Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 11. Juni

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aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Ein­rückung 9 bei mehrmaliger je 6 I. Die Inserate müssen spätestens morgens S Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1896.

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr.die Abhaltung eines Molkereilehrkurses in Gerabronn.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Molkereischule in Gerabronn ein sechs­monatlicher Unterrichtskurs über Molkereiwesen ab­gehalten werden, d^c am Dienstag den 21. Juli 1896 seinen Anfang nehmen soll.

In diesem Kurs werden die Teilnehmer nicht allein in den praktischen Betrieb der Molkerei ein­geleitet, sondern sie erhalten auch einen dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht.

Der Unterricht ist unentgeltlich, dagegen sind die Teilnehmer an demselben verpflichtet, die vorkommen­den Arbeiten nach Anweisung des Leiters des Kurses zu verrichten, auch haben sie für Wohnung und Kost selbst zu sorgen und die für den Unterricht etwa not­wendigen Bücher und Schreibmaterialien selbst an­zuschaffen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag in Aussicht gestellt werden.

Bedingungen der Zulassung sind: Zurückgelegtes sechzehntes Lebensjahr, Besitz der für das Verständ­nis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse und guter Leumund. Vorkenntniffe im Molkereiwesen begründen eine vorzugsweise Berück­sichtigung bei der Aufnahme.

Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskurs sind bis längstens 4. Juli ds. Js. an dasSe­kretariat der K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Den Auf- nahmegesuchen sind beizulegen:

1) ein Geburtsschein;

2) ein Schulzeugnis, sowie etwaige Zeugnisse über Vorkenntnisse im Molkereiwesen;

3) wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Ein­willigungserklärung des Vaters oder Vormunds, in welcher zugleich die Verbindlichkeit zur Tra­gung der durch den Besuch des Kurses erwach­senden Kosten, insoweit solche nicht auf andere Weise gedeckt werden, übernommen wird;

4) ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Leumundszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß der Bewerber bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten für die Bewerber übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung nachzukommen;

L) wenn ein Staatsbeitrag erbeten wird, was zutreffendenfalls immer gleichzeitig mit Vorlage des Aufnahmegesuchs zu ge­schehen hat, ein gemeinderätliches Zeugnis über die Vermögens- und Familienverhältnisse des Bewerbers und seiner Eltern, sowie ein Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der land­wirtschaftliche Bezirksverein, eine Molkereige­nossenschaft oder eine andere Korporation dessen Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben.

Stuttgart, den 2. Juni 1896.

v. Ow.

Bekanntmachung.

In Nothfelden ist die Maul- u. Klauenseuche ausgebrochen.

Nagold, den 10. Juni 1896.

K. Oberamt. Schöller, Amtmann.

Uebertragen: Die vierte Schulstelle in Calw dem Schullehrer Mäckle in Rietheim, Bez. Rottweil; die Schul­stelle in Jgelsberg, Bez. Freudenstadt, dem Unterlehrer Christian Brö nnle in Wendlingen, Bez. Eßlingen, diejenige in Zwerenberg, Bez. Calw, dem Unterlehrer Betz in Breitenberg desselben Bezirks. _

Bei dem Schiedsgericht in Unfallversicherungssachen für die landwirtschaftliche Berussgenossenschaft des Schwarz­waldkreises wurde gewählt aus den Arbeitern als erster Stellvertreter des Beisitzers: Adam Knaußler, Waldar- b eiter in Spielberg, OA. Nagold. _

Gestorben: Wilhelm Bäcker, Schreiner Böblingen. Anna Quenstedt, geb. Sachse, Tübingen. Friedrich Lehrer, Amtsdiener, Pfalzgrafenweiler.

