Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Donnerstag 3. Hktoöer

JnserlionZ-Cebuhr >itt die l^'x-lttge ^jettc aus gewöhul, Schrift bei eirmali",er Em- rüo'.-.ig 9 2 ), bei mehrmaliger >e 6 ^s. D e Inserate müssen spüieitens morgens 8 Uhr cm Tage vor der Herausgabe des Blattes der D^'ckerei ausgeaeben sein.

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Amtliches.

Nagold.

Allerhöchster Anordnung gemäß wird die kirch­liche Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin am

Sonntag de« 6. d. Mts.

stattfinden, wovon die Bezirksangehörigen in Kennt­nis gesetzt werden.

Den 1. Oktober 1895.

K. Oberamt. Schüller. A.-V.

Gestorben: Friederike Luise Bozenhardt, geb. Schlatterer, Calw. Martin Dreiß, Privatier, Calw. Chr. Wilhelm Schnaith, Tübingen.

ZUM Militärdienst der Volksschullehrer.

Vom Jahre 1900 ab werden die Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamts, welche ihre Be­fähigung für das Schulamt in vorschriftsmäßiger Prüfung nachgewiesen haben, erst nach einjähriger aktiver Dienstzeit bei einem Infanterie-Regiment zur Reserve beurlaubt. Durch diese Anordnung wird die Ableistung des Einjährigfreiwilligendienstes der Volks­schullehrer nicht berührt; es finden vielmehr hiefür die für den Einjährigfreiwilligendienst allgemein gül­tigen Bestimmungen Anwendung. Für die bis 1900 währende Uebergangszeit ist seitens des preußischen Kriegsministerums mit dem preußischen Unterrichts­ministerium eine Vereinbarung getroffen worden, wo­nach es den unmittelbar nach bestandener Prüfung aus dem Seminar ausschreitenden Lehramtsbewerbern bereits vom 1. Oktober d. I. ab freigestellt werden soll ein Jahr zu dienen. Im übrigen soll es bis zum Jahre 1900 bei der bisherigen lOwöchigen aktiven Dienstzeit sein Bewenden haben. Bezüglich der Volks­schullehrer, die sich dem einjährigen aktiven Dienst zu unterziehen gedenken, hat der Kriegsminister folgende Bestimmungen erlassen: Die Einstellung erfolgt am 1. April und 1. Oktober jedes Jahres, zum erstenmal am 1. Okt. d. I. Diejenigen Volksschullehrer, welche sich dem einjährigen Militärdienst unterziehen wollen, dürfen sich den Truppenteil, bei welchem sie dienen möchten, nicht selbst auswählen; vielmehr erfolgt ihre Verteilung auf die Infanterie-Truppenteile seitens der zuständigen Generalkommandos. Die eingestellten Lehrer werden an der Rekrutenausbildung der Ein­jährig-Freiwilligen teilnehmen und dann in die Kom­pagnien eintreten. Soweit sie sich nach ihrer mili­tärischen Beanlagung und ihrem Diensteifer hierzu eignen, werden sie nach Anordnung der Regiments­kommandeure zu Unteroffizieren der Reserve und der Landwehr qusgebildet. Nach ßmonatiger Dienstzeit darf eine Beförderung derjenigen Volksschullehrer, welche sich gut geführt und sich ausreichende Dienst­kenntnis erworben haben, zu überzähligen Gefreiten stattfinden. Diejenigen, die sich bei der Entlassung nach dem Urteil der Vorgesetzten zu Unteroffizieren der Reserve und Landwehr eignen, werden als Un­teroffizieraspiranten entlassen. In Fällen hervorra­

gender Leistungen kann bei musterhafter Führung und Haltung eine Beförderung zum überzähligen Unteroffi­zier ausnahmsweise schon bei der Entlassung aus dem aktiven Dienst erfolgen. Im übrigen sind Beförde­rungen gelegentlich der Uebungen zulässig. Die Heran­ziehung der Seminarabiturienten zu der verlängerten einjährigen Dienstzeit für die Uebergangszeit findet zunächst nur auf die Abiturienten der preußischen Seminare Anwendung. Ob diejenigen der anderen Bundesstaaten nach den gleichen Grundsätzen zu be­handeln sein werden, bleibt einer weiteren Entschei­dung Vorbehalten.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

Nagold, 27. Sept. Wie man hört, wird unser seitheriger Reichstagsabgeordneter Frhr. v. Gült- lingen auch beider bevorstehenden Reichstagswahl eine Kandidatur annehmen.

