Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Oberamts-Bezirk Nagold

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Nagold, Mittwoch den 21. Juli

1897.

Amtliches.

Bekanntmachung.

Floßsperre auf der Nagold betr.

Nachdem die Kgl. Kreisregierung Reutlingen Floßsperre auf der Nagold für die Dauer des Monats August verfügt hat. wird hiemit im Ein­verständnis mit der Großh. Wasser- und Straßen­bausektion dahier für die badische Strecke der Nagold ebenfalls auf die Dauer vom 1. bis einschl. -31. August 1897 Floßsperre angeordnet.

Pforzheim, 16. Juli 1897.

Großh. Bezirksamt: Steiner.

Uebertragen: Die erledigte Reallehrstelle in Herren­berg dem Hilfslehrer Baihinger an der Realanstalt in Eßlingen.

Ernannt: Postasfistent Martin in Neuenbürg zum Postsekretär daselbst; Postreferendär I. Klasse Zoll bei dem Bahnpostamt Stuttgart zum Postsekrekär in Calw; Post­praktikant I. Klasse Th eilack er in Horb zum Postasfistenten daselbst.

Deutschland und das neue amerikanische Zollgesetz.

-j- Das dem Kongreß zu Washington vom Präsi­denten Mac Kinley unterbreitete neue Zollgesetz, nach seinem eigentlichen Urheber, dem Senator Dingley, die Dingley-Bill genannt, befindet sich zwar noch immer nicht ganz unter Dach und Fach, da gewisse Meinungs­verschiedenheiten zwischen Senat und Repräsentanten­haus in der Tariffrage zu beseitigen sind, aber trotz­dem kann an dem endgiltigen Zustandekommen der Dingley-Bill kaum mehr gezweifelt werden. Aller­dings ist dieser Tage aus Washington gemeldet worden, daß hauptsächlich die künftigen Zollsätze auf Baumwolle und Zucker scharfe Differenzpunkte zwischen den beiden Häusern des nordamerikanischen Kongresses bildeten, aber bei dem Vorherrschen stark schutzzöllnerischer Steigungen im Senat wie Abge­ordnetenkammer darf man es als ziemlich sicher erachten, daß beide Körperschaften noch zu einer zoll­politischen Verständigung gelangen und daß demnach die Dingley-Bill vermutlich schon in Kürze Gesetz wird. Da nun die Sätze der Dingley-Bill teilweise sogar diejenigen der berüchtigten Mac Kinley-Bill übersteigen, so würde das künftige amerikanische Zollgesetz die europäische Einfuhr noch schwerer be­lasten, als dies schon sein Vorgänger that, die europäischen Industriestaaten werden sich daher bei­zeiten auf die ihnen erneut durch die extreme Schutz­zollpolitik der großen transatlantischen Republik drohende Gefahr einzurichten haben.

Dies gilt vor Allem auch für Deutschland, für welches die nordamerikanische Union noch immer das hervorragendste wirtschaftliche Absatzgebiet mit bildet, so daß die deutsche Ausfuhr nach diesem Lande höchst empfindliche Schädigungen erleiden würde, sollte die Dingley-Bill noch Gesetzeskraft erlangen.

In der That bedroht die Bill namentlich zahlreiche Erzeugnisse der weitverzweigten deutschen Textilin­dustrie, dann auch der Maschinenbranche, der Glas­industrie, der Chemikalienindustrie u. s. w. Deutsch­lands in einer Weise, daß die betreffenden Artikel sich künftig von der Einfuhr in Amerika so gut wie ausgeschlossen sehen würden. Im Besonderen aber bedeutet sie die Vernichtung des blühenden Zucker­exports Deutschlands nach Nordamerika infolge der differentiellen Behandlung des deutschen Zuckers in dem neuen amerikanischen Zollaesetz, und gerade in diesem Punkte spricht sich ein besonders rücksichtsloses Auftreten der Schutzzollgesetzgebung Nordamerikas gegenüber dem deutschen Reiche aus. Denn mit den betreffenden Bestimmungen der Dingley-Bill ist der zwischen beiden Staaten bestehende Meistbegünstigungs­vertrag tatsächlich zerrissen, welcher Vertragsbruch der Union um so schärfer hervortritt, als deutscher­seits das aus sanitären Erwägungen erlassene Verbot der Einfuhr amerikanischer Fleischwaren in Deutsch­land wiederaufgehoben und außerdem den Amerikanern sogar ein Minimalzoll auf Getreide gewährt worden ist, wie ihn andere mit dem deutschen Reiche in festerem Vertragsverhältnisse lebende Länder, z. B. Oesterreich- Ungarn, besitzen. Nun ist zwar von der Reichs­regierung Einspruch gegen den amerikanischen Differen­tialzoll auf deutschen Zucker erhoben worden, vorläufig scheint indes der deutsche Protest keinen tieferen Ein­druck in den maßgebenden Washingtoner Kreisen hervorgerufen zu haben.