Deutscher Reichstag.

tV. 0. Der Reichstag begann am Freitag die dritte Lesung des Börsengesetzes. Abg. Gamp (frks.) trat warm ^ das Gesetz ein, das der Ehre des Kausmannstandes in keiner Weise zu nahe trete. Abg. Freese (frs.) bekämpfte die Ausführungen des Vorredners und legte dar, daß das Verbot des Getreideterminhandels auch für die Landwirt­schaft direkt verderblich wirken werde. Abg. Graf Arnim (frs.) ist ebenso entschieden für das Gesetz, wie Abg. Gamp, während Abg. Singer (Soz.) erklärt, das Verbot des Ter­minhandels mache seiner Partei die Annahme des in vielen Beziehungen sehr wünschenswerten Gesetzes unmöglich. Abg. Paas che (ntl.) teilt mit, daß seine Freunde für das Gesetz in der Fassung der zweiten Lesung einmütig eintreten wür­den. Abg. v. Plötze (kons.) polemisiert in längeren Aus­führungen gegen den Abg. Singer und wies dessen Be­hauptung zurück, er, v.Plötz, habe mit Berliner Bankhäusern Spekulationsgeschäfte gemacht. Das von Herrn Singer genannte Bankhaus habe selber bestätigt, daß Herr v. Plötz seit dem Jahre 1881 nicht mehr mit ihm in Geschäftsver­bindung stehe. Nachdem Abg. Trüger (frs.) sich noch energisch gegen, und Abg. Bachem (Ctr.) ebenso entschieden für das Gesetz ausgesprochen, wurde die Beratung bis Samstag vertagt.

Tages-Neuigkeilen.

Deutsches Reich.

>V1ä. Nagold. Vollversammlung des Schwarzwaldbezirksvereins Nagold und des städtischen Verschönerungsvereins. Eine volle Versammlung war es in der Thal, welche sich am Sonntag den 7. d. Mts. auf die Einladung des verehrten Herrn Vorstands dieser beiden Vereine, Stadtschultheiß Brodbeck, im Gasthof zurPost" hier zusammensand. Nachdem der Herr Rechner und Schriftführer der Vereine, Fabrikant Finckh von hier, den Kassenbericht pro 1895 vorgetragen hatte, der leider mit einem Gesamtdefizit von 146 abschließt, sprach der Herr Vorstand über die Haupt­leistungen des Vereins pro 1895 (als wichtigstes sei die mit allgemeinem Beifall belohnte Anlage eines neuen Wald-Fußwegs von Nagold nach Walddorf, Rohrdorf und zum Egenhauser Aussichts­turm erwähnt) sowie über die Vereinsprojekte pro 1896, und beklagte schließlich die auffallende Teil- nahmlosigkeit vieler hiesiger Gewerbetreiben­den für unsere Vereinsprojekte und Vereinsleistun­gen, welche sich besonders auch in dem Ausbleiben oder in dem geringen Betrag von Beisteuern in unsere Vereinskaffe äußere, wie denn die Zahl der Mitglieder des Bezirks-Schwarzwaldvereins zwar 110 mit jährlich 3 ^ betrage, dagegen der städtische Verschönerungsverein mit einem Jahresbeitrag von bloß 1 ^ Heuer bloß ca. 80 ^ Beiträge von hie­sigen Einwohnern, und auch diese nur durch gründ­liche Hauskollekte, erhaschen konnte! Auch dankte der Vorstand im Namen des Vereins dem Herrn Kassier und Vize-Vorstand für ihre Dienste. Hierauf erläuterte Stadtförster Weinland, dem als Vereins- Vizevorstand die Ausführung und spezielle Beauf­sichtigung der Vereinsanlagen obliegt, die Voran­schläge der Einnahmen und Ausgaben beider Vereine

