Gott rc." folgte die treffliche Festpredigt von Herrn Dekan Hermann. Im Anschluß an die Textesworte Matth. 9,14.15 führte der Redner aus, daß wir ein gutes Recht zu christlicher Festfreude haben, wenn wir 1) den Herrn in unserer Mitte nicht vergessen, 2) uns dem Ernst des Christenstandes nicht verschließen 3) den Ruf der Not unserer Brüder nicht überhören. Dem nun folgenden Gesangsgottesdienst wurde das Leben unseres Herrn Jesu Christi zu Grunde gelegt. 1. Die Geburt, 2. der Prophet, 3. der Hohe­priester, 4. der König. An die Schriftworte schlossen sich entsprechende Chor- und Gemeindegesänge an. Durch Einfügung eines Seminaristenchors, eines Kinderchors und eines Männerchors des Bezirkslehrergesangvereins wurde der Gottesdienst überaus mannigfaltig ge­staltet. Den Schluß bildete eine Solostimme (Herr Dekan Petzoldt und Chor: Hallelujah aus dem Ora­toriumJudas Maccabäus" von Händel, mit Musik­begleitung der Kapelle des 4. Württ. Jnfant.-Regts. Nr. 122. Um 5 Uhr fanden sich die meisten Sänger, Sängerinnen undvieleGesangsfreundeinderHarmonie zu einer geselligen Vereinigung zusammen. Der große Saal war bald gefüllt und manche mußten sich in den Nebensälen plazieren. Der Vorstand drückte den herzlichen Dank aus für alle, die zu dem Gelingen des schönen Festes mitgewirkt haben, zunächst den Sänger­chören von hier und auswärts mit ihren Dirigenten, ferner dem musikalischen Leiter des Ganzen und den Geistlichen. Von besonderem Wert sei, daß auch die Jugesid hineingezogen worden sei in die Bestrebungen des Vereins (Seminaristenchor, Kinderchor; auch der ini Saal anwesende Gymnasialchor trug unter der Leitung des Herrn Ephorus Lechler einen altkirchlichen Gesang und zwei weltliche Lieder vor.) Herr OBM. Hegelmaier, der auch dem Festgottesdienst angewohnt hatte, übermittelte im Namen der hies. Stadt die besten und herzlichsten Glückwünsche zu dem Gelingen des heutigen Festes. Es habe sich gezeigt, wie wert­voll der Kirchengesang sei und wie er geeignet ist, die Herzen in die Höhe zu heben. Die Religion sei Sache des Gefühls und der Stimmung. Die Har­monie der Töne sei das beste Mittel, um in sich selbst harmonische Stimmung herzustellen. Von seiten der Stadt sei dem Kirchengesangverein herzlicher Dank gesagt. Möge er Heilbronn in gutem Andenken be­halten. Aus das an Se. Mas. abgesandle Huldigungs­telegramm warmittlerweile einDanksagungstelegramm eingetroffen. Nach Verlesen desselben wurde die Königshymne stehend gesungen. Herr Dekan Pezold dankte dem Herrn Oberbürgermeister für die den Festteilnehmern gewährte Gastfreundschaft und schloß mit einem Hoch aus die schöne Feststadt. Zum Schluß lud Herr Sladtpfarrer Mosapp-Heidenheim den Verein ein, nach Vollendung der neuen Pauluskirche daselbst sein übernächstes Landessest 1899 in Heidenheim ab­zuhalten, was der Vorstand, falls es bis dahin die Umstände gestatten werden, zusicherte. Mit freudigem Stolz kann der Verein aus das hiesige, in allen Teilen gelungene Fest zurückblicken; es wird gewiß allen Teilnehmern in freundlicher Erinnerung bleiben. Möge der Verein wachsen und gedeihen, und möge es ihm vergönnt sein, noch viele solche Feste zu feiern!

