Aüges-MmigkeiLen.

Deutsches Neich.

* Nagold, 13. Juli. Der Gasthof zum schwarzen Adler" hier wurde von Frau Katharina Weyler aus Stuttgart um die Summe von 33,000 ^ käuflich erworben.

-j- Haiterbach, 11. Juli. Die heute im Gast­haus zurLinde" hier abgehaltene Generalver­sammlung der hiesigen Spar- und Vorschußbank war ziemlich zahlreich besucht, obwohl verschiedene hiesige Mitglieder am Erscheinen dadurch verhindert waren, daß sie der Jubiläumsfeier des Altensteiger Kriegervereins anwohnten. Dem vom Vorstand nach sreundl. Begrüßung der Versammlung vorgetragenen Rechenschaftsbericht zufolge betrugen im abgelaufenen Geschäftsjahr (1896) die Einnahmen 742905.42 ^ die Ausgaben 734896.35 der Gesamtumsatz also 1477801.77 mit welchem ein Reingewinn von 2613.90 ^ erzielt wurde. Von demselben wurde eine Dividende von 5°/« gewährt; dem Reservefonds wurden 425 ^ 55 H, dem Hilfsreservefonds 400 ^ überwiesen,sodaßersterernunmehrsichauf 10548.96-^ beziffert, während letzterer auf 9400 angewachsen ist. Die sich anschließenden Wahlen des Kassiers, der Hälfte der Mitglieder des Aufsichtsrats und der Kontrollekommission ergaben als Resultat die Wieder­wahl sämtlicher im Austritt gestandenen Personen. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils bildete nach altem Herkommen den Schluß der Sitzung die Ver­tilgung eines Quantums Freibier auf Kosten der­jenigen Mitglieder, die unentschuldigt der General­versammlung fern geblieben waren.

Calw, 12. Juli. Der hiesige Liederkranz wird am nächsten Samstag und Sonntag eine Auf­führung in der Turnhalle veranstalten. Hiebei werden nicht einzelne Gesänge, sondern ein zusammenhängen­des größeres FestspielVor Straßburg" zum Vor­trag gelangen. Dasselbe ist von Herrn Rektor Dr. Müller hier gedichtet und den deutschen Krieger­vereinen gewidmet; die Komposition ist von Musik­direktor Braun in Biberach und Dekan Pezold in Brackenheim. Der Inhalt des Festspiels ist kurz folgender: In mehreren Chorgesängen findet die Stnnmung deutscher Soldaten Ausdruck, erwartungs­voll, kampfmutig, siegesfroh, auch verlangend nach Friede und Heimkehr. Zwischen solchen Gesängen findet im Gespräch zweier Soldaten das Wichtigste ^ von den Ereignissen der Belagerung oder des Kriegs überhaupt seine Erwähnung. Auch treten Elsäßerinnen auf, die ihre Klagen über das vergossene Blut ihrer Brüder ertönen lassen. Nachher sieht man französische Soldaten vorüberziehen, die nach Uebergabe von Straßburg, im Begriff, gefangen nach Deutschland abzugehen, ihrer Trauer und ihrem Zorn in trotzigem Gesang Ausdruck geben. Zum Mitgefühl aber for­dert hauptsächlich das Schicksal einer deutschen Jung­frau auf, die mit einem französischen Offizier, einem geborenen Elsäßer, verlobt war, der nun wegen des Zwiespalts der beiden Völker auch dieses Verhältnis auflösen zu müssen glaubt. Das Mädchen findet Trost und Mitgefühl bei einer vertrauten Freundin, einer Elsäßerin, wie dies in mehreren klangvollen Duetten zum Ausdruck kommt. Endlich aber gelangt auch jenes getrennte Liebesverhältnis wieder zur Aus­söhnung, indem der Offizier, in Deutschland schwer erkrankt, aber sorgsam verpflegt, zu besserer Einsicht kommt. Schließlich klingt alles in Gesängen von Friede und Heimkehr aus. Auf die Einstudierung des Werkes wurde viel Zeit und Sorgfalt verwendet und ist deshalb eine vorzügliche Wiedergabe des Fest­spiels zu erwarten.

Freuden st adt, 11. Juli. Inmitten der reizen­den Villenkolonie, die am Kienberg in den letzten Jahren in der Nähe des Kurhauses Palmenwald entstanden ist, erhebt sich nun auch eine niedliche ! Kapelle, deren Einweihung am Sonntag den 25. j Juli stattfinden soll. Die Kapelle gliedert sich recht ! hübsch in das freundliche Landschaftsbild ein und ! macht auch durch ihre stilvolle und harmonische Aus- j stattung im Innern einen wohlthuenden Eindruck. DaS von einer hochgesprengten Rundbogendecke über­wölbte Schiff bietet Raum für etwa 200 Besucher.

