datur für den Wahlkreis Heidelberg-Mosbach anzu-

DnS Älr»neererordnnngsblall neroffenillchl einen Armeebefehl des Kaisers, in welchem der Monarch zur 25. Wiederkehr des Krieges von 1870/71 allen denjenigen seinen Dank aussprichr, welche an der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches mitgewirkt haben. Besonders richtet er seinen Dank an das Heer, welches mit den Truppen der Bundesgenossen gewetteifert habe zur Erreichung der hohen Ziele. In dem Armeefehl bestimmt der Kaiser, daß, so oft in der Zeit vom 15. Juli bis 10. Mai k. I. die Fahnen entfaltet werden, sämtliche Fahnen und Standarten, denen Kaiser Wilbelm 1. für die Teil­nahme an dem Kriege Auszeichnungen verliehen hat, mit Eichenlaub geschmückt werden und die ersten Geschütze derjenigen Batterien, welche in ihm ge­fachten haben, Lorbeerkränze tragen.

Eine kaiserliche Kabinetsordre an den Kriegs­minister erachtet die zehnwöchentliche Dienstzeit der Volksschullehrer nicht als ausreichend; die Einübung mit den Waffen soll daher auf einen Jahresknrsus ausgedehnt werden und so gestaltet werden, daß die Heranbildung der Voltsschullehrer und Kandidaten des Vülksschulamtes soweit als thunlich zu brauch­baren Unteroffizieren erfolgt.

Deutscher Reichstag. (24. Sitzung.) Das Haus ist außerordentlich schwach besetzt. Neu eingegangen sind die neue Tabaksteueroorlage und der Gesetzentwurf betr. die Reichsfinanzreforin. Die erste Lesung der Vorlage betr. die privatrechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt wird fortgesetzt. Abg. Zimmermamr (Antis.) verlangt größere Berücksichtigung der Interessen der Kleinschiffahrt in der Form sei der Entwurf nicht annehmbar. Avgg. Wellstein (Eenkr.) und Hahn (fraktioaslos) sprechen sich gleichfall zu Gunsten der kleinen Schiffer aus, deren Sache heute so wie so schon eine recht bedrängte sei. Darauf wird die Vor­lage einer besonderen Kommission überwiesen, und ebenso derselben Kommission nach uiiwesentl. Debatte der Entwurf oerr. tue privalrechtlichen Verhältnisse der Flößerei. Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfes betr. die Berufs- und Gewerbezählung im Jahre 1895. Abg. Schön­lank (Soz.) findet die Anordnungen für diese Zählung nicht genügend, und will die Erhebungen wesentlich erweitert wissen. Redner bemängelt, daß solche Berufszählungen so selten staltfinden und meint, der Bundesrat scheine Furcht vor dem Resullate zu haben, Ilnlersraalosekr. o. Roltenburg antwortet, eine häufige Wiederholung der Zählungen werde dem Wert derselben bedeutend vermindern; eine Berufs­zählung müsse erfolgen, wenn erhebliche wirtschaftliche Aen- derungen eingelreten find. Der Bundesrat habe vor dem Ergebnis keinerlei Furcht, er wünsche im Gegenteil die volle Wahrheit. Abgg. Hitze (Zentr.) und Hasse (natlib.) wüttschcu eine genaue Äommisfionsprüsung, woraus bas Haus dem zustimmt. Es folgt die erste Lesung des Ge­setzentwurfs betr. den Zollzuschlag auf spanische Einsuhr, welcher durch Kabineltsordre voin 25. Mai 1894 angeord- net ist. Auf allseitigen Wunsch, wird die Beschlußfassung über diese Vorlage bis Dienstag 1 Uhr vertagt, außerdem > soll dann die erste Lesung der Novelle zur Gewerbeordnung stottfinden.

Berlin, 29. Jan. Aus der gestrigen Sitzung der Umsturzkommission ist noch eine Aeußerung des Ministers v. Kölker zu erwähnen, daß er einen Brief erhalten habe, in dem er grob beschimpft und ihm mitgeteilt wird, daß deranarchistische Klub" sein (des Ministers) Todesurteil gefällt habe. Der sozialdemokratische Abgeordnete Auer rief dem Mi­nister zu: Da leben Sie noch lange.

Frankreich.

