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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberanüs-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet Vierteljahr!. hier (ohne Trägerlohn) SO -ch in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Donnerstag 12. September
Insertions-Gebühr für die Ispaltige Ze/^
aus gewöhnl. Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
Die Aufstellung des Distriktsarzts Zipperlen in Wild
berg als Ortsarzt in Sulz, Oberamts Nagold, ist von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises unterm 7. Sept. ds. Js. bestätigt worden.
Gestorben: Konrad Gräther, Schafweidepächter, Zaslach. Joh. Georg Maurer, Krämer und Tuchmacher, Jimmozheim.
Ein neues Manifest des Kaisers.
Die Sozialdemokraten haben es jetzt vom Kaiser mit Brief und Siegel, daß ein neuer Kampf, der Kampf des deutschen Volks unter Führung des Kaisers, gegen sie eröffnet ist. Die neuliche Rede beim Paradefestmahl war der Brief; der Erlaß, den heute der „Reichs-Anz." veröffentlicht, ist das Siegel. Das amtliche Verkündigungsblatt des D. Reichs mußte zu einer Stunde, in der es sonst nicht erscheint, die Presse verlassen, um alle Welt recht deutlich und feierlich darauf hinzuweisen, daß die neuliche kais. Aeußerung bei dem militärischen Festmahl, soweit sie auf die sozialrevolutionäre Partei Bezug nahm, keine bloß gelegentliche Redewendung gewesen sei, sondern den vollen Ernst einer politischen Stellungnahme in sich geschloffen habe. Um das recht kenntlich zu machen wird der stärkste Ausdruck, den der Kaiser damals zur Sache gebraucht hatte, ausdrücklich wiederholt. „Eine Rotte von Menschen", hieß es damals, nicht wert, den Namen Deutscher zu tragen, wagt es" . . . Jetzt ist von jenen „vaterlandslosen Feinden der göttlichen Weltordnung" die Rede, „die selbst in diesen Tagen nationaler Begeisterung dreist ihr Haupt erheben" rc. So wird die damals aus
gehabt, daß von innen heraus eine Besserung un-igangene Zug war überfüllt. — Die Häuser des obe^I
serer Zustände erfolgt, so lange eine solche noch mög- j Teiles des Marktplatzes waren hauptsächlich gefährdet, so
lick ist Alttulanoe darf der Sckaden am Körner des l namentlich das Gerstsche Wohnhaus; aber auch dies konnte ü .ei' fjUzmange oars oer Schaven am Körper des i zettet werden. Die Kehlsche Apotheke ist abgebrannt
deutschen Volkes nicht mehr unter bloßem Zuschauen ^ auch das Haus von Gerichtsnotar Wühler und Rotgerber
und Geschehenlassen weiter fressen.
Hages-Weuigkeilen.
Deutsches Reich.
Nagold, 10. Sept. Es wird Herbst, und wenn die Sonne auch tagsüber noch recht sommerliche Kraft entwickelt, so sind die Nächte und die Morgenstunden doch schon recht kühl. Wenn Rud. Falb recht behielte, so würden wir auch fernerhin eine Reihe von trockenen Tagen haben. Verschiedene Anzeichen deuten dagegen darauf hin, daß in nächster Zeit ein Umschlag in der Witterung zu erwarten ist.
Nagold, 10. Sept. Am nächsten Samstag enden die Gerichtsferien und wird von den Gerichten die Thätigkeit in vollem Umfange wieder ausgenommen. — Der vergangene Sonntag brachte uns den Feiertag „Mariä Geburt." Von ihm gilt die Bauernregel: „Wie sich's Wetter an Mariä Geburt thut erhalten, so soll es weitere 4 Wochen sich gestalten."
' Gültlingen, 8. Sept. Eine in hiesigem Orte äußerst geschätzte und im ganzen Oberamt wohl bekannte Persönlichkeit wurde heute zur letzten Ruhe gebettet. Es ist dies Ratsschreiber Widmann von hier. Ursprünglich war er zum Volksschullehrer bestimmt und wurde auch als solcher ausgebildet. Nachdem er als unständiger Lehrer in Ehningen, Köngen und Ohmden verwendet morden war, trat er 1849 dem Lehrerstand aus und
gesprochene Ankündigung des kais. Zornes, indem laus dem Lehrerstand aus und verheiratete sich
^ I hieher auf ein größeres Oekonomieanwesen. 1845
sie in ein amtliches, ausdrücklich an die Nation ge richtetes Aktenstück herübergenommen wird, verstärkt.
