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halten. Das kann nur der, der ein solches ansieht nicht als Mittel, um damit zu spielen, sondern als ein ihm anvertrautes Gut, für das er verantwortlich ist. Dieser Sinn muß durch Erziehung geweckt werden. Die wirksamste Schule für diesen Zweck, um Gemein­sinn, nationales Interesse und Sinn für Bürgerpflicht im allgemeinen zu pflanzen, ist aber das Militär auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht. Der Mann wird für König und Vaterland, für Kaiser und Reich in die Pflicht genommen. Die ganze Einrichtung und der Dienst beim Militär ist derart, daß es dem Einzelnen täglich ohne Worte zum Bewußtsein kommen muß: Du bist Glied eines großen Organis­mus, keine Null sondern ein lebendiges Glied, auf das es ankommt, das einem höheren Willen folgend Mitwirken soll, um eine höhere Aufgabe zu lösen. Von deinem Verhalten hängt das Gelingen ab; also aufgepaßt, die Kräfte des Körpers und Geistes aufs höchste gespannt! Dir ist die Ehre, die Sicherheit und der Schutz des Vaterlandes anvertraut, beweise Dich also in deinem ganzen Verhalten als ein Mann, pflichttreu, hingebend, opferwillig. Diese militärische Erziehung, welche die Tüchtigkeit und Leistungs­fähigkeit eines Heeres bedingt, bringt der einzelne Mann in den Fried eilsstand mit und ist nun gewohnt, auch die Fragen des bürgerlichen und politischen Lebens im Lichte eines erweiterten Horizontes auf­zufassen. Darin liegt die Bedeutung der Militär- Vereine. Indem sie bestrebt sind, den militärischen Geist zu bewahren, sind sie zugleich Stätten zur Pflege eines tüchtigen Bürgersinns. In diesen Kreisen findet ein Appell an den Patriotismus stets kräftigen Widerhall, sie wissen, was für ein Segen ein gro­ßes, starkes Reich ist und was für Pflichten man gegen dasselbe hat. Sie können auch die Notwen­digkeit und Zucht im staatlichen Leben und wissen, daß von Freiheit nur da die Rede sein kann, wo man sich freiwillig den Gesetzen unterordnet. So wirken also die Militärvereine ohne viel Rumor durch einfache Erstrebung des Vereinszweckes als ein Salz in unserem deutschen Volksleben, ein Ge­genmittel gegen eine ungesunde, antinationale Ent­wickelung. Darum, so trüb auch die Gegenwart scheint: Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht nicht nur am Rhein, sondern auch im Osten und im Innern des Landes; Deine äußere Sicherheit gewährleisten Deine Söhne mit demselben Heldenmut wie im letzten Kriege, für Deine innere Wohlfahrt bürgen alle treugesinnten Bürger! Mit einem Hoch auf Kaiser und Reich schloß sodann der Redner. Weiter wurde noch in einem Hoch gedacht Sr. Majestät König Wilhelm 11. und Ihrer Majestät der Königin. So verlief der Abend in der gemütlichsten Weise.

* Nagold, 29. Nov. Gestern fand für den verstorbenen Oberamtswundarzt Dr. Gmelin die Wahl durch den Amtsversammlungsausschuß und, da der Gewählte auch die hieß Stadtarztstelle zu versehen hat, durch den Gemeinderat hier statt. Die Wahl fiel aus Hrn. Aug. Fricker von Mössingen (Rottenburg), welche allgemein als eine glückliche bezeichnet wird.

** Nagold, 29. Nov. Auf das Oratorium von Händel:Israel in Aegypten", welches der Calwer Kirchengesangverein unter Begleitung der Militärmusik des 7. Infanterieregiments Nn Stutt­gart (Musikdirektor Prem) aufführen wird, werden Freunde geistlicher Musik noch besonders aufmerksam gen,acht. Die Aufführung findet statt am Advents- seste den 9. Dez., von abends 57 Uhr in der Stadtkirche zu Calw. Gegen 100 Personen werden dabei Mitwirken. An zahlreichen Zuhörern dürfte es nicht fehlen.

* Den Bericht über den sonntäglichen Vortrag im Kneipp'schen Bad können wir, weil zu spät ein- gelausen, erst im Samstagsblatt zum Abdruck bringen.

