Und an gutem deutschen Recht Zu zerstückeln, zu verletzen.

Niemand, niemand, sich erfrecht.

Segne Gott, was Du beginnen Magst nach Deiner Väter Art,

Sei es draußen, sei es drinnen.

Wir sind treu um Dich geschart.

In dem Glanze Deiner Krone Soll der Hort des Friedens sein.

Wie den Vätern, so dem Sohne,

Kaiser Wilhelm, wir sind Dein!

Schmied Brezing trat zweimal aus, um in ur­wüchsiger, volkstümlicher Darstellung kurze, treffende Schlaglichter auf die Strapazen der Württembergs namentlich in den Tagen vom 29. Nov. bis 3. Dez. bei Villiers und Champigny fallen zu lassen; diese drastisch gezeichneten Situationsgemälde werden jedem Teilnehmer in lebendiger Erinnerung bleiben. Fabri­kant Schaible ermunterte im Anschluß an einen von ihm verlesenen Leitartikel aus dem Kriegervereins­blatt zur Teilnahme an den Bestrebungen des Krieger­vereins, der die nationalen Tugenden pflege und schloß mit den Worten: Alle Mann an Deck! Ein Anwesender ließ einen Mann aus dem Volk in schwäbischer Mundart erzählen,wie der Hannes zu Kaisers Geburtstagsfeier kommen ischt." Auf mehrfach geäußerten Wunsch lassen wir den Inhalt der Erzählung hier folgen:

Jörg trifft de Hannes us der Stroß Und sait: Gohscht mit in d' Sonne?

Was ischl, sait druf der Hans, denn los?

Was geil es denn, sell dromme?

Ha, woischt denn net, sait druf der Jörg, Geburtstag Hot der Kaiser;

Hoscht denn net glease in deam Blatt,

Wo rauskomint dort beim Zaiser?

Was gohl mi dear Geburtstag a(n)?

Versetzt der Jörg verweaga.

Der Kaiser, dear ist et mei Ma(n),

Und 's Reich bringt uns koin Seaga.

Ei Jörg, di kennt ma neinine heut.

Wie hoscht de du verwandlet!

I moi, zu 's alte Kaisers Zeit,

Do häbeschr anderscht g'handlet.

Do hoscht mer a(n) mei Fea(n)schter klopft Und hoscht mer fröhlich gwonka;

Ny bemmer o/n> Ebreta"

A Fläschle Guata tronka.

Jo, sell isch ganz en ander Ding,

Dean hat mer müessa ehra;

Des ischt jo Deutschlands Vater gwea,

Wear will oam d' Freud' do wehra?

Doch des ischt jetzt a junger Ma(n),

Dazu na erscht reacht hitzig.

Wie oft Hot scho mei Aehne gsait:

Zua hitzig sei net witzig.

Da Bismarck hat er fliaga lau(n.

Da Eaprun na gnomma;

Wie ka'mer do a Freud' dra hau(n).

Und horch, wia ischt's no komma?

Im Reich goht's zua ganz konterbont,

Woaß nel, wear Koch und Keller,

Durch d' Handelsg'setz kommt uf da Hund Der Bauer, hat koan Heller.

Und's Militär, des sicht a Graus,

's ischt nemme zum Verzahla,

Des halte mer net länger aus;

Wurscht schau(n) seah(n) bei de Wahla.

So Hot der Jörg da Kropf ausgleert Und lhuat se jetzt verschnausa.

Der Hans Hot ruhig ihn ang'hört Und sait im Weiterlaufe:

Du redst de jo heut ganz in jäscht Hau(n) di nia gseah(n) so hitzig;

Do füllt nier von deim Aehne ei(n):

Zua hitzig ischt net witzig.

Jetzt horch was i diar saga will:

Jung ist der Kaiser währle?

Doch glaub miar, daß der Fehler sich Verbessert jedes Jährle!

Am Bismarck Hot er net reacht thau(n)

Doch Hot er's jetzt beriea,

Sia hent enander grüaße lausn).

Und hent enand' verzieha.

Und wenn der Bismarck jetzt, ka sei.

Au wieder därf drei schwätza,

No kriage mir für später au Wohl wieder andre G'setza.

Im übriga ka i dir sa;

Es komma wohl schlachte Zeite Au öfters über d'Völker rei(n),

Mer woaß sich oft net z'deuta.

Wear woaß es gwiß, wie's gange wär, Woasch, i moi halt no so.

Wenn Caprivi net komma wär.

Und glei der Hoheloh.

Vielleicht wär's Koarn au billig heut.

Und d'Zeita wäret schleacht,

Drum moan i, 's Schimpfe sei net gscheit.

Und 's Trutza net ganz reacht.

Und no saist, lieber Jörgle, du.

Vom Militär laß seah(n)!

Gelt, anno siebzig, do bischt froh An unsrer Kriaasmacht gwea!

Und unser deutsches Reich verleiht Jetzt jedem Schirm und Schutz,

Des ischt der Weart der Einigkeit,

Do biatst am Ausland Trutz!