Paris, 25. Januar. DiePetite Republique" welche, obwohl Organ der sozialistischen Partei, er­wiesenermaßen häufig Mitteilungen aus dem Kriegs­ministerium erhält, brachte gestern unter dem Titel Die Wahrheit über den Verrat von Dreyfus" einen zwei Spalten langen Bericht, in welchem die bereits wiederholt als durchaus erfunden bezeichnte Dar­stellung wiederholt wird, daß Dreyfus Dokumente an die deutsche Botschaft oder an ein Mitglied der­selben ausgeliefert habe. Der Verrat des Dreyfus sei durch einen Diener der deutschen Botschaft zur Kenntnis der Polizei gelangt. Dieser Diener, er­zählt diePetite Republ.", sei sehr neugierig gewesen und habe bemerkt, daß gewisse geschriebene und ge­druckte französische Dokumente, die nach Deutschland geschickt werden sollten, mit besonderer Sorgfalt be­handelt wurden. Eines Abends sei ihm nach dem Weggang der Beamten der Einfall gekommen, sich eines Verzeichnisses dieser Dokumente zu bemächtigen und der Sicherheitsbehörde zu überbringe , die sofort die Wichtigkeit des Papiers erkannte, wsselbe pho­tographieren ließ und dem reich belo'>men Diener zurückgab, damit derselbe es wieder a Ort und Stelle lege. Im Kriegsministerium se d s Verzeich nis Sachverständigen im Zchreibfache o .'legt wor­den, von denen drei erklärten, es rühr ^ der Fra

des Dreyfus her, zwei jedoch diesbezügliche Zweifel aussprachen. Derartige Listen wurden von dem Diener noch mehrere entwendet. Um nun einen eklatanten Beweis in den Händen zu haben, diktierte General Boisdeffre dem Hauptmann DreysuS eine Note von angeblich großer Willigkeit. Rach drei Tagen überbrachte der Diener diese Rote, von der 'Frau des Dreyfus geschrieben, der Polizei. Drey­fus wurde verhaftet. Da nun die deutsche Bol- ' schuft wiederholt erklärt, daß sie niemals auch nur ^ die geringste direkte oder indirekte Verbindung m t ! Dreyfus gehabt, so ist die Darstellung derP. R."

! entweder eine falsche oder die Verzeichaiffe das Werk eines Fälschers. Die Darstellung derP. R." wurde I weder von dem Kriegsministerium noch von dem General Boisdeffre dementiert.

Eine der Presse mitgeteilte Note tritt dem Ge­rüchte entgegen, Frau Casimir Perirr sinne auf eine Ehescheidungsklage, una fügt hinzu, die Gatten gedächten demnächst e>ne Reise nach dem Süden zu unternehmen. D rraus d irs m in schließen, daß es dem Zureden der Verwandten und Freunde gelungen ist, Frau Casimir Perier von ihrem Vor­haben abzubringen, dessen Ausführung gerade jetzt unstatthaft erscheinen mußte. Fm liebrigen weiß man jetzt bestimmt, daß die Gekränkte ernst ch da­mit umging, und daß sie aus dem Ely'ee-Palaste nicht nach ihrer Familienwobnnng Rne Ritot, son­dern zu einer verheirateten Schwester gezogen war. Der letzte Präsident der Republik soll sich in einem Zustande der Rervenüberreiztheit befinden, der seiner Umgebung ernstliche Besorgnisse einflößt. Ec weint, heißt es, wie ein Kind bei der geringsten Veran­lassung und kuriert sich bis zur Unvorsichtigkeit mit Aether. So will man es, um gl mpslich zu sein, erklären, daß er seinem Nachfolger Felix Faure keinen Besuch abgestaltet hat, wie das bisher Sitte war.

Paris, 29. Jan. Marschall Can obert verschied gestern nachmittag fts5 Uhr ohne Todeskimps in Folge seines alten Gichtleidens. Der Präsident Faure empfing gestern nachmittag den König von Serbien und erwiderte später den Besuch des Königs.

Paris, 29. Jan. FaureS Boischaft fand in beiden Kammern höchst beifällige A lsnahme. Be­scheidene Herkunft und aus die Weltausstellung 1910. Auch wurde der Hinweis auf den Fortbestand der russischen Freundschaft anerkennend bemerkt.

Italien.

