GchlWster.
Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Obrramts-Bezirk Nagold.
.M 150.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerslag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk l Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg.
Donnerstag 28. Dezember
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.
1893.
MonatS-Äbonnement nach Verhältnis.
ZG SLGLTSSsrSGSSGSSGSTTGTLGGSGSSTSS^ auf den
„Gesellschafter-"
unt dein Unterhaltungsblatt „Dr»a
und der landwirtschaftlichen Beilage
„Schwäbischer Landwirt".
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- it dem 1. Januar 1894 beginnt ein E
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neues Abonnement und ersuchen wir G alle, die das Blatt bisher durch die Post bezogen, ihre Bestellungen sofort daselbst G oder durch die Postboten zu erneuern, wenn sie V eine Unterbrechung in der Zusendung vermieden G missen wollen. - G
Das vierteljährliche Abonnement beträgt I im Oberamtsbezirk 1 außerhalb desselben I 1 20 Z Neu Eiutretende sind uns stets willkommen. UedakSlorr K Grpo-Moir
des „Gesellschafters". ^
M a g o l d.
Die Ortsarmenbehörde hat beschlossen, auch! Heuer wieder die
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einzuführen.
Wer eine Karte im Preis von mindestens 1 bei der Armenpflege (Sladtpsleger Kapp) entnimmt, von dem wird angenommen, daß er auf diese Weise seine Gratulation darbringt und ebenso seinerseits auf Besuche und Kartenzuseu- dungen verzichtet.
Wir laden zu zahlreicher Beteiligung mit den:! Anfügen ein, daß die Liste der Teilnehmer noch zeitlich vor dem Jahresschluß im Gesellschafter be-! kannt gegeben und daß der Ertrag der Karten unter die verschämten Hausarmeu verteilt wird.
Den 19. Dez. 1893.
Die Vorstände der Grtsarmenkehörde. Dieterle, Stv. Brodbeck.
Tie erledigte Sielte des Vorstands des Wagenkontrole- bureau der Generaldirektion der Staatseisenbahnen wurde dem Betriebsinspckwr Huzenlaub in Calw, seinem Ansuchen entsprechend, unter Verleihung des'Titels und Rangs eines Rcchnungsrats Überträgen.
Die cra-lsolca u,rv der Lpainage-PtlurSi.
Während der ganzen Dauer des Spionage-Prozesses vor dem . Reichsgericht in Leipzig hahen sich die sämtlichen französischen Blatter, wie der „Frankfurter Ztg." aus Paris mitgeteilt wird, damit begnügt, den Prozeßbcricht abzudrncken. Kein Kommentar wurde laut. Selbst die chauvinistischen Maulhelden blieben stumm. Es sah fast aus, als folge man e.inem gegebenen mot «I'orllro. Die Art und Weise freilich, wie die Prozeßberichte wieder- gegeben wurden, kann man sich denken. Es wurde verkürzt und verstümmelt nach Möglichkeit. Alles, was nur irgend französischen Ohren unangenehm klingen konnte, wurde weggelaffen. Nur wenige
ernste Blätter gaben ausführliche und unparteiische
Berichte, darunter der „Temps" und besonders das „Journal des Döbats". Jetzt, nachdem das Urteil bekannt ist, werden auch die ersten Bemerkungen laut. Das heißt: die ernsten Blätter verstehen sehr wohl, daß in dieser Angelegenheit alles gute Recht auf deutscher Seite ist, und daß die deutsche Gerichtsbarkeit bei aller Strenge doch gerecht und sogar schonnngsvoll gegen die französischen Offiziere vorgegangen ist, deren Ehre sie in keiner Weise angetastet hat. Da sie das verstehen, so enthalten sie sich auch heute noch jeden Kommentars. Nur die Chauvinistenblätter können natürlich auch bei dieser Gelegenheit nicht jenes Schweigen bewahren, das ihnen der Anstand gebieten sollte. Freilich sind sie auch jetzt noch nicht so wortreich, wie sie offenbar gern möchten. Der „XIX. Siöcle" beschränkt sich darauf, zu fordern, daß die französische Regierung fortan die „in Frankreich wimmelnden" deutschen Spione nicht mehr bloß an die Grenze führen lasse, sondern ihnen gleichfalls den Prozeß mache. Die „Libre Parole" tischt ihren Lesern die Lüge auf, der Kaiser habe die „formelle Verpflichtung" übernommen, die beiden Offiziere zu begnadigen; im weiteren kündigt sie mysteriöse Enthüllungen über „alle Details der Affaire" an, aus denen hervorgehen werde, daß die beiden Offiziere ihre Verhaftung nicht bloß „ihrer energischen Unvorsichtigkeit" verdanken. Das ist alles noch nicht besonders bösartig. Ein Artikel im „Gaulois," der die militärische Spionage als ein höchst ehrenwertes Handwerk hinzustellen bemüht ist, macht eher einen erheiternden Eindruck, und wenngleich es empörend ist, daß das Blatt, nachdem tagelang die Debatten des Prozesses in allen Zeitungen erschienen sind, die Behauptung aufstellt: „Wir wissen noch nicht recht, wessen die beiden Offiziere sich eigentlich schuldig gemacht haben," so wirkt doch wieder versöhnlich der Umstand, daß der Artikel lediglich zu dem Zweck geschrieben scheint, um den beiden Offizieren zu Hilfe zu kommen.
