kommifsär Wolfs unterstellt ist, reiste bereits gestern nach Brindisi ab, um dem Kommissär Wolfs bei der Ueberfüh- rung Hammer st eins behilflich zu sein. In etwa acht Tagen dürfte Hammerstein in Berlin eingeliefert werden.

Berlin, 14. Jan. Der Kaiser ist gestern nachmittag '/e3 Uhr beim Reichskanzler vorgefahren und hatte eine Unterredung mit ihm, vermutlich über die auswärtigen Angelegenheiten. Ueber die Nach­richt eines hiesigen Blattes, daß die Königin von England im Sterben liege, soll der Kaiser sehr auf­geregt gewesen sein. Ueber die Urheber dieser Nach­richt sollen Nachforschungen angestellt werden.

Metz, 11. Jan. Nach nunmehriger Feststellung wurde im XIV. Reichstagswahlkreise Metz (Stadt und Land) Pierson (Els.-Lothr.) mit 8680 Stimmen gegen Martin (Sozialdemokrat) gewählt, welcher 3762 Stimmen erhielt. Im XHI. Reichstagswahlkreise Diedenhosen-Bolchen wurde Charton mit 10800 Stimmen gewählt; Schleicher (Soz.) erhielt 3200 Stimmen.

Schweiz.

Bern, 11. Jan. Zur Erinnerung an den Geburtstag Pestalozzis fanden heute in allen Schulen Feierlichkeiten mit Vorträgen statt. Bilder Pestalozzis wurden an die gesamte Schuljugend verteilt. Außerdem fanden Gesang­vorträge, scenische Darstellungen und Sammlungen für geistig nnd körperlich verwahrloste Kinder, sowie die Bil­dung von Pestalozzifonds statt. Alle Schulklassen erhielten künstlerisch ausgeführte Porträts von Pestalozzi. Fn allen größeren Ortschaften finden morgen, Sonntag, Feierlichkeiten statt, meistens in der Kirche; auch Vorträge und Konzerte, sowie allgemeine Geldsammlungen für Pestalozzifonds wer­den veranstaltet.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 14. Jan. Aus Krakau wird gemeldet: Vor dem Erkenntnissenat begann gestern das Nach­spiel zu dem Spionageprozeß, dessen Hauptangeklagter, der Feuerwerker Hradil vom 2. Artillerieregiment, vor zwei Wochen vom Militärgericht verurteilt wurde. Derselbe wollte wichtige Fortifikations-, Armierungs­und Mobilisierungspläne aus der Regimentskanzlei entwenden, um sie an Rußland zu verkaufen, wurde aber rechtzeitig auf einen Wink aus Berlin verhaftet. Seine Helfer sind ein russischer und ein preußischer Unterthan; letzterer samt Frau und Tochter stehen nunmehr vor dem Richter. Die Verhandlung, zu der 74 Zeugen geladen sind, wurde für geheim erklärt.

Prag, 13. Jan. Wie bestimmt verlautet, hat der Statthalter Graf Thun bereits seine Demission eingereicht. Die Entscheidung des Kaisers wird in Kür^e erwartet.

Frankreich.

Lyon, 12. Jan. Ministerpräsident Bourgeois erklärte bei einem Bankett u. a. über die auswärtige Politik, die Republik habe nach außen hin eine Politik befolgt, welche die Wechselfälle des inneren Parteilebens nicht ins Schwanken gebracht hätten. Sie habe es verstanden, zu beweisen, daß ein großes demokratisches Gemeinwesen, welches Herr seiner selbst sei, in den auswärtigen Beziehungen dieselbe Sicherheit der leitenden Gesichtspunkte, dieselbe Be­ständigkeit in den Empfindungen und dasselbe metho­dische Vorgehen in seinen Handlungen zeigen könne, wie die festest gegründete Monarchie. Die Summe dieser Politik der Republik bestehe in dem Bestreben nach Erhaltung des Friedens, in der Ausbildung des Gedankens der Gerechtigkeit und in der unerschüt­terlichen Behauptung des Rechtes. Die Republik habe damit in entsprechender Weise die Wahrheit des alten berühmten Ausspruches dargethan:Frank­reich ist der Krieger des Rechts."

Italien.