Der Papst soll anläßlich der Wahl des neuen französischen Präsidenten zu seiner Ungebung die Worte geäußert haben:Ni kiruuo iiiA lnnUo!" (Man hat mich grob getäuscht.) Der Papst be­schwerte sich bitter darüber, daß man chm über die französischen Zustände nicht reinen Wein einae- schenkt, sondern ihn vielmehr aus das Zustandekommen einer soliden konservativen Republik vertröstet habe. Statt dessen habe er von Frankreich nur Eniläuschnng auf Enttäuschung erleben müssen. Die Beziehungen des Vatikans zu Frankreich, die schon seit Monaten schlecht waren, seien infolgedessen noch gespannter, während die Stimmung des Papstes gegenüber der italienischen Regierung einew:rlllich entgegenkommende zu nennen sei. Der Umschwung im Vatikan sei vor allem dem Kardinal Galimberti zu danken.

Rom, 29. Jan. Die Jadexkongregation ver­dammt durch ein Gekret vom 28. ds. sämtliche Werke Z o l a s.

Griechenland.

Athen, 24. Jan. Das neue Kabinet ist end­gültig gebildet und wie folgt zusammengesetzt: Prä­sidium, Auswärtiges und interimistisch Inneres: Ni­colas Delyannis, Krieg: Oberst Papadiamantopnlos, Adjutant des Königs, Marine: Schiffskapitän Criesis, Adjutant des Königs, Finanzen: Ketzca, Präsident des Rechnungshofes, Justiz: Aravantinos, Mitglied des Kassalionshofes, Kultus: Machos, ehemaliger Bolsyufter. Die Auflösung der Kammer steht un- mitleioar bevor. Die Ernennung der Mitglieder d s von Delyannis gebildeten Kabinetts ist unter der Bedingung erfolgt, daß die Minister während der nächsten Parlamentswahlen nicht als Kandidaten austreten.

Rußland.

Petersburg, 27. Jur. Minister von Gr. i fit noch tangerer Krankhsi: gestorben. Sri > eien e,r gl »er allgemeines Bedauern. E w v

wollen wissen, daß General Graf Sch uwalow Nachfolger des Verstorbenen werde. Auch der Raine Lobanow wird genannt.

Kleinere Klrtteilnnge«.

Stuirgarl, 27. Jan. Ein sehr reicher Deutsch-Ameri­kaner Namens ftngerer wurde gestern im Frisourladen von Weber, Großer Bazar, während des Rasierend vom Herzschlag getroffen und war auf der Stelle tot. Der Rentier, welcher sich vorgestern von einer Rangiermaschine aus dem hiesigen Bahnhof überfahren ließ, ist der früyere Besitzer des Gasthofs z.Adler", e^err Gustav Frenlag. Der Mann soll in den besten Verhältnissen gelebt Hasen.

Eßlingen, 26. Jan. Die von der denlschen Tnrner- schafr veranjtatrele Sammlung für das Georgidenkmal da­hier, welches im Juli und in Verbindung mit oem oenlschen Lnrnertag eingeweiht werden wird, hat 6063 ^ ergeben.

Ein unheimlicher Geisterspuk spielte sich unlängst in einem Orte des mittleren Remsthals ab. Es war un­gefähr um dis Geisterstnnve, ba tzörre ein älteres Ehepaar m der Schlasstunde em unheimliches Mopsen und Rollen ans oem Studenboden. Als sich dasselbe öfters wiederholte, glauoten die erschreckten Leuttem, eine Hexe oder sonst ein vöser Geist treibe sein Unwesen. Es wollte nun eines das andere zum Ausstehen bewegen, aber reines von beiden yarte den Mal dazu, vielmehr verkrochen sie sich immer tiefer unter ihre Bettdecke, so oft es wieder klopfte, so daß ihnen dald der Angstschweiß aus der Stirne stand. Nachdem es so eine Zeillang sorlgegangen war, vernahmen sie plötzlich einen dumpfen Knall, ern Prasseln und Raffeln ging an,, als oo Sie Hölle los wäre und dann war alles still. Jetzt vetelen die erschreckten Leute fromme Sprüchlein, was itznen gerade einfiel und waren dieselben von so großer Wirkung, baß der Spuk anfhörte. Am andern Morgen war das Rätsel gelost. Um den Ofen herum lagen Scherben uno der ganze Scubenboden war mit Bohnen üversät. Die Frau halle nämlich am Abend vorher einen Hafen mit Bohnen emgeschwellt und aus oen Ofen gestellt. Als der Hasen voll wnroe, sprangen die oberen Bohnen über den Rand desselben, bis zuletzt der Hafen dem Druck der Boh­nen nachgad, mitten entzwei plagte und der ganze Inhalt ans den Boden stürzte. Dem Ehepaar aber soll durch diese Schreckeilsnacht der Appetit nach Bohnen ganz vergangen sein.

