Berlin, 3. April. Wie die „Nationalztg." hört, s»ll vo« 1. Oktober ab an preußischen medizinischen Instituten die Bestimmung in Kraft treten, daß der medizinische Doktor- titrl erst nach bestandener ärztlicher Staatsprüfung erlangt werden kann.
Berlin, 5. April. Zu dem spanisch-amerikanischen Konflikt liegen heute wiederum die verschiedensten, sich wider- sprechenden Meldungen vor. In Washington wird in Abrede gestellt, daß der Papst in aller Form in Madrid eine Vermittelung angeboten habe. Mac Kinley hat die Botschaft wegen seines Unwohlseins bis Donnerstag verschoben.
Berlin, 5. April. Einer dem „Lokal-Anzeiger- zugegangenen Meldung zufolge hat in Kiau-tschou im März eine Schlägerei zwischen See-Soldaten und Chinesen stattgefunden, bei welcher Gelegenheit ein Chinese derart verletzt wurde, daß er an den Folgen der Verletzungen gestorben ist. Die gerichtliche Untersuchung des Vorfalles ist eingeleitet. Das Ergebnis derselben ist indes bis heute noch nicht bekannt.
Ausland.
Luzern, 5. April. Am Urner Loche am St. Gotthard stürzte eine Lawine herunter und verschüttete 10 Personen.
2 Personen find tot, 4 liegen noch unter den Schuttmafseu, die übrigen find gerettet. Der Postverkehr ist unterbrochen.
Paris, 5. April. Aus Washington wird authentisch hieher gemeldet, Mac Kinley's Botschaft sei eminent friedlich. Sie besagt, wegen der Maine-Katastrophe dürfe kein Krieg geführt werden. Alle Parteichefs suchen beruhigend zu wirken, allerdings im Hinblick auf eine befriedigende Lösung der Kubafrage.
Mailand, 8. April. Gestern Abend wurde auf der Dampsstraßenbahn Mailand-Monza durch einen von unbekannter verbrecherischer Hand auf die Schienen gewälzten Balken ein Personenzug zur Entgleisung gebracht. Die Lokomotive und der erste Wagen stürzten um. Der Maschinen- führrr und der Heizer wurden schwer verletzt. Die Reisenden kamen mit dem Schrecken davon.
Athen, 5. April. Der Finanzminister Streit reichte seine Entlassung ein. Wahrscheinlich wird der König den Minister bitten, noch einen Monat bis zur endgiltigen Finanzkontrolle im Amte zu bleiben. In politischen Kreisen wird allgemein angenommen, daß die gegenwärtige Kammer nicht wieder einberufen werde. Die königliche Familie ist gestern abend nach dem Kloster Laora Peloponnes abgereist.
Konstautinopel, 26. März. Das Selbstgefühl des Sultans, das nach dem Kriege gegen Griechenland so deutlich hervortrat, scheint sich in nicht ganz unbedenklicher Weise zu steigern. Zur gestrigen Eelamlikfeier war vom diplomatischen Korps nur Sir Philip Currie erschienen, der nach beendetem Gebete des Sultans, das in der Regel bis Ur2 Uhr dauert, in Audienz empfangen werden sollte. Um die Mittagsstunde, kurz vor seiner Fahrt zur Moschee, fiel es dem Sultan plötzlich ein, den an den kaiserlichen Palast grenzenden Wohlthätigkeitsbszar endlich zu eröffnen. Es wurde sofort vom Mdiz-KioSk eine Zirkulardepesche an alle Botschafter und Gesandten gerichtet — der Palast verkehrt schon seit mehr als einem Jahre unabhängig von der Pforte mit den fremden Missionen — mit der Bitte, sich bei der vom Sultan vorzunehmenden feierlichen Einweihung des Bazars einfinden zu wollen. Trotz dieser erst unmittelbar vor dem feierlichen Akt an sie ergangenen Aufforderung — es war wohlberechnete Absicht, fanden sich sämtliche Missionschefs mit Ausnahme des russischen Botschafters Sinowjew und des griechischen Gesandten Prinz Maurocordato, welche sich entschuldigen ließen, ein. Wenn Sir Philip Currie nicht zufällig schon in Aildiz-Kiosk gewesen wäre, hätte er ein gleiches gethan. Der Sultan ließ ihn auffallend lange warten. Anstatt den Vertreter der englischen Königin gleich nach dem Gebet zu empfangen, nahm der Sultan erst eine Revue ab und erwartete dann die Ankunft der telegraphisch zitierten Diplomaten. Bis dieselben eintrafen, der Bazar eröffnet war und eine abermalige Truppenschau stattgesunden hatte, war es Ur5 Uhr geworden. Sir Philip gab seinem Unmut gegenüber den kaiserlichen Adjutanten wiederbolt
