Schwarzwälder (Oberschwandorfer) eine bilderreiche Ansprache, in welcher er anknüpfte an einstige Missionsfeiern in Zwerenberg, welche er vor Jahren als Jüngling mitgemacht. Mit welchem Stolz, sagte er, sehen die Brahmanen als die vornehmste Kaste in Indien herab auf den Missionar und auf die von ihm gesammelte Christengemeinde. Doch wird Gott noch die Erde füllen mit seiner Herrlichkeit! Die Missionsgemeinde muß nur sich immer wieder aufschwingen zu ihm mit Flügeln des Gebets! In markigem Schlußwort rief Stadt­pfarrer Rieck aus Neubulach der Festoersamm- tung zu:was ist Mission? Seelengewinnung! Und daran muß jeder sich beteiligen." Von dem Interesse für die Mission legte die reiche Opfer­gabe Zeugnis ab, welche 184 ^ betrug. Möchte dieses Interesse durch unsere Festfeier neu belebt worden sein.

Calw, 19. Juli. Vorgestern Abend wurde durch den hiesigen Liederkranz in der Turnhalle ein von Rektor Dr. Müller hier gedichtetes und von Musikdirektor Braun-Biberach und Dekan Pezold- Brackenheim in Musik gesetztes FestspielVor Straß­burg" zur Aufführung gebracht. Der Chor trat teils in deutschen teils in französischen Uniformen auf und bot somit dem Auge ein farbenreiches Bild dar. Das interressante Werk enthält mannigfache Scenen aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Die Gesänge bestehen in Duetten, Quartetten, ge­mischten und Männerchören mit entsprechender Klavier­begleitung. Die gelungene Aufführung war äußerst zahlreich besucht und ernteten die Mitwirkenden reichen Beifall. Gestern Abend fand eine Wiederholung des Festspiels statt.

Vom Schwarzwald. Am 22. und 23. Juli findet, wie bekannt, in dem Gelände am Kniebis eine Angriffsübung mit schwerer Artillerie des Feld­heeres (Sch arfschießen) statt. Eine Ostpartei wird sich eine Verteidigungsstellung bauen, während eine Westpartei angrefft. An dieser Uebung werden sich badische Truppen aller Waffengattungen beteiligen. Dieselbe wird geleitet durch den komm. General des 14. A.-K. Gen. d. Kav. v. Bülow. Teilnehmen werden Offiziere des k. preuß. Kriegsministeriums, sowie aller höheren Waffeninstanzen. Auch der Chef des Generalstabs der Armee Gen. d. Kav., Graf v. Schlieffen, wird der Uebung beiwohnen. Die Uebung erstreckt sich unter Umständen, d. h. bei starkem Nebel, bis 24. Juli.

.'. Tübingen,19.Juli. Die Eintracht Eßlingen machte gestern einen Ausflug auf den Hohenzollern und nahmen das Mittagsmahl im Hirsch dahier ein. Gleich nach Ankunft des Heisinger Zuges sang die Eängerschar, ca. 60 an der Zahl, am Uhlands- Deickmal 2 Lieder, dem der SängerwahlspruchGrüß Gott mit Hellem Klang" vorausging. Die trefflichen Chöre unter der Leitung des Herrn Lehrers Schmidt bewegten daher auch eine stattliche Zahl Zuhörer in dem Müllereigarten, wo um 5 Uhr gesellige Unter­haltung stattfand. Bei dem auf dem Exerzierplatz um 4 Uhr stattgefundenen Fußballspiel zwischen den Reutlingern und Tübingern siegten die letzteren zweimal. Das Spiel lockte ein zahlreiches Publikum herbei.

Böblingen, 19. Juli. Das am vorgestrigen Abend auf der Waldburg vom hiesigen Liederkranz unter Mitwirkung der Stadtkapelle zu Gunsten der Gewitterbeschädigten des württ. Unterlandes veran­staltete Gartenfest mit ital. Nacht nahm bei zahl­reicher Beteiligung den schönsten Verlauf. Trotzdem daß kein Eintrittsgeld erhoben wurde und nur frei­willige Gaben angenommen wurden, ging doch ein ansehnlicher Betrag ein, welcher neben so vielen im Lande eingehenden Gaben als ein kleiner Beitrag gelten mag.

