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Sozialdemokratie den Gottesglauben und die Religion j der Militärpflicht entziehen, immer noch sehr groß;
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verneint und damit die Staatsordnung erschüttert. Mit diesem Liberalismus müsse man brechen, wenn das Vaterland gerettet werden solle.
Heilbronn, 7. Sept. Bekanntlich hatte die Herlbr. Ztg." die Steinausfuhrangelegenhert einer Besprechung unterzogen, wobei namentlich aus die verkehrte Behandlungsweise dieser Angelegenheit hinqewiesen wurde. Oberbürgermeister Hegelmaier verkündete darauf in gemeinschaftlicher Sitzung des Gemeinderats und BürgerausschuM, daß er gegen die F>eilbr Zta." wegen dieses Artikels Strafantrag bei d^ K Sraatso-rwaltschaft gestellt habe. Obgleich Gemeinden H.oer in jener Sitzung dre Erklärung abaab daß dem Artikel fernstehe, dehnte Oberbürgermeister Hegelmaier den Strafantrag auch gegen Huber «us. Gestern ist nun den Beteiligten folgende Zrök^ung gemacht worden: In der Anklagesache
.wegen Beleidigung, verübt durch einen
,n Nr. 151 der „Heilbr. Ztg." enthaltenen Artikel ist von der K. Staatsanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens verfügt worden. Eine weitere Anklage dcs Oberbürgermeisters gegen Gemeinderat Huber rnd die „Heilbr. Ztg.", sowie gegen Huber und die,, Neck.-Ztg." schwebt noch. Auch die „Neck.-Ztg." ist vm ihrem früheren Protektor verklagt.
ssoburg, 9. Sept. Auf Schloß Rosenau hat sich heute mittag die Prinzessin Alexandra von Co>urg mit dem Erbprinzen von Hohenlohe- L-ngenburg verlobt.
Hamburg, 10. Sept. Der Hamburgische Kor- espondent meldet, die Regierung plane keine Durchsicht des preußischen Vereinsgesetzes. Ueberhaupt oerde seitens der Regierung an gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Sozialdemokratie nicht gedacht.
Berlin, 9. Sept. Die „Post" meldet, daß der rühere Landeshauptmann von Deutsch-südwest-Afrika Major Francois um seinen Abschied nachgesucht und denselben auch bewilligt erhalten habe.
Berlin, 9. Sept. Eine Extraausgabe des„R.-A." meldet: Der Kaiser richtete an den Reichskanzler nachstehenden Erlaß. Die Feier der 25jährigen Wiederkehr der ruhmreichen Siegestage des Jahres 1870 hat viele tausende von Festteilnehmern veranlaßt, auch meiner freundlich zu gedenken und mir aus allen Gauen des deutschen Landes und selbst von fernen Weltteilen her Grüße zu senden. Alle diese Kundgebungen des patriotischen Empfindens vermag ich zu meinem Bedauern nicht im einzelnen zu beantworten. Ich wünsche aber allen Beteiligten, besonders auch den Veteranen der großen Zeit, die freudig Gut und Blut mit in die Wagschale geworfen haben, meinen kaiserlichen Dank auszusprechen und ihnen zu erkennen geben, wie herzlich ich durch jene Aufmerksamkeit erfreut worden bin. Mit Genugthuung hat es mich erfüllt, mit welcher Begeisterung das deutsche Volk in fast allen seinen Gliedern' die Tage der Wiedergeburt des deutschen Reiches gefeiert hat und wie es dabei von neuem allgemein ins Bewußtsein getreten ist, welche wunderbaren Errungenschaften wir nächst Gottes sichtlichem Beistände der weisen Führung des greisen Heldenkaisers Wilhelm des Großen und seinen erlauchten Bundesgenossen, seinen ausgezeichneten Ratgebern, erprobten Feldherrn und braven Truppen zu verdanken haben. Zahllose Kaiser- und Kriegerdenkmäler zeugen von der Pietät und Dankbarkeit unserer Zeit und mahnen uns und ferne Geschlechter an die blutige Saat, aus der unser, neu geeintes Vaterland hervorgegangen. Ein Volk, welches so seine Toten ehrt und so seiner Vergangenheit gedenkt, wird — das hoffe ich mit Zuversicht — allzeit treu zu Kaiser und Reich stehen und sich auch jener vaterlandslosen Feinde zu erwehren wissen, die selbst in diesen Tagen nationaler Begeisterung dreist ihr Haupt erheben und sich nicht gescheut haben, das Andenken des großen Kaisers zu schmähen und dadurch das deutsche Volk inseinenedelsten ErinnerungenundEmp- findungen zu verletzen.
Kiel, 7. Sept. Die Manöverflotte sammelt sich um 2 Uhr bei Stollergrund vor der Kieler Föhrde und tritt den Kriegsmarsch nach Saßnitz an, wo sie Sonntag vormittag eintrifft. Die 3. Division komp- letierte gestern hier ihre Kohlenvorräte, während die übrigen Divisionen am Mittwoch in Neufahrwasser Kohlen einnehmen.
Die Aushebungsergebnisse des Elsaß nähern sich mehr normalen Verhältnissen, dagegen ist die Zahl der jungen Leute, welche sich in Lothringen
nn Ganzen fehlten bei der Musterung 38 Procc.it.
Die „Freist Ztg." läßt sich aus Bielefeld schreiben, die vom „Vorwärts" veröffentlichten Briefe und so auch der Stöcke r'sche stammen aus einer Papier- maffe, die schon vor 2 Jahren zum Einstampfeu bestimmt gewesen sei. Sozialdemokratische Arbeiter hätten die Papiere vor der Vernichtung bewahrt und deren Inhalt sei schon damals in engeren Kreisen bekannt geworden. — Der „Hamb. Korresp." ist der Ansicht, es sei kein Zweifel an der Echtheit des Stöcker'schen Briefes. Dieselbe raffinierte Taktik, dieselben Manöver, wie sie Herr Stöcker hier gegen den Fürsten Bismarck anrate, seien einige Jahre später mit Erfolg gegen den Grafen Caprivi in Scene gesetzt worden. Und auch jetzt, unter dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe, fehle es nicht an Anzeichen, daß das gleiche Spiel versucht werde, allerdings von Leuten, die nicht bei Stöcker in die Schule zu gehen brauchen. — Die „Deutsche Tageszeitung" will aus Vornehmheit und Sittlichkeitsgründen auf die Wiedergabe des Stöcker'schen Briefes verzichten und hält dessen Veröffentlichung für ein „erschreckendes Zeichen, wie wenig vornehm die Presse im allgemeinen denkt." — Nachdem der „Vorwärts" den Brief einmal veröffentlicht hat, handelt es sich für die übrige Presse nicht mehr darum, ob sie sich „vornehm" benehmen soll oder nicht
Daß das Deutschtum in Schleswig-Holstein kräftig Fortschritte gemacht hat, ist recht ersichtlich bei der Sedanfeier dort hervorgetreten. Selbst das Hauptorgan des dänischen Protestlertums, der „Flens- borg Avis", gibt zu, daß seine Sache neuerdings merkbar zurückgehe, und daß speziell in dem sonst für „dänisch" geltenden Flensburg die deutsch-nationale Gedächtnisfeier einen glänzenden Verlauf genommen habe
Im Auslande legt man dem Besuche des Reichskanzlers beim Zaren in Peterhof eine hohe politische Bedeutung bei. In London vermutet man, der Reichskanzler sei Träger von Botschaften unsres Kaisers an den Zaren. Auch die italienische Presse erblickt in dem Besuche des deutschen Kanzlers in Pe terhof eine hohe politische Mission. Die „Riforma", das Organcinkis, ist überzeugt, die Unterredung in Peterhof werde zur Beseitigung der zwischen Deutschland und Rußland bestehenden Mißverständnisse füh ren. Andere italienische Blätter meinen, nervös gemacht eine angeblich von Frankreich beabsichtigte Milliardenanleihe, der Besuch Hohenlohes werde über Krieg oder Frieden entscheiden.
