giebt zu seiner Entschuldigung an, „er habe sich geschämt, daß die Gemeinde sich so schlecht an der Wahl beteiligte".
Lindau, 12. Sept. Gegenwärtig ist hier eine Truppe aus dem Togoland zu sehen. Es befinden sich darunter u. a. Sängerinnen und Tänzerinnen aus dem königlichen Palast im Tozolande, Fetischpriesterinnen, 35 Togomädchen u. s. w. Der Anführer heißt Naja und ist ein Neffe de- Königs Pedro Anajovi, mit welchem daS deutsche Reich 1885 einen Vertrag abschloß. Die Togotruppe wird hier einige Vorstellungen geben und dann nach München Weiterreisen, wo sie alsdann für längere Zeit im doriigen Panoptikum austreten wird.
Berlin, 10. Sept. AuS St. Petersburg wird über die ungünstigen Ernteergebnisse in Rußland berichtet: In den Bezirken von Nischnij-Nowgorod, Kasan, Ufa, Samara und Simbirsk wurde ein vollständiger Mangel an Getreide und Futter konstatiert. Allein eS ist den vom Minister deS Innern entsendeten Spezial-Kommissären Hofmeister Kabat und Graf Tatistschew gelungen, im Einvernehmen mit allen lokalen Verwaltungsbehörden die Maßregeln festzustellen, durch welche die hungerleidende ländliche Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgt und der Wiederanbau bewerkstelligt
1898.
werden wird. Zu diesem Zwek wurde bereit- für mehr als 8 Millionen Rubel Getreide aagekauft. Eine eigentliche Hungersnot hat bisher nur die Provinz Kasan betroffen, während man in den anderen bedrohten Provinzen allerdings befürchtet, daß sie binnen kurzem «intretrn werde, jetzt aber ist sie dort noch nicht vorhanden, weil di« Bauern noch über einen Rest von Getreide verfügen. Dagegen fehlt es in eben diesen Provinzen wieder vollständig an Futter, di« Bauern sind nicht mehr im Stande, ihr Vieh zu versorgen und müssen es zu Spottpreisen aus den Märkten feil- bieten. Die Staatsverwaltung sieht sich daher auch genötigt, die unentgeltliche Verteilung von Birhfuttrr auf sich zu nehmen; sie beschränkt sich aber darauf, jedem Bauer die Tagesration anzuwrisrn, und legt ihm dabei die Der» pflichtung auf, den Viehbestand jedeSmal nachzuweisen, damit jedem Dertrauensmißbrauch begegnet werde. Die Hypothekarbanke» werden von den Grundeigentümern der von der Hungersnot heimgesuchten Provinzen gedrängt, eine Stundung der Zinsenzahlung der ausgeliehenen Kapitalien zu gewähren. _
Ausland.
Paris, 12. Sept. Noch immer treiben im Meere Leichen von dem untergegangenen Dampfer der Eompagnie Transatlantique, „La Bourgogne." umher. Einer der Ueber- lebenden, der Richter DPon aus Rew-Aork, hat sich mit einem eigenen Dampfer nach der Unglücksstelle begeben, um die Leichen seiner Frau und seiner Tochter aufzufinden, leider vergebens. Dafür aber Hai er andere in Masse gesehen; sie wurden durch Rettungsgürtel über Wasser gehalten; auf einem einzigen Floße traf er nicht weniger als zwölf Leichen, die nach dem Urteile der mitfahrenden Aerzte alle an Hunger umgekommen sind. Hier in Paris dürfte die zweite Untersuchung über den Untergang des Schiffes bald beginnen.
Pelersburg, 10. Sept. Anläßlich deS Besucher deS Kaisers Nikolaus II. in Tebastopol rst ein Tagesbefehl ergangen, worin es heißt, der Kaiser habe alle Truppenteile, über die er dort Revue hielt, in glänzendem Zustande und glänzender Ordnung befunden und sei vollkommen zufrieden mit der Ausrüstung der Sebastopoler Festung sowie des vorzüglichen Zustandes der geschichtlichen Denkmäler der mutvollen Verteidiger Sebaftopols und spreche dem Kommandierenden der Truppen deS Odeffaer Militärbezirks Musfin- pyschkin seinen höchsten Dank aus. — Ein kaiserliche« Handschreiben an den kommandierenden Admiral Großfürsten AlexiS vom 6. dS. besagt: „Vor 12 Jahren wohnte ich mit meinem unvergeßlichen Vater in Sebastopol und Nikolajew de« Stapellauf der Erstlinge unserer Verteidigungsflotte am Schwarzen Meere und der Eröffnung der ersten Docks bei. An diesem bedeutungsvollen Tag« erinnerte der dahingegangene Kaiser in einem besonderen Tagesbefehl an dir ruhmreiche Vergangenheit der Schwarzen Meerflotte, die sich für daS Wohl der Heimat geopfert hatte, und begrüßte mit ganz Rußland freudig die Wiedergeburt dieser Flotte. Die Erinnerung an diesen Tag wird nie auS meinem Gedächtnis entschwinden. Vor kurzem verbrachte ich wiederum 4 Tage inmitten der wiedergeborenen Schwarzen Menflotte, hielt eine Revue über die Schiffe und besuchte die Anstalten im Srbastopoler Hafen. Ich fand alles in vorzüglichster Ordnung und vollkommenster Bereitschaft. Ich freue mich der erzielten Erfolge, denn in einer so starken Flotte, wie sie gegenwärtig bei Sebastopol versammelt ist, erblicke ich ein festes Unterpfand für eine fernere ruhige und friedliche Entwicklung des gesamten Südens Rußlands. Ich spreche Ew. kaiserl. Hoheit meine herzliche Dankbarkeit aus für die durchaus erfolgreiche und schnelle Ausführung der Ihnen von meinem dahingezangenen Vater und von mir übertragenen staatlichen wichtigen Aufgaben zum Schutze der Interessen Rußlands am Schwarzen Meer. Das von mir Gesehene erfüllt mich mit der sicheren Hoffnung, daß unter der wachsamen erleuchteten Leitung Ew. kaiserl. Hoheit die junge Schwarze Meerflotte stets die ruhmreichen Überlieferungen ihrer Vorgängerin und der Helsen von Tinope und von den Sebastopoler Bastionen aufrecht erhalten und dadurch das Vertrauen, das ich in diese Flotte gesetzt habe, rechtfertigen wird. Ihr Ihnen herzlich dankbarer und Sie von ganzem Herzen Gebender Nikolaus." (Hienach steht der Zar, ganz in Uebereinftimmung mit unserem Kaiser, in einer starken Wehrmacht die Grundbedingung für eine friedliche Entwicklung.)
London. 11. Sept. Die Meldung von der Ermordung der Kaiserin von Oesterreich erregte hier die größte Sensation und Trauer, verbunden mit Erbitterung über das ruchlose Treiben der Anarchist«», besonders da die Ermordete gerade in England so populär war und so viele Freunde hatte. Die Nachricht wurde sofort der Königin nach Balmoral telegraphirt, welche aufs Tiefste erschüttert war.