.-. Stuttgart, 18. Juli. Der Schwäbische Alb- verein ist mit seinen patriotischen Bestrebungen rasch auch im württ. Franken verstanden und durch reichen Mitgliederwuchs gefördert worden. Der Vorstand dieses Vereins hat deshalb aus seiner Versügungs- summe wie vor 2 Jahren in die Balinger Gegend so auch jetzt den Hagelbeschädigten des Unterlands 200 ^ durch Uebermittelung an Obmann Burr in Heilbronn zugewendrt. Aber auch auswärtige Gaben hat derAlbverein veranlaßt. Der Wiesbadener Rhein- und TaunuSklub übersandte dem Vorstand für die Hagelbeschädigten 50 ^ als Ausdruck des Danks für die gute Ausnahme und Führung bei seinen vorjährigen Wanderungen in Schwaben.

Stuttgart, 18. Juli. Eine größere Zahl würt- tembergischer Ziegeleibefitzer erlaffen eine öffentliche Erklärung, worin insbesondere imBeobachter" und derSchwäbischen Tagwacht" den Ziegeleibesitzern gemachte Vorwurf, daß sie die Notlage der durch daS Hagelwetter Bedrängten in rücksichtsloser Weise ausnützten, um für sich die höchsten Profite zu erzielen, zurückgewirsen wird. Die betreffenden Ziegeleibesitzer erklären, daß von ihrer Seite in keinem einzigen Falle ein höherer, als der laufende Preis für in das Hagelgebirt gelieferte Dachplatten oder Falzziegel be­rechnet wurde, es haben im Gegenteil einige Ziege­leien noch wesentliche Preisnachlässe bewilligt. Die gegen die Ziegeleibesitzer erhobenen Angriffe entbehren somit der wahrheitsgemäßen Grundlage.

Stuttgart, 20. Juli. Der württembergische Städtetag wird nicht am 21., sondern am Mittwoch den 28. d. M. dahier stattfinden. Den Zweck der Zusammenkunft, zu welcherOberbürgermeisterRümelin die Anregung gab, bildet, wie bereits mitgeteilt, eine vertrauliche Besprechung über den im Steuerreform­gesetzentwurf vorgesehenen Einzug der Einkommen­steuer durch die Gemeinden. Bei dieser Gelegenheit werden jedenfalls auch noch sonstige, die Gemeinden berührende Fragen zur Sprache gebracht werden; die Tages-Ordnung verzeichnet indessen nichts der­artiges; ebenso sind keine Referenten bestellt.

Stuttgart. Deutsche Fachausstellung für das Hotel- und Wirtschaftswesen, Kochkunst und ver­wandte Gewerbe, 14. 31. August 1897. Mächtig schreiten die Vorarbeiten zu dem Ausstellungs-Unter­nehmen voran, welches derStuttgarter Wirtsverein" anläßlich der im August stattfindenden Verbands­tage deswürtt. Landesverbands", desBundes deutscher Gastwirte und der Generalversammlung der Sterbekasse" des Letzteren unternommen hat. Da dasselbe immer größere Dimensionen annimmt, ist der ganze Platz vor der Gewerbehalle benötigt worden und inmitten desselben wird sich der von den Architekten Schmohl u. Stählin entworfene, einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bildende Pavillon desStuttgarter Brauereibesitzer-Vereins" erheben, in welchem, ca. Iberlei Bierquellen fließen werden. In der Halle selbst müssen die leitenden Techniker die sorgfältigste Einteilung treffen, um die weit über die gehoffte Anzahl Anmeldungen hinausgehenden ca. 350 Aussteller unterzubringen, umsomehr als Plätze bis zu 70 Quadrat-Meter belegt sind. Ein reiches, großartiges Bild wirtschaft­lichen Lebens wird sich den Besuchern der Ausstell­ung bieten und darthun wie tief das Gastwirtsge­werbe in das gewerbliche Leben überhaupt em- schneidet und wie von dem Florieren des ersteren das Wohlergehender Letzteren abhängig ist. Zahl­reiche Ehrenpreise zum Lohne für hervorragende Leistungen sind in dankenswertester Weise von Gast­wirtsvereinen und Verbänden wie auch Privaten teis schon gestiftet, wie in Aussicht gestellt, und auch der Loosabsatz ist ein äußerst befriedigender. Auch die Veranstaltungen geselliger Natur, voran das von der Stadt Stuttgart in freundlichster Weise in Aussicht gestellteStadtgartenfest", dürsten die Ver­anlassung bieten das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und in den Tagen vom 14. 31. August die Schritte der einheimischen Bevölkerung sowohl, wie der des ganzen Landes, recht zahlreich nach Stuttgart und in dieDeutsche Fachausstellung des Wirtsgewerbes" zu lenken, umsomehr als die­selbe ja dieses Jahr die einzige Veranstaltung größeren Stils in Stuttgarts Mauern bildet.

