frage. Nachdem der Staatsminister namens Sr. Majestät die Eröffnung der Synode ausgesprochen, ergriff der Präsident der V. Landessynode, Land­gerichtspräsident v. Länderer das Wort. Er dankte für die Einberufung und den entbotenen kgl. Gruß namens der Synode und bat Gott um seinen Bei­stand und Segen. Redner ersuchte den Minister, Er. Majestät die Ergebenheit der Synode auszu­sprechen und schloß mit den WortenGott segne den König." Nachdem sich der Kgl. Kommissär mit den Mitgliedern des Kirchenregierungsrats entfernt hatte, übernahm Präsident v. Länderer den Vorsitz, um den Zeitpunkt der nächsten Sitzung festzustellen. Dieselbe findet morgen Vormittag S Uhr statt mit folgender Tagesordnung: 1) Einlauf; 2) Wahl des Vizepräsidenten und der Kommission, 3) Beratung des Rechenschaftsberichtes.

Stuttgart, 20. Okt. (Korresp.) Landessynode. Tagesordnung: 1) Legitimation der neu eintretenden Mitglieder. 2) Wahl des Vizepräsidenten und der Kommissionen. 3) Rechenschaftsbericht. Der Präs, v. Landauer eröffnet die Sitzung um 9',^ Uhr. Er gedenkt zunächst der verstorbenen Synodalabgeord­neten Herzog, Richter, Bazler und Hochstetter, sowie der ausgetretenen v. Lechler und v. Köstlin und begrüßt die neu eintretenden Mitglieder. Reg.-Rat Huzel beantragte namens des Synodalausschusses, die Letzteren für legitimiert zu erklären, was geschieht. Prälat v. Sandberger bittet von seiner Wahl zum Vizepräsidenten von welcher gesprochen worden sei Abstand zu nehmen. Bei der hierauf vor­genommenen Wahl des Vizepräsidenten (früher der P Dekan Herzog) wurde mit 40 Stimmen Prälat Schwarzkopf gewählt, v. Sandberger erhielt 11 St., 4 St. sind zersplittert, v. Schwarzkopf dankt für das ihm hiedurch bewiesene Vertrauen. Präs. v. Länderer: Es könne sich fragen, ob die Neuwahl von Kommissionen nötig sei, oder ob nicht die seit­herigen Kommissionen belassen werden sollen, Redner hält die Neuwahl für erforderlich. Das Haus ist einverstanden. In die kirchenrechtliche Kommission werden gewählt: Oberreg.-Rat Huzel. Dekan Bac- meister, Dekan Lang, Rektor Egelhaaf, Pfarrer Dr. Bossert, Oberamtsrichter Frhr. von Seckendorfs, Landgerichtsdirektor Schuon. Prälat v. Sandberger, Oberreg.-Rat Haag, Dekan Lic. Herrlinger, Ober­landesgerichtsrat Nestle. In die Kommission für Lehre und Kultus werden gewählt: Prof. Dr. Hieber, Prälat v. Schwarz, Gemeinderat Vöhringer, Dekan Römer, Amtsdekan Kopp, Prof. v. Buder, Stadt­pfarrer Abel, Pfarrer Keller, Finanzrat Klaiber. Die Mitglieder der seitherigen ökonomischen Kom­mission: Deck, Gußniann, v. Buol, Löflund, v. Zeller, Preuner, Aichele, Feucht, Lrchlerl werden durch Zuruf wiedergewählt. In die Geschäftsordnungskommission werden gewählt: Oberreg.-Rat Huzel, OberlandeS- gerichtsrat Nestle, Dekan Dr. Bacmeister, Oberamts­richter Frhr. v. Seckendorfs, Regierungsrat Wendel. Präs. v. Länderer teilt einen Erlaß des Konsi­storiums mit, wonach zu landesherrl. Kommissären ernannt sind: Präs. v. Gemmingen, Prälat v. Wittich und v. Sandberger, die Oberkonsistorialräte v. Krafft, Römer und Dr. Braun. Redner verließt die Einläufe, welche den einzelnen Kommissionen zugewiesen werden. Desgleichen die Anträge Dr. Bacmeisters betreffend Abänderung der Diözesausynodalordnung und betreffend Gründung eines Landeskirchenbaufonds. Oberreg. Huzel referiert über den gedruckt vorliegenden Rechenschaftsbericht. Der Synodalausschuß stellt den Antrag, 5 Steno­grafen zu den Verhandlungen beizuziehen. Das Haus beschließt demgemäß. Am Tische des Kirchen- regiments nahmen Platz: Präs. v. Gemmingen, Ober­konsistorialräte v. Krafft, Römer und Dr. Braun, Prälat v. Wittich und v. Sandberger. Oberreg.- Rat Huzel berichtet sodann über den Synodalbescheid, Ministerialdirektor Buhl wünscht, daß jeder Pfarrer diejenigen Kinder auch konfirmirt, welche er im Unterricht hatte und stellt entsprechenden Antrag, den er eingehend begründet. Oberkonsistorialrat Hofprediger Dr. Braun! Ueber den Antrag Buhl sei innerhalb des Kirchenregiments schon verhandelt, aber ein Beschluß nicht gefaßt worden. Der einge- brachte Antrag werde eine weitere Behandlung der Frage veranlassen. Präs. v. Länderer empfiehlt Ver­weisung des Antrags an die Kommission für Lehre und Kultus. Pfarrer Aichele fragt an, wie es mit Revision der Vermögensverwaltungsoorschriften der Kirchengemeinden stehe. Die Vorschriften seien noch nicht geändert worden. Das Ver­waltungswesen sei im Gegenteil umständlicher geworden, was Redner des Näheren ausführt und an Beispielen nachzuweisen sucht. Dem seiner­zeitigen Beschluß der Landessynode sei in dieser Richtung kaum eine Folge gegeben worden. Ober- konfistorialrat Krafft erwidert dem Vorredner. Einige Erleichterungen seien bereits getroffen, im übrigen sei es nicht so einfach, bestehende Rechnungsoor, schriften ohne Weiteres abzuändern. Ueber die Aus­legung von Vorschriften gebe es hie und da Diffe­renzen. Eine umfassende Aenderung sei zunächst nicht durchführbar. Im übrigen werde die Angelegenheit im Auge behalten werden. Pfarrer Aichele: Die Ausführungen des Vorredners seien nicht sehr tröst­