Und drom, moan i, woascht tadellos.

So ka mers niamols macha.

So fällt es Glück koam in da Schoß,

Daß er dürft immer lacha.

Grad in der schleachta Zeit, moan i,

Do müaß mer zsema halta,

Wia's Mode gwea ischt, denkscht no wohl,

Beim Wilhelm, woascht, beim Alta!

Und dorum gohscht jetzt mit mer num In d'Sonna, moan i eba.

Und freuscht de übers deutsche Reich,

Und lascht da Kaiser leaba!

Mei'tweag, sait schmunzelnd jetzt der Jörg, Der Kaiser, dear soll leaba,

(I bi jo net ganz Überzwerg,)

Doch unser König daneaba!

Gerichtsdiener Hemminger, Ritter des eisernen Kreuzes, erzählte auch noch einiges aus dem Verlauf des Kriegs und wies darauf hin, daß unsre junge Armee ebenso tüchtig eingeschult sei wie einst die Alten; unsrer jungen Armee gilt sein Hoch. Zwischen all dies hinein wurden musikalische Genüsse geboten: Vorträge vom Sängerkranz des Militär- und Veterane n-V ereins unter Direktion von Oberlehrer Griesinger, Solovorträge in Gesang von Präpa- randenlehrer Kocher und in Violine von Fabrikant Finckh, beide begleitet von Oberlehrer Hegele. Die allgemeine Stimmung fand Ausdruck in dem gemeinsam gesungenen Lied:Deutschland, Deutsch­land über alles!" Zum Schluß ergriff noch einmal Professor Wetzel das Wort, um allen Anwesenden und besonders denen zu danken, die in irgend einer Weise zum Gelingen des festlichen Abends mitgewirkt haben. Er gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß im Fall der Not der Ruf allgemein Widerhall finden werde:Alle Mann an Deck!"

Nagold. Erwiderung auf den in Nr. 12 d. Bl. mit X. Unterzeichneten ArtikelFeuerwehr be­betreffend." Fragt. Artikel erhebt den Vorwurf, die Wahlhandlung sei nicht nach § 5, Abs. 4 d. St. vorgenommen worden. Hätte doch der Einsender jenes Artikels den cit. H nicht blos aufgeschlagen sondern auch gelesen, so hätte ihm nicht entgehen können, daß dort von einer Wahlhandlung überhaupt nichts enthalten ist, sondern von einer Ernennung, welch letztere auch statutengemäß erfolgt ist. Ist der Einsender jenes Art. aber aus irgend welchem Grunde mit dem Inhalt ob. ß nicht einverstanden, so steht ihm frei,einen Antrag auf Abänderung der Sta­tuten nach tz 12 Abs. 2 derselben" einzubringen. Dies zur Richtigstellung. Lens, 6ät.

* Nagold. Von allen Gegenden berichtet man gegenwärtig über Schneegestöber, so aus Oberndorf, Saulgau, Leutkirch, Mengen, Karlsruhe, Augsburg, Hof, Paris, Bern; überall sind mehr oder weniger erhebliche Zugsverspätungen oder gar Verkehrsein­siellungen vorgekommen.

Rottweil, 24. Jan. In der gestrigen Sitzung der Strafkammer des Kgl. Landgerichts dahier wurde die Strafsache gegen den 30 Jahre alten, verh. Schult. Karl Nägele von Feckenhausen, OA. Rottweil, wegen fahrläs­siger Tötung verhandelt. Ein Freund des Angekl., der 32 Jahre alte, verh. Schull. ylto Fischer in Frittlingen, OA. Spaichingen, hatte den Angeil, und einige andere Kollegen der Nachbarschaft am 10. Oitbr. v. Js. nachm, zu einem Scheibenschießen mit Flodcrtbüchsen eingeladen, an dem sich auch der Pfarrverw. Brrstle in Frittlingen beteiligte; es wurde in dem an die Lehrerwohnung angrenzenden Hof­raum nach einer an einem Nachbarhaus angebrachten Scheibe geschossen. Eine der beiden Buchsen hatte einen besonders leichten Abzug; eben diese harte der Angkl. im Laufe des Nachm, geladen dem Pfarrverw. Bristle üoer.>eoen, dem sie

sofort unversehens losging; nach einiger Zeit lud sie der Angekl., um selbst einen L>chuh abzugeven: nachdem sie ge­laden war, fuhr er mit ihr zum Schüsse heraus, wobei sich das Gewehr, als sein Lauf sich in der Brusthöhe des seit­wärts stehenden Lehrer Fischer befand und gegen diesen gerichtet war, entlud, so daß die Kugel dem Fischer von vornen in die rechte Brust fuhr; sie verletzte tue Lunge und blieb in der festen Muskulatur der Schulter- und Nacken­gegend stecken; die Verletzung hatte eine Rippfellentzündung und schließlich eine Herzlähmung zur Folge, welche am 21. Okt. den Tod des Verletzten herbeiführte. Nach dem Gut­achten der als Sachverständige berufenen 4 Aerzte war die Schußverletzung die alleinige Ursache des Todes. In der Art und Weise, wie der Angeklagte die Büchse, nachdem er sie geladen hatte, in dem verhältnismäßig engen Raume aufnahm und dabei in der Richtung gegen den in der Nähe stehenden Fischer hielt, erblickte das Gericht eine strafbare Fahrlässigkeit und verurteilte den Angekl. wegen fahrläs­siger Tötung zu der Gefängnisstrafe von 14 Tagen.