Es tritt daher an die Reichsregierung immer dringender die Frage heran, wie sie sich gegenüber dem neuen amerikanischen Zollgesetz verhalten solle, falls dasselbe, wie es wahrscheinlich ist, in praktische Wirksamkeit tritt. Soll Deutschland eine wider­rechtliche und einschneidende Benachteiligung auf handelspolitischem Gebiete durch die Union noch länger dulden oder soll es einen Zollkrieg mit der begehr­lichen und übermütigen transatlantischen Republik beginnen? Die Entscheidung ist freilich schwer, zoll­politische Repressalien sind unter allen Umständen eine zweischneidige Maßregel, was wir in Deutsch­land selber in unseren Zollkriegen z. B. mit Rußland und Spanien empfunden haben, und es würde unserer Industrie dann das wichtige nordamerikanische Absatz, gebiet teilweise oder auch ganz verloren gehen, seine Wiedereroberung jedoch wäre recht zweifelhaft. Ander­seits aber steht auch die schwere Schädigung unserer nordamerikanischen Ausfuhr im Falle der endgiltigen Genehmigung der Dingley-Bill sowieso fest, viele deutsche Waren würden durch dieselbe auch ohne ZollkriegvomamerikanischenAbsatzmarktausgeschlossen werden. Es empfiehlt sich daher von selbst zunächst der Weg handelspolitischerVerständigungsverhandlung mit der Union, und in Washington hätte man eigent­lich allen Anlaß, auf solche einzugehen. Denn die Union müßte bei einem Zollkriege mit Deutschland

in Anbetracht ihrer weit größeren Einfuhr nach dem deutschen Reiche eine bedeutendere Schädigung be­fürchten, als ihr Gegner, hoffentlich überlegen sich darum Herr Mac Kinley und sein Kabinet diese ganze Frage ebenso gründlich, wie dies deutscherseits ge« schehen wird.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Deich.

Nagold, 20. Juli. Landesfeuerwehrtag in U l m. Aus Anlaß des vom 24.26. Juli d. I. in Ulm stattfindenden XII. württ. Landesfeuerwehrtags ist für die an dem Feste teilnehmenden Mitglieder des württ. Landesfeuerwehrverbandes bei Benützung der Eisen­bahn eine Fahrpreisermäßigung in der Weise gewährt worden, daß auf den württ. Staatsbahnstationen am 23., 24. und 25. Juli zur Fahrt nach Ulm in 3. Wagenklasse einfache Fahrkarten 3. Klaffe, mit dem Rückfahrtstempel versehen, verabfolgt werden, welche innerhalb 10 Tagen zur Hin- und Rückfahrt mit fahrplanmäßigen Personenzügen, sowie den em- zulegenden Sonderzügen, berechtigten. Voraussetzung ist dabei, daß diejenigen, welche auf diese Ermäßigung Anspruch machen, durch ihre Uniform als Feuerwehr­männer bei der Fahrkartenlösung und den Schaffnern gegenüber sich ausweisen. Schnellzüge können mit Ausnahme des 24. und 25. Juli gegen Zukauf der allgemein vorgeschriebenen Zuschlags- oder Ergänz­ungskarten benützt werden. Die Vergünstigung wird auch von Stationen der Kirchheimer Bahn und der Ermsthalbahn, sowie für den von Stationen der Enz- und Nagoldbahn nach Ulm über die bad. Strecke Pforzheim-Mühlacker sich bewegenden Verkehr gewährt.

Zwerenberg,20.Juli. (Korr.) UntergroßemZu- drang von Teilnehmern feierten wir am letzten Sonntag das Missionsfest hier. Nach einer ein­leitenden Ansprache des Ortsgeistlichen über die Worte des Apostels Paulusdie Liebe Christi dringet uns also" bettat zuerst ein Missionar die Kanzel, der aus unserer Kirchengemeinde selbst herausge­wachsen ist, D. Schaible und entrollte vor unserem

Geistesauge anschauliche Bilder über das Land China, speziell über die Gegend von Hongkong, in welcher seine Missionsstation gelegen ist, wie fruchtbar und bevölkert dieses Land, wie trostlos die Lehre seiner Priester, wie herzlos und verschlagen ofr das Be­nehmen der Leute gegeneinander, wie unwürdig die Stellung des Weibs in jenem Lande sei. Erfreuliche Lichtbilder dem gegenüber waren die Schilderungen von dem Glaubensleben getaufter Chinesen. Diesem Vortrag folgte, von uns allen als angenehme Ab­wechslung dankbar begrüßt, ein schön vorgetragener Gesang des hiesigen KirchenchorsWann der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird". Hierauf hielt Missionar Walz aus Indien, ebenfalls ein geborner

Eine Harle Prüfung Nansens.

Aus Nansen,In Nacht und Eis".

(Schluß.)

