Einnahmen erwachsen der Stadt Cannstatt aus der Verpachtung von KieSplätzen am Neckar. Kürzlich wurde ein solcher Platz in den Wangener Böschen behufs Ausbaggerung um den Preis von 27000 ^ pro Hektar bei einer AuSnützungSzeit von 3 Jahren verpachtet. Der gewonnene KieS findet bei den vielen Bauten hier und in Stuttgart raschen Absatz.

Eßlingen, 1. Nov. (Korresp.) Heute Nacht 11'/» Uhr verschied im Alter von ca. 50 Jahren der in weiten Kreisen bekannte Gerichtsnotar Rau. Derselbe litt an einem langwierigen Magenleiden und unterzog sich deshalb vor einiger Zeit noch einer Operation in Tübingen, die ihm aber die ersehnte Hilfe nicht brachte.

Plochingen, 1. Nov. (Korresp.) Dieser Tage beginnt in sämtlichen 5 Klaffen der Mädchenvolks­schule der obligatorische Unterricht in den weiblichen Handarbeiten. Die Kosten der Ausbildung und die Besoldung der Lehrerin trägt die Gemeinde, so daß daS Schulgeld nicht erhöht wird. Gestern wurde auf dem hiesigen Bahnhof trotz vorgerückter Jahres­zeit noch Mostobst verkauft. Preis per Ztr. 6.80.

Bietigheim, 1. Nov. Kunstmüller Kontz hier verkaufte vorgestern seine Kundenmühle an Ober­müller Weller von hier um den Preis von 64000 ^ Die Mühle wird in eine Oelfabrik umgewandelt und mit den neuesten Maschinen dieser Branche versehen werden.

Markgröningen, 1. Nov. (Korresp.) Heute sind es 25 Jahre, daß die Kleinkinderlehrerin Durst hier in Stellung sich befindet. Derselben wurde anläßlich dieses Jubiläums aus der Stadtkasse als Zeichen des Dankes und der Anerkennung ihrer Dienstleistungen ein Geschenk von 50 ^ verabfolgt. Möge sie auch noch das 50jährige Jubiläum hier feiern.

Marbach, 1. Novbr. (Korresp.) Heute Nach­mittag machte die Ortsgruppe Marbach des Schwab. AlbvereinS einen Ausflug auf die Cinzenburghöhe (400 Mtr. ü. d. M.), einem beliebten, von prächtigen Waldungen umgebenen Luftkurort. Auf Einladung des hiesigen Vertrauensmannes, Präz. Lauer, schloß sich auch eine Anzahl Mitglieder der Ortsgruppe Großbottwar an. Es waren etwa 60 Personen, Herren und Damen. Im traulichen Saale deS Einzenburgsaales angekommen, begrüßte Präz. Lauer in launiger Rede die so zahlreich seinem Rufe ge­folgten Wanderer und bringt auf das Blühen und Gedeihen des Schwäb. AlbvereinS, welcher auch i« Unterland seine schönen Blüten treibe, ein Hoch aus. Finanzamtmann Bühler, Vertrauensmann der Orts­gruppe Großbottwar, dankte für die freundliche Einladung und hob besonders hervor, daß diese Ortsgruppenvereinigungen dazu angethan seien, neben den belehrenden und gesundheitsfördernden Zwecken des Schwäb. AlbvereinS die freundnachbarliche Ge­selligkeit und den persönlichen Anschluß zu pflegen und zu fördern. Trotz des herrschenden dichten Nebel­wurde der Rückweg nach Großbottwar durch den bunten dämmernden Wald angetreten und daselbst bei Mitglied Roth z. Gasthof z. Rose ein kleiner Aufenthalt genommen, bis der Abendzug die vom Ausflug wohl befriedigten Wanderer der Heimat zuführte.

Beutelsbach, 30. Okt. Gestern wurde von dem Stationskommandanten Schiefelbein und dem Landjäger ein lediger Bursche namens Ziegler festgenommen. Derselbe ist des Totschlags verdächtig.

Ulm, 30. Okt. Ein eigenes Sparinstitut für Sozialdemokraten. Die sozialistischen ver­einigten Fachvereine haben den Gasthof zumWeißen Roß" hier nunmehr endgiltig um 130000 ^ gekauft und werden eine Zentralherberge für ihre Mitglieder daraus machen. Finanziell beteiligt ist dabei die Brauerei von Ferdinand Weiß Nachfolger Stutt­gart. (Büttner und Wohlgemuth) in Stuttgart.

Al- Epilog zum DarmstädterZwischenfall schreibt man aus Baden-Baden denMünchener Neuesten Nachrichten" (Nr. 502) anscheinend offiziös: Gegenüber den verschiedenen Beschwichtigungen muß konstatiert werden, daß die Meldung derKarlsr. Ztg." die richtige war und die Ablehnung des Besuchs in dieser schroffen Weise erfolgt ist. Nachdem von Karlsruhe aus im Laufe deS Vormittags an den Großherzog von Hessen und an den Zaren telegra­phische Anfragen betr. den Besuch der großherzoglich badischen Hoheiten gerichtet und bis Abend keine Antwort gekommen, wurde nochmals ganz privatim angefragt, worauf lediglich die absagende Antwort des Zaren erfolgte; hierauf die rasche Abreise der badischen Hoheiten nach Baden-Baden. Der Vor­fall hat kerne politische Bedeutung, ist nur als eine Formlosigkeit des jugendlichen Zaren aufzufassen, der vielleicht mehrFreude am Lawn TenniS-Spiel und Saujagdrn habe", wie man sich in den ihm nahe­stehenden Kreisen ausdrückte, welche übrigens den ganzen Vorfall aufs Aeußerste bedauern und die Handlungsweise des Zaren aufs Energischste miß­billigen." Der Großherzog von Sachsen- Weimar hat sich, wie de«Berl. Tagebl." aus Weimar geschrieben wird, inzwischen gestern (Montag) von Eisenach aus ans eine Besuchsreise nach Wies­baden und Baden-Baden begeben. Die Reise war schon früher geplant, aber wieder zweifelhaft geworden.

Vielleicht steht, so schreibt dasTageblatt", diese Reise im jetzigen Augenblick im Zusammenhang mit dem Besuch deS Kaisers von Rußland in Eisenach und den Vorgängen in Darmstadt.

Hagenau, Elsaß, 29. Okt. Heute Abend ist hier in der Colonialwarenhandlung Dudenhöfen ein großer Brand ausgebrochen, der das ganze Quadrat bedroht.

München, 31. Okt. Der Prinzregent ist nach mehrwöchiger Abwesenheit gestern Abend, von seiner Schwester, der Herzogin von Modena, begleitet, von seinem Jagdaufenthalt in Berchtesgaden wieder hier eingetroffen.

Aus der Pfalz, 31. Okt. Heute Nacht er­eignete sich in Landau ein schwerer Eisenbahnunfall. Der Blitzzug Basel-Köln, der um 1 Uhr in Landau fällig ist, fuhr mit voller Wucht auf eine größere Anzahl Güterwagen, die auf dem Gleise standen. Die Gewalt des Zusammenstoßes war äußerst heftig: 4 Güterwagen wurden vollständig zertrümmert, so daß sie ein haushohes Chaos bildeten. Die Loko­motive des Schnellzugs stellte sich quer über daS Gleise. Ein Reisender erhielt Verletzungen im Rücken. Der Rangirmeister, der vergessen hatte, die leeren Güterwagen von dem Gleise zu entfernen, suchte sich zu entleiben,indem er sich zwischen zwei manöverirende Wagen stellte, um sich erdrücken zu lassen. Er wurde zwar schwer verletzt, jedoch schwebt er nicht in Lebens­gefahr. Wie mitgeteilt wird, soll der Rangirmeister Tag und Nacht im Dienst gewesen sein. Der starke Nebel, der herrschte, verhinderte, die auf dem Gleis stehenden Güterwagen noch rechtzeitig zu bemerken.

Darmstadt, 30. Okt. Wie dieDarmst. Ztg." meldet, überwies der Kaiser von Rußland vor seiner Abreise dem Staatsministerium 100,000 Mark für wohlthätige Zwecke.

-j- In Altenburg hat am Sonnabend Nach­mittag die Leichenfeier der Herzogin Agnes im Beisein des Herzogs Ernst, der Mitglieder der her­zoglichen Familie sowie der von auswärts erschienenen fürstlichen Trauergäste stattgefunden, worauf die Beisetzung der hohen Leiche in der Familiengruft nachfolgte.

Halle a. d. S., 1. Nov. Amtlich wird gemel­det: Auf dem Bahnhof Eilenburg fuhr gestern Abend 9 Uhr 30, dem ausdrücklichen Befehl des Stationsbeamten und der beteiligten Weichensteller zuwider und obwohl die Signale, wie er selbst er­klärt hat, die Fahrt verboten, der Führer einer leeren Lokomotive auf den Einfahrtsweg des von Lüben kommenden Personenzugs 406 und stieß diesem in die Flanke. Es wurden 2 Wagen umgeworfen, die Lokomotive und 5 Wagen beschädigt. 4 Reisende und der Lokomotivführer des Personenzugs wurden schwer, 23 Personen leicht verletzt.

Berlin, 30. Okt. Die Morgenblätter konsta­tieren, daß durch den gestrigen Besuch deS Kaisers beim Reichskanzler das Verbleiben des Fürsten Hohen­lohe im Amte gesichert ist. Der Besuch ist ferner als Besiegelung des Entschlusses, die Militärstraf­prozeßordnung in den Reichstag zu bringen, zu er­achten. Die Unterredung zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler währte nach demLokalanz." etwa b/t Stunden und trug einen überaus herzlichen Charakter. DerNarionalztg." zufolge dürfte der Entwurf der Militärstrafprozeß-Ordnung in den nächsten Tagen aus den Ausschüssen an das Plenum gelangen und die Eventualität, daß er dort liegen bleibe, ist nunmehr ausgeschlossen und steht fest, daß er an den Reichstag gelangen wird.

Berlin, 30. Okt. Der geschäftsführende Aus­schuß des Zentralkomites für die Ueberschwemmten beschloß Hestern, demnächst 730000 ^ in die Not­standsgebiete abzusenden, davon weitere 200000 ^ nach Württemberg (so daß damit die Spende des Berliner Zentralausschuffes für die notleidenden deS würlt. Unterlandes die Summe von 600000 ^ erreicht hat), 200000 nach dem Regierungsbezirk Liegnitz, 100000 ^ nach dem Regierungsbezirk Frankfurt a. O., 50000 nach der Westpriegnitz, 30000 ^ nach Oberbayern, 30000 ^ nach Unter­bayern, 30000 nach Kottbus, 30000 nach Beeskow- Storkow, 20000 ^ nach Oppeln, 20000 ^ nach Pommern und 10000 ^ nach Mecklenburg. Es bleibt noch Million Mark übrig.

Berlin, 31. Okt. General der Infanterie a. D Freiherr v. d. Goltz, der bekannte Kommandeur deS 15. Infanterie-Regiments in dem Feldzuge 1866 und nachmaliger Führer der 26. Infanterie-Brigade im Kriege 1870/71 gegen Frankreich wurde auf seinem Landgute Fühme und zwar schon zum zweiten Male in diesem Jahre vom Gehirnschlage getroffen. An dem Auskommen des 82 Jahre alten Greises wird seitens der Aerzte gezweifelt. Herr v. d. Goltz war eis, der am 14. August 1870 die Schlacht bei Colombey eröffnete und dem eigentlich dieser glänzende und mitentscheidende, aber auch sehr teuer erkaufte Sieg über die viel stärkere französische Armee wesent­lich zu danken war.

Berlin, 31. Okt. Der Verband deutscher Kriegsveteranen, gegenwärtig etwa 38 000 alte Krieger zählend, wird dem Reichstage eine Eingabe vorlegen, welche die Einführung einer Wehrsteuer vorschlägt,

um mit dem Ertrage derselben endlich die Kriegs- invaliden und die Witwen der Gefallenen auskömmlich versorgen zu können. Die Veteranen bitten, auch noch weitere Mittel bereit zu stellen, um an noch in unverschuldeter Not befindliche alte Krieger den Ehrensold von 120 Mark zu gewähren, den gegen­wärtig 23000 Mann erhalten, und endlich wird gebeten, daß bei den im Staatsdienste angestellten früheren Militärpersonen keine Kürzung der verdienten Militärpension mehr eintrete, nachdem diese Kürzung bei den im Semeindedienste angestellte in Wegfall gekommen ist. Eine Unterstützung erhält diese Ein­gabe der Veteranen an den Reichstag dadurch, daß nun auch der ständige Kyffhäuser-Ausschuß der deutschen Kriegeroereine an den Reichskanzler eine Petition gerichtet hat, die im Namen von 1'/, Millionen ehemaliger deutscher Soldaten um Besserstellung der Invaliden und der Hinterbliebenen bittet und eben­falls die Einführung der Wehrsteuer beantragt.

Ä « s l a s Z.

Paris, 28. Okt. Ueber 2Clous" der Welt­ausstellung von 1900 macht der Temps heute Mit­teilungen. Einer davon besteht in dem Theater der Gebrüder Guillaume, die darin dem Weltaus- stellungSpublikum das ganze zeitgenössische Paris vorzusühren gedenken. Der andere ist ein Aquarium unter der Seine. Hier sollen dem Beschauer in einem prächtigen Krystallpalast die Geheimnisse aller Meere vor Augen geführt werden. Dasselbe soll einen geradezu feenhaften Eindruck machen und ebenso die Laien wie die Männer der Wissenschaft interessieren.

Belgrad, 29. Okt. Von zuständiger Seite wird das Gerücht über eine angeblich bevorstehende lange Reise des Königs Alexander in das Ausland und die Einsetzung des Königs Milan zum Mitregenten sowie ferner über die kirchliche Ehescheidung des Königs von der Königin Natalie und die Absicht des Königs Milan, eine andere Ehe einzugehen, als völlig unbegründete, böswillige Erfindung bezeichnet.

Für dieOrdnungder türkischen Finanz­verhältnisse wird auf Ersuchen des Sultans nun­mehr thatsächlich ein deutscher Beamter und zwar der Geh.-Legionsrat und Vortragende Rat in der handelspolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Nassaus, als Unterstaatssekretär ins türkische Finanzministerium eintreten. Sein Kontrakt läuft 5 Jahre und sein Gehalt beträgt 35 000 Hr. Raffauf ist als Spezialdelegierter in Konstantinopel beim Abschluß des ersten deutsch-türkischen Handels­vertrags thätig gewesen und er gilt als ein sehr tüchtiger und finanziell unabhängiger Mann. Es dürften noch weitere Ernennungen von deutschen Beamten zu dem Zweck der Reorganisation der türkischen Finanzen erfolgen. Der dentsche Finanz- mann erhält den Titel Musteschar und wird in di­rektem Verkehr mit dem Finanzminister die deutschen Interessen zu wahren haben. Dieser Erfolg, der dem deutschen Botschafter Saurma-Jeltsch zuge- schrieben wird, erregt in diplomatischen Kreisen Aufsehen und alle Botschafter streben jetzt gleiche Zugeständnisse an.

Konstantinopel, 30. Okt. Ein Jrade ermäch­tigt die türkischen Konsuln in Athen, Piräus, Korfu, PatraS und anderen Städten Griechenlands, unver- weilt auf ihre Posten zurückzukehren. Der türkische Gesandte kommt erst «ach Unterzeichnung des end- giltigen Friedensvertrags nach Athen zurück.

Newyork, 29. Okt. Henri George, der als Kandidat für das Bürgermeisteramt in Newyork gestern in vier Versammlungen Ansprachen gehalten hatte, ist heute früh 5 Uhr infolge eines Schlaganfalles gestorben. (Henri George wurde 1839 in Phila­delphia geboren, lernte die Buchdruckerei und war dann als Setzer in mehreren Druckereien in San Franzisco beschäftigt. Einige Artikel, die er schrieb und veröffentlichte, lenkten die Aufmerksamkeit auf ihn; er wurde als Redakteur an einem Blatte in San Franzisco angestellt. Seit 1887 gab er die WochenschriftThe Standard" i» Newyork heraus. Am bekanntesten wurde George durch daS Buch Fortschritt und Armut, worin er die Abschaffung des Privatgrundeigentums verlangte. Seine Werke haben Anregung zur Gründung der Vereinigung für Bodenreform gegeben.)

New-Jork, 31. Okt. Graf Schwerin, der deutsche Gesandte auf Hayti, verlangte von der dortigen Regierung für die unberechtigte Gefangen- haltung eines deutschen Unterthanen Namens Lueders Genugthuung. Da eine Entschädigung verweigert wurde, brach Schwerin die diplomatischen Beziehungen ab. Die Aufregung auf Hayti ist sehr groß. Die Zeitungen führen eine höchst aufreizende Sprache gegen die dort wohnhafte« Deutschen. Die Legis­latur von Hayti hieß die Haltung des Präsidenten gut.

-j- Die in Washington tagende Behringsmeer- Konferenz der Vertreter Nordamerikas, Rußlands und Japans hat sich für Einstellung des Robben- fange- auf hoher See ausgesprochen. ES soll die Zustimmung Englands und Canadas zu diesem Be­schluß eingeholt werden.