Handels-Vereins der Besuch der Stuttgarter elektro rechnischen und kunstgewerbl. Ausstellung für Sonntag den 28. und Montag den 29. Juni (Peter- und Paul-Feiertag) in Aussicht genommen. Nach einge zogenen Erkundigungen wird ein einfaches, in der Ausstellung abgestempeltes Billet zur Rückfahrt be rechtigen und der Verein seinen'Mitgliedern, welche an der genannten gemeinschaftlichen Fahrt teilnehmen noch die Hälfte des restlichen Fahrpreises vergüten

* Nagold, 28. Mai. Dem Bericht desSchw Merkur" über die im Württemb. Kunstverein aus­gestellten Bilder entnehmen wir folgendes: Nach längerer Pause erscheint Schirmer (Nagold) mi: einer Reihe von Bildern, die ein schönes Fortschreiten, namentlich auch künstlerischen Geschmacks in Wahi der Motive bekunden. Ein paar Motive aus lingen in Hellen, sonnigen Tönen, eines aus San Remo, sind markig, mit viel Unmittelbarkeit gegeben Gute Waldstudien zeigen Selbständigkeit und persön liche Empfindung; am meisten davon liegt wohl in Tauwetter" undHerbststimmung"; besonders letz teres ist in feinen Lufttönen von echt poetischer Wir kung und nachdenklichem Reiz. Der Künstler ist au richtigem Wege. Diese günstige Beurteilung der künstlerischen Arbeitendes Herrn Zeichenoberl. Schir­mer berechtigt zu den schönsten Hoffnungen und wünschen wir dem Künstler auch fernerhin besten Erfolg.

Nagold, 28. Mai. Den Besuchern der vom 11. bis 15. Juni in Cannstatt stattfindenden Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts­gesellschaft wird eine Fahrpreisermäßigung in der Art eingeräumt, daß denjenigen, welche die Sonderzüge am 12. und 13. Juni benützen, auf Grund einfacher Fahrkarten 3. Kl. taxfreie Rückfahrt innerhalb 10 Tagen gewährt wird, wenn sie ihre Fahrkarten von der Rückreise in der Ausstellung abstempeln lassen. Die gleiche Ermäßigung wird den Ausstellern schon einige Tage vor Beginn der Ausstellung gegen Vorzeigung eines Ausweises an den Bahnhofkassen eingeräumt.

Geschworene des II. Quartals 1896 des Schwur­gerichtsbezirkes Tübingen. Gottlob Büchsenstein, Müller in Pfäffingen; Dr. Otto Crisius, Universitätspro- sessor in Tübingen; Adam Espenlaub, Kfm. in Neuffen; PH. Fischer, Rolgerber in Metzingen; Fr. G Heim, Kfm. in Nürtingen; Joh. G. Heer, Gemeindepfleger in Schön­bronn; Wilh. Hoch, Schwanenwirt in Gönningen; Ludw, Jäck II., Holzhändler in Conweiler; Mich. Keck, Bauer und Gem.-Rat in Ottenbronn; Ad. Kercher, Bierbrauer in Mös- singen; Joh. Koch, Trikotfabr. in Eningen; Konst. Landen- berger, Bauer in Oberndorf > Karl Laiblin, Papierfabr. in Reutlingen; Fr. Maag, Privatier in Herrenberg; K. Mickeler, Gemeindepfl. in Hailflngen; Dr. Herm. Müller, pens. Rektor in Calw; Johann Georg Müller, Kronenwirt in Ofer­dingen; Herm. Reif, Bauer und Gem.-Rat in Oberhausen; Martin Sauer, Bauer in Genkingen; Dr. Karl August Schäfer, Universitätsprofessor in Tübingen; Jak. Schüttle, Gemeindepfl. in Gaugenwald; Ernst Scholl, Privatier in Gräfenhausen; Joh. Schuon, Gem.-Rat in Nagold; Chr. Schweicker, Privatier in Nagold; Wilh. Sigler, Kfm. in Urach; Georg Fr. Sommer, Bäcker in Reutlingen; Ludw. Spahn, Kfm. in Reutlingen; Joh. Steudle, Kfm. in Calw: Rich. v. Fischer-Jhingen, Landwirt auf Aalis- hardt bei Böhringen; Ernst Jul. Wagner, Kfm. in Reut­lingen.