Ulm, 29. Sept. Eine Deputation des hiesigen Veteränenvereins Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar begab sich heute nach Stuttgart, um dem Prinzen, seinem Ehrenchef, aus Anlaß von dessen 70. Geburts­tag eine Adresse zu überreichen. Dieselbe ist von Prof. Heyberger hier in punziertem Ledereinband künstlerisch auf Pergament ausgeführt und hat fol­genden Wortlaut:Sr. Hoheit dem Prinzen Her­mann zu Sachsen-Weimar, unserem hochverehrten Herrn Ehrenchef zum 70. Geburtstag in Dankbarkeit und Ehrfurcht gewidmet. Gott schütze Eure Hoheit für und für. Veteranenverein Ulm Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar. Die Vorstandschaft."

Karlsruhe, 30. Sept. Wie dieHeid. Ztg." hört, wollen die Nationalliberalen in Durlach den Fabrikant. Grimm als Landtagskandidaten aufstellen. Der seitherige nat.-lib. Vertreter war Privat. Eglau.

Karlsruhe, 30. Sept. DieKarlsr. Ztg." ver­öffentlicht einen Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser und dem Großherzog. Das Telegramm des Kaisers lautet:Jagdhaus Rominten, 28. Sept. Ew. K. Hoheit wollen davon aufrichtig versichert sein, daß ich bei der 25jähr. Wiederkehr des Tages von Straßburgs Falle in tief empfundener Dankbarkeit der Lorbeeren gedenke, welche sich die badischen Krieger unter den Augen ihres geliebten Landesherrn bei der Einnahme dieser Feste erfochten haben." Das Antworttelegramm

des Großherzogs lautet:Wollen Ew. Kaiser!. Mas. Meinen aufrichtigen Dank entgegennehmen für die überaus wohlthuenden Empfindungen, womit Aller­höchst Dieselben der 25jähr. Wiederkehr dieses Tages von Straßburgs Falle in so ehrender Weise des An­teils der badischen Truppen an dieser Ruhmesthat gedenken. Es wird diese allerhöchste Anerkennung der Bedeutung dieses Jahrestages von allen noch lebenden Kämpfern, Meinen lieben Landsleuten, dank­bar empfunden werden und sie wird der jüngeren Generation ein erneuter Antrieb werden, die Bahnen der Ehre der Väter stets würdig und wohlvorbereitet zu betreten.

Augsburg, 1. Okt. DieAugsb. Abendztg." vernimmt, der Prinzregent habe das Begnadigungs­gesuch des Deutsch-Amerikaners Stern wegen des Kissinger Vorfalles abschlägig beschieden.

Straßburg, 29. Sept. Die von verschiedenen Seiten gebrachte Nachricht, daß der oftgenannte Reichs­tagsabgeordnete Dr. med. HaasinMetzsein Man­dat endlich niederlegen und in dem Rentier Läonard einen Nachfolger erhalten werde, wird von dem Letzteren selbst, was seine Person angeht, als.falsch bezeichnet.

Kaiserslautern, 29. Sept. Heute nachmittag fand die Enthüllung des Bismarcksdenkmals unter großer Beteiligung der Bevölkerung aus der ganzen Pfalz statt. Der Vorsitzende des hiesigen Verschöne­rungsvereins, Görg, übergab das Denkmal an die Stadt. Bauamtmann Stempel brachte ein Hoch auf den Kaiser und den Prinzregenten aus. Bürgerm. Orth übernahm das Denkmal im Namen der Stadt. Die Häuser tragen Flaggenschmuck. Abends fand in der Furchthalle ein großes Bankett statt. Während desselsen wurde folgender Brief des Fürsten Bis­marck verlesen:

An den Verschönerungsverein Kaiserslautern. Mein Gesundheitszustand verbietet mir leider, der freundlichen Einladung zur Enthüllung meines Denkmals am 29. d. M. olge zu leisten. Ich muß mich darauf beschränken, dem erein wiederholt und von Herzen für die Ehre zu danken, die er mir erzeugt und mit meinen Gedanken am nächsten Sonntag bei ihnen zu sein, (gez.) v. Bismarck.

