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Die Unruhen aus Sizilien wollen kein Ende nehmen. Nach einer Meldung des „Eorriere di Napoli" aus Palermo vom 4. d. M. fand in Mari- neo, einer etn-a 10,000 Einwohner zählenden Ortschaft der Provinz Palermo, ein Zusammenstoß zwischen den Truppen und Ruhestörern statt, die die Abschaffung des Oktroi verlangten und einen Angriff auf die Bürgermeisterei machen wollten. Wie es heißt, sollen 'bei dem Zusammenstoß einige 30 Personen getötet und einige 50 verwundet worden sein.
England.
London, 0. Jan. Im Unterhause erklärte der Kriegsministn-, die Herabsetzung der Arbeitsstunden auf 48 pro Woche oder aus 8 pro Tag sei in allen Werkstätten und Arsenalen des Kriegsministeriums für möglich, befunden; dieselbe erfolge ohne Lohn- Herabsetzung.
Afrika.
Aus Kamerun sind neue Nachrichten einge- > gangen, welche durchaus günstig lauten. Die Dualla- Eingeborenen haben niemals daran gedacht, sich der Empörung der Dahomeyleute anzuschließen, sondern betrachteten von Anfang an die Meuterer als ihrem rechtmäßigen Herrn weggelausene Sklaven, die sie einfingen und diesem zur Bestrafung wieder zuführten. Nach dem neuesten, sowohl dem Auswärtigen Amte, wie der Marine zugegangenen Depeschen ist die Gefahr der allgemeinen Erhebung der Eingeborenen ganz ausgeschlossen. Hingegen drohen auf den Samoainseln neue Unruhen. Es sind fremde Kriegsschiffe zum Schutzs der Weißen nach dem Hafen von Apia beordnet worden. -
China.
In China ist selbst der Kaiser, und noch dazu ifi seiner Hauptstadt, nicht vor Räubern sicher. Nach einem Telegramm des „Standard" aus Shanghai haben in Peking während des Zuges des Kaisers nach seinem Winterpalais eine Anzahl Briganten das kaiserliche Gefolge angehalten und sich einer Menge von Wertgegenständen bemächtigt.
Kleinere Mitteilungen.
In 11 nterzeil, OA. Leutkirch, wurde ein älterer alleinstehender Mann in seiner Stube vor dem Bette liegend ' erfroren aufgcfunden. Er scheint in der Nackt aus dem ' Bette gefallen zu sein, har sich dabei wohl verletzt und ist dann, unfähig sich zu erheben, ein Opfer der Kälte geworden.
Leipzig, 5. Jan. Einen: hiesigen Einwohner wurde im vergangenen Sommer bei einer Vergnügungsreise in Thüringen die Brieftasche mit 600 Mark und einem Taufschein gestohlen. Zu seinem aus den 2. Jan. fallenden Geburtstag empfing der Betreffende aus Berlin einen Baumkuchen nebst seinem raufschein. Der Spitzbube spricht hierbei den Wunscy aus, daß der Bestohlene beim Verzehren des Kuchens i^ne 600 Mart leichter verschmerzen werde!
Eine schauerliche Thal wurde in Halle von einer Frau verübl. Lieselbe warf ihr drei Monate altes Kind aus dem 6. Liock in d.n Hof hinab und legte sich dann wieder zur Nahe. Als früh der erwachende Ehemann das Bett des Kindchens teer erblickte, und fragte, wo denn das Kind sei, antwortete die Frau, das Kind müsse doch im Bette liegen. Während nun die bestürzten Eltern im Zimmer suchten, brachten bereits Nachbarn den Leichnam des Kindes. Die Frau soll in einem Anfall von Geistesstörung die schreckliche Thal verübt haben.
Erfurt, 6. Jan. Einen merkwürdigen Neujahrsbrief hat ein hiesiges junges Mädchen erhalten. Derselbe war unfrankiert, er wurde jedoch trotz des zu entrichtenden Strafportos angenommen, da das Mädchen wohl von dem Inhalt eine unangenehme Ueberraschung erwarten mochte. Beim Oeffnen fand sich nichts weiter vor als einen Zettel mit den Worten: „Siehst Tu, jetzst guckst Du für Deinen Groschen!"
Eine Spatzensteuer hat der hannoversche Kreis Weener ausgeschrieben. Ter Landrat derselben erließ eine Verfügung, wonach jeder Landwirt, der 26 Hektar Land oder mehr bewirtschaftet, jährlich vom 1. Dez. bis zum 20. Jan. 8 Stück Spatzen oder Spatzenköpfe beim Ortsvorstand einzuliefern hat. Besitzer von 12—26 Hektar haben vier, kleinere Besitzer je zwei Exemplare zu steuern. — Ob dadurch dem Ueberhandnehmen des graugefiederten Spitzbubenvolks wirklich vorgebeugt wird, bleibt abzuwarten.