Schon am Abend hatte der Fleck nur noch in seinen Haupt- ! zögen das frühere Aussehen; die vier Haupicentren waren ! vorhanden, aber jetzt umstellt von einem Kranze weit geöff- > neter Schlünde. Am nächsten Tage war der ganze Fleck ! in zwei längliche Flecke zerrissen. Was auch immer die ! Sonnenflecke ihrem Wesen nach fein mögen, jedenfalls lehren ! die raschen Veränderungen, denen sie unterworfen sind, daß ^ aus der Sonnenoberfläche ein wilder, großartiger Kampf > der glühenden Materie staltsindet und die Beobachtungen mit ! Hilfe des Spektroskops bestätigen dies vollkommen. Diefes ! Instrument läßt uns die emporschießenden Flammen oder glübenden Gasströme am Rande der Sonnenscheibe direkt wahrnehmen und gewährt uns einen Ginblick in die Geschwindigkeit. mit der dieselben emporzüngeln und die Höhe, bis zu welcher sie sich über die Sounenoberfläche erheben. Am 17. Juni 1891 wurde auf der Sternwarte zu Kalocso eine Sonnenpromberanz beobachtet. An jenem Tage, nachmittags 2 '2 Uhr zeigte der Sonnenrand einige geringe Erhebungen, allein 3 Stunden später hatten sich dort glühende Gasfontinen erhoben, deren höchste 9000 Meilen über die Sonnenoberfläche emporstieg. Eine Stunde später trennte sich eine glühende Wolke, welche die ganze Erde an Größe übertraf, von der Hauptmasse ab und stieg noch 5000 Meilen höher. Die Hauptmasse dieser Flammen bestand, wie fast immer aus der Sonne, auS glühendem Wasserstoffgas. Dicht über dem Sonnenrandc beobachtete man eine schmale, außen mit feinen senkrechten Strichen, gleichsam wie mit Borsten versehene Schicht. Auch diese besteht zum größten Teil aus glühendem Wasserstoff und erreicht eine Höhe bis zu hundert
lauten Ausdruck und forderte schließlich, da er starke» Hunger verspürte, etwas zum Essen. Ein kaltes Dejeuner mit Champagner und altem Johannisberger wurde schleunigst aus der kaiserlichen Küche beigestellt, de« der Botschafter zwar kräftig zusprach, doch hat er nicht vergessen, sich diese neue Hintenansetzung zu notieren.
Kleinere Mitteilungen.
Stuttgart, 5. April. Strafkammer. Der 28jährige verheiratete Weingtrtner Karl Münzenmay von Obertürkheim schoß wie bekannt am 3. Dezember v. I. nachts zwischen 11 und 12 Uhr seiner Ehefrau auS seinem Revolver eine Kugel in die linke Schläfe, die späterhin im Katharinenhospital hier mittels Trepanation herausgezogen wurde. Die schwerverletzte Frau wurde zwar aus dem Katharinenhospital entlassen, ist aber auf der rechten Seite gelähmt und ihre gänzliche Wiederherstellung ist fraglich. Münzrnmay gab zu, daß er noch so spät nachts sich mit seinem Revolver, in dem, wie er wußte, noch eine scharfe Patrone steckte, zu schaffen machte und diesen in gerader Linie nach seiner Frau hielt, als plötzlich der Schuß krachte und diese niederstreckte. Ein sicherer Beweis dafür, daß der Angeklagte die That vorsätzlich begangen haben könnte, wurde durch die Verhandlung nicht erbracht, wohl aber für grobe fahrlässige Körperverletzung, wofür M. zu 6monatlicher Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Für Untersuchungshaft gehen 2 Monate ab. Außer der Strasklage beantragte die Ehefrau auch Scheidung.