Köln, 28. Sept. Die Zahl der Teilnehmer an der 43. Philologenversammlung ist jetzt auf 1009 gestiegen, wohl die höchste bis jetzt erreichte Zahl. Von Tübingen sind'alle drei Professoren der klassi­schen Philologie, Schwabe, Herzog, Crusius, anwesend. In der 3. Sitzung sprach Prof. Stahl-Münster über den Zusammenhang der ältesten griechischen Geschichts­schreibung mit dem Epos, Wolters-Athen über eine spartanische Apollostatue, Reisch-Innsbruck über die Entwicklung des griechischen Theaters und Marx- Breslau über das Haus des Faun in Pompeji. In der pädagogischen Sektion des Philologentags erregte eine Mitteilung des Geh.-Rats Deiters, die er im Auftrag des Kultministers Dr. Bosse zu machen erklärte, großes und freudiges Aufsehen. Sie enthielt die Zusicherung, daß in den obersten 3 Klassen der Gymnasien wieder je eine Stunde mehr als nach dem Lehrplan von 1891 für das Latein ausgeworfen werden soll. Es sind also die Klagen der Fachmänner, die neulich Geh.-Rat Dr. Schräder so eindrucksvoll formulierte, nicht ohne Wirkung geblieben und Würt­tembergs Verhalten ist gerechtfertigt. Gestern abend gab die Stadt Köln in ihrem herrlichen, feenhaft be­leuchtetenVolksgarten" der Versammlung einen Festtrunk und bis nach 12 Uhr konnte alles im Freien sitzen, trinken und tanzen.

Zwickau, 30. Sept. Der in Zwickau versam­melte Gesamtvorstand des evangel. Bundes be­willigte die Summe von 20000 ^ zum Bau eines evangelischen Bundesdiakonissenhauses in Freiburg i. B. für Baden und Elsaß-Lothringen.

Luckenwalde, 1. Okt. Hier fand gestern Abend eine von 500 Personen besuchte Wählerversammlung statt, in welcher, wie demKl. Journ." gemeldet wird, eine Resolution einstimmig zur Annahme ge­langte, in der die Versammlung den Kreuzzeitungs­redakteur Dr. Kropatschek zur Niederlegung seines Reichstags-Mandats auffordert, weil er bis jetzt die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen in der Affaire Hammerstein nicht habe widerlegen können.

8.0.8. Berlin, 30. Sept. Dem Armeever­ordnungsblatt zufolge ist ein neues Exerzierreglement für Kavallerie erlassen, dessen Festsetzungen künftig allein maßgebend sein sollen. Das Reglement wird demnächst veröffentlicht werden.

Berlin,!. Okt. Der Staatssekretär des Reichs­marineamts Hollmann hat sich auf Befehl des Kaisers nach Rominten begeben.

Berlin, 1. Okt. Das Kaiserpaar ließ an dem gestrigen Todestag der verstorbenen Kaiserin Augusta im Mausoleum zu Charlottenburg einen kostbaren Kranz am Sarge niederlegen.

Als wichtigste Aufgabe des nächsten Reichs­tages bezeichnet dieVoff. Ztg." die, den Abschluß des bürgerl. Gesetzbuchs um ein beträchtliches Stück zu fördern. Soll diese Aufgabe gelöst werden, so wird sich die Regierung der Pflicht nicht entziehen können, dem Reichstage schon bei seinem Zusammen­tritt eine Vorlage zu machen, damit jeder Anschein der Ueberstürzung vermieden wird, damit der Vorwurf keinen Raum gewinnt, als solle der Reichstag in eine Zwangslage versetzt werden. Die Pflicht der Regie­rung, und der Volksvertretung, dieses nationale Werk nach mehr als zwanzigjähriger Vorbereitung zum Abschluß zu bringen, wird allgemach sehr ernst.

Schweiz.