Tübingen, 26. Jan. Die gestrige Wahlver­sammlung der deutschen Partei vertief in gemütlicher Weise. Der Kandidat, Privatier Walker, teilte inte­ressante Einzelheiten aus seinein reich bewegten Leben mit und versprach am Sonntag auf dem Rarhaus seine politischen Ansichten zu entwickeln. Professor Dr. Neumann hielt einen Vortrag über die Ent­wicklung unseres Steuerwesens und Bibliothekar Dr. Geiger sprach über politisches Denken und Leben.

Stuttgart,. Jan. Sicherem Vernehmen nach wird sich die Königin in einiger Zeit zu kurzem Aufenthalt nach Bordighera begeben, uin sich aller­höchst persönlich von der fortschreitenden Genesung ihrer Schwester zu überzeugen.

Stuttgart, 26. Jan. Die Volkspartei be­schäftigte sich gestern abend im großen Saale des Bürgermuseums mit der Landtagswahl. Referenten waren Fr. Haußmann und Payer. Die Ver­sammlung beantragte den Ausschuß des Volksvereins, das Mandat dem Gemeinvecak und Kaufmann Fi­scher anzutragen. Für Dienstag soll seitens der Partei eme große Waylerversammlung ausgeschrieben werden.

Lahr i. Baden, 25. Jan. Verlagsbuchhändler Moritz Schauenburg, Herausgeber des Lahrer Kom­mersbuchs und des Lahrer hinkenden Boien, ist heute vormittag verschieden.

H Straßburg i. E. Während der Jndustcie- und Gewerbe-Ausstellung wird der 10. deutsche Turn-Kr eis, der Baven, Elsaß-Lothringen und die Pfalz umfaßt, seinen Turnertag in Straßburg abhalten und zwar am 4. und 5. August. Der

Mitgliedern, von denen ein großer Teil zum Tur­nertage erscheinen wird. Jedenfalls werden sämtliche Vereine mit ihren Fahnen im Festzuge vertreten sein. Auch haben schon Turner aus anderen Kreisen und von auswärts, so aus Württemberg und der Schweiz ihren Besuch zugesagt. An den gemeinsam auszu- sührenden Frei-Uebungen werden 2000 Turner teil­nehmen.

ß Straßburg i. E. Auf unserer Industrie- u. Gewerbe-Ausstellung wird der Maschinenbau, ent­sprechend der großen Bedeutung, die er für die be­teiligten Länder besitzt, einen hervorragenden Platz einnehmen. Die Maschinenhalle umfaßt nahezu 6000 Qm. und es sind bis jetzt 89 Anmeldungen von Maschinenbauanstalten erfolgt, am zahlreichsten aus dem Ober-Elsaß. Aus Baden steht obenan die Fa­brik landw. Maschinen von Heinrich Lanz in Mann­heim, die mit ihrer reichen Kollektion allein 350 Qm- beansprucht. Auch Lorenz aus Ettlingen bei Karls­ruhe stellt aus. Gebrüder PfeifferKaiserslautern werden ihre Dampfmaschinen zeigen. Die Elsäßische Maschinenbau-Gesellschaft in Mülhausen stellt eine Dampfmaschine von 300 Pferdekrast auf, das größte Objekt der ganzen Maschinenausstellung. Die gleiche Gesellschaft wird aus ihrer Fabrik in Grafenstaden auf einem Raum von 200 Qm. eine hochinteressante Ausstellung von Werkzeugmaschinen für Maschinen­bau, insbesondere von solchen für Präcisionsarbeiten bieten, darunter Maschinen neuester Konstruktion mit unmittelbarem elektrischem Betrieb. Dieser Betrieb, durch Leitungsdrähte vermittelt, macht die lebens­gefährlichen Transmissionen mit ihren verhängnis­vollen Treibriemen überflüssig.

DasVolk" erhält von einem in Berlin leben­den Franzosen, der sehr gute Beziehungen haben will, folgende Mitteilungen, die er dem Blatte als verbürgt bezeichnet:

Als der Kaiser die Nachricht von Casimir-Periers- Abdankung erhalten hatte, begab er sich bekanntlich sofort zu dem sranz. Botschafter Hervette; es war 9 Uhr morgens. Herbette war noch nicht lange ausgestanden und vesand sich, als ihn, zu seinem nicht geringen Schrecken der yohe Besuch-