Stuttgart, 27. Mai. Die diesjährige Landes­versammlung des Vereins der Lehrer an den hu­manistischen Lehranstalten Württembergs findet am 13. Juni hier in der Liederhalle statt. Unter den Gegenständen der T.-O., sind u. a. zu nennen ein Vortrag von Professor Dr. Sixt von Stuttgart über die Reichslimessorschung und eine Erörterung über die gegenwärtige Stellung der kleineren Latein schulen und ihrer Lehrer, worüber Präz. Zimmer (Brackenheim) und Rekt. Dr. Eble (Rottweil) berich­ten. Der Versammlungstag ist für die Teilnehmer als Schultag sreigegeben.

Ebingen, 26. Mai. Als Einleitung des am Mittwoch hier stattfindenden Verbandstages der Wirte Württembergs wurde gestern Vormittag nach dem Gottesdienst eine Ausstellung in der hiesigen Turn­halle eröffnet, die mit Wirtschafts- und sonstigen Bedarfsartikeln sehr reich beschickt ist. ca. 110 Num­mern finden sich vor. Das Arangement verdient alles Lob. Die Ausstellungsobjekte gewähren einen interressanten Einblick in die Leistungsfähigkeit der württ. Spezialgeschäfte für Wirtschaftsgeräte und insbesondere auch der hiesigen Geschäftswelt In den zwei vergangenen Tagen wurde die Ausstellung von über 2000 Personen besucht, und an weiterem zahlreichem Besuch ist, da die Ausstellung bis incl. nächsten Sonntag dauert, nicht zu zweifeln. Zum Empfang der auswärtigen Gäste hat die Stadt rei­

chen Flaggenschmuck angelegt; am Bahnhof ist eine Ehrenpforte errichtet.

Eßlingen, 27. Mai. Das Kriegsministerium hat den hiesigen bürgerlichen Kollegien, welche um die Verlegung eines Truppenkörpers nach Eßlingen gebeten hatten, die Antwort erteilt, daß die Zusam menziehung der Halbbataillone in bereits bestehende Garnisonen, in denen jetzt schon Halbbataillone gar nisoniert und mit allen Garnisonseinrichtungen ver sehen sind, stattstnde. Neue Garnisonen in Würt temberg zu gründen sei nicht beabsichtigt; es könne dies auch wegen der Kostenfrage und aus Zweck­mäßigkeitsgründen nicht in Betracht kommen.

Fritz Friedmann ist Samstag abend in dem deutsch-lothringischen Dorfe Novöant den deutschen Behörden übergeben worden. Aus Bordeaux heißt es noch: Friedmann hat seinen Cynismus, den er Gleichmut nennt, wiedergewonnen. Als sein Ver­teidiger Lainö die Sprechzelle betrat, war F.'s erstes Wort:Große Neuigkeit. Ich habe mir heute das Haar schneiden lassen, ich will mich schön machen für den Berliner Einzug." Dann, ernster geworden, erschöpfte er sich in Ausdrücken der Dankbarkeit und erbat als letzten Dienst von Lainö, er möchte dem Justizrat Kleinholtz, seinem künftigen Berliner An walte, zweckdienliche Mitteilungen machen. Schließ­lich äußerte Friedmann den Wunsch, Ollendorff (der Pariser Verleger) möchte seine, Friedmanns, Bro­schüre derzeit nicht erscheinen lassen, weil er erfahren habe, daß die durch die Ereignisse notwendig ge wordenen Ergänzungen des Manuskripts von fremder Hand herrühren, was ihm unangenehm sei. F. be­hält sich die Revision des Buches vor, bisAlles vorbei ist", wie er sich ausdrückte.