, Die Bänke sind derart eingerichtet, daß für geeignete Konferenzen u. s. w., die schon bisher gerne das ! gastliche Kurhaus Palmenwald als Versammlungs­ort wählten, auch die erforderliche Bequemlichkeit zum Schreiben geboten ist. Die Kapelle ist von einem Freunde des Kurhauses Palmenwald für Kurgäste erbaut und hat auch von anderen Seiten zu ihrer Ausschmückung verschiedene wertvolle Stiftungen er­halten. Es soll darin an den Wochentagen Vorm, eine kurze Morgenandacht vom Vorstand des Kur­hauses Palmenwald, Missionar Huppenbauer, gehalten werden, während im Einverständnis mit der Ober­kirchenbehörde an Sonntagen regelmäßiger Gottes­dienst, abwechslungsweise auch von den städt. Geist­lichen, vorgesehen ist.

.'. Tübingen, 11. Juli. DaS 50jährige Jubi­läum der freiwilligen Feuerwehr nahm gestern Abend im sehr hübsch dekorierten Festsaal des Museums mit einem Bankett seinen Anfang. Der Vertreter des Staats, Reg.-Rat Prru, überbrachte die Glück­wünsche der Regierung und überreichte dem Kornman-

Idanten Eberhardt im Auftrag Sr. Maj. d. Königs !die Verdienstmedaille des Kronenordens, es folgten .! Vertreter der Universität, Rektor Pfleiderer, und im Auftrag der Stadt für den erkrankten Oberbürger­meister, BürgerausschußobmannLiesching. Verschiedene staatliche und städtische Beamten, die sich um die Feuerwehrsache verdient gemacht, wurden zu Ehren­mitgliedern ernannt. Das gesamte Korps der Feuer­wehr übergab dem verdienten Kommandanten eine goldene Uhr, und sämtliche Offiziere ein großes Gruppenbild zum Andenken.

Stuttgart, 10. Juli. Durch Vermittlung des Abgeordneten Schnaidt in Ludwigsburg ist der Zentral­leitung des Wohlthätigkeitsvereins als Ergebnis einer in der Kammer der Abgeordneten veranstalteten Samm­lung für die Gewitterbeschädigten des Unterlandes der Betrag von 850 ^ zugekommen. Der Herzog Albrecht und Gemahlin spendeten für denselben Zweck 1000 Prinz Weimar und Prinzessin Weimar sandten 200 ^ und Prinzessin Olga 30 ^ Von Schwäbisch Hall sind als erste Rate (beimHaller Tagbl." eingegangen) bereits 1000 ^ abgeliefert worden, vomUlmer Tagblatt" 1300 ^

Stuttgart, 12. Juni. Immer mehr scheint die Unsitte einzureißen, daß auswärtige Versand- geschäfte, die schon seither mit ihren marktschreierischen Offerten das kaufende Publikum überfluteten, nun­mehr den Privaten sogenannte Ansichtssendungen machen. Namentlich greifen Solinger Versandt-Firmen zu diesem gewaltthätigen Mittel, indem sie fast jedem beffersituierten Manne ein Taschenmesser und eine Scheere zur Ansicht zusenden mit dem Verlangen, innerhalb 14 Tagen entweder das Geld oder den dafür geforderten Preis zurückzusenden. Diesem Unfug gegenüber ist es wohl am Platze, die mit solchen Sendungen belästigten Privatleute darauf aufmerksam zu machen, daß nach vorliegenden gerichtlichen Er­kenntnissen der Empfänger von unbestellten Waren für dieselben in keiner Weise haftbar ist. Er ist weder zu einer Rücksendung verpflichtet, noch liegt ihm die Pflicht ob, die unverlangt erhaltenen Gegen­stände aufzubewahren. Er kann dieselben vielmehr an irgend einem Orte liegen lassen und braucht sich um deren weiteres Schicksal nicht zu kümmern. Abgesehen von diesem rein rechtlichen Standpunkt der Privat­leute den ausgedrungenen Waren gegenüber, darf wohl auch hervorgehoben werden, daß derartige Gegenstände am Platze bei den Geschäftsleuten in der Regel mindestens ebenso billig und gut zu haben sind, so daß die Berechtigung der alten Mahnung Kaufet am Platze bei euren Mitbürgern" aufs neue ihre Bestätigung findet. Das gilt namentlich auch für die Tuchversandgeschäfte mit ihren unvermeid­lichen Zeitungsbeilagen.