Da saß ich nun, aber so steif vor Kälte, daß mir das Paddeln schwer wurde. Auch war es nicht leicht, mit dem doppelten Fahrzeug zu rudern, da ich erst ein oder zwei Schläge auf der einen Seite machen und dann in das andere Kajak übersteigen mußte, um ein paar Schläge auf der andern Seite zu thun. Wenn ich die Kajaks hätte trennen und in einem derselben rudern können, während ich das andere schleppte, dann wäre es leicht gewesen; allein diese Arbeit durfte ich nicht unternehmen, weil ich steif gefroren wäre, ehe es geschehen war. Ich mußte mich warm zu halten suchen, indem ich so stark ruderte, wie ich nur konnte. Die Kälte hatte meinen ganzen Körper jeden Gefühls beraubt; aber wenn die Windstöße kamen, schienen sie, wie ich da in meinem dünnen nassen wollenen Hemde stand, direkt durch mich hindurchzugehen. Ich zitterte, die Zähne klapperten mir, und ich war fast überall erstarrt; ich konnte aber das Ruder noch immer gebrauchen und würde schon warm werden, wenn ich auf das Eis zurückkäme. Nahe vor dem Berge trieben zwei Alke; der Gedanke, Alke zum Abendessen zu haben, war zu verlockend und dazu hatten wir jetzt Mangel an Lebensmitteln. Ich ergriff mein Gewehr und erlegte sie mit einem Schüsse. Johansen sagte mir

nachher, er sei über den Schuß erschrocken gewesen und habe gedacht, es sei ein Unglück passiert; er habe nicht begreifen können, was ich da draußen mache; als er mich aber rudern und zwei Vögel auf­greifen gesehen, habe er gedacht, ich hätte den Ver­stand verloren. Endlich gelang es mir, den Rand des Eises zu erreichen; doch hatte mich die Ström­ung eine weite Strecke von unserm Landungsplätze abgetrieben. Johansen kam am Eisrande entlang und sprang in das Kajak an meine Seite, worauf wir bald an unfern alten Platz zurückgekehrt waren. Ich war ziemlich erschöpft und konnte kaum ans Land kriechen; ich vermochte mich fast nicht aufrecht­zuhalten, und während ich zitternd und bebend da­stand, mußte mir Johansen die nassen Kleider auS- und die wenigen trockenen Sachen, die ich noch in Reserve hatte, anziehen und den Schlafsack auf dem Eise ausbreiten. Ich wickelte mich ordentlich in ihn ein, und Johansen deckte mich mit dem Segel und was er sonst finden konnte, zu, um die Kälte abzu­halten. Da lag ich nun lange Zeit zitternd, bis die Wärme allmählich in den Körper zurückkehrte. In den Füßen hatte ich jedoch längere Zeit kein Gefühl mehr, als ob sie Eiszapfen gewesen wären, da sie ganz bloß im Wasser gewesen waben. Wäh­rend Johansen das Zelt aufschlug und das aus meinen beiden Alken bestehende Abendessen bereitete, schlief ich ein; er ließ mich ruhig schlafen, und als ich aufwachte, war das Essen schon längere Zeit

fertig und stand langsam kochend auf dem Feuer. Die Alke und eine heiße Suppe hatten bald die letzten Nachwehen meiner Schwimmtour verwischt. Meine Kleidungsstücke hingen während der Nacht draußen und waren am folgenden Tage sämtlich beinahe wieder trocken.

Im Anschluß an vorstehende Schilderung, welche wir der uns vollständig vorliegenden Lieferungs-Ausgabe des hochinteressanten Werkes .In Nacht und Els" von Fridtjof Nansen (36 Lief, ä SO oder in 2 Bänden, geb. 20 mit Genehmigung des Verlegers F. A. Brock­haus in Leipzig entnehmen, können wir unseren Lesern dieses Buch nochmals aufs beste empfehlen. Was Nansen geleistet, ist bewunderungswert. Mit der Schilderung sei­ner einzig dastehenden Erlebnisse in den Eiswüsten des Nordpols, seines unablässigen Kampfes mit den finstern verderbendrohenden Mächten spannt er den Leser und giebt zugleich ein Bild seiner kraftvollen Persönlichkeit, eines Vorbildes wahren MannesmuteS und echten Forschergeistes. Die reiche, elegante Ausstattung, die die BerlagShandlung dem Werke trotz des mäßigen Preises zuteil »erden ließ, ist rühmend anzuerkennen; insbesondere ist die Beigabe der 8 Chromotafeln nach Originalen Nansens, der 4 Karten und der 207 Abbildungen hervorzuheben. Zu beziehen durch die B. W. Zaisersche Buchhandlung.

Um Fische länger aufzubewahren. Um Fische länger aufzubewahren, öffnet man die­selben, bestreut den fleischigen Teil mit Zucker, den man 23 Tage eindringen läßt. Auf diese Weise kann man Fische lange frisch und wohlschmeckend erhalten.