Böblingen, 25. Nov. Die in Haft befindliche Luise Dinkelacker hat nunmehr bezüglich der 3 letzten Brände in Sindelfingen ein umfassendes Geständnis abgelegt. An den zwei ersten großen Bränden be hauptet sie unschuldig zu sein. Sie sieht nun ihrer Aburteilung bei den im nächsten Monat stattfinden­den Schwurgerichtsfitzungen entgegen. Der Knabe, welcher die 2 ersten Brände verursacht und auch eingestanden hat, ist in einer Anstalt untergebracht, da er wegen seines jugendlichen Alters nicht zur Strafe gezogen werden konnte. Damit dürsten sich die Gemü­ter in Sindelfingen wieder beruhigen. Der oder die Ur­heber des Brandes inBöblingen sind noch nicht ermittelt.

Horb, 27. Nov. Gestern abend schied der älteste Mann des Bezirks, Seb. Blocher von Nord­stetten, aus dem Leben. Geboren am 12. Oktob. 1794 beging er noch jüngst in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit seinen 100. Geburtstag. Er war unverheiratet und stand wohl schon 30 Jahre in öffentlicher Unterstützung.

Stuttgart, 25. Nov. In den jüngsten Tagen sind vomVerein gegen Impfzwang und für Hy- gieine" 77 Petitionen für Abschaffung des Jmps- gesetzes und 21 Petitionen gegen das geplante Reichs­seuchengesetz, bedeckt mit Hunderten von Unterschriften von hier und aus der Umgegend an den Reichstag abgesandt worden.

Laup heim, 24. Nov. In Wain sollte auf Befehl ihres Vaters dessen Tochter Holz im Walde holen. Sie weigerte sich, worauf der Vater ihr den Tod wünschte und die Lieferung des Strickes hiezu versprach. Diesen grauenhaften Wunsch führte die Tochter aus, nahm einen Strick und erhängte sich.

Ulm, 27. Nov. Der im Bankerott befindliche Max Neuburger ist entwichen und wird steckbrieflich verfolgt. Die Unterbilanz soll 200 000 G7 betragen. Es sollen Wechselreitereien und Betrügereien aufge­deckt worden sein. Der Buchhalter wurde verhaftet. In Zusammenhang mit diesem Fallissement steht der Konkurs der Zementsabrik Wolf und Cie. in Allmendingen. Die Fabrik wurde am Samstag ge­schlossen.

Brandfälle: In Hemmingen (Leonberg) am 23. d. Mts. die Scheuer des Taglöhners CH. Ludmann u. Gen. Brandstiftung wird vermutet. In Aldingen (Spaichingen) der Dachstuhl der isoliert stehenden Schnapsbrennerei des Lammwirts Flaig.

Die Parteien im Reichstage. Nach der so­eben ausgegebenen Fraktionsliste zählt die Fraktion der Konservativen 59 Mitglieder und 8 Hospitanten; die freikonservative Partei 24 Mitglieder und 4 Hospitanten; die deutsche Reformpartei 11 Mitglie­der und 1 Hospitanten; die Zentrumsfraktion 95 Mitglieder und 4 Hospitanten; die Fraktion der Polen 19 Mitglieder, die der Nationalliberalen 45 Mitglieder und 8 Hospitanten; die Freist Ver­einigung 13 Mitglieder; die Freist Volkspartei 21 Mitglieder und 2 Hospitanten; die Südd. Volks­partei 11 Mitglieder; die Fraktion der Sozialdemo­kraten 44 Mitglieder. Keiner Fraktion gehören außer 8 Elsaß-Lothringern 19 Mitglieder an.

Die freisinnige Volkspartei hat im Reichstag einen Antrag über das Vereins- und Versammlungs­wesen in Form eines Gesetzentwurfs eingebracht, der nur aus nachstehendem einem Paragraphen besteht: Alle Deutschen sind berechtigt, ohne vorgängige obrigkeitliche Erlaubnis Vereine zu bilden und sich unbewaffnet in geschlossenen Räumen, sowie auf Privatgrundstücken auch unter freiem Himmel zu ver­sammeln. Auch sind die Vereine berechtigt, mit an­deren Vereinen zu gemeinsamen Zwecken in Verbin­dung zu treten. Die Bestimmungen der Reichsseu- chengesetze und Reichsmilitärgesetze, desgleichen die Bestimmungen der Landesgesetze über die Ueberwa- chung von Zusammenkünften bleiben unberührt."