Cannstatt, 5. April. In der Keffelfabrik von Wagner und Eisenmann verunglückte gestern Abend ein verheirateter Arbeiter dadurch, daß ihm ein schweres Kesselrohr den Unter- schenket zerquetschte. Das Rohr, das auf 2 Böcken lag, fiel herab, weil 2 Lehrbuben darauf herumtanzten. Der Verletzte wurde mit dem Sanitätswagen ins Bezirkskrankenhaus verbracht.
Ludwigsburg, 4. April. In der Landarmenanstalt Markgröningen starb vorgestern ein Insasse, der 44jährige Ziegler Knoblauch von Gerlingen, infolge einer Morphiumvergiftung. Derselbe soll früher morphiumsüchtig gewesen sein und jetzt bei Gelegenheit von Krankenwärterdiensten in der Anstalt ein größeres Quantum dieses Giftes weggenommen und genoffen haben.
Ludwigsburg, 4. April. Der seit etwa 3 Wochen vermißte Voß von der Straßenbauinspektion Stuttgart.welcher sich von den Seinigen aus Stuttgart entfernte, angeblich um sich nach Vaihingen a. F. zu begeben, wurde in der Nähe von Marbach aus dem Neckar als Leiche gezogen und dort gestern beerdigt. Die Leiche lag schon längere Zeit im Wasser und scheint durch den stark angelaufenrn Neckar dort angeschwemmt worden zu sein.
Marbach, 6. April. Nähere Mitteilungen über die bei Marbach geländete Leiche. Der Verunglückte ist der 51 Jahre alte Bauführer Voß von Stuttgart und wurde dessen Persönlichkeit durch seine Frau und seinen Sohn festgestellt. Derselbe ist vor etwa 3 Wochen von Stuttgart abgereist in der Absicht, Verwandte in Hall zu besuchen und hatte an Geld 75 sodann 1 Ueberzieher, Schirm und auch 1 Uhr mitgenommen. Nun wurden aber bei der Leiche nur noch 25 Pfennige gefunden, während Ueberzieher, Uhr und Schirm fehlen. Da nach dem Leichenbefund dieselbe schon länger im Wasser gelegen haben muß, so ist anzunehmen, daß der Verunglückte nach seinem Abgang von Hause nicht den Betrag von ca. 75 ^ ausgegeben hat und daher der Verdacht wohl begründet ist, daß ein Raubmord vorliegt, wofür besonders das Fehlen der Uhr und des Ueber- ziehers, sowie des Schirms spricht.
Heilbronn, 4. April. (Korresp.) Gestern nachmittag wurde in dem Bahnhofabtritt ein junger Mann erhängt aufgefunden. Derselbe wurde später als ein 22jähriger Eisengießer aus Bückingen erkannt. Der Grund zu dieser That ist ganz unerklärlich, da er immer als solider und fleißiger Mann gegolten hat.
Heilbronn, 6. April. Wegen Gefährdung eines Eisenbahntransportes wurde der Bahnwärter Gg. Wüd- rogel hier von der Strafkammer zu 3 Tagen Gefängnis
Meilen. Man bezeichnet diese Schicht mit dem Namen Chromo- sphäre, und aus ihr steigen von Zeit zu Zeit die gewaltigen Gasströme oder Protuberanzen empor. Dieses Emporsteigen geschieht mit ungeheurer Schnelligkeit, die Geschwindigkeit bis zu 30 und selbst 40 Meilen in der Sekunde, und Vorgänge dieser Art bilden daher ungeheure Explosionen, welche, wenn d?e Erde in ihrem Bereich sich befände, diese zerstören und schmelzen würde. Glücklicherweise trennt aber eine Entfernung von 20 Millionen Meilen unseren Erdball von der ! Glut der Sonne. Wie eben bemerkt, iss es vorzugsweise ! der glühende Wasserstoff, der uns ans der Sonnenoberfläche i entgegentritt, allein außer ihm befinden sich dort noch zahl- ^ reiche andere irdische Elemente im Zustande glühenden Dampfes.