pro 1896 und hob hervor, daß, wenn die neuen Projekte des Vereinsausschusses zu Stande kommen, die vielen bestehenden Anlagen anständig unterhalten und gepflegt werden, und die 2 Defizitsposten von 1895 schon pro 1896 wieder beseitigt werden sollen, von den hiesigen Einwohnern absolut ein opferwilli­gerer Sinn auch für unsere gute Sache gefordert werden müsse. Uebrigens rühre das 95ger Defizit nicht etwa bloß von Ueberschreitungen der pro 1895 genehmigten Projekte, sondern gerade auch mit vom Ausbleiben in sichere Rechnung genommene Beiträge in die Vereinskaffe her. Die vom Vizevorstand in Folge seines Temperaments und seines Vorsatzes, die Vereinsgenossen mit Kraftproben zu überraschen, selbständig ausgeführten Verschönerungen unsrer An­lagen, namentlich die gewiß alle Naturfreunde be­friedigende Fassung einer idyllischen Wald-Quelle in dem schattigen Stadtwald Buch, seien ja nachträglich vom Ausschuß wie auch vom Publikum gutgeheißen worden. Eine längere lebhafte Debatte knüpfte sich sodann an die Beratung der neuen Vereinspcojekte, schließlich wurde aber von der Versammlung nahezu einstimmig beschlossen, diese Projekte den Anträgen des Ausschusses gemäß auszuführen. 1. Es soll hienach zu dem lohnenden FernsichtsplatzKühler Berg" oberhalb Emmingen durch den Emminger Gemeindewald mit Zustimmung der dortigen Gemeinde ein bequemer Fußweg mit Wegweisern angelegt, und der Aussichtsplatz durch eine Signalstange kenntlich gemacht, an dieser aber zugleich eine Tafel angebracht werden, auf welcher alle wichtigen Punkte zu lesen sind, die man von der dortigen Rundschau aus sicher sehen kann. Herr Fabrikant Finckh wies nach, daß aus der Mitte des Schwarzwaldhauptvereins selbst sogar die Erbauung eines Aussichtsturms daselbst ins Auge gefaßt und ein Panorama darüber ent- worfen sei, wie viel und wie weit man von einem solchen Turme aus mehr sehen könnte, als ohne solchen, worauf die Versammlung beschloß, die künf­tige Erbauung eines Aussichtsturms daselbst teils davon, ob die weitere Fernsicht diese vermutlich großen Ausgaben wert sei, teils und besonders da­von abhängig zu machen, ob und wie viel der Landes- Verein und die dabei zunächst mitinteresfierten Gemein­den Wildberg, Emmingen und Oberjettingen zu den Turmkosten beisteuern würden. 2. Die vom Aus­schuß nicht bloß beschlossene sondern der Plenar­versammlung vorgreifendbereits ausgeführte Anlage aufTeufels Hirnschale" wurde von der Ver­sammlung gutgeheißen. Dieser seit unvordenklichen Zeiten kahle und doch der Stadt Nächstliegende, leicht zu ersteigende, Bergkopf wurde Heuer bereits zur Hälfte aufgeforstet. Die dort erbaute Schutzhütte gewährt einen Ausblick auf die ganze Stadt und in ihre reizenden Seitenthäler, wie kein anderer Platz in der ganzen Umgebung hiesiger Stadt. Wenn aber diese Schutzhütte etwas teurer wird, als beabsichtigt war, so trägt hieran das Publikum selbst die Schuld, indem man sie zum Schutz für alle nicht wetterharten Leute gegen Zugwind auf drei Seiten schließen mußte. 3) beschloß man auf Antrag des Herrn Präzeptors Thierer, den Weg zu der in unserer Gegend berühmten und wirklich sehenswerten sogenanntenLeyertanne" auf der Höhe desWinter­halde" genannten Waldes nahe beim Dürrenhardter Hof durch Wegweiser kenntlich zu machen, und eine längere bequeme Rast in den dortigen schattigen, viele Hundert Holländer-Tannen aufweisenden, Walde durch eine Ruhebank zu ermöglichen. 4) der letzte Gegenstand der Plenar-Versammlung war die Neu­wahl des Ausschusses beider Vereine, und wurde