Ach st eilen,. Jan. Die Brautreise eines Paares aus Ulm erhielt hier eine nicht ganz besonders angenehme Unterbrechung. Dasselbe machte bei Verwandten Besuche und als es dieselben weiter sortsetzen wollte, wurde es durch einen Polizisten aus Ulm, der dem Paare gefolgt war, verhaftet. Die Braut, ein Fräul. G. aus Laupheiin, soll einen größeren Gelddetrag entwendet und für sich und ihren Bräuugam verbraucht haben. Dieselbe wird statt oer ehelichen Verbindung vorerst Gelegenheit bekommen aber nicht aus dem Standesamt Betrachtungen über Mein undDein" anzustellen.

Todtnau, 25. Jan. Ein Extrablatt derRundschau vom Fetdberg" meldet: Seit gestern vorm- herrscht im Hin­teren Wieseiilyal ein Schneeftnrm, wie er schon lange nicht mehr beobachtet wurüe. Heute Morgen lag der Schnee wieder durchschnittlich eine» halben Meier hoch. Nachoem. schon gestern die Bayn nur mit großer Mühe dem Verkehr ansrecht erhalten konnte, passierte dem heute Morgen 10 Uhr 37 Mm. absayrenben Personenzug, bestehend aus Maschine, Gepäck-, Personen- und Postwagen, ein Unglück. Bei dem Wegnber>,ang oberhalb des Gaswerkes muß in der Regel der Führer starken Dampf geben, um durchzu-- kominen. Heute nun mag er des Guten ein wenig zu viel gethan haben. Der Zug entgleiste auf dem Uebergang; die Maschine stürzte inil oem Personal einen etwa 90 m hohen, steilen Abhang hinunter in die Wiese, wo sie zerschmettert liegt. Während des Sturzes wurden Führer und Heizer von der Maschine geschleudert, welche über sie wegging und. mi.mhsrdn'r'evweiie mli? den letzteren nm rechten sügig verletzte. Der Packwagen hängt zur Halste über die Böschung, der Postwagen noch ziemlich mitten auf dem Geleise. Die Passagiere -- Fabrikant Karl Thoma von hier und I. Dieische von Aftersteg nebst dem Schaffner konnten zich noch rechtzeitig retten. Der Betrieb ist ois ans werteres eingestellt.

Durch den Kaiser vom Tode des Erfrierens gerettet wurde am Sonnabend der Arbeiter Heinr. Fritz aus Cyarlottenburg, ber sich der Trunkenheit in einsamer Gegend am Kursürstendamm in den Schnee gebettet hatte. Ais der Kaiser von einer Schlittenfahrt aus dem Grune- watd yeimkehrend, des Schlafenden ansichtig wurde, gab er einem ihm begegnenden Schutzmann den Befehl, für schleunige Fortschaffung des Mannes Sorge zu tragen, was auch bald geschah. Ohne die ihm gewordene Hilfe hätte der Trunkene bei dem herrschenden Frost und Schnee­treiben sicherlich elendiglich umkommen müssen.

Berlin, 29. Jan. Gestern nachm, erschoß die Ablösung des Postens am Laboratorium in Tegel eine- arm, wel­cher anscheinden ein Fenster des Laboratoriui ,,,nen wollte. Der Posten bemerkte den Mann und ries ihn an. Die ge­rade hinznkommende Ablösung nahm die Verfolgung des Mannes auf, der den Posten gröblich beschimpfte, und feuerte ans den Flüchtigen ab. Der erste Schuß fehl' , der zweite durchbohrte den Halswirbel.

Kopenhagen, 26. Jan. Das dänische SchiffLaura", das mit einer Getreideladung und zehn Mann Besatzung Mitte Dezember von Königsberg nach hier abging, ist gänz­lich vorschollen.

Bis zum Knie mußte dieser Tage einer jungen Dame in Boston beide Füße amputirt werden, weil Blutvergif­tung durch den Farbstoff roter Strümpfe sich einstellte.

Lin aufregendes Romankapitel (oder die Folgen schlechter Jntcrpuktion): Nach ihm kann der Lord auf dem Kop(e, einen weißen Hut an den Füßen, große Stiefel auf der Ltirn, eine dunkle Wolke in seiner Hand, den unver- ,nei> l chen Lpazierstock in den Augen, einen drohenden.

^ o int finsterem Schweigen.

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