Erwiderung für 2 arabische Wagenpferde, welche der König dem Sultan sandte. Die schonen Tiere wurden von zwei türkischen Kutschern aus Konstan- tinopel hieher begleitet und sollen dazu dienen, un­sere berühmte arabische Pferdezucht auf den k. Ge­stüten zu erhalten.

. Stuttgart, 13. Nov. Die Stuttgarter Ztra- genbahuen feiern am nächsten Samstag den 18. ds. Akts, das Fest ihres 25jährigen Bestehens.

Stuttgart, 14. Nov. (Privattel. d.Gesell- tchafter".) Die Herzogin Albrecht wurde heute früh 4 Uhr von einem Prinzen glücklich entbunden.

Reutlingen, 12 . Nov. Ein grauenvoller ß (Doppelmord), begangen verwichene

M 'cht an den Bäckermeister Bertsch'schen Eheleuten, ver, bpte diesen Morgen die hiesige Einwohnerschaft m d ^ 7 ochste Aufregung. Die Mörder, welche al­tem h. lnscherne nach mit den Lokalitäten vertraut sein mußtrr l, stiegen durch das Fenster der Mehlstube, welche- ge eindrückten, in die parterre liegenden Wohnge. affe ein und beraubten die in der Wohn­stube best ndliche Kasse, nachdem sie alle Zugänge sorgfältig^ verriegelt hatten. Bei diesem Geschäfte wurden sie durch den inzwischen vom Schlaf er­wachten Bär termeister Bertsch überrascht und gestört. Doch ehe letz, terer Lärm machen tonnte, wurde ihm mit dem ihm gehörigen Beil ei'.i solcher Schlag auf den Kops versetzt, daß ex lautlos zusammenstürzte; das gleiche Schüstsal Zraf wach die herbeieilende Ehefrau. Weil die, e Schläge mit der Schneide des Beiles geführt wurdest, so sin d die Verletzungen der­art, daß beide rettungslos verloren sind, zumal bei beiden mehrfache Schädelbrüc he konstatiert sind. Erst heute morgen wurde diese Thal ruchbar; niemand hatte davon eine Ahnung, nicht einmal der Bäcker­geselle, der erst um 4 Uhr morgens seinen Meister und Meisterin röchelnd o.m Boden liegend auffand. So sind durch Bestien in Menschengestalt zwei blühende und glückliche Menschenleben (der Mann war 43 und die Frau -40 Jahre alt) vernichtet und trauernd stehen zwei verwaiste Kinder da, denen alles'genommen rst. Und weshalb haben diese Be­stien diese That vollbracht? Nur deshalb, um sich die Summe Geldes im Betrage von 350 , /(! an­eignen zu können.

Reutlingen, Id. Nov. Wie berichtet wird, wurde heute früh bei' dem 18jährigen Bäckergehilfen Diemer das bei Bäcker Bertsch geraubte Geld ge­sunden. Derselbe behauptet, es hinter einer Holz­beuge gefunden zu hab'en, allein trotz allen Leug- nens sind die Indizien gegen denselben so schwere, daß an seiner Thäterschaft kaum mehr gezweifelt werden kann. Der Verhaftete wurde heute nach­mittag nach vierstündigem Verhör in das Amtsge­fängnis eingeliefert, unter starker Bedeckung von Schutzleuten und gefolgt von einer aufs äußerste er­regten und erbitterten Menschenmenge.

Hechtngen, 9. Nov. Der Kaiser besichtigte bei dem Besuch seiner Stammburg mit dem Fürsten von Hohenzollern und dem Gefolge in eingehender Weise die Räumlichkeiten derselben. So kurz der Besuch auch war, er bleibt ein Moment von histo­rischer Bedeutung; denn noch hat kein Kaiser des neuen Deutschen Reiches die Ahnenburg besucht. Wohl waren Kaiser Wilhelm I., Kaiser Friedrich schon auf der Burg, nicht aber als Kaiser, wie auch unser jetziger Kaiser als Prinz auf dem Hohen- zoller war.

München, 13. Nov. Der Kaiser von Oester­reich ist aus Anlaß der Vermählungsfeier heute Vor­mittag hier eingetroffen. Er wurde am Bahnhofe von dem Prinzregenten und sämtlichen hier anwe­senden Prinzen des königlichen Hauses empfangen und fuhr mit dem Prinzregenten zum königlichen Schlosse, überall von der spalierbildenden zahlreichen Volksmenge mit Hochrufen begrüßt. Die Häuser der Stadt tragen reichen Flaggenschmuck.