Rom, 10. Jan. Der König Goxzgiani ver­einigte seine Streitkräfte mit denen des Königs Menelik. Er verfügt über 60 000 Mann. Es ist zweifelhaft, ob sich Makalle halten kann. Die offiziellen Blätter verbreiten das Gerücht, daß zwei ehemalige franzö­sische Offiziere in der Armee Meneliks Kienen. Die Derwische scheinen sich mit Menelik verständigt zu haben, um nach Erytrea zu marschieren.

Rom, 12. Jan. Eine Depesche des Generals Baratieri meldet, daß die erneuten Angriffe der . Schoaner aus Makalle am 8. und'9. d. Mts voll­kommen zurückgeschlagen mordet sind.

Venedig 13. Jan. DieGa zetta de Venedig" meldet, daß die vereinigten Feinrde Italien über 220 000 bewaffnete Krieger verfüge n und daß Italien zur Niederwerfung derselben mindestens 300 Mill. Lire gebrauche. Auch dieG-azetta Piemontese" beurteilt die Situation in Afrika s,ehr düster.Jtalia del Popolo" befürchtet, daß falls die Derwische zur Offensive übergehen, General lBaratieri auch in der Defensive sich nicht werde hy'.üen können.

Bulgas ien.

Sofia, 13. Jan. Ün 1er der russenfreundlichrn

Partei herrscht lebhafte Unzufriedenheit über die Verschiebung der Umtaufe des Thronerben. Stoiloff soll entschlossen sein, seine Entlassung zu verlangen. Ein neues Kabinett mit Grekoff als Präsidenten ist wahrscheinlich. Es heißt, daß der Fürst seine Reise ins Ausland doch antreten werde.

Portugal.

Aus Lissabon schreibt man der K. Z.: Große Begeisterung hat naturgemäß auch hier das Tele­gramm des deutschen Kaisers an Präsident Krü­ger hervorgerufen. Der klägliche Raubzug Jamesons bildet ein hübsches Seitenstück zu der That von Mousinho. Das neue Jahr läßt sich für unser kleines Portugal wirklich gut an, einerseits nimmt eine handvoll tapferer Soldaten den unbezwinglichen afrikanischen Raubritter gefangen, andererseits erlebt die unverhohlene moralische Unterstützung des mäch­tigsten Kaisers gegen den alten Erbsreund, vor dem Gott es nicht genug schützen kann.

Afrika.

Kapstadt, 13. Jan. Reuter meldet vom 12. Jan.: Sir Cecil Rhodes ist in Kimberly einge­troffen und wurde von den Vertretern aller Bevöl­kerungsklassen herzlich begrüßt. Rhodes dankte für den Empfang und bemerkte, seine politische Laufbahn sei noch nicht abgeschlossen, vielmehr habe sie jetzt erst begonnen. Er hoffe, noch viel zum Wohls des Landes wirken zu können.

Kapstadt, 12. Jan. Das Reutersche Bureau meldet: Der Präsident der Transvaal-Union, Char­les Leonard, ist gestern abend im Seebade Sea-Point bei Kapstadt verhaftet worden; ebenso wurden die Mitglieder des Reformkomites im Randdistrikte, Solly, Joel und Bethlehem, hier unter der Be­schuldigung des Hochverrats gegen Transvaal in Haft genommen.

Durban, 12. Jan. Das Reutersche Bureau meldet: Der Gouverneur von Natal, Hutchinson, ist nach Pretoria abgereist, um mit dem Gouverneur der Kap-Kolonie, Sir Hercules Robinson, Verein­barungen über den Transport Jameson und seiner Truppe durch Natal nach England zu treffen. In amtlichen Kreisen glaubt man, Jameson und seine Truppen würden an Bord eines Transportschiffes nach England überführt werden, um gemäß der Entschei­dung der Königin behandelt zu werden.

Amerika.

New-Jork, 13. Jan. DerNewyork World" veröffentlicht ein Telegramm von Sir Cecil Rhodes aus Kapstadt, worin es heißt: England müßte die Billigung Amerikas in der Transvaalangelegenheit haben. Wenn beide Länder zusammengingen, wäre der Weltfriede gesichert.

Kleinere Mittetlirrrse».