Berlin, 26. Mai. Bei der Frühstückstafel im Kgl. Schlosse anläßlich des Krönungstages des russischen Kaiserpaares erhob sich der Kaiser zu einem Trinkspruch auf das russische Kaiserpaar, worin er betonte, daß das Zarenpaar in diesem Augenblicke sich die Krone auf das Haupt setzte und mit heiligem Oele gesalbt werde, und daß in des russischen Volkes Jubel derjenige der anderen Völker welche in besonderen Abordnungen in Moskau ver­treten seien, sich mische, nicht zum mindesten der unsrige. Seine Majestät gab in erhebenden Worten seinen innigsten Segenswünschen für das russische Kaiserpaar Ausdruck und schloß mit einem dreifachen Hurrah, worin die Versammlung begeistert einstimmte.

Berlin, 27. Mai. Der Besuch der Gewerbe- Ausstellung betrug zu Pfingsten infolge des günsti­gen Wetters täglich etwa 200000 Personen.

Berlin, 27. Mai. Dem Sohn des Altreichs­kanzlers, Grafen Wilhelm Bismarck, Oberpräsi­denten der Provinz Ostpreußen, wurde ein Sohn geboren, für den Fürsten Bismark der erste Enkel eines Namens, da seine Söhne bisher nur weib- iche Nachkommen hatten.

Berlin, 28. Mai. DemReichsanz." zufolge ist dem bayerischen Ministerpräsidenten Freiherrn v. Crailsheim der schwarze Adlerorden verliehen worden.

Der Norddeutsche Lloyd hat auch im Jahre 1895, in welchem bekanntlich infolge der ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse in den Vereinigten Staa­ten von Nordamerika der Passagierverkehr nur einen geringen Umfang aufwies, nach den amtlichen Fest- tellungen von den sämtlichen an der Passagierbe- örderung beteiligten Dampfschiffahrtsgesellschaften den größten Anteil zu verzeichnen. Die Ziffern der verschiedenen Linien stellen sich wie folgt:

Norddeutscher Lloyd 68887 Personen

Amerika» Red Star Linie 53170

Hamburg Amerika Linie 45191

White Star Linie 42530

Cunard Linie 41500

Anchor Linie 26493

General Franzatlantique 24056

Nieder!. Amerika». Dampfsch.-Ges. 16848

Dann folgen noch acht weitere Linien, die sämtlich unter 10000 Personen bleiben.

Ausland.

Die Franzosen geberden sich im Hinblick auf die russische Kaiserkrönung wie die Kinder. Sie scheinen für den Anblick ganz vergessen zu haben, daß sie Republikaner sind und daß das, was sie heute bejubeln, von ihnen früher als eine Schmach ür die Menschheit, als eine Verhöhnung der Ver­nunft und der Freiheit gebrandmarkt worden ist. Der Tag der Zarenkrönung soll in ganz Frankreich

als ein Festtag begangen werden. Die Schulen sollen frei bekommen, die Börsen und die Geschäfte geschlossen werden, und der Flaggenschmuck der öffent­lichen und Privatgebäude soll äußerlich bekunden, daß sich die Franzosen des festlichen Tages nicht minder freuen wie die Russen. Und das alles zu Ehren einer Chimäre: der Hoffnung, daß die rus­sischen Waffen eines Tages in den Dienst der fran­zösischen Revanchegelüste gestellt werden!

Bordeaux, 27. Mai. Der ehemalige Rechtsan­walt Friedmann verläßt Bordeaux mit dem heu­tigen Frühzuge und trifft abends in Paris ein. Donnerstag früh wird er die Grenze passieren.