Berlin, 23. Nov. Die Erträgnisse der dem Reichstage vorgeschlagenen neuen Steuern werden in den Gesetzentwürfen veranschlagt wie folgt: Tabaksteuer mehr als bisher 45000000 M Weinsteuer <r) Naturwein b) Schaumwein Stempelsteuer mehr n) für Aktien rc.

12738730

4744848

4400000

b)

Kauf- und Anschaffungs­geschäfte 11000000

Lotterielose 5400000

Quittungen 16500000

Checks 650000

Frachtpapiere 8500000

Zusammen 98733578 -// Deutscher Reichstag. Freitagssitzung. Die Bera­tung der neuen Handelsverträge wird fortgesetzt und nach ungemein lebhafter Debatte bis Sonnabend vertagt. Reichs­kanzler Graf Caprivi verteidigte energisch seine Wirt­schaftspolitik. Wg. Paasche (ntl.) hofft , daß die Kom­missionsberatung der Verträge soviel Klarheit geben werde, daß auch die heutigen Gegner dafür stimmen würden. Redner verlangt hinreichenden Schulz für die solide Land­wirtschaft, aber dieser Schutz werde auch in den neuen Verträgen gewährt. Die Agitation des Bundes der Land­wirte sei zu bedauern, sie vertrete eine gute Sache mit schlechten Mitteln. Gr kenne auch die Landwirtschaft und sei überzeug,, daß bald eine Wendung zum Besseren ein­

treten müsse. Bei diesen Verträgen sei für die Landwirt­schaft nichts zu befürchten, mit einem Vertrage mit Ruß­land würde es freilich anders stehen. Abg. v. Plötz (kons.) weist die Vorwürfe gegen den Bund der Landwirte zurück. Den Bauern sei es nie so schlecht, wie z. Z., gegangen, und da eine scharfe Agitation nicht wunderbar. Die Lei­ter des Bundes der Landwirte hätten die Bewegung ge­mildert, nicht verschärft. Auf die mit Opfern heimgesuchte Landwirtschaft müsse mehr Rücksicht genommen werden, sonst verliere sie alles Vertrauen zur Regierung. Reichs­kanzler Graf Caprivi betont, daß auch er den Wert der Landwirtschaft schätze und sie schützen woge, aber die ge­ringe Zollermäßigung in den Handelsverträgen war abso­lut nicht zu umgehen, wenn unsere Industrie nicht ihren Markt verlieren sollte. Tic Gründung des Bundes der Landwirte hat der Reichskanzler s. Z. mit Beifall begrüßt, aber er hat heute das Gefühl, als wüßten die Herren nicht recht, was sie wollte». Tie Agitation des Bundes sei heute gefährlich, sie schaffe Unzufriedenheit und stärke den Egoismus gegenüber der Staatsidee. Die Reichsbeamten könnten doch nicht dem Egoismus dienen, sondern lem großen Ganzen. Der Bund der Landwirte übertreibe und wisse recht gut, daß die Gründe für die Notlage der Land­wirte ganz wo anders lägen, als bei der geringen Zoller­mäßigung, und daß er sich durch die Agitation des Bun­des in keiner Weise beeinflussen lassen werde. Nachdem sich noch die Abgg. Schönlank (Soz.), Frhr. v. Stumm (freikons.) und Richter (freist) für die Verträge ausge­sprochen, wurde die Sitzung vertagt.

Deutscher Reichstag. Sitzung vom Sonnabend. Nach dreitägiger, stellenweise ungemein lebhafter Debatte wurde am Sonnabend die erste Beratung der neuen Han­delsverträge mit Spanien, Rumänien und Serbien zu Ende gebracht. Alle drei Verträge wurden einer Kommis­sion von 21 Mitgliedern überwiesen. Am Montag wird mit der ersten Beratung des Reichshaushaltes für 1894 95 begonnen. In der Deoatte führte Abg. Frhr. v. Ham­merstein (kons.) aus, daß seine Partei nicht an ver Lau­terkeit der Absichten des Reichskanzlers gezweifelt habe, aber dessen Handelspolitik nicht zu billigen vermöge. Wolle der Reichskanzler der konservativen Partei eine definitive Ab­sage geben, so werde diese sich auch hiemit abfinde» müssen und streng an ihrem Programm festhalte». Die Land­wirtschaft sei thatsächlich in großer Notlage und könne keine weiteren Opfer tragen. Die konservative Partei lehne

deshalb den Handelsvertrag mit Rumänien wegen der in dem Vertrage' enthaltenen Ermäßigung des Kornzolles ab.

Staatssekretär v. Marsch all betont, auch der Vorredner habe die Gefährlichkeit der neuen Handelsverträge nicht zu beweisen vermocht. Der Reichskanzler have nichts ge­gen die konservative Partei, wohl aber verurteile er die maßlose Aufreizung, welche gegen die Wirtschaftspolitik der Reichsregierung getrieben werde. Der Bund der Land­wirte scheue sich nicht, nachweislich falsche Angaben zu ver­breiten. Der wahrhaft konservative Landwirt werde sich von solcher maßlosen Agitation ferne halten. Redner em­pfiehlt nochmals die neuen Handelsverträge. Abg. Ham- macher (natlib.) führt aus, daß die neuen Verträge viel' Vorteilhaftes bieten und ihre ruhige Erwägung dringend zu wünschen sei. Wenn ein konservativer Avgeordneter zur Aushebung des Handelsvertrages mit Oesterreich-Ungarn geraten habe, so sei das geradezu eine Tollhausidee. Äög. v. Kardorfs (freikons.) kann sich mit dem rumänischen Handelsvertrag nicht befreunden. Der Ton der Agitation des Bundes der Landwirte sei ihm auch nicht immer sym­pathisch, aber er sei in Folge der Not der Landwirtschaft sehr erklärlich. Eine wirkliche Besserung erwartet Redner nur von einer Aendcrung der Währung. Abg. Mayer- Halle (freist Ver.) empfieylt dringend den Abschluß der Handelsverträge, wenn der Wohlstand Deutschlands nicht aus das Schwerste geschädigt werden solle. Abg. Bückel (Antisem.) bekämpft die Verträge als nachteilig für die Landwirtschaft und fragt, weshalb nichts gegen die Ver­schuldung auf dem platten Lande gethan werde. Als Red­ner die Bemerkung macht, die Bauern müßten sich vor Bürgermeistern, Landräten und Gendarmen schinden lassen wird er zur Ordnung gerufen. Aog. Dr. Schultz-Lupitz (freikons.) kann in dem Vorgehen des Bundes der Land­wirte nur eine Schädigung der Landwirtschaft und des deutschen Vaterlandes erblicken. Nach einigen persönlichen Bemerkungen wird die Kommissionsverweisung der Ver­träge beschlossen.

Berlin, 28. Nov. Eine am Sonntag den 26. Nov. unter der Adresse des Reichskanzlers Gra­fen Caprivi aus Orleans in Gestalt eines Holzkäst­chens eingegangene Höllenmaschine wurde von dem Adjutanten desselben, Major Ebmeyer, durch glück­lichen Zufall erkannt und unschädlich gemacht.

Berlin, 28 . Nov. DieNordd. Allg. Ztg." erfährt, an den Kaiser sei eine ganz gleiche Sendung mit einer Höllenmaschine wie an den Reichskanzler, ebenfalls aus Or­leans, mit dem gleichen Begleitschreiben, am Sonntag eingetrossen und in dem Zivilkabi­nett abgegeben worden. Hier erregte ein glücklicher Zufall den rechtzeitigen Argwohn und vereitelte die Wirkung der Höllenmaschine.

Oesterreich-Ungarn.

Graz, 25. Nov. Die Leiche des Grasen Hartenau ist heute früh 7 Uhr mittels Sonder­zugs nach Sofia abgegangen. Da die Absahrtsstnnde geheim gehalten worden war, hatten sich nur we­nige Personen am Staatsbahnhose eingesunden. Die Prinzen Heinrich und Franz Joseph von Battenberg

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