Reutlingen, 11. Jan. Gestern abend wurde vom hiesigen Stationskommandanten der verheiratete Schneider Ullmann von hier festgenommen und in das Amtsgerichts­gefängnis abgeliefert. Derselbe hatte in den letzten zwei Jahren in dem Kleidergeschäft von Heimsch hier, für das er arbeitete, fortgesetzt Kleiderdiebstähle begangen, bei deren letztem er gestern ertappt wurde. Im ganzen hat er dem Heimsch ca. 40 Anzüge, 2530 Ueberzieher, sowie viele sonstige Kleidungsstücke im Gesamtwert von mindestens 2500 ^ weggenommen. Ullmann ist geständig.

Stuttgart, 12. Jan. Der erste Gewinn der Stutt­garter Geldlotterie im Betrage von 50000 fiel dem Fabrikarbeiter Martin Obergsell in St. Georgen (Bad. Schwarzwald) zu.

Lauffen a. N., 11. Jan. Ein Gewerbsmann von hier machte am Erscheinungsfeste in dem nahen Horkheim einen Besuch bei einem Kunden. Nachdem er sich dort einige Zeit aufgehalten, entfernte er sich wieder und ist seit­her verschwunden. Alle Nachforschungen von seinen Ange­hörigen in Horkheim, Heilbronn und Umgebung waren bis jetzt erfolglos.

Ravensburg, 13. Jan. Der hier hier in Pension lebende Feldwebel Betz hat vor 25 Jahren an dem ruhm­reichen Felhzug 1870/71 als Fahnenträger bei dem 2. Württ. Infanterieregiment jetzt Kaiser Wilhelm, Kömg von Preußen Nr. 120 teilgenommen. Anläßlich der ^jäh­rigen Gedenkfeier der deutschen Kaiserproklamation zu Versailles ist von dem genannten Regiment eine Deputa­tion mit Fahne nach Berlin kommandiert. Dieselbe besieht aus dem Oberst Fragstein v. Nimsdorff, Premierlieutenant Benignus, Sergeant Schaddeg und Sergeant Betz. Letzterer ist der Sohn des obengenannten Feldwebels und hat jetzt die Ehre, dieselbe Fahne zu tragen, die vor 25 Jahren sein Vater trug.

Magstadt, 11. Jan. Im hiesigen Steinbruch ereig­nete sich gestern ein bedauernswerter Unglücksfall. Einige Arbeiter waren mit Abräumen beschäftigt, als plötzlich eine Schichte abrutschte und den Adolf Kienle von Warmbronn verschüttete. Nur als Leiche konnte der Unglückliche aus­gegraben werden. Die andern kamen mit dem Schrecken davon.

Volksschule.

Zum 12. Januar 1896.

Es war im Schweizerland. Es war in Stanz. Kampslärm erscholl. Die Jakobinermütze Schwingt hoch der Bürger und er schwingt die Büchse- Da greift zum Holzbeil und zum Spieß der Bauer,

Das Straßenpflaster raucht von Bruderblut,

Es fliegt der rote Hahn von Dach zu Dach.

Der Qualm verzieht. Da geht mit hohlem Aug'

Und dürrem Fuß im Land das Elend um.

Und horch! Was war das? Heißer Klageton Zieht gassenlang. Dort unter Brandgebälk Im schwarzen Winkel kauern zarte Kindlein,

Verscheucht, zu Tod erschreckt. Das wimmert, schreit.

Nach Brot, undVater!" ruft es,Mutter, Mutter!"

Und niemand niemand hört.

Da kommt des Weges

Daher mit raschem Fuß ein schlichter Mann.

Und wie sein glühend Aug' die Not erschaut.

Da greift zum Herzen er und hebt die Hand Zum Schwur:O hört, ihr Mächtigen der Welt,

Was soll die goldne Ehrenkette mir.

Die eure Hand mir willig beut? O hört Den Weheruf der weltverlass'nen Waisen.

Und hört das Wort: Es wohnt in jedem Kind Der heil'ge Gottesfunke; Gottes Lohn Erwirbt, wer ihn zu Glanz und Glut entfacht.

Mir brennt das Herz, die Kindlein zu behüten.

Daß groß und edel wachse das Geschlecht.

Gott ruft zum Hirtenamt mich schwachen Mann.

Mit Gott sei es gewagt. Ich will ein Führer,

Ein Freund, ein Vater sein dem jungen Volk; Schulmeister will ich werden! Ja, bei Gott, ich will!"