Nagold, 1. Okt. Ueber die Bildung eines Bundes der Industriellen berichtet dieDeutsche Warte". An der Spitze desselben sollen bis jetzt etwa 300 angesehene Industrielle aller Betriebsarten stehen, die demnächst einen gemeinsamen Ausruf er­lassen wollen. Der Bund richte sich keineswegs gegen die Börse oder sonstige Handelsinteressen, sondern gegen eine einseitige. Vertretung der Industrie durch einige Großindustrielle.

? Nagold, 2. Okt. Gestern beging die hiesige Museumsgesellschaft ihre jährliche Herbstfeier. AufTeufels Hirnschale" entwickelte sich ein fröh­liches Leben und Treiben, indem sich jung und alt mit Abbrennen von Feuerwerk vergnügte. Von seiten der Arrangeure war alles aufs beste vorbe­reitet und das zum Schluß abgebrannte Feuerwerk sowie das Höhenfeuer mag von der Stadt aus ge­sehen einen hübschen Anblick geboten haben. Nach­dem sich die Gesellschaft in stattlichem Lampionzug unter Vortritt der Musik zur Stadt begeben hatte, beendigte ein fröhlicher Tanz im Gasthof z. Hirsch die gelungene Feier.

Den Rekruten zur Beachtung. Die zur Ab­leistung ihrer Militärdienstpflicht einrückenden Re­kruten werden gut thun, ihre Quittungskarten über die bezahlten Beiträge zur Alters- und Invaliditäts- Versicherung, soweit sie solche besitzen, sorgfältig auf­zubewahren, da selbige nach der Entlassung bei Wieder­eintritt in versicherungspflichtige Beschäftigung ab­zugeben sind. Die Militärdienstzeit wird den Ver­sicherten so angerechnet, als hätten sie während dieser Zeit ihre Beiträge bezahlt.

Stuttgart, 29. Sept. Die Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Köln hat für die päda­gogische Sektion Rektor Bender-Ulm als zweiten und die historische Sektion Rektor Egelhaaf-Stuttgart als ersten Vorsitzenden gewählt. In diesen Wahlen liegt eine hohe Anerkennung für die Bedeutung der württember- gischen Schulmänner. (Schw. B.)

Backnang, 30. Sept. Landtagsabg. Schrempf hielt gestern hier einen Vortrag über die politischen Pflichten des Bürgers. Nach demselben wurde an den Abg. eine Anfrage gestellt über den Fall Ham- merstein-Stöcker. Nach dem Murrthalb. legte Schrempf denschmählichen Betrug des Baronen v. Hammer­stein an seiner Partei" auseinander; er konnte aber nicht umhin, den Hofprediger a. D. Stöcker gegen dieAusfälle der jüdisch-freisinnigen Presse" in Schutz zu nehmen. In die aufgelegte Mitgliederliste zeich­neten sich über 70 Männer ein.

Heilbronn, 27. Sept. (Landeskirchengesang­fest.) Am gestrigen Hauptfesttage hielten die Sänger­

chöre schon vormittags ihren Einzug in die hiesige Stadt, auch viele auswärtige Festbesucher strömten in Scharen herbei. Um halb 9 Uhr fand seitens der auswärtigen Festteilnehmer eine Besichtigung der schön restaurierten Kilianskirche statt, um 9 Uhr Orgel- und Gesangsvorträge in sieben Nummern. In den ersteren zeigte Herr Organist Eichhorn seine Meisterschaft in der Beherrschung der Königin der Instrumente. Die Frln. H. Staudenmayer und F. Klett trugen geistliche Lieder von Händel, Bach und Ahle vor. Herr Dekan Petzold-Brackenheim erfreute die Anwesenden durch ein von ihm ^selbst komponiertes prächtig vorgetragenes Baritonsolo: Der Herr ist mein Hirt", Pfarrer Ammon von Adolzsurt durch ein Violinsolo. Von halb 11 bis nach 12 Uhr war die Hauptprobe für die gemein­schaftlichen Gesänge. Es wirkten mit die Chöre von Crailsheim, Göppingen, Heilbronn (Kirchenchor, Ve­rein für klass. Kirchenmusik, Lehrergesangverein, Schülerchor), Heslach, Künzelsau (Seminarchor), Plieningen, Rothenberg, Untertürkheim, Vaihingen a. E. und Weinsberg (ca. 450 Stimmen). Herr Pros. Burkhardt-Nürtingen, der schon in den letzten Wochen mit jedem Chor eine Vorprobe abgehalten hatte, verstand es, mit sicherer Hand und gewaltiger Energie das Scepter zu führen und so die Tonmafsen zu leiten und die Chöre zu einem Ganzen zu ver­einigen, daß man der Hauptaufführung mit froher Hoffnung entgegensetzen durfte. Das gemeinschaft­liche Mittagsmahl wurde in der Harmonie einge­nommen (ca. 430 Personen). Am Schluß desselben begrüßte der Vereinsvorstand die Sänger und hob hervor, es sei eine alte Sitte, bei dieser Mittags­tafel des Schirmherrn der evangel. Landeskirche, unseres Königs, zu gedenken. Hierauf wurde ein aus dem Kgl. Kabinett eingetroffenes Schreiben ver­lesen, wonach Se. Maj. die von dem Verein über­sandte Eingabe nebst Programm und Gottesdienstord­nungen für das in Heilbronn stattfindende Landesfest mit Interesse entgegenzunehmen geruht habe, dem Vorstand für die durch die Einsendung bethätigte Aufmerksamkeit gnädigst danken lasse, auch dem Feste einen schönen Verlauf wünsche. Es wurde beschlossen, als Ausdruck des Dankes für diese allerhöchste gnä­dige Kundgebung folgendes Telegramm nach Beben­hausen abzusenden:

Der evangelische Kirchsngesang-Verein für Württem­berg zu seiner Jahresfeier in Heilbronn festlich ver­sammelt, sendet Eurer Königl. Majestät, für gnä­digste Kundgebung unterthänig dankend, den ehrfurchts­vollsten Ausdruck unterthämger, anhänglicher Gesinnung. Ebenso wurde an den Gründer des Vereins, den jetzigen Prof. K ö st lin-Gießen (derzeit in Wiesbaden) folgende Depesche abgeschickt:

Für Vatergruß dankend.

In Treue nie wankend.

Sendet Wunsch und Gruß Der LUus

Kirchengesangverein.

Der Festgottesdienst um halb 3 Uhr nahm einen wirklich schönen, erhebenden Verlauf. Eine stattliche Festversammlung hatte die weiten Räume der Kirche fast ganz gefüllt. Die Liturgie wurde von den Herren Prälat v. Berg, Stadtpfarrer Stähle und Pregizer, die Orgel von Herrn Seminar-Oberlehrer Hegele-Nagold übernommen. Der Eingangschor, die ziemlich schwierige, teilweise Ostimmige Motette: Siehe, ich stehe vor der Thür" von C. Eichhorn Heilbronn, wurde von den vereinigten Gesangskräften der hies. Stadt auf der Orgelempore ausgesührt. Nach einem Gemeinde- und zwei weiteren Chorge­sängen und dem gemeinschaftlichen Gesang des Glaubensbekenntnisses:Wir glauben all' an einen