Direkter Getreideankauf durch die Heeresver waltung. Dem Direktor des landwirtsch. Vereins zu Simmern ist vom Proviantamt Koblenz die Mitteilung zugegangen, daß der ganze Bedarf des Proviantamts an Hafer unter den Landwirten des Hunsrücks angekauft werden soll. Es handelt sich um die recht ansehnliche Summe von 180 Ztr., deren Erlös den meist kleinen Landwirten des Hunsrück zweifellos sehr zu Statten kommt.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 8. Sept. Die Reise des Kaisers Franz Josef zu den deutschen Manövern wird in den hies. Blättern in längeren sympathischen Artikeln besprochen. In der „N. Fr. Pr." ist über die Reise gesagt, daß der Kaiser heute abend 6 Uhr 40 Min. abreise und am Freitag abend wieder in Wien eintreffe.
Wien, 10. Sept. Es verlautet, dem neuen Kabinett werden außer dem Landesverteidigungsminister lauter neue Männer angehören.
Der deutsche Botschafter in Wien Graf Eulenburg ist in Stettin eingetroffen, um während des dortigen Aufenthalts des Kaisers von Oesterreich zugegen zu sein.
Frankreich.
Paris, 10. Sept. Nach einer Blättermeldung ist der Urheber des Attentats Rothschild entdeckt, er heißt Victor B. und stammt aus guter Familie. Er war Schüler der höheren Gewerbeschule in Cha- lons, dann angeblich Maschinist bei der Nordbahn. Er wollte sich an Rothschild rächen, weil er aus seiner Stellung entlassen wurde.
Spanien.
Wie man vernimmt, wächst der Aufstand auf Cuba immer bedenklicher an. Neue Banden sind in den Provinzen Habana, Pinar del Rio und Ma- tanzas aufgetreten. Die Gesamtzahl der bislang übergesetzten Verstärkungen, Offiziere nicht einbegriffen, beträgt 76,272 Mann. Zuverlässig verlautet, die
Regierung sei entschlossen, im Oktober 26 000 Mann, im Januar noch 15 000 Mann nachzuschieben. Rußland.
Die Errichtung eines Ministeriums für Handel und Industrie, dessen Notwendigkeit für Rußland vom Reichsrat anerkannt worden ist, steht binnen Kurzem bevor.
Kleineve Mitteilungen.
Calw, 7. Sept. Gestern abend brach im Parterre der Spinnerei von I. F. Stälin u. Söhne in Tanneneck im Batteursale Feuer aus, welches glücklicherweise sofort bemerkt wurde und durch das Fabrikpcrsonal wieder bewältigt werden konnte, ehe größerer Schaden entstand.
Horb, 9. Sept. Auf dem hiesigen Bahnhof werden zur Zeit Grabarbeiten vorgenommen zwecks Erstellung eines zweiten, ca. 100 Cbm. haltenden Wasserreservoirs. Eine am oberen Ende des Bahnhofs entspringende Quelle soll gefaßt und mittels natürlichen Drucks zur Speisung der Lokomotiven verwendet werden. Bei den starken Truppenbeförderungen, welche anläßlich der im vorigen Jahr in unserem Bezirk abgehaltenen Manöver stattgefunden haben, hat sich die bestehende Einrichtung zur Abgabe von Wasser an die Maschinen als unzureichend erwiesen. (Schw. B.)
Stuttgart, 7. Sept. Vorgestern erschoß sich in seinem Gartenhause an der Weinsteige ein gut situierter Schreinermeister von hier. Bezüglich des Motivs zu diesem Selbstmord gehen in der Stadt allerlei Gerüchte.
Stuttgart, 9. Sept. Die Untersuchung gegen den Schustergesellen Rätter hat keine Beziehungen desselben zu dem Ulmer Mord ergeben.