Vaihingen a. Enz, 17. Juli. Die Schutz­impfung der Schweine erhielt sehr gute Resultate. So erhielt Schreiber dieses, die Nachricht aus Bietigheim, daß von 6070 geimpften Tieren, trotz der großenHitze noch kein einziges geschlachtet werden mußte. Sollte der Monat August auch noch so gut abschließen, so ist der Erfolg ein deutlicher, daß er auch den ärgsten Zweifel überzeugen werden w!rd.D

Bietigheim, 19. Juli. Herr Bierbrauer Schnei­der hier beabsichtigt, seinem schön angelegten Wirt- schastsgarten auch noch einen Tiergarten, wozu hin­länglich Raum vorhanden ist, anzufügen. Schon sind mehrere alte und junge Rehe, verschiedene Sorten Lapins, Pfauen u. dergl., denen bald noch mehrere Sorten ausländischer Papageien u. s. w. folgen, zu sehen. Da der Besuch des Gartens vollständig frei ist, so erwächst dadurch unserer Stadt ein neuer Anziehungspunkt.

.'. Niederstetten, 19. Juli. Ein großer Teil der Weinbergbesitzer ist eben an der Arbeit, ihre Weinberge mit Kupfervitriol-Lösung gegen Blattfall­krankheiten zu bespritzen und wünschen wir, daß die Bemühungen der Weingärtner von Erfolg begleitet sein mögen. Der Stand der Reben ist ein vorzüg­licher und es sind die Trauben in ihrer Entwicklung weit vorangeschritten.

Tuttlingen, 18. Juli. Bei dem heute hier stattgehabten Wettgesang errangen im Volksgesang einen II. Preis die Vereine Harmonie Trossingen und Liederkranz Ergenzingen, beim höheren Bolks- gesang einen I. Preis die Vereine Frohsinn Schwen­ningen, Männergrsangverein Rottweil, die Liederkränze zu Schwenningen, Horb, Sulz und Freudenstadt, einen II. Preis die Vereine Liederkranz Schramberg, Männer­chor Freudenstadt, im Kunstgesang einen I. Preis die Vereine Liederkranz Rochenburg und Liederkranz Oberndorf.

Gerabronn, 19. Juli. In einer gestern im Schwanen in Blaufelden stattgehabten Versammlung wurde an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zu­rückgetretenen, um den Landw. Verein hochverdienten, seitherigen Vorstand, Herr Domänedirektors Baron v. Röder, der stellvertr. Vorstand, Oekonomierat Stieren-Ludwigsruhe nahezu einstimmig zum Vor­stand gewählt. Als zweiter Vorstand wurde Bank­direktor Landauer mit großer Majorität und bei den Nachwahlen in den Ausschuß die Herren Ober­amtmann Fetzer, Schultheiß Hosmann Wittenweiler und Domänerat Mutschler-Langenburg gewähltt.

Herr Oekonomierat Riebt hielt einen sehr belehrenden Vortrag über verschiedene Erntemethoden. Auch der Ankauf vou Zuchtvieh im Simmenthal wurde beschlossen. Bei Besprechung des Hagelschadens teilte Herr Oberamtman Fetzer mit, daß der Gesamt­hagelschaden im Bezirk an Getreide- und Feldfrüchten sich auf rund 1 400 000 ^ belaufen. Auch ein Bezirkskomite, welches die Verteilung von Natur­alien rc. zu besorgen hat, wurde in der Versammlung bestimmt.

Mergentheim, 19. Juli. Gestern Nachmittag von */-5 Uhr ab gab der hies. Sängerkranz unter Mitwirkung des evang. und kath. Kirchenchors, der Militärkapelle und weiterer mustkal. Kräfte zu Gunsten der Hagelbeschädigten im großen Saale des Karlsbades ein Konzert, welches sich eines außer­ordentlichen großen Besuchs von hier und auswärts zu erfreuen hatte. Ca. 300 ^wurden an Eintritts­geldern eingenommen.

München, 17. Juli. Die Kaiserin sollte nach der getroffenen Bestimmung heute früh 10 Uhr von Tegernsee hier eintreffen, um nach Kiel zu reisen. Dann wurde der Zug auf nachmittags angesetzt, und jetzt ist die Reise überhaupt aufgegeben, so daß die Kaiserin in Tegernsee verbleibt. Herzog Karl Theodor befindet sich noch in Tegernsee.