lich. Es fehle hauptsächlich an der Ausführung der Vorschriften. Dekan Lic. Herrlinger: Hr. Aichele habe die Empfindung weiterer Kreise zum Ausdruck gebracht. Es werde aber genügen, eine authentische Jnterpontation der Vorschriften zu geben. Eine Ab­änderung sei nicht empfehlenswert. Pfarrer Dr. Bossert stellt einen Vorschlag zur Abhilfe in Aussicht. Pfarrer Aicheler ist immer noch nicht befriedigt. Der Gegenstand wird verlassen. Prof. Dr. Hieber fragt an. wie weit die Arbeiten der Kommission zur Ab­fassung eines Schul-Bibel-Lesebuchs gediehen seien u.wenn dieselbe wohl fertiggestellt sein werde. Prälat v. Sandberger giebt die verlangte Auskunft und teilt die Grundsätze mit, nach welchen die Zusammensetzung des biblischen Lesebuchs erfolgen soll in sachlicher und formeller Beziehung. Der Entwurf (von Stadt' pfarrer Jehle verfaßt) ist fertiggestellt und wird zur Probe gedruckt werden. Im Jahre 1898 werde die Einführung in die Schule erfolgen können. Pfarrer Gußmann fragt an, wie es mit der Revision der Christenlehre stehe. Oberkonsistorialrat Dr. Braun: Eine Kommission, bestehend aus den Prälaten v. Lechler, v. Berg und dem Redner ist mit der Revision beschäftigt. Eine Beendigung ist etwa bis zum Jahre 1900 in Aussicht zu nehmen. Die Sitzung wird geschlossen. Nächste Sitzung morgen 9 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung des Rechenschaftsberichts.

Stuttgart, 18. Okt. Heute Montag früh um 1 Uhr hat der zum deutschen Botschafter in Washington ernannte seitherige preußische Gesandte Dr. v. Hol­leben Stuttgart verlassen, und sich zunächst nach Berlin begeben. Im Laufe dieses Monats sind noch größere Veränderungen im preußischen und deutschen diplomatischen Corps zu erwarten, deren Erledigung Herr v. Holleben noch in Berlin abwarten wird. Gestern erschien Herr v. Holleben bei Sr. Majestät dem König in Abschiedsaudienz, um sein Abberufungs­schreiben zu übergeben.

Ein Stuttgarter in Transvaal. Wie die Südafrikanische Zeitung mitteilt, wurde auf der Farm des Herrn W. Schüller, eines geborenen Stutt­garters, Bruder des Küfermeisters Sch. hier, 30 Meilen von Pretoria entfernt, vor einiger Zeit nach Kohlen gegraben. In einer Tiefe von etwa 6 Fuß stieß man wider Erwarten auf diamanthaltigen Grund, welcher überaus reichhaltig zu sein scheint. In 10 Karrenladungen wurden 30 Karat Steine gefunden, darunter ein Stein von 16 Karat. Die Qualität der Diamanten ist ähnlich derjenigen in Kimberley.

Cannstatt, 19. Okt. (Korresp.) Gestern vor­mittag fand in den hiesigen Knabenvolksschul­gebäuden eine Entleerungsprobe statt. Auf ein gegebenes Glockenzeichen hatten sämtliche Klassen in einer vorher bestimmten Ordnung das betreffende Schulhaus möglichst schnell zu verlassen. Jedes der beiden Knabenvolksschulgebäude beherbergt 7 Klassen. Binnen 1'/? Minuten waren beide Häuser von sämt­lichen Schülern verlassen. Eine öftere Wiederholung solcher Proben wäre im Hinblick auf einen möglichen Brandfall sehr zweckdienlich.

Ludwigs bürg, 19. Okt. Heute Vormittag fand dieVereidigung der Rekruten des Feldartillerieregiments Nr. 129 in der Schloßkirche bezw. in der Garnisons­kirche durch den Regimentskommandeur Oberst v. Epplen statt. Die Rekruten des Infanterieregiments Alt-Württemberg Nr. 121 werden morgen vereidigt. Den beiden neuerrichtelen württemb. Infanterie- Regimentern Nr. 127 und 180 werden in nächster Zeit Fahnen verliehen werden.

Ebingen, 20. Okt. Bei der Prüfung für Arbeitslehrerinnen in Heilbronn erhielt Frl. Emma Linder von hier in allen Fächern das beste Zeugnis. Frl. Linder will nun hier eine Frauenarbeitsschule ins Leben rufen und hat bereits für das zeitgemäße Unternehmen viele Sympathien erworben.

Frommern, 20. Okt. Das in nächster Nähe des hiss. Bahnhofs dem Verkauf ausgesetzte Ziegelei­anwesen der Gebr. Baur in Ebingen wurde heute um 18050 ^ von Kaufmann I. Sandmeyer in Balingen versteigert.

Münsingen, 19. Okt. Vom Uebungsplatz er­fährt man, daß im Laufe des verflossenen Sommers die Räumlichkeiten des neu erstellten Hotels F. sich zur Verköstigung der nicht in Kompagnieverpflegung befindlichen Einjährig-Freiwilligen, Reserveunter- offijiere etc. sowie zur Bewältigung des Verkehrs von Civilpersonen sich als unzureichend erwiesen haben, so daß auch von seiten der Kommandantur di« Brdürfnisfrage bei weiteren Wirtschaftskonzessions­gesuchen bejaht werden dürfte. Diese günstigen Aussichten haben bereits 2 Bauprojekte mit Kon­zessionsgesuchen gezeitigt, deren Erledigung hier mit Spannung entgegengesehen wird, da sicherem Ver­nehmen nach eines der konkurrierenden Projekte in seinen Größenverhältniffen noch das vorhandene Hotel Übertreffen soll.

Schorndorf, 20. Okt. (Korresp.) Heute früh mit dem Schnellzug kam Präsident v. Balz mit 2 Technikern hieher, um die projektierte Bahnstrecke SchorndorfRudecSbergWelzheim zu besichtigen. DieHerrrnFabrikantenArnold,Gable:undBräuninger, sodann Herr Stadtschullheiß Fritz und der Gemeinderat begleiteten den Herrn Präsidenten nach Welzheim.

Großbottwar, 18. Okt. Gestern Nachmittag hielten hier Mitglieder der Stuttgarter Friedens­gesellschaft eine Versammlung. Den Vorsitz führte ein hiesiges Mitglied der Volkspartei; als Redner traten W. Hartmann und Bankier M. Hausmeister aus Stuttgart auf. Während der Elftere über die Geschichte der Friedensbewegung sprach, legte der Letztere die bekannten Ziele der Friedensgesellschaften dar. Er gab dabei zu, daß eine Abrüstung unter den heutigen Verhältnissen eine Thorheit wäre. Besonders unzufrieden ist er dagegen mit den Be­strebungen für Hebung der Marine. Eine größere Marine sei wertlos und eS genügen 2 Armeekorps zur Stütze der Neutralität Belgiens und Hollands. Eine abenteuerliche Seepolitik sei verwerflich; unsere Kolonien sollen sich bei Verwicklungen unter den Schutz Englands begeben. (!)

Murrhardt, 18. Okt. Im Opferstock unseres Walderichkirchleins fanden sich neulich 50 Zwanzig­markstücke mit einem Zettel oes Inhalts, daß der in Amerika zu Wohlstand gekommene Geber bei einem Besuche der Heimat den Betrag zu Gunsten der Bedürftigen der Gemeinde Murrhardt bestimmte.

Aalen, 18. Okt Der laufende Monat hat uns eine Reihe schöner Tage gebracht, eine wahre Wohl- that für die Landwirtschaft. Im Laufe der letzten Monate tauchte auf dem benachbarten Aalbuch wieder eine größere Anzahl von Hirschen auf, von denen mehrere geschossen wurden; es scheint nicht, als ob das edle Wild aus einem Parke entkommen wäre. Auch eine seit vielen Jahren bei uns verschollene Vogelart hat sich wieder, wie es scheint, in mehreren Stücken eingestellt, die größte unserer Eulengattung, der Uhu. In der letzten Zeit wurde in der Nähe ein prachtvolles, ausgewachsenes Stück dieses bei uns seltenen Vogels geschaffen. Früher horstete der Uhu vorzugsweise auf den Felsen des Rosensteins; gegen­wärtig scheint er sich wieder auf den felsigen Höhen des Langerts einnisten zu wollen.

Vom Unterlande, 20. Okt. Bezüglich des Reblausherdes auf der Markung Kochendorf ist nun­mehr konstatiert, daß nicht nur einzelne Wengerte, wie zuerst angenommen wurde, sondern das ganze Gelände verseucht ist, so daß wohl sämtliche Veben vernichtet werden müssen. Von glaubenswürdiger Seite wird behauptet, daß sich die Reblaus bereits vor 25 Jahren in den Weinbergen Kochendorfs ein­genistet habe und von hier aus die Ansteckung der angrenzenden Markungen erfolgt sei.

Friedrichshafen, 18. Okt. Heute Abend 6 Uhr ist S. M. der König mit Gefolge und den Herzogen Robert und Ulrich von Württemberg mittelst Sonderzugs auf einige Tage hier eingetrvffen. Morgen soll die alljährlich übliche Hofjagd im Seewald beginnen. Am Samstag Abend hielt die Museumsgesellschaft ihr Herbstfest. Da es hier längst keine Weinberge mehr giebt, mußte man sich mit den Räumen des Kurhaussaals begnügen. Dieser war entsprechend ausgeschmückt; ein hübscher Winzer­zug von kostümierten Kindern dargestellt, wirkte vorzüglich.

Jsny, 19. Okt. (Korresp.) Ein erhebender Genuß wurde der evangel. Gemeinde am gestrigen Kirchweihsonntag zuteil durch ein Kirchenkonzert des evangel. Kirchenchors unter Leitung des H. Lehrer Gußmann. Das aus 10 Nummern bestehende Pro­gramm war eingerahmt von Orgelfugen von äelEAtz und Seb. Bach. Nach einem allgemeinen Choral folgten dann in schöner Abwechslung und präziser guter Ausführung Chöre mit und ohne Orgelbe­gleitung von Abel, Brenner, Braun, Weber und Soli für Sopran und Baß von Händel und Mendels­sohn, gesungen von Frl. Bauer und Herrn Klaiber und ein Adagio für Orgel von Mendelssohn. Die zahlreich erschienene Gemeinde nahm diese Art Kirch­weihfeier mit großem Dank und Genuß auf.

Pforzheim, 19. Okt. Die hiesige evangelische Kirchengemeinde hat die auf mehrere Hunderttausende von Mark sich belaufende Ueberschreituug beim Neubau der Kirche auf dem Lindenplatz genehmigt und will den Fehlbetrag durch entsprechende Er­höhung der Kirchensteuer decken bezw. durch sie die notwendige Anleihe tilgen.

Karlsruhe, 18. Okt. Die Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, einer prächtigen Schöpfung des Bildhauers Professor Heer in Karlsruhe, fand heute Vormittag 11 Uhr bei schönem Wetter statt. Um 11 Uhr erschien der Großherzog und die Groß­herzogin, der Erbgroßherzog nebst Gemahlin, Prinz Karl, Prinzessin Wilhelm, Prinz Max, die Erbprinzessin von Anhalt, Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, Fürst von Hohenzollern, Fürst Radziwill, Fürstin Lippe und Gräfin von Flandern. Ferner waren erschienen im Aufträge des Kaisers Generaloberst v. Waldersee, die Generäle von der Golz, Presko, Lindequist, Werder, Lehndorf, Kanitz, Schlichting, v. Arnt, v. Wedel, sowie der preußische Staatsminister v. Marschall und Staatssekretär Tirpitz. Die Enthüllungsfestrede hielt Oberbürgermeister Schnetzler. Nach dem Fallen der Hülle legten die Fürstlichkeiten und die einzelnen Vereine Kränze an dem Denkmal nieder. Gegen 1 Uhr war die Feierlichkeit beendete