Bern, 30. Sept. In der gestrigen Volksab­stimmung wurde das Zündholzmonopol mit un­gefähr 180000 St. gegen 140000 verworfen, nur in 7^2 Kantonen erlangte dasselbe die Mehrheit.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 28. Sept. Die Bestallung des neuen Ministeriums findet am Mittwoch durch den Kai­ser statt, der hierzu von Mürzsteg herkommt. Dem Fremdenblatt zufolge wird Erzherzog Franz Ferdinand, dessen Gesundheitszustand befriedigend ist, den nächsten Winter in Aegypten zubringen. Das Militärverordnungsblatt meldet: Der Kaiser ernannte den Prinzen Heinrich von Preußen zum Kontreadmiral. (Prinz Heinrich von Preußen, der soeben in Preußen zum Kontreadmiral befördert wor­den ist, war bisher Linienschiffskapitän ü tu suito der kais. und kön. Marine.)

Budapest, 30. Sept. Gestern, also am letzten Sountag vor dem Inkrafttreten des Zivilehegesetzes, wurde von allen Kanzeln Ungarns der bekannte Hirtenbrief der ungarischen Bischöfe verlesen. Zu­gleich fanden 300 kirchliche Trauungen statt, denen heute weitere 1000 Nachfolgen. Der Aufgebotdispens wurde allen Brautpaaren gewährt.

Frankreich.

Paris, 30. Sept. Französ. Blätter veröffent­lichen über den Kaiser Wilhelm-Kanal pessimistische Mitteilungen, denen zufolge die Handelsschiffe wegen der vielen Unfälle und des hohen Tarifs von der Benützung des Kanals fern gehalten werden sollen. Die Beleuchtung wird außerdem als eine sehr mangel­hafte geschildert. (?)

Paris, 30. Sept. DemBerl. Kl. Journ." wird von hier gemeldet: Der Untersuchungsrichter Pasques will einen wegen Betrugs inhaftierten Deut­schen als Spion entlarven. Derselbe habe über seine Beobachtungen der deutschen Regierung Berichte zu­gehen lassen. Weitere Nachrichten behaupten, der angebliche Spion sei ein preußischer Offizier, sein Name wurde bis auf die Anfangsbuchstaben A. R. der Presse vorenthalten. Auch seine Geliebte soll verhaftet sein.

Paris, 1. Okt. DasJournal des Debats" meldet aus Berlin, der deutsche Kaiser interessiere sich sehr betr. der Expedition auf Madagaskar. 2 deutsche Offiziere seien der franz. Armee beigegeben, welche ihre genauen Beobachtungen direkt an General v. Hahnke, den Chef des Militärkabinetts berichteten.

Rußland.

St. Petersburg, 1. Okt. Kaiser Nikolaus empfing am Montag den Flügeladjutanten Oberst v. Moltke in Audienz behufs Überreichung eines Hand­schreibens des deutschen Kaisers.

A sien.

Hongkong, 1. Okt. Die chinesischen Behörden thun alles Mögliche, um die Untersuchung wegen der Metzeleien in Kutscheng ergebnislos zu machen. 40 verhaftete Chinesen sind ohne Ermächtigung der Konsuln freigelassen worden. Der englische Konsul Manssield wurde von chinesischen Soldaten beschimpft. Die Konsuln gedenken nach Futschou zurückzukehren.

Kleinere Mitteilungen.

Nagold, 39. Sept. Wir wollen nicht verfehlen, unsere Leser darüber zu unterrichten, was der bekannte Wetterfalb über den Monat Oktober und seine Witterungsverhält­nisse urteilt. Niederschläge sollen in ziemlich ausgiebigem Maße eintreten, wenn auch nicht so stark wie im Oktober des Vorjahres. In den letzten Oktobertagen kommen Fröste. Vom 1. bis S. Oktober trockenes, kälteres Wetter; der 3. Oktober ist wieder einkritischer Tag", aber einer zweiter Verdünnung; der 6. biss. Oktober bringt warme Regen; 9. bis 1l. Oktober bei herrschender Trockenheit Rück-