gemeldet wurde, im ersten Anfang der Toilette. Der Kaiser befahl, als ihm dies notgevrungen gemeldet werden mußte, in liebenswürbigster Weise, Herbette solle keine Umstände machen und kommen, wie er gerade wäre. Er erschien im Schlafrock und mußte sich zunächst einige Scherze über sein Frühausstehen gefallen. Dann fragte der Kaiser ernst, was er zu ven überraschenoen Neuigkeiren gesagt habe. „Zu welchen?" enlgegnele Herbette erstaunt; „Nun, zu denen aus Paris." — „Ich habe die Depeschen noch nicht geöffnet und habe von bedeutenden Neuigkeiten nichts vernommen." Sein Entsetzen mar groß, als ihm der Kaiser von Casimir-Periers Abdankung erzählte und die Pariser Depeschen sie bestätigten.
Berlin, 25. Jan. Dem Kaiser ist, wie bereits gemeldet, vom Kaiser von Japan die Kette zum Chrysantemumordeu verliehen worden; der japanische Gesandte, Vicomte Aoki wird sie demnächst als Geburtstagsangebinde seines Souveräns überreichen. Was diese Verleihung weit über eine bloße Höflichkeitserzeiguug erhebt, ist die Thatsache, daß der Kaiser von Japan diese Kette einzig und allein getragen hat, der Kaiser somit der erste ist, der sie erhält.
Berlin, 25. Jan. Der japanische Gesandte Vikomte Aoki wird dem Kaiser die Kette zum Cyry- santemumorden als Geburtstagsgeschenk des Mikados überreichen.
Berlin, 26. Jan. Der Kaiser wird am Geburtstage in der Ruhmesyalle im Beisein der höchsten Gäste ein prachtvolles Kunstwerk, das in monumentaler Ausstattung die Vergangenheit der Truppen in 3 Kriegen verherrlicht, der Armee feierlich übergeben.
Deutscher Reichstag. (22. Sitzung.) Zum Beginn sind kaum 20 Abgeordnete anwesend. Die erste Lesung der Zolltarifnooelle wird fortgesetzt. Abg. Hitze (Ztr.) befürwortet die Einführung eines Quebrachozolls im Interesse der in Eichenschülwaldungen beschäftigt. Arbeiter, welche bei der Fortdauer der niedrigen Preise brotlos werden würden. Abg. Langerhans (freist) tritt entschieden gegen die Einführung eines Zolles auf Quebrachoholz, weil der selbe das Leoer für die Industrie verteuern würde. Abg. Graf Kunitz (tonst) leiUsiert den Nutzen des russischen Handelsvertrages, den er als einen sehr geringen bezeichnet. Abg. Dresler (natlib.) ist für einen mäßigen Zoll auf Quebrachoholz. Staatssekretär von Marschall tritt dem Grafen Kanitz entgegen und betont, der russische Vertrag habe zwar nicht alle Hoffnungen erfüllt, aber doch zum Teil die deutsche Ausfuhr erheblich gesteigert. Die russische Roggeneinsuhr sei unter dem Vertrag geringer gewesen, als mau erwartet, auch der Roggenpreis tu Rußland bedeutend gesunken. In allen Staaten herrsche heute eine wirtschaftliche Depression, nicht nur bei uns. Abg. Barth (freist) protestiert entschieden gegen Quebrachoholz- und Baumwollensamenzoll; der erste schade der Lederindustrie ungemein und der letztere verteure die Margarinbutter, belaste also die arme Bevölkerung.
zoll, will aber auch gleichzeitig die heimischen Eichenschälwaldungen schützen. Abg. v. Stumm (freikons.) ist für den Quebrachozoll, Abg. Hammacher (natlib.) findet im Zoll auf Baumwollsamen nichts Bedenkliches. Abg. Möller (natlib.) weist ziffernmäßig die seit dem russischen Handelsvertrag gestiegene deutsche Ausfuhr nach. Schließlich geht die Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern. Freitag 2 Uhr: Kleine Vorlagen.
DeutscherReichstag. (23. Sitzung.) Freiherr v. Zorn-Vulach (Elsäßer, Hospitant bei den Konst) hat sein Mandat niedergelegt. Auf der heutigen Tagesordnung stehen die Gesetzentwürfe über Binnenschiffahrt und Flößerei.
des bürgerlichen Gesetzbuchs, welches den Reichstag voraussichtlich im nächsten Jahre beschäftigen werde. Die Vorwegnahme dieser Materie wurde erforderlich wegen der infolge des gesteigerten Verkehrs immer stärker hervorge- treteuen Lücken ln der Gesetzgebung. Der Vinnenschissahrts- entwurf sei mit den Interessenten, namentlich auch Vertretern der Kleinschiffahrt gründlich durchberaten worden. Das Gebiet sei zu groß, um dessen Einzelheiten hier zu besprechen. Letocha (Zentr.) begrüßt die Vorlage freudig und beantragt deren Verweisung an eine Kommission. Rickert (deutsch-sreis.) stimmt zu; namentlich die Förderung der
Kleinschiffahrt sei erfreulich. Nieberding wendet sich gegen einzelne Ausführungen Rickerts. Der Befähigungsnachweis soll allgemein nur in Uebereinstimmung mit den beteiligten Schifferkreisen eingeführt werden. Bassermann (natlib.) im allgemeinen zustimmend, bemängelt die Bestimmungen über die Haftbarkeit der Schiffführer und die zwangsweise Anhaltung Widerspenstiger zur Arbeit.
Frankreich.
Paris, 24. Jan. Das gestern abend verbreitete Gerücht, General Jamont sei auf der Jagd in der Nähe der Grenze von einem deutschen Zollbeamten getötet worden, wird vom „Rappel" förmlich dementiert. Das Blatt fügt hinzu, ein gestern abend eingetroffenes Telegramm bestätigt, daß General Jamont auf seinem Posten sei und sich wohl befinde und daß durchaus kein Attentat auf ihn verübt worden sei.
Paris, 26. Jan. In dem gestern um st-5 Uhr abends von Fontaineblau abgehenden Personenzuge wurde in der Nähe der Station Thornery ein furchtbares Attentat verübt. Ein ärmlich gekleideter Mann, der sich mit seiner Frau und seinen vier Kindern in einem Abteil dritter Klasse befand, feuerte plötzlich aus die Reisenden des benachbarten nur durch eine Ballustrade getrennten Abteil 6 Revolverschüsse ab. Eine Kugel traf eine Nonne vom Orden St. Vincenz de Paul in den Stacken und tötete sie auf der Stelle. Eine zweite Nonne wurde an der Hand verwundet, ein Landmann erhielt einen Schuß ins Kinn. Der Mörder, welcher nach seiner Schreckensthat in einen vollständig apathischen Zustand verfiel, wurde erst auf der nächsten Station festgenommen. Die Panik der Reisenden war so groß gewesen, daß niemand sich dem Attentäter zu nähern wagte. Derselbe ist ein 36jähriger Frachtkutscher, Namens Jaquemard aus Paris, welcher infolge von chronischen Alkoholismus an Verfolgungswahn leidet.
Serbien.
Belgrad, 25. Jan. Hier geht das Gerücht, König Alexander von Serbien reise aus Frankreich über Frankfurt a. M. zurück, um sich mit der Prinzessin Sybille, Tochter des Landgrafen von Hessen, zu verloben.
Bulgarien.
Sofia, 25. Jan. Gestern abend wurde der frühere Beamte Muskurow, ein Bruder des verstorbenen General Muskurow und ein Schwager Stambulows, auf der Straße angefallen. Als der Angegriffene zwei Schüsse auf seine Angreifer abgab, wurde er von der Polizei verhaftet. Im Gefängnis soll derselbe alsdann mißhandelt worden sein.
England.
London, 24. Jan. Regierungs-Leichterschiff, mit Kanonen, Kugeln und Pulver beladen, ist heute Nacht 1 Uhr in der Themsemündung in die Luft geflogen. Von der Bemannung fehlt bis jetzt jede Spur. (Auf dem Schiff befanden sich 4 Männer und 1 Knabe; alle wurden getötet. Der durch Explosion angerichtete Schaden wird auf mehrere Tausend Pfund Stert, geschätzt.
London, 25. Jan. Die Nachricht vom Ableben Lord Randolph Churchills wurde an die Königin, den deutschen Kaiser, den Zaren, den Prinzen von Wales und Lord Rosebery telegraphiert.
c: ...
Jokohama, 24. Jan. Prinz Arisugawa, Chef des japanischen Generalstabes, ist gestorben.
Wie oaner d'Ehrlichkeit nobel belohnt hat.
(a wohre Gschicht.)
Fragt do mi voar ganz kurzer Frischt Mei Nochbar, dear a Wägner ischt.
Ob i ihm net könn Auskunft gä,
Wo's hagabuchene Klotz au hä.
Noa, sag i, Nochbar, s'thut mir leid,
Net diena ka i Dir da heut.
Weil so zäh Holz i halt net weiß,
Dafür erzähl st Dir was Neu's.
Vo Nagold ischt am letzta Markt A reicher Bauer hoamwärts g'wallt.
Im Sack hat er Papcergetd g'het No maeh als 1000 Mark — fehlt net.
Wia unterwegs er Hunger kriegt,
A Bretzel aus seim Sack er ziegt;
Und richtig fällt dem Bauersma Sei Schreibbuch auf de Boda na.
Daß sei Erlös vom heut'ge Märkt Ist flöta ganga, hat er g'merkt Erst wia er hat sein Schatz dahoam Jetzt zähla wölla ganz im g'hoam.
„Mei Schreibbuch!" schreit er teufelswild.
„Mei Geld, mei Geld!" er ällweil brüllt.
Sei Weible red't ihn ängstlich a:
„Was hascht denn au, mei liaber Ma?"
Doch er thuet ganz als wia verrückt.
Fascht hätt er ihr ins Gsicht nei gespuckt;
Nimmt glei an Ochsestrick in d'Hand Und ischt damit zum Haus naus g'rannt.
Den Ochsestrick hält er in d,Haeh Und thuet an baese Schwur — o waeh!
„Krieg i mei Ochsegeld net bald.
Knüpf i mi nauf im nächsta Wald!"
Zur selba Stund am gleicha Tag Drei Manna troddla rauf vom Thal Die Eberhards st raß nauf zur Haeh,
Sie müeffet strampfe fescht im Schnae.
Net munter goht's, sie hän halt heut Erlebt beim Handle wenig Freud.
Oam hat zur Kuah sei Geld net g'langt,
Net kriegt hat der ander, was er verlangt'.
Der dritt', dear klagt: „Mit meim Verdienst — I hätt mir an viel beff'ra g'wünscht —
Ka i net gar so glotzig thua.
Wenn i komm zua meim Weitste hoam."
Wia sie so wandlet still bcrga.
Guckt oaner uff da Boda na
Und er schreit: „Ei, was leit denn dort?"
Und hebt a Schreibbuch auf sofort.
Sie b'seahn's und blätteret: ^Ei wa?
Denn über lOmal Hundert Mark Hot in Papier dear hoam vom Markt."
' „Da hätta miar ja älle drei En schöna Fund thua." Säet aber glei:
„I kenn uich wie mein oagna Kopf Bo fremdem Guat wollt mir koan Knopf."
„Miar sind koa Lumpa, thean bekannt Den Fund no heut im ganza Land.
Glei droba in dem nächsta Ort Dem Schulze wird er g'meldt sofort."
Sie komma äll drei müed dort a Und treffa richtig grad den Ma,
Der ruinrast mit dem Strick zur Hand Und schreit: „mei Geld!" wie vom Verstand.
Sie tröstat ihn: „Sei nu au g'scheit.
Es geiht no ällweil reachte Leut.
Da steh, bei Schreibbuch mit dem Geld!
Den Strick weg, darfst net aus der Weld."
Da wie a Habs nei uff a Huah,
So hat der noch seim Schreibbuch thua.
Ganz wüetig reißt ers ihne raus.
So flink grad wie Katz a Maus.
Am liebsta wär er jetzt glei fort,
Doch west so viele Leut vom Ort Bei dem Specktackel da sind gwea,
Hat er drei Nickelzwanzger gea.
„Da, dees ischt uich als Finderloh!"
Und eilt mit Strick und Buch davo.
Die drei hän gsaet: „Der Ma im Ort,
Des ischt a zäh Holz" — und sind fort.
—n—.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen _Buchhandlung (Emil Aaiser) Nagold._
Ä hungernden Wgel! ^
Revier Nagold.
Stamm- n. Brerm- Holz-Berkauf
Dienstag den 5. Februar aus Forst Abt. Sulzersteig, Windloch, Wmterhalde und Pfarrwald: Nadelholz: 357 St. Langholz mit Fm.: 3 I., 39 II., 110 III., 88 IV., 7 V. Cl.; 24 Stück Sägholz mit Fm.: 1 I., 10 II., 1 III. Cl; Rm.: 4 Roller, 24 Schtr., 30 Prgl., 51 Anbruch, 5 buchene Prgl.; 4750 gebundene Nadelholzwellen, buchenes Reisig auf Mahden geschätzt zu 510 Wellen, 150 Wellen Gritzelreis. Zusammenkunft zum Verkauf des Brennholzes morgens 9 Uhr im Psarr- wald, des Stammholzes mittags 12 Uhr in der „Traube" in Oberjettingen.
Amtliche und Primt-Sekanntmachungen.
_ Walddorf.
Aclnkscrgung.
Für die vielen Beweise herzlicher Liebe und Teilnahme, welche wir bei dem so unerwarteten Hinscheiden .unseres innigst geliebten Vaters und Großvaters
Konrad Walz, Gemeinderat,
erfahren durften, für die zahlreiche Leichenbegleitung von hier und auswärts und den erhebenden Gesang des verehr!. Gesangvereins sagt den innigsten Dank
im Namen der trauernden Hinterbliebenen: der Sohn:
D. Konrad Walz, Gemeindepfleger.
Revier Altensteia.
Brennholz- n. «eifig- tlerkanf
Mittwoch den 6. Februar, vormittags 10 Uhr, im „Hirsch" zu Bösin gen aus Unt. Erlenbach:
Nadelholz Rm.: 1 Spälter, 19 Prügel, 65 Anbruch und 620 Rm. Reisig.
Nagold.
Einem geehrten Publikum von hier und auswärts empfiehlt sich als
Weiß- u. Kleider- Näherin
unter Zusicherung prompter Bedienung Elisabethe Reichert in der hintern Gasse.