Zugleich wird auch die Mahnung an die Nation wiederholt, selbst der unheilvollen Bewegung in ihrer Mitte Herr zu werden. „Möge", so rief der Kaiser am 2. Septbr. aus, „das gesamte Volk in sich die Kraft finden, diese unerhörten Angriffe zurückzuweisen"; heute spricht er aus, daß er „mit Zuversicht hoffe", das Volk werde sich jener Feinde „zu erwehren wissen". Das neue Manifest des Kaisers enthält also eine erneute Warnung und Mahnung, nicht jedoch, was freilich in eine derartige Kundgebung auch nicht hineingehören würde, eine Ankündigung bestimmter Maßregeln, womit auch die Regierung den Kampf aufnehmen werde. Im Gegenteil: nochmals wird Alles dem Volk selbst, seinem Entschlüsse, seiner Thätigkeit und Thatkraft anheimgegeben; auch der Appell an die Garde fällt in diesem Schriftstück selbstverständlich weg. Es wäre also verfrüht, auf Grund des kais. Erlasses zu erörtern, ob,, da der Kaiser so festen Willen zeigt, etwa eine neue Umsturzvorlage kommen, wie sie vielleicht beschaffen sein, was für Aussichten sie haben werde.
Nichts von Alledem. Man braucht sich daher vorerst auch keine Sorge darüber zu machen, daß ein neuer gesetzgeberischer Feldzug unter den Umständen, wie sie einmal liegen, sehr wahrscheinlich ein neues Unheil bringen würde. Vorerst ist, wie gesagt, nur an das Volk und seine gesunde Kraft appelliert; ob das auch einmal in einer unter besonderen Umständen vorzunehmenden Neuwahl der Reichsvertretung zu geschehen haben werde, auch davon kann heute noch nicht die Rede sein. Vorerst ist das Volk, das ganze Volk in allen seinen Teilen, von seinem Kaiser feierlich zur Probe gestellt. Wie wird es sie bestehen? das ist die Frage. Hoffentlich haben wir die erhebenden Eindrücke der jüngsten Jubiläumstage durch! ^
Vertiefung der nationalen Gesinnung die Wirkung! der°UnglückMätte"^rr' um "io Uh7 von Stuttgart abge-
wurde er Schultheiß, resignierte aber schon nach 4 Jahren. 1866 berief ihn das Vertrauen seiner Mitbürger zum zweiten mal auf diesen Posten, doch schon nach 5 Jahren entsagte er abermals. Nur die Ratsschreiberei behielt er bei. Nachdem er 50 Jahre auf hiesigem Rathaus gewirkt hatte, zog er sich vor l?/? Jahren ganz ins Privatleben zurück. Am letzten Freitag starb er, noch verhältnismäßig rasch an Altersschwäche. Wer den jederzeit freundlichen, uneigennützigen und gewiffenhaften Mann kannte, der wird ihm das Urteil zollen müssen: Er ist es wert, daß man ihm ein treues Andenken bewahrt
Herrenberg, 9. Sept. In der gestrigen-Generalversammlung der Vorschußbank wurde Kaufmann Zinser zum Kassier und Stadtschultheiß Haußer zum Kontrolleur gewählt.
Leonberg, 9. Sept. Gestern Nachmittag Uhr stand das Schuhmacher Leng er'sche Haus, vermutlich durch Zündeln von Kindern in lichterloher Flamme. Das Feuer verbreitete sich mit Riesigkert und erhielt durch die eingeheimsten großen Vorräte an Futter und Frucht reichliche Nahrung. Der bereits einaebrachte Hopfen fiel, einem feurigen Schneefall gleich, über die ganze Stadt. Insgesamt sind 70 Firste, darunterll Wohnhäuser niedergebrannt. Das mehrfach zu brennen anfangende Rathaus wurde mit äußerster Mühe gerettet. Die Leonberger Feuerwehr wurde durch IS Wehren aus der Nachbarschaft mit großer Energie unterstützt. Das meiste Lob von der aus-
Höschele. Weitere Abgebrannte sind SchuhmacherLengerer' Küfer Sülzle, Hutmacher Thomann, Krankentzusvater Schmid, Kübler Meidele, Bäcker Meidele, Kaufmani Bauer Telegraphenbote Schweizer, Schutzmann Schweizer.Hchrxj- ner Wendel. Bortenmacher Beutelspacher, Weingrtner Wanner, Bäcker Keinath, Bote Beutelspacher, Bäcker M sters Witwe, Glaser Beile, Kaufmann Grob, Bäcker Nast, Kammacher Kerler und Rentschler, Waldschütz Schweizer, Dv,xr Bach, Bärenwirt Leibbrand, Schlosser Reißer, Benjau^ Mitschele, Seiler Hartinann, Hutmacher Kirn, Weingärtnx Ackermann, Mesner Lang, Holzmacher Hegele, Feldschü Müller, Taglöhner Jeremias und Sommer, Heinrich Leib brand rc. Der Schaden an Gebäuden mag 200 000 ^ und der Mobiliarschaden ebensoviel ausmachen, also zusammen 400 000 ^ Leider sind einige Abgebrannte gc, nicht und ein Teil gering versichert.