.'. Stuttgart, 12. Juli. Nach einer Entschei­dung des Reichsgerichts ist gegen einen Lehrer, dem Lehrerheim zufolge, wegen Züchtigung eines Schülers lt. Z 429 der Strafprozeßordnung das Privatklage­verfahren ausgeschlossen. Von Bedeutung ist ferner, daß es in einer Entscheidung (nach dem genannten Blatt) die Auffassung ausgesprocheu hat, daß der Fortbildungsschullehrer als Beamter anzusehen ist und folglich Widerstand gegen ihn als Widerstand gegen die Staatsgewalt angesehen werden kann.

.'. Cannstatt, 12.^Juli. Der Wertschätzung der gewerblichen Fortbildungsschule gaben die hiesigen bürgerlichen Kollegien neuerdings dadurch Ausdruck, daß sie auf Ansuchen das Unterrichtshonorar der Mehrzahl der Lehrer von 2 ^ 50 Ä auf 3 ^ pro Stunde erhöhte. Der von Schulaussichtswegen gestellte Antrag auf Erhöhung der pro Stunde 1 betragenden Belohnung der an der allgemeinen Fort­bildungsschule wirkenden Lehrer wurde in derselben Sitzung abgelehnt.

.'. Eßlingen, 10. Juli. Gestern Vormittag mit dem um IO'" M. von hier abfahrenden Zug ist der Gesangverein Eintracht, sowie eine Deputation von Neuhausen a. d. F. je mit Fahne zum Besuch ihres früheren Pfarrers Botz jetzt in Jgersheim O.A. Mergentheim dorthin abgefahren. Für diese etwa 110 Personen sind zwei Eisenbahnwagen reserviert geblieben. Bei der Abfahrt waren die Neuhäuser wie gewöhnlich in der heitersten Stimmung.

.. Kirchheim u. T., 8. Juli. In der letzteren Zeit hat unsere Stadt mehrfach Zuzug auswärtiger Pensionäre erhalten. Dies dürfte nicht zum wenigsten auf die vor kurzem von den bürgerl. Kollegien ge­faßten Beschlüsse Errichtung einer rationellen Trinkwasserleitung und Ausbau der Realschule zu einer Massigen Anstalt mit Berechtigung zum ein­jährig-freiwilligen Dienst zurückzuführen sein. Diese beiden tief einschneidenden Fragen haben die Bürgerschaft und Kollegien längere Zeit beschäftigt und gewiß gereicht die baldige Durchführung beider Projekte der Stadt nur zum Vorteil. An und für sich schon wird Kirchheim wegen seiner bekannten Sauberkeit und herrlichen Lage am Fuße der schwäb. Alb von Pensionären gerne als Ruhesitz gewählt und ist daher berechtigte Aussicht vorhanden, daß dies nach Einführung der verschiedenen Neuerungen noch in erhöhtem Maße der Fall sein wird.

Großbottwar, 12. Juli.. Unser schönes Bott- warthal erfreut sich jedes Jahr aufs neue eines ! starken Fremdendesuchs. Neben der Schillerstadt

Marbach ist es insbesondere der Wunnenstein bei Winzerhausen. Der mit seiner prächtigen Fernsicht die Fremden anzieht, so daß bei günstiger Witterung fast kein Sonntag vorüber geht, ohne daß ganze Vereine und Gesellschaften oder eine größere Zahl von Touristen ihn aufsuchen. Um den Fremden zuverlässige Reiseführer zu bieten, sind vor Kurzem zwei preiswürdige Merkchen erschienen, ein reich illustriertes, im Verlag von Greiner und Pfeifer in Stuttgart unter dem Titel: Die Schillerstadt Marbach, das Bottwarthal und seine Umgebung (Text von A. Holder) und eine weitere ähnliche Beschreibung dieser Gegend im Verlag des Amtsblattes zu Marbach. Diese billigen und guten Reiseführer dürften für die Ferien manchem erwünscht sein.

.-. Münsingen, 10. Juli. Zu den in den letzten Tagen erfolgten Veröffentlichungen über die projektierten Cementwerke Auingen nnd Münsingen hört man gerüchtweise, daß beide Projekte von den­selben Kapitalistenkreisen ausgehen und somit wohl nur eines zur Ausführung kommen dürfte und zwar zweifellos das bei weitem günstigere in Münsingen. Die Hauptstützen des Unternehmens seien in Ulm und Umgebung zu suchen.

.'. Tuttlingen, 12. Juli. Bei der gestern Nachmittag im badischen Nachbarort Liptingen statt- habten Enthüllung des dort errichteten Kriegerdenk­mals fiel ein hies. 22jähriges Mädchen, die Tochter des Arbeiters K. aus einer Schiffsschaukel, brach das Genick und war sofort tot. Das Mädchen, das in nächster Zeit in den Ehestand treten wollte, wird allgemein bedauert. Die Schuld an dem Unglück trifft niemanden, da die Schauckel vorschriftsmäßig beschaffen war.

.-. Tuttlingen, 12. Juli. In der Sängerfest­halle veranstalteten vorgestern Abend die 3 hies. Gauvereine: Concordia, Harmonie und Liederkranz im Verein mit der Stadtkapelle ein Konzert. Die Halle war vollständig besetzt und erwies sich als vorzüglich akustisch. Die Tonwirkungen der En­sembles waren geradezu großartig, aber auch die feinsten xx bis in den letzten Platz vernehmbar. Besonderen Beifall fanden die gemischten Chöre: Das Lieben bringt groß Freud" undIm Feld des Morgens früh", sowie die Martha-Ouvertüre von Flotow. Die Halle macht bei der elektrischen Beleuchtung einen großartigen Eindruck.

..Gmünd, 12. Jnli. Ein Gesuch der hies. Volksschullehrer um Einführung einer Besoldung nach dem Altersklaffen-Gehaltssystem, wie es in den meisten größeren Städten des Landes eingeführt ist, wurde von den bürgerlichen Kollegien abschlägig beschieden. Die unständigen Lehrer erhielten dagegen eine Gehaltsaufbesserung von 100 ^ jährlich mit Wirkung vom 1. April ab.

Aalen, 9. Juli. Dieser Tage fand hier die jährliche Landesversammlung des etwa 330 Mitglieder zählenden Vereins Württ. Verwaltungskandidaten statt. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete ein von dem Ausschußmitglied Carl von Stuttgart erstattetes Referat über das Grundbuchs- (Kaufs-, Pfand- und Güterbuchs-) Wesen nach dem neuen Bürgerlichen Gesetzbuch. Im Anschluß daran wurde eine Petition an das K. Ministerium des Innern um Wahrung der Rechte der geprüften Verwaltungs­kandidaten beidendiesbezüglichenGeschäften beschlossen. Dem neugewählten Ausschuß gehören an: 4 Orts­vorsteher, die bei der im Jahre 1893 erfolgten Gründung des Vereins beteiligt waren, 9 Assistenten und 1 ungeprüfter Gehilfe.

.-. Vom Leinbachthal, 9. Juli. Am Mittwoch den 7. Juli fand die 1. Hauptkonferenz des Schul­bezirks Brackenheim in Schwaigern statt. Die Ver­handlungen im Lokal der Kleinkinderschule leitete H- Bezirksschulinspektor Eisele-Neipperg. Gegenstände der Tagesordnung waren eine Lehrprobe über die Fledermaus, die Besprechung der im verflossenen Schuljahr eingegangenen Konferenzaufsätze ein Referat über die Dr. Rum'sche Karte von Württemberg und zuletzt noch ein Vortrag über den vor 100 Jahren gestorbenen bekannten schwäbischen Pfarrer und Päda­gogen Flattich. Das Essen wurde im Gasthaus z.Rößle" eingenommen. Nach demselben machten sich viele Konferenzteilnehmer noch ans den Weg nach dem ' - Std. entfernten Maffenbach, um die Verheerungen des Unwetters vom 1. Juli in Augen­schein zu nehmen.

.-. Heilbronn, 12. Jul. Das am vergangenen Sonntag im Aktiengarten veranstaltete Wohlthätig- keitskonzert zu Gunsten der Hagelbeschädigten hatte die schöne Einnahme von etwa 2600 ergeben.

Gerabronn, 10. Juli. Anläßlich einer außer­ordentlichen Versammlung auf Veranlassung des landwirtschaftlichen Vereins erklärte der Präsident der Zentralstelle für die Landwirtschaft Frhr. von Ow, daß der durch das Hagelwetter in Württem­berg entstandene Schaden auf ca. 15 Millionen Mark sich belaufe.

.'. Mergentheim, 10. Juli. Beim hies. Ba­taillon fand vorgestern Nachmittag die probeweise Einkleidung der Mannschaft in Kriegsgarnituren statt. Gestern früh unternahm das Bataillon unter Leitung des Bataillonskommandeurs, Major Schempp, eine größere Marschübung in voller Kriegsausrüstung,.