München-Gladbach, 19. Juli. Unter der Teilnahme Tausender wurde gestern Eberlein's Reiter­standbild Kaiser Wilhelms I. feierlich enthüllt. Es folgte hierauf Festmal und Feuerwerk.

Tegernsee, 17. Juli. Die Kaiserin stattete heute nachm, dem Herzog Karl Theodor auf seinem Schloß einen Besuch ab. Um 3^/s Uhr begab sich der Herzog mit seiner Gemahlin und den Prinzesstn- nen-Töchtern Sofie und Elisabeth zum Bahnhof nach Gmund. Der Herzog begiebt sich über München, Berlin, Rostock nach Norwegen. (Der Herzog Karl Theodor wird, wie man derFrkf. Ztg." aus Bergen meldet, an weiteren Ausflügen des Kaisers nach dem Sognefjord, nach Molde und Drontheim teilnehmen. Er ist nicht als Spezialist zum Kaiser berufen, denn das verletzte Auge erfordert, wie der Korrespondent erfährt, keine Spezialbehandlung; der HeiHog kommt freiwillig als Gast des Kaisers).

-j- Herr Dr. Sigl in München, der berühmte Preußenfresser, ist bei der Landtagsersatzwahl im bayerischen Wahlkreise Regen-Zwiesel in den Land­tag gewählt worden.

Hannover, 19. Juli. Wie dieHannov. Tages- Nachr." auf Grund zuverlässiger Informationen er­fahren, hat der Oberpräsident von Hannover, Herr von Bennigsen, seinen Abschied zum 1. Januar n. I. formell eingereicht.

Berlin, 17. Juli. Die Meldungen über die bevorstehende Rückkehr des Kaisers erregen hier großes Aufsehen. Es ist natürlich, daß sie mit der Verletzung des Auges in Zusammenhang gebracht werden. Dem gegenüber meldet der Lokalanzeiger aus Bergen: Der Kaiser bleibt vorläufig noch hier. Die Gefion ist im Begriff, nach Gothenburg abzugehen, um, wie man sagt, einen österreichischen Prinzen, der den Kaiser begleiten soll, zu holen. Vielleicht bedeutet dies, daß der Kaiser die Nordlandsreise fortsetzen will. Es wird angenommen, daß der Kaiser außer aller Gefahr sei.

-j- Der hochverdiente Commandeur des 4. Armee­korps, General v. Hänisch, ist vom Kaiser an­läßlich seines 50jährigen militärischen Dienstjubiläums durch ein sehr huldvolles Glückwunschschreiben und durch die Verleihung der Brillanten zum Schwarzen» Adler-Orden ausgezeichnet worden.

Das ReichS-Versicherungsamt hat kürzlich eine für weitere Kreise bemerkenswerte Entscheidung erteilt. Ein auf dem Eisenbahngelände beschäftigter Rottenarbeiter hatte sich nach Feierabend um */,6 Uhr nach Haus begeben und dort Kaffee getrunken, als er bemerkte, daß er an der Arbeitsstätte seinen Stock vergessen habe. Um diesen zu holen, ist er gegen 7 Uhr an die Arbeitsstätte gegangen und dort von einem Eisenbahnzug überfahren und getötet worden. Der Entschädigungsanspruch der Witwe ist, da kein Betriebsunfall anerkannt wurde, in allen Instanzen zurückgewiesen worden. Aus den Gründen der Rekurs» entscheidung ist folgende Ausführung hervorzuheben: Wenn das Reichs-Versicherungsamt schon mehrfach Unfälle, die sich nach Schluß der Arbeit an der Betriebsstätte ereigneten, als Betriebsunfälle gemäß tz 1 des Unfallversicherungsgesetzes v. 6. Juli 1884 angesehen hat, so hat diesen Entscheidungen die nach dem Sachverhalt 'jedesmal zulässige Annahme zu Grund gelegen, daß der Aufenthalt auf der Betriebs­stätte auch nach dem Schluß der eigentlichen Arbeit noch vermöge der Beschäftigung des betreffenden Arbeiters im Betrieb und noch im Bann seiner BetriebSthätigkeit erfolgte, die nicht ohne Wetteret mit dem letzten Glockenschlag der Arbeitsstunde ihr Ende erreicht, vielmehr noch eine nach den Umständen angemessene Zeit hindurch als fortwirkend angesehen werden muß. Davon ist aber in diesem Fall nicht die Rede. Der Getötete hatte die Arbeit längst auf­gegeben und in seiner Wohnung eine andere Be­schäftigung vorgenommen gehabt, als er an die Arbeitsstätte zurückkehrte; er suchte die letztere nicht