Schneidemühl, 11. Nov. Der Senkbrunnen ist heute Nachmittag von der Erdoberfläche ver­schwunden; die Bohrlöcher sind infolge dessen ver­stopft, es quillt kein Wasser mehr hervor.

Die Voruntersuchung gegen die beiden verhafte­ten französischen Spione hat, wie jetzt aus Kiel gemeldet wird, zu einem bemerkenswerten Er­gebnis geführt. Die Angeschuldigten sollen selbst eingestanden haben, daß sie Offiziere des französi­schen Generalstabs seien. Wenn das wahr ist, wer­den sie wohl für's Erste nicht nach demschönen Frankreich" zurückkehren!

Die kaiserliche Kabinettsordre an die Offi­ziere der Armee aus Anlaß des Spieler- und Wucherprozesses in Hannover erläßt, wie man er­fährt, keinerlei neue Strafbestimmungen für Ausschrei­tungen im Spiel und üppigem Lebenswandel, wie sie sich an einzelnen Stellen der Armee leider gezeigt haben. Der Kaiser hat in der soeben erlassenen Ordre lediglich befohlen, daß aus Grund der Ver­ordnung über die Ehrengerichte vom 2 . Mai 1874 gegen alle Offiziere, welche auch nur im geringsten in den Spieler- und Wucherprozeß verwickelt gewe­sen sind, auf ehrengerichtlichem Wege eingeschritten, und daß jeder Offizier unnachsichtlich und ohne Aus­nahme zur Verabschiedung eingegeben werden soll, der herbei die Standesehre irgendwie verletzt hat.

Berlin, 13. Novbr. Das Staatsministerium hat in seiner letzten Sitzung das Disziplinarerkenntnis des Provinzial-Schulkollegiums bestätigt, das Ahl- wardt zur Amtsentsetzung verurteilt.

Berlin, 13. Nov. Um die Einwirkungen des diesjährigen Futtermangels auf den Viehstand zu ermitteln, soll am 1 . Dezember eine außerordentliche, jedoch auf den Rindvieh- und Schweinebestand be­schränkte Viehzählung vorgenommen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 11. Nov. Der Kaiser übersandte dem Grafen Taaffe sein Bildnis in prachtvollem Rahmen mit einer huldvollen Widmung.

Wien, 13. Nov. Das Amtsblatt veröffentlicht das kaiserliche Handschreiben, wodurch das Entlas­sungsgesuch des Gesamtministeriums Taaffe ange­nommen und Fürst Windischgrätz zum Ministerprä­sidenten ernannt wird.

Wien, 13. Nov. Das neue Kabinett Windisch­grätz leisteste gestern mittag den Eid. Sodann wurden die Mitglieder einzeln vom Kaiser empfan­gen. 'Nachmittags stattete der Kaiser dem Grasen Taaffe einen halbstündigen Besuch ab.

Spanien.

Barcelona, 13. Nov. Die Polizei verhaftete swei Personen, in deren Besitz 215000 Pesetas an alschen Banknoten vorgefunden wurden, sowie gegen 40 Falschmünzer und Anarchisten, die in der kleinen Stadt Capellades wohnhaft waren.

Melilla, 13. Nov, Der kommandierende Scheck der Kavallerie ist gefallen; der Feind ist dadurch entmutigt. Zahlreiche Kabylen flohen in die Berge.

England.

London, 11. Nov. Gestern abend fand hier ein von fast tausend Personen besuchtes Anarchisten­bankett zur Verherrlichung der Hingerichteten Chi- cagoer Anarchisten, des spanischen Anarchisten Pal­las und der Barcelonaer Attentäter statt, welche als Kameraden gefeiert wurden. Die Redner for­derten zu gleichen Thaten auf. Mehrere spanische Anarchisten sind hier eingetroffen.

London, 14. Nov. Reuter meldet aus Joko- hama vow 27. Okt. Bei der letzten Ueberschwem- mung zählte man 532 Tote und 477 Vermißte. 3773 Häuser sind zerstört, 34 Brücken weggeschwemmt, 144 Schiffe und 194 kleinere Bote verloren.

Afrika.

Die Nachrichten aus Kapstadt über eine wei­tere 'Niederlage der Matabele am 1. November werden durch telegraphische Meldungen des Reuter- schen Bureaus aus Fort Viktoria bestätigt. Nach diesen wurden 7000 Matabele mit einem Verlust von ungefähr 1000 Mann zurückgeschlagen.

Kleinere Mitteilungen.

