Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Oberamts-Bezirk Nagold.

13.

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Dienstag 29. Januar

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1kW.

Amtliches.

Nagold.

Die Landtagswahl betreffend.

Die Ortsvorsteher werden hiemit angewiesen, das Ergebnis der Wahl sofort nach beendigter Stimm- zählnng dem Oberamt entweder durch Absendung eines Extrabotcn oder telegraphisch anzuzeigen. Die betreffenden Mitteilungen werden während der gan­zen Nacht vom 1./2. Februar d. I. auf der Oberamts­kanzlei entgegengenommen.

Den 25. Januar 1895.

_ K. Oberamt. Vogt.

Nagold.

Bekanntmachung, betreffend die Landtagswahl.

Nach einer Milteilung des K. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Ver­kehrsanstalten, ist sämtlichen Tclcgraphenanstalten die Weisung erteilt, am Wahltage dienstliche Telegramme über die Wahlergebnisse bis 10 Uhr Abends anzu­nehmen und zu befördern. ^

Die Dienstzeit der Telephon-Anstalten und der öffentlichen Telephonstellen ist am 1. Febr. bis 11 Uhr Nachts erstreckt worden.

Die Ortsvorsteher werden hievon in Kenntnis gesetzt.

Den 25. Januar 1895.

N a g o l d.

Landtags-Wahl betreffend.

Die Wahlvorsteher werden hiemit darauf auf­merksam gemacht, daß nach einem Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 17. d. M. (M.-A.- Bl. S. 4) die Volksschullehrcr als Protokollführer um Wahlort unter der Voraussetzung zugezogen werden können, daß die betreffenden Volksschullehrer die Eigenschaft eines Wählers im Wahldistrikt des Wahlvorstehers besitzen. (Art. 12 des Wahlgesetzes vom 16. Juni 1882 Reg.-Bl. .S. 212).

Den 25. Januar 1895.

51. Oberamt. Vogt.

Nagold. Krkauntmachurrg, betreffend die Landtagsabgeordnetenwahl.

Die Bezirksangehörigen werden hiemit wiederholt in Kenntnis gesetzt, daß die Wahl eines Landtags­abgeordneten am

Freitag, den 1. Februar, vorgenommen werden wird.

Bezüglich der Wahl wird auf Folgendes noch besonders hingewiesen:

Die Abstimmung beginnt um 10 Uhr Vormittags und wird um 6 Uhr Nachmittags geschlossen.

Die Wahl erfolgt durch unmittelbare und geheime Stimmabgabe der Wahlberechtigten.

Die Stimmgebung erfolgt in der Art, daß jeder Wähler in eigener Person im Wahllokal seines Ab- stimmungsdistrikts den Stimmzettel dem Wahlvorsteher oder dessen Vertreter übergiebt, welcher denselben in die Wahlurne legt und den abstimmenden Wähler m der Wählerliste vermerken läßt.

Diese Stimmzettel müssen von weißem Papier und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen versehen sein. Jeder Stimmzettel muß derart zusammenge­faltet sein, daß der auf ihm verzeichnete Name ver­deckt ist. Stimmzettel, bei welchen hiegegen verstoßen wird, hat der Wahlvorsteher zurückzuweisen.

Ungiltig sind Stimmzettel:

1. welche nicht von weißem Papier oder welche mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind:

2. welche keinen oder keinen lesbaren Namen enthalten;

3. aus welchen die Person des Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkennen ist;

4. auf welchen mehr als ein Name verzeichnet ist;

5. welche einen Protest oder Vorbehalt enthalten. Den 25. Januar 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Joseph Schüler, Werkmeister, Hechingen. Wilhelm Knödler, Stuttgart. Dorothea Eh mann, geb. Mohr, Fuhrmannsehefrau, Freudenstadt. Karl Künstner, Nagel­schmied, Freudenstadt. Robert Maier, Kaufmann, Ober­türkheim.

Ein warmes Abendessen für die deutschen Soldaten

ist der Ruf, den in der BudgNkommission des Reichs­tages mehrere Abgeordnete gusgestoßen haben, ohne ^ jedoch sofortige Zustimmung von seiten»des Kriegs- § Ministers zu erhalten.

Betrachten wir die Sache in möglichster Kürze, so finden wir, daß die Verpflegung des Soldaten namentlich bei uns in Württemberg eine gute ist, daß sie nach der Zusammensetzung im allgemeinen die zur Ernährung eines Mannes erforderlichen Nährstoffe ent­hält, daß aber der Mangel eines regelrechten Abend­essens von allen Seiten sehr unangenehm empfunden wird. Den Truppen selbst aber ist es unmöglich, das ganze Jahr hindurch ein Abendessen zu geben, denn ^ es geschieht schon jetzt das Menschenmögliche, wenn es ! gelingt, dem Manne für täglich 32 bis 35 (Ver­pflegungszuschuß in Württemberg 20 bis 22 Z, Löhn­ungsanteil 13 Z) Frühstück und Mittagessen zu geben. Seither war es bei den meisten Regimentern mit Hilfe der so viel geschmähten Kantinen möglich, wenigstens im Winter eine Suppe oder an kalten . Tagen auch untertags Thee zu geben, wenn aber die ! Kantinen, wie ja zu befürchten ist, wieder verpachtet / werden, so werden diese Hilfsquellen nur sehr spär- / lich fließen und es wird alsdann der Soldat eben > darauf angewiesen sein, von seinen Eltern sich Zu­schuß zu erbitten. Wie schwer aber dieser Zuschuß die Familien heutzutage trifft, davon werden tausende unserer Bauern und Handwerker ein Liedchen singen können. Schlimmer aber ist der arme Teufel daran, der von Hause gar nichts zu erhoffen hat, denn er . soll nun sein Abendessen von dem kärglichen Solde ! bestreiten, den er in Höhe von täglich 22 Z erhält. Zieht er von diesen noch 3 bis 4 Z für Putzmate­rial ab, so bleiben ihm für den Tag noch 18 H, eine Summe, die ihm wahrhaftig nicht mehr ge­schmälert werden kann.

Betrachtet man weiter, daß der deutsche Soldat die geringste Fleischportion erhält, nach welcher die Entschädigung für die Menage hauptsächlich berech­net wird, so erscheint eine Aufbesserung dringend geboten. Die Fleischportion des deutschen Soldaten beträgt täglich 150 Gramm, diejenige des Bruders Oesterreicher 190 Gramm, diejenige des französischen /Erbfeindes" aber gar 300 Gramm im Tage.

Die Beschaffung einer gewöhnlichen Brot- oder Kartoffelsuppe kostet aber mindestens 3 Psg. täglich i und ist somit dieser Betrag das mindeste, was hiefür " verlangt werden muß. Rechnet man, daß der Soldat an Sonntagen gerne ans das Abendessen verzichtet, ! da ihn an solchen Tagen in der Regel andere Augen § als die Fettaugen der Wassersuppe anzuziehen pfle­gen, so ergiebt sich für Mann und Jahr ein Mehr­aufwand von 300 X 3 .st 9

Das deutsche Heer ist nach dem neuesten Gesetze 479222 Gemeine und 77800 Unteroffiziere, zusammen 556 000 Mann stark, dies ergiebt also einen Mehr­aufwand von 5 Millionen und nicht wie von an­derer Seite angegeben von 68 Millionen Mark. Man sollte nun doch glauben, daß, wenn dieser Be­trag nicht durch Ersparnisse auf anderer Seite we­nigstens teilweise hereingebracht werden kann, das Deutsche Reich, welches gerade gegenwärtig Millionen für Uebungsplätze, Kirchen u. dergl. fordert, nicht so arm sein kann, daß es seinen Söhnen noch fer­ner die Zumutung macht, während ihrer Dienstzeit als Soldaten einen namhaften Beitrag zur not­wendigen Ernährung zu geben. Was das arme Oesterreich, was Frankreich, in welch' beiden Ländern der Soldat ohne Löhnungsabzug vom Staate ver­pflegt wird, leisten, das sollte man glauben, kann auch Deutschland noch aufbringen. Wir haben früher schon darauf hingewiesen, daß hier die Wehrsteuer eintreten sollte, wir wiederholen diese Forderung auch heute noch mit dem Bemerken, daß heute mehr als 180 000 erwerbsfähige junge Männer ruhig mit den Händen in der Tasche zusehen. wie ihre Alters­genossen im Dienste des Heeres sich abmühen und / hiebei Entbehrungen aller Art unterworfen sind. Wir wollen diesen Gedanken heule nicht weiter aus­führen, aber wir hoffen zuversichtlich, daß es dem ^ Reichstage endlich gelingen möge, dem Soldaten das zu gewähren, was ihm auch als Menschen zukommt, i ein warmes Abendessen nach des Tages Müh und iLast! (Anm. der Red.) Wir geben diesem Artikel mit besonderer Genugtbuung Raum in unseren Spal- ! ten, da derselbe eine Sache vertritt, der wir unsere i volle Sympathie zuwenden.

Hages-AeuigkeiLen.

Nentsches Ucich.

chfi Nagold, 28. Jan. Zu Kaisers Geburts­tag haben sich gestern soviele Nagolder eingefunden, daß die untern Räume der Post vollauf besetzt waren. Professor Wetzet begrüßte die Anwesenden und führte in schwungvoller patriotischer Rede einen Ver­gleich aus zwischen den Zeiten von 17951813, wo Württemberg nicht bloß von den Franzosen miß­handelt, unterdrückt und ausgesogen wurde, sondern unsere Armee auch unter dem Druck des korsischen Eroberers genötigt war, gegen die eigenen Landsleute, gegen Deutsche, zu kämpfen und der Zeit von 1870/71, wo ruhmreiche Kämpfe uns ein einiges deut­sches Reich und damit eine geachtete Stellung unter den Völkern verschafft haben. Lein Hoch für Kaiser u. Reich wurde mit Begeisterung ausgenommen. Prä­zeptor Thierer feierte in einem Gedicht die Anhäng­lichkeit der Deutschen an ihren Kaiser, welches lautet:

Zirm Geburtstag des Kaisers

27. Januar 1895.

Kaiser Wilhelm, hoher Ahnen Stolzer Helden edler Sproß,

Gott sei mit Dir aus den Bahnen Die Dein kühner Geist erschloß!

Mög des Friedens goldner Segen Bleiben Deinem Volk und Land,

Wenn die Nachbarn schon verwegen An das Schwert gelegt die Hand.

Gott sei mit Dir, unser Kaiser,

Wenn Du, wo der Klassen Streit Zornig lodert, wie ein Weiser Wägst und ordnest alle Zeit,

Daß an heiligen Gesetzen