^ Mit Sicherheit sind aus der Sonne bis jetzt nachgewiesen: Aluminium, Barium, Blei, Calcium, Cerium, Chrom, Eisen, Kadmium, Kalium, Kobalt, Magnesium, Mangan, Natrium, Nickel, Wasserstoff und Zink, außerdem einige bei uns selte- ! nere Stoffe, die nur den Chemiker interessieren. Gold hat man noch nicht auf der Sonne entdeckt, es scheint also dort ebenso selten zu sein als bei uns. Eine eingehende Erklärung zu geben, auf welche Weise der Nachweis dieser Elemente auf der Sonne gelungen ist, würde an diese Stelle zu weit führen; heute weiß zudem fast jedermann, daß dies mit Hilfe der Spektralanalyse geschieht, die das von der Sonne ausgesandte Licht, welches die glühenden Dämpfe der obengenannten irdischen Elemente auch ausstrahlen, wiedererkannt hat. ^ Unter solchen Umständen ist nicht daran zu zweifeln, daß ! die Sonne ein Weltkörper ist, welcher sich im höchsten Sta- ! dium der Glut, im Zustand eines glühenden Dampfes be-
verurteilt. W., der an der Industriebahn angestellt ist, hat am 17. Dez. v. I. abends durch falsche Weichenstellung einen Zug auf ein totes Geleise dirigirt, so daß derselbe einen Schutzdamm durchschnitt und einen Schuppen zertrümmerte, wobei zwei Wagen stark beschädigt wurden und ein Schaden von 1800 entstand.
Ehingen, 5. April. Ein heiteres Schauspiel entwickelte sich gestern Nachmittag in der Bahnhofstraße. Etwa 20 Stück Jungvieh (sogenannte Boschen), je zu 6—7 Stück an einen Strick gekoppelt, sollten von 3 Führern transportiert werden. Die Tiere, verwickelten sich aber, so kam es, daß nach kurzer Zeit Führer und Boschen einen dichten Knäuel bildeten. Nun kam noch die liebe Jugend mit Stöcken bewaffnet, zu Hilfe, wodurch die Sache nicht besser, sondern das Vieh erst recht störrisch wurde. So sah man denn unter Heiterkeits - Ausbrüchen eine sich schiebende, stoßende, schlagende und fluchende Masse sich langsam vorwärts bewegen. Endlich wurde „Halt" gemacht und die Tiere an freiwillige Führer verteilt, wodurch dieselben anstandslos ihrem Bestimmungsort zugeführt werden konnten.
Ulm, 30. März. Schwurgericht. Wegen eines Verbrechens der erschwerten Amtsunterschlagung stand heute der 54 I. a. Gemeindepfl. Friedr. Seitz von Hohenstaufen vor den Geschworenen. Die Ankl. vertrat St.-U. Hezel, Bert, war R.-N. Schefold. Seitz wurde im Jahr 1890 an Stelle seines verst. Vaters zum Gemeindepfleger von Hohenstaufen gewählt. Er stand nicht in den günstigsten Vermögensverhältniffen. Schon 1891 begann der Angekl. in die von ihm verwaltete Gemeindekaffe Eingriffe zu machen. Um diese Unterschlagungen zu verdecken, machte er in dem von ihm zu führenden Steuerempfangs- und Abrechnungsbuch und im Brandschadenseinzugsregister wissentlich falsche Einträge, legte auch bei den jeweils durch den Ortsoorsteher vorzunehmenden Kassenstürzen unrichtige Belege und unrichtige Monatsabschlüffe vor. Diese Unterschlagungen setzte der Angekl. bis zum 8. Febr. d. I. fort; die unterschlagenen Gelder belaufen sich auf mindestens 3700 Seitz ist vollkommen geständig; ohne sein Verschulden, durch Unglück mit seinem Vieh, Hagelschlag rc., will er in seinen Ver- mögensverhältniffen zurückgekommen sein. Der Angeklagte wurde unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt, auch wurde auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentl. Aemter auf die Dauer von 5 Jahren erkannt. — Die weiter unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelte Strafsache gegen die Dienstmagd Regine Herb von Gundershofen endigte mit der Verurteilung der Angekl., der mildernde Umstände zugebilligt wurden, zu der Gefängnisstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten. — Vor den Geschworenen standen ferner 3 in einer Fabrik in Salach beschäftigte junge Bursche, die Fabrikarbeiter Aug. Kicherer, Alois Krieger und Joh. G. Straub. Elfterer war des vers. Totschlags und der Körperverletzung, letztere der gemeinschaftlich verübten, schweren Körperverletzung angeklagt. Die Geschworenen bejahten bei sämtlichen Angekl. die Schuldfragen, insbesondere auch bei Kicherer auf vers. Totschlags verneinten dagegen bei Krieger die Frage auf mildernde Umstände. Demgemäß wurde Kicherer zu 10 Mon., Krieger zu 4 Mon. und 15 Tagen, Straub zu 3 Mon. Gefängnis verurteilt. — Die auf dem Land herrschende Unsitte junger Burschen, die eines Mädchens wegen in ihr Dorf kommenden fremden Burschen um Bezahlung von Bier anzugehen und im Weigerungsfall ihnen eine gehörige Tracht Prügel mit- zugsben, führte am 29. 5 Burschen vor das Schwurgericht und zwar den Maurergesellen I. Hörsch von Setzingen wegen versuchter räuberischer Erpressung und Körperverletzung und 4 Andere wegen gemeinschaftl. gefährl. Körperverletzung. Die öffentl. Ankl. war durch St.-A. Uhland vertreten. Die Verteidigung führten R.-A. Lsipheimer und R.-A. Teichmann hier. Am Sonntag den 20. Febr. d. I. kam der Schuhmacher Georg Späth von Göttingen nach Betzingen, wo die Angekl. wohnen bezw. im Dienst sind, um dort die BauerstochterPaulus.mitderereinVerhältnishatte.zubesuchen. Als Späth abends gegen 10 Uhr den Heimweg antrat, wurde er bei den letzten Häusern in Setzingrn von den Angeklagten, die ihn schon mittags mit dem Mädchen im Dorfe
findet. Wie hoch diese Glut an der Sonnenoberfläche ist, war bis vor kurzem noch völlig unbekannt, doch stimmten die Forscher wenigstens darin überein, daß diese Hitze mehrere tausend Grad betragen müsse. Neuere Untersuchungen von Professor Schmier in Potsdam machen wahrscheinlich, daß die Temperatur in der obersten Schichte der Sonne zwischen 4000 und 15000 Grad beträgt. Nach dem Innern zu muß diese Temperatur natürlich noch bedeutend zunehmen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß in den tieferen Regionen der Sonne gegen deren Mittelpunkt hin eine Hitze herrscht, die unsere Begriffe übersteigt. Ueberhaupt bildet die Sonne vollständig einen glühenden Gasball, und der scharfe Rand, den ihre Oberfläche zeigt, ist nur scheinbar und wird hervorgerufen durch Lichtbrechung in dem glühenden Gase. Die Protuberanzen entstehen durch Eruptionen heißerer Massen aus den tiefen Schichten; mitten auf der Sonnenscheibe zeigen sie sich als hellere Stellen oder sogenannte Sonnenfackeln, während die unzähligen kleinen Flammen der Sonnenober- fläche im Fernrohr granuliertes Aussehen verleihen. Sehr schwierig ist es dagegen, über das Wesen der Sonnenflecke ins reine zu kommen. Nur so viel scheint sicher zu sein, daß wir in ihnen Abkühlungsprodukte der scheinbaren Sonnenoberfläche zu sehen haben, eine Art glühender Wolken, in deren Umgebung gewaltige, meist abwärts gerichtete Strömungen der glühenden Gasatmosphäre stattfinden. Dadurch läßt sich auch die raschere Umbildung der Flecke, ihre Auflösung in einzelne Partien und ihr kurzer Bestand am ungezwungensten erklären.
(Fortsetzung folgt.)