Kemnath, 7. Sept. Von der Schießaffaire giebt der „Schw. Merkur." folgende Darstellung: In der Nacht vom Donnerstag S. auf Freitag, 6. Sept. wurde der etwa 24jährige Fuhrknecht Georg Stumpp von Aichelberg, OA. Schorndorf von dem Sohne des Besitzers Neumühle bei Kemnath E. Huober erschossen. Derselbe stellte sich morgens mit seinem Vater dem Gerichte und machte auf der Staatsanwaltschaft folgende Angaben: Er habe gegen 2stz Uhr gehört, daß an die Wasserfalle der Mühle geschlagen werde; beim Hellen Mondschein habe er 2 Männer an derselben gesehen, er weckte seinen Vater und beide eilten zur Wasserfalle, der Sohn unter Mitnahme seines Gewehrs. Als die beiden Männer von Huober angerusen wurden, entfloh der eine, der andere, Stumpp, aber ging mit seiner schweren Axt aus sie zu, führte einen Streich gegen den Vater Huober, dem derselbe nur durch Bücken auszuweichen vermochte, wobei er fast in den Mühlbach gefallen wäre. Als der Sohn dem Vater beisprang, bedrohte Stumpp diesen und in demselben Augenblick sei das Gewehr, ohne Absicht des Sohnes, losgegangen. Da Stumpp hierauf fortlief, ahnten die Huobers nicht, daß er getroffen sei, sahen aber doch einige Zeit darauf nach ihm und fanden ihn tot in seinem Blute siegen. Der entflohene Begleiter des Getöteten kam auch wieder herbei, holte dann ein Fuhrwerk und brachte die Leiche heim. Die Untersuchung und die Sektion der Leiche haben bis jetzt ergeben, daß Stumpp, der im Dienste des Müllers Hahn in Stellingen steht, dem es an Wasser gebricht, vor seiner Ankunft an der Neumühle schon die Wasserfallen der Scharnhauser Mühle im Kerschbachthale und der Stockhauser Mühle zerstört hatte, um der Mühle seines Herrn Wasser zuzuführen, wobei er durchaus im eigenen Interesse handelte, da er der Trinkgelder verlustig ging, welche er beim Ausfahren des Mehles erhielt. Die weitere Untersuchung wird ergeben, ob Notwehr vorliegt. Huobers Sohn befindet sich vorläufig in Untersuchungshaft. Derselbe ist ein gut beleumundeter junger Mann, der Vater steht in guten Vermögensverhältnissen.
Gomaringen, 9. Sept. Gestern abend brach hier nach vorhergegangenem Sturm ein heftiges Gewitter los, das die lang ersehnte Abkühlung brachte. Leider war damit ein heftiger Hagelschlag verbunden, der mehrere Minuten währte und an den Obstbäumen und dennoch stehenden Feldfrüchten ziemlichen Schaden anrichtete.
Vom Ries, 7. Sept. In Münzingen find 4 Häuser und 5 Scheuern abgebrannt. Die große Hitze und auf dem Brandplatz lagerndes Stroh leistetete der Ausbreitung des Feuers großen Vorschub. Von den Abgebrannten ist niemand versichert.
Magstadt, 8. Sept. Gestern mittag, während ein größerer Teil der Gemeinde in der Kirche bei einer Trauung versammelt war, ertönten die Feuersignale. Das Wohnhaus der Georg Heinz Witwe, welche selbst auch in der Kirche war, stand in Flammen und brannte nieder. Die Entstehung des Brandes ist bis jetzt unaufgeklärt.
Wangen, 7. Sept. Für die Ueberschwemmten und von sonstigen Gewitterschäden Betroffenen ver Oberämter Balingen, Spaichingen, Rottweil, Calw und Nagold sind im Bezirke 7121 ^ ersammelt worden. Außerdem gingen 4 Eisenbahnwagen mit Heu für den Bezirk Balingen ab. Von den Geldern, welche von den Sammelstellen des Bezirks an die hiesige Oberamtspflege abgeliefert wurden, sind 3000 ^ dem Bezirkskomite in Balingen zugewiesen worden, 1911 ^ wurden an das Kassenamt der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins abgeliefert mit dem Ansuchen, diese Summe an die beschädigten Gemeinden der Oberämter Calw, Nagold, Rottweil und Spaichingen zu verteilen. Die weiteren Beiträge wurden direkt an die beschädigten Gemeinden ausgefolgt. Das Gesamtergebnis ist ein erfreulicher Beweis warmer Teilnahme an fremdem Unglück und gereicht unserem Bezirk zur Ehre.
Aus der Pfalz, 8. Sept. Daß man statt Wasser Wein aus einer Pumpe bekam, diese seltene Freude hatten Leute in Freinsheim b. Neustadt a. d. H., während sie schon lange einen Weingeschmack in ihrem Trinkwasser merkten. Und das kam laut „Brgztg." so: „War da in dem benachbarten Weinkeller, der einem Mannheimer Händler gehört, und der schon geraume Zeit nicht mehr besucht wurde, der Unschlitt von einem Faß geschmolzen oder von den Fliegen