Wnnderschwindel. Wir lesen in einer Wiener Zeitung: In der an der Landesgrenze gelegenen Gemeinde Gairing wurde vor einigen Wochen ein Brunnen geräumt. Als man den Sand und Schlamm heraufbeförderte, fand man darin etwa dreißig, übrigens ganz wertlose Heiligenbilder aus Gyps. Bald war die Nachricht von dem seltsamen Funde in ganz Gairing verbreitet. Niemand konnte darüber, wie die Gypsbilder in den Brunnen gelangt waren, Mitteilung machen. Das abergläubische Volk hatte jedoch bald eine Erklärung gefunden. „Diese Bilder find vom Himmel gefallen, der Brunnen ist ein Wunderbrunnen" — hieß es. Von diesem Tage an war der Brunnen Tag und Nacht von einer großen Menschenmenge belagert, die in dem Schlamme des Brunnens nach Gppsfiguren suchte. Dabei betete das Volk und sang heilige Lieder. Dem listigen Bäuerlein, das aus dem Brunnen jetzt schon einen ziemlichen Gewinn zog, kam nun der Gedanke, den Aberglauben des Volkes noch mehr auszunützen. Er verbreitete das Gerücht, daß ihm die „heilige Jungfrau" erschienen sei. Sie sei, angethan mit weißem Kleide, mit dem Jesukinde auf dem Arme, umgeben von einem leuchtenden Dunstkreise, aus dem Brunnen gestiegen und habe ihn in slovakischer Sprache aufgefordert, an der Stelle des Brunnens eine Kirche zu erbauen. Daß diese Mär allgemein Glauben fand, ist leicht begreiflich. Bald wußte man davon auch in Niederösterreich und das Volk kam von Weit und Breit nach Gairing. Es wurden Processionen veranstaltet und bei dem Brunnen gebetet. Man brachte Sieche und Kranke dorthin, welche sich mit dem Wasser wuschen und davon tranken. Bald hieß es auch, daß die Kranken wieder gesund, die Lahmen gehend und die Blinden sehend geworden wären. An den Brunnen knüpften sich ganze Legenden. Endlich sah sich die Behörde veranlaßt, dem immer toller werdenden Treiben Einhalt zu gebieten. Es mußte Gensdarmerie aufge- boten werden, um das Volk von dem Brunnen, dessen Wasser noch dazu als gesundheitsschädlich befunden wurde, zu entfernen. In Folge dieser energischen Maßregel ließen zwar die Processionen nach, allein es kamen noch immer Viele, die ihr Gebrechen mit dem Wunderwaffer heilen wollten. Dieser Tage hat nun Bischof Boldizsar von Tyrnau an sämtliche Pfarrer der Umgegend ein Rundschreiben gerichtet.
in welchem er betont, daß das Märchen vom Wunderbrunnen nur auf dem Aberglauben des Volkes basire. Die gemeine Gewinnsucht habe das Märchen ersonnen und der düstere Aberglaube dasselbe großgezogen. Der Bischof legt in dem Schreiben den Geistlichen warm ans Herz, sie mögen das Volk belehren und aufklären.
Zar Alexander III. ist nicht nur einer der mächtigsten, sondern auch einer der stärksten Herrscher der Welt. Eine merkwürdige Kraftprobe hat der Selbstherrscher aller Reußen in vorletzter Woche abgelegt. Nach Petersburg heimkehrend, verweilte er einige Stationen vor der Residenz mit feiner Gemahlin und nahm in der Bahnhofwirtschaft einen kleinen Imbiß ein; das Töchterchen des Bürgermeisters überreichte hier der Kaiserin einen eiligst zusammcn- gebundenen Blumenstrauß, dessen Stengel noch naß waren. Die Kaiserin in weißen Handschuhen, war einen Augenblick in Verlegenheit; da nahm der Zar einen schweren Zinnteller vom Tisch und drehte aus ihm, als ob er Papier unter den Fingern, hätte, eine Manschette für den Strauß.
Handel und Verkehr.
Stuttgart, 2. Jan. (Hopfenmarkt.) Die Marktsaison neigt ihrem Ende zu. Die Zufuhren sind schon seit längerer Zeit gleich Null und die Bestände nur noch sehr- klein. Unter diesen Umständen wird am nächsten Montag den 8. Jan. der letzte Markt stattfinden. Heute wurden bezahlt Mk. 185 für geringe, 220 für mittlere und 227 für Primaware.
Konkurseröffnungen. Michael Kuhn, Möbeltransporteur in Stuttgart, Holzstr. 22. — Josef Brobeil, Bl. Sohn, Schuhmacher von Geislingen, OA. Balingen. — Karl Laidig, Bauer in Bibersfeld, OA. Hall. — Richard Bär, Gutspächter in Seibranz, OA. Leutkirch. — Weber, Roman, Söldner, und seine Ehefrau Rosa Weber, geb. Schiele, in Waldhausen, OA. Neresheim. — Josef Traub, Adlerwirt in Katzenstein, Gemeinde Frickingen, OA. Neresheim._.
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Warnung vor Täuschung.
Die große Verbreitung der seit 18V8 bekannten und in fast allen Familien eingebürgerten iirNten -1 z>atI>eNvr ItlcIrkerN Brandts Schwcizerpillen (erhältlich nur in Schachteln ü I Mk. in den Apotheken) hat zu verschiedenen werthlosen Nachahmungen derselben geführt. Es sei deshalb hiermit nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die ächten, von den Professoren I>i . It. Vjr«I>o,v, . v»» tsietl, vr. Ilr«I»ni, I»r von d>nS8v»nn>, I>i. Hort«,
I»r von ILarrsi^nsIii.
I»>. «roixit, I>r von t'rvrlrlis, Idr.von 8«nn soni, I»r. v. rritt, I»r. Llelollnnor, Vr. 8«oetor stiiSt, vr. Ii»n»I»I, I»r. Förster, vr. 8»ttlor, vr. voltks, vr 8vl»«»rii»»son und Itr. von Hol»ra erprobten und als vorzüglich bewährtes Abführmittel empfohlenen Apotheker Richard Brandts Schweizerpillen eine Etikette wie obcnstehend das weiße Kreuz mit dem Namcnszug Itiolrnrel Brandt» in rothem Grund tragen müssen und daß alle ander» aussehenden ^LlsoNnn^on der ächten Apotheker Richard Brandts Schweizerpillen sind. Das vereheliche Publikum möge sich nun vorsehen, daß es an seiner Gesundheit und an seinem Geldbeutel nicht zu Schaden komme.
Hiezu Schwäbischer Landwirt Nr. 1.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schsr: Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
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