Stuttgart, 8. Sept. Rechtsanwalt und Gemeinderat Eugen Stockmayer tritt am 1. Okt. vor der Redaktion der „Württemb. Volkszeitung" zurück und wird sich wieder dem Rechtsanwaltsberuf widmen.
Stuttgart, 8. Sept. Am 22. Sept. wird laut N. T." die Berliner Liedertafel zum Besuch des Stuttgarter Liederkranzes hier eintreffen und damit den von letzterem im Jahre 1890 in Berlin gemachten Besuch erwidern. Die Berliner Liedertafel (ca 160 Sänger) ist als einer der ersten Männergesangvereine bekannt, und wir dürfen uns freuen, dieselbe auch hier in einem Wohlthätigkeitskonzerte zu hören.
Bekanntlich hat die Berliner Liedertafel, die schon rühereinen Betrag von 500 ^ für die Ueberschwemm- ten in Balingen hier überreichen ließ, neulich zu gleichem Zweck in dem großen Konzerte, das im zoologischen Garten zu Berlin stattfand und einen Reinertrag von 10 700 ergab, mitgewirkt.
Stuttgart, 9. Sept. Der kathol. Arbeiterverein Stuttgart feierte gestern seine Fahnenweihe durch Gottesdienst in der Marienkirche und Festlichkeiten im Gesellenhause und im Europäischen Hof. Viele hiesige und auswärtige Vereine nahmen an dem Fest teil. Vertreten waren u. a. Augsburg. München, Pasing, Starnberg, Karlsruhe, Straßburg und sehr viele württ. Orte. Das Podium des Festaales im Europ. Hof war mit der Büste des Papstes und mit den Fahnen der Vereine geschmückt. In der Männerversammlung hielten Redakteur Eckhardt und Landtagsabgeordneter Nußbaumer Begrüßungsansprachen, die erste Festrede hielt geistl. Rat Hauser von Augsburg, der sich als Schwaben einführte. Er ging von Liebknechts Worten aus: „Wir erkennen keine Autorität", und stellte denselben die Grundsätze eines kathol. Arbeiters entgegen. Der Größenwahn, der Mangel an Demut seien die Hauptursachen des sozialen Elends. Der Zukunftsstaat sei unmöglich. Der Staat, wie die Wohlhabenden, haben für das Wohl der Arbeiter zu sorgen; der Sinn für das Familienleben müsse wieder hergestellt werden, die Frauenwelt habe fleißig mitzuarbeiten, die Jugend sei in der konfessionellen Schule tüchtig heranzubilden; 3 Totengräberdes Volkswohls müssen begraben werden:
«I- P-Ä-» d°- d°- r,r-n-
ein weiterer Stadtteil von mindestens gleicher Größe dem rasenden Element zum Opfer gefallen ist. Der als baldige Wassermangel hemmte die Löfcharbeiten. Gegen g Uhr heute früh war weitere Gefahr beseitigt. 72 Fami lien, nach anderer Angabe 77 Familien, sind obdachlos Menschenleben sind nicht zu beklagen, jedoch sind zahlreiche Verletzungen vorgekommen. Einem auswärtigen Feuer wehrmann wurde ein Bein abgeschlagen. Das Großvieh konnte alles gerettet werden, dagegen ging zahlreiches klein und Federvieh zu Grunde. Heute Bormittag war eine förmliche Völkerwanderung aus der Umgegend nach
der Trunksucht der Männer, und das Laster der Sinnenlust. Redner schließt mit dem Wunsche, daß sich im deutschen Vaterlande einst noch die Katholiken und Protestanten die Hand reichen und ein einziger Glaube die Deutschen einige. Die zweite Rede hielt Reichstagsabg. Dr. Lieber, der des Kaisers Sedanrede zum Ausgangspunkt nahm und erklärte: Wenn es zum Klappen kommt, werden die Katholiken Deutschlands die Garde im Kampfe gegen die Umsturzpartei bilden. Der Liberalismus habe schon lange vor der