Und es geschah. Ein Vater wurde er Der deutschen Schule. Hoch in Ehren nennt Jedweder Mann den Namen Pestalozzi.

Ung wo im weiten Reich, im grünen Wald,

Bei goldnem Aehrenfeld, aus brauner Heide,

Am blauen Meer, beim Kirchturm im Ort Mit blanken Fenstern steht Las schlichte Schulhaus,

Da leuchtets klar wie Maiensonnenglanz:

Im Goldhaar und im Kranj der braunen Locken, Kornblumenaugig und mit roten Wangen Sitzt holderblüht im Ring tne junge Brut.

Das ist deutschen Volkes Edüschatz,

Des Vaterlandes Zukunft, Kraft und Stolz.

Volksschule" heißt der Ort. Fürwahr das ist. Ein gülden Wort. Es strömt zu Zucht und Lehre Das ganze Volk her in die stille Stube.

Da draußen irrt und schwirrt der tolle Lärm..

Die Wagen rollen und die Kairen ächzen;

Die Eisenräder sausen in den Hallen ;

Die Goldgier fährt zu Markte mit Geschrei.

So braust es draußen hin ^ie wilde Jagd.

Dieweilen sitzt das junge Volk geborgen Am trauten Ort. Hier waltet Gottessriedr;

Hier ist der Bruderliebe stille Heimat;

Nicht scheidet das Gewand; und was im Glanz Der Kerzen schreitet über glatten Boden,

Was in der Werkstatt spielt bei trauter Lampe,

Was sonnensroh um Stall und Scheunen sprmgt.

Und was auf Gassen, was am Zaun sich sonnt.

Hat Herberg hier, und ihre Freistatt finden Die Allerärmsten auch, die Krüppel, die Verlass'nen. Ob daheim in dumpfer Herberg Aus trüben Fenstern grinst die Nacht, die Not,

Hier glüht der Sonnenschein. Zum Hirtenherzen Rankt sonnenhungrig sich empor die Seele Der Weltverwaisten, und für Licht und Glut Im Hellen Auge glänzt der stumme Dank.

So schafft als Gottesgärtnerin die Schule.

Sie legt im goldnen Lenz den Edelsamen Ins zarte Land. Der keimt und wächst empor Im Sommersonnenschein und Sturm und Regen,

Das grünt und blüht, llnd kommt der Herbst, dann leuchten Die Edelfrüchte rings im Land.

So nährt und mehret auch der Lehrer stille Mühe Des Volkes Kraft, des Vaterlandes Größe Und jedes Bürgers Wohl. Und mancher schreitet Die Heeresstraße hin mt hohem Haupt,

Und mancher schleicht des Wegs mit müdem Rücken,

Die haben tief ins Herzenskämmerlein Den Lehrer eingeschlossen, der Einst ihren Lebensmorgen treu gehütet.

Und hohe Ehre birgt's, zollt man den Dank:

Es war ein wackrer Mann, des Volkes Lehrer,

Der Kinder Freund, ein Jünger Pestalozzr's."

A. d.Hilfe" v. Pfarrer Naumann.

Ein Wort zur Wicsendüngnng.

Eines der wirksamsten Mittel zur einträglicheren Ge­staltung des Wirtschastsbetriebes besteht in der Stergerung der natürlichen Futterproduktion aus den Wiesen; die ratio­nelle Ausnützung des etwa vorhandenen Wassers durch Bewässerungs-Anlagen und die richtige Düngung der Wiesen sind die Mittel, um zu diesem Ziele zu gelangen. Nun ist die herannahende Herbstzeit sowohl nm Bewässern als zum Düngen der Wiesen besonders geeignet.

Leider müssen wir in sehr vielen Fällen auf das erste Mittel verzichten, weil es an Wasser fehlt; das zweite ist stets und überall anwendbar und soll, gerade wegen dieses Vorzuges, hier kurz besprochen werden.

Vorab bemerken wir, daß es sich bei der Düngung der Wiesen nicht um Benutzung der m der Wirtschaft erzeugten Düngemittel: Stallmist, Jauche usw. handelt, denn diese gehören aus den Acker und sollten, so lange sie hier noch nutz­bringend verwandt werden können, von der Wiesendüngung