Um einen Hetzartikel von gemeinster Böswilligkeit zn finden, mußte man schon bis zum „Jour" warten, der seiner Gewohnheit auch diesmal treu geblieben ist. Der Artikel ist überschrieben: „Zwei Tapfere." Er beginnt mit der Lüge, das Reichsgericht habe das härteste zulässige Strafmaß ange- gewendet, und fügt hinzu: „Die deutschen Richter hätten gern noch härter gestraft, aber leider war keine Möglichkeit." Nach dem „Jour" haben die beiden Offiziere keinerlei Spionage „im engen Sinn des Wortes" betrieben; sie haben ihre Excursionen lediglich „zu geographischen Zwecken" gemacht. Nach solchen und ähnlichen Ausführungen verlangt der „Jour" die härteste Anwendung des französischen Spionage-Gesetzes gegen die in „Frankreich wimmelnden deutschen Spione". Jeder in Frankreich lebende Deutsche führt, nach dem „Jour," in seinem Maße und seiner Sphäre eine Spionen-Nolle durch. Mißtrauen gegen alle Deutschen müsse darum mehr als je die erste Tugend der Franzosen sein. Man darf die Tragweite dieses Artikels nicht überschätzen; das Blatt wird wohl kaum noch anderswo gelesen, als in ein paar Zeitungs-Redaktionen. Es wäre darum aucb verfehlt, sich über die Erbärmlichkeit eines solchen Geschreibsels zu ereifern, die in so schreiendem Kontrast steht mit der diskreten Haltung der ganzen deutschen Presse gegenüber dem Prozeß, während doch, falls umgekehrt deutsche Offiziere in Frankreich verhaftet worden wären, die Blätter vom Schlag des „Jour" nicht müde geworden wären, von einer gräßlichen Uebelthat zu schreien und un
erhörte Ahndung zu fordern. Aber die Beschuldi
gung, daß alle in Frankreich lebenden Deutsche Spione seien, gehört nicht bloß dem „Jour" an, sondern sie ist traditionell in der ganzen Chauvi- nisten-Preffe und selbst darüber hinaus. Hat sie doch vor einigen Monaten sogar ihren Weg in den „Figaro" gefunden, von keinem Geringeren gezeichnet als von Saint-Genest. Es ist von Wert, daß sie der „Jour" gerade in diesem Augenblick wiederholt. Unter uns, den hier in Frankreich lebenden Deutschen, die wir diesen und ähnlichen Angriffen der chauvinistischen Hetzer fortwährend ausgesetzt sind, wird wohl niemand sein, der nicht Mitleid mit den beiden Verurteilten empfände. Es sind nach allgemeiner Aussage vortreffliche Offiziere, und als Offiziere haben sie schließlich nur ihre Pflicht gethan, indem sie einen Auftrag ihrer Vorgesetzten ausgeführt haben.
Hages-Aeuigkeiten.
Deutsches Keich.
PP Weihnachtsfeiern. Letzten Freitag feierte der Jünglingsverein sein Weihnachtsfest. Von allgemeinem Gesang eingeleitet und geschloffen bestand die Feier in Vorlesung von passenden Texten, unterbrochen von Gesängen der Jünglinge und Quartetten älterer Freunde, von einer herzlichen Ansprache des Vorstands, Stadtpfarrers Dieterle, einer Deklamation eines Jünglings und der ansprechenden Darstellung eines Gesprächs von 5 Personen: „Der verlorene Sohn." Hierauf folgte die Verlosung der Gaben und der gesellige Teil mit Deklamationen, musikalischen Vorträgen in Violine, Einzelgesang (Reallehrer Müller) und Männerquartetten. — Samstag abend war die Bescheerung für die Taubstummen. Die Feier wurde eröffnet im Festsaal des Seminars durch allgemeinen Gesang und ein Gebet des Vorstands Dr. Brügel, worauf Taubstummenlehrer Gukelberger eine Weihnachtsbesprechung mit den Taubstummen hielt, die mit dem Vortrag von verschiedenen zu dem Thema passenden Memorierstücken endigte. Den Schluß bildete die fröhliche Gesichter erzeugende Verteilung der Gaben in den von 3 Christbäumen erhellten Räumen der Taubstummenanstalt.
Nagold. (Einaes.) Die vom Vorstand der „Bezirkskrankenkasse Nagold auf letzten Sonntag nachmittags 2 Uhr ausgeschriebene Generalversammlung im Gasthof zum „Hirsch" dahier war im Gegensatz zu den 2 letzten Jahren wider Erwarten schwach besucht. Unter Leitung des stellv. Vorsitzenden des Kassenvorstands, Hrn. Stefan Schaible hier, (der Vorsitzende war leider durch Krankheit verhindert) wickelte sich die sestgestellte Tagesordnung, welche nur 3 Gegenstände aufwies, ziemlich rasch ab. Zunächst handelte es sich um nachträgliche Genehmigung einiger ziemlich unbedeutender, von Kgl. Kreisregrerung veranlaßter Abänderungen des im Vorjahr beschlossenen neuen Kassenstatuts. Hervorzuheben ist hievon nur die Streichung der den land- und forstwirtschaftlichen Arbeitern ursprünglich eingeräumten, im Musterstatut des K. Ministeriums aber nicht vorgesehenen Beitrittsberechtigung. Eine Einrede gegen die vom Kassenvorstand seiner Zeit schon bewirkten Modifikationen, die in dem neu redigierten Statut bereits Berücksichtigung gefunden haben, wurde nicht erhoben. Der zweite Gegenstand betraf die Publikation des Rechnungs- Ergebnisses vom Kalenderjahr 1892. Die Einnahmen beliefen sich auf 9015 .,/<( 06 Z, die Ausgaben auf 9512 ^ 48 so daß auf 31. Dezbr. 1892
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