Rom. 27. Mai. Der Antrag auf Genehmig­ung der strafgerichtlichen Verfolgung des Generals Baratieri ist heute Vormittag veröffentlicht worden. In demselben wird die Ueberweisung Baratieri's an ein Kriegsgericht gefordert, vor dem er sich wegen Verbrechens gegen Artikel 74 und 88 des Militär­strafgesetzbuches und wegen der Anklage verantworten soll, daß er am 1. März 1896 aus unentschuldbaren Gründen einen Angriff unternommen hat, obwohl die damalige Lage eins Niederlage unvermeidlich machten, und daß er ferner den Oberbefehl in der Zeit vom 1. März 1896 halb 1 Uhr mittags bis zum 3. März 1896 9 Uhr vormittags noch ausgeübt und es ebenso unterlassen hat, geeignete Instruktionen zu geben, um die Folgen einer Niederlage abzuschwächen.

Moskau, 26. Mai. Nachdem alle geladenen und befohlenen Zeugen sich zur Krönung in der Uspenski-Kathedrale eingefunden hatten, auch die Kaiserin-Witwe, Krone und Purpurmantel tragend, auf ihrem Throne sich niedergelassen hatte, erschien gegen 9.45 Uhr das Kaiserpaar am Ausgange des Kremlschlosses und begab sich in festlichem Zuge unter Vorantragung der kaiserlichen Regalien in die Us­penski-Kathedrale. Glocken ertönten, die Truppen, präsentierten, die Volksmenge brachte fortwährend begeisterte Jubelrufe dar.

Moskau, 26. Mai. Glockengeläute sämtlicher Kirchen und Kanonendonner verkündeten, daß der Kaiser sich und der Kaiserin die Krone auf das Haupt gesetzt hat.

Moskau, 26. Mai. Abermaliges Läuten der Glocken und Kanonensalven verkünden soeben, daß die hl. Salbung an dem Kaiserpaare vollzogen ist.

Moskau, 26. Mai. Das vom Zaren erlassene Manifest lautet: Wir thun kund und zu wissen allen unfern getreuen Unterthanen: Nachdem Wir durch den Willen und die Gnade des allmächtigen Gottes heute die heilige Krönung vollzogen und die heilige Salbung empfangen haben, knieen Wir am Throne des Herrn der Herrscher in inbrünstigem Gebete nieder, die Dauer Unserer Regierung zum Heile des geliebten Vaterlandes zu segnen und in Erfüllung Unseres heutigen Gelübdes Uns zu bestärken, :reu und unentwegt das Uns von Unseren gekrönten Vorfahren übergebene Werk des Ausbaues des ruf-- ischen Landes und der Befestigung des Glaubens, der guten Sitte und der wahrhaften Erleuchtung ortzusetzen. Indem Wir erkennen, was alles Un­sren getreuen Unterthanen notthut und insbesondere Insern Blick lenken auf die Mühseligen und Bela­denen, seien sie dies aus eigener Schuld oder Pflicht­vergessenheit, folgen Wir dem Drange Unserer Herzen, ihnen die möglichste Erleichterung zu gewähren, da­mit sie an dem denkwürdigen Tage Unserer Krönung den ersten Tag eines neuen Lebens beschreiten und reudig an dem allgemeinen Jubel teilnehmen können. Hierauf werden Strafnachlasse und Amnestierungen, Erlasse von Steuerrückständen für das europäische Rußland und Polen verkündigt. Die Grundsteuer wird auf 10 Jahre und die Hälfte herabgesetzt. Geldstrafen werden erlassen oder ermäßigt. Rück-- kündige Forderungen des Staates jeder Art werden niedergeschlagen, ferner werden erlassen: Verurteil­ungen für die leichteren Vergehen, ausgenommen die gemeinen Vergehen; die Strafen für die Verbannten werden ermäßigt und die Wiederansiedelung dersel­ben erleichtert; der Minister des Innern ist im Einverständnis mit dem Justizminister ermächtigt, der kaiserlichen Entscheidung Gesuche um Widerher- tellung der Rechte politisch Verurteilter zu unter- weiten; Flüchtlinge aus dem Zarentum Polen und den den Westgouvernements werden unter gewissen Beschränkungen von der Polizeiaufsicht befreit usw.

Moskau, 28. Mai. Prinz Albrecht Württemberg ist gestern wieder abgereist.

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