Zur Gesundheitspflege. Der Unterleibs­oder Pfortaderblutlaus spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung und überhaupt beim Wohlbe­finden des Unterleibs. Die meisten Unterleibsbe­schwerden, zumal bei älteren Erwachsenen, haben ih­ren Grund in Störungen dieses Blutlaufs. Ebenso werden Störungen mannigfacher Art im Verdau­ungsprozesse veranlaßt (besonders Verstopfung und widernatürliche Luftentwicklung), wenn die wurm­förmigen Bewegungen des Magens und Darmka­nals zu träge vor sich gehen. Um nun die ge­nannten Störungen nicht auskommen zu lassen, giebt es drei Hilfsmittel: Körperbewegungen (zumal solche, wobei sich die Bauchmuskeln zusammenziehen, wie das Turnen, Kegeln, Gartenarbeiten, Holzsügen, Bergsteigen rc.), öfteres Trinken von Wasser und öfteres, kräftiges und tiefes Ein- und Ausatmen beim Gehen in freier Luft. (Prof. Bock.)

Eglosheim bei Ludwigsb., lO. Nov. Einem hiesigen Gutsbesitzer sinv in den lehren Lagen drei wertvolle Kühe infolge Fütterung von bereistem Grünsntler nacheinander verendet. Beim Verfüttern von Grünfnrter ist in dieser Zeit, wie man daraus sieht, grüßte Vorsicht anzuraten.

Neudorf, 8. Nov. Ein trauriges Familienereignis bildet gegenwärtig hier das Tagesgespräch. Die Opfer desselben find die beiden Kinder des Seilers Heinh, Müs­chen im Alter von 8 bis 10 Jahren. Es war am Montag Abend gegen 7 Uhr, also um die Zeit, wo man die Eltern von der Arbeit zurück erwartet. Da sagte das ältere der beiden Kinder zu seiner jüngeren Schwester:Komm, wir verstecken uns fetzt; wenn dann der Papa kommt, so findet er uns nicht." Damit krochen Beide in eine Kiste, die zum Aufbewahren von Spänen diente. Unglücklicher Weise aber siel der Teckel zu, das Schloß schnappte ein und die beiden Kleinen waren eingesperrt. Da sich Niemand in der Nähe befand, so wurden ihre vitferuse nicht gehört. Als die ahnungslosen Ellern beim Feuermacheu an die Späne­kiste kamen, sahen sie zn ihrem Schrecken, was vorgefallen war. Ta lagen ihre beiden Kinder, fest umklammert, aber regungslos da. Das ältere Mädchen war bereits erstickt; das jüngere war noch nicht tot, aber bewußtlos uvd kam erst nach etlichen Stunden wieder zu sich.

Elbing, 7. Nov. Der Arbeiter Gottfried Schwarz, der ani 80. Juli vom Elbinger Schwurgericht zum Tode verurteilt wurde, weil er seine beiden Söhne angestistet hatte, den Arbeiter Joh. Nikodem zu ermorden, wurde heute früh (wie schon kurz berichtet) durch den Scharfrichter Neindel hingerichtet. Sein gleichfalls zum Tode verurteil­ter Sohn August wurde zu lebenslänglicher Zuchthaus­strafe begnadigt; sein Sohn Karl hatte eine ISjährige Zuchthausstrafe erhalten.

Eine absonderliche, aber doch recht ansprechende Berichtigung der Poesie hat der Einsender dieses jüngst auf einem Friedhof in folgender Grabinschrift gefunden: Maria Auguste heiß' ich;

In den Himmel reis' ich;

Ich will sehn, was Jesus macht,

Liebe Eltern, gute Nacht!

Ein Quellenfinder von bedeutendem Ruf existiert in der Person des Reichsgrafen Alexander Wrscho- wetz. Derselbe folgt genau der Pendelschwingung einer von ihm an einer Kette getragenen Kugel und bestimmt mit einer ans Wunderbare streifenden Sicher­heit den verborgenen Wafferlauf, die Tiefe und die Ergiebigkeit desselben.

Das Schwurgericht in Rudolstadt hat am Mittwoch den Handarbeiter Vaumgarten, der sein kleines Kind, weil es schrie, mit der Faust derart auf den Kopf geschlagen hatte, daß das Bluc in das Gehirn eingedrungen und da­durch der Tod des unschuldigen Kindes eingetreten war, zu ö Jahren Zuchthaus und ö Jahren Ehrverlust verurteilt.

Der letzte Sommer hat in den Taunuswaldungen eine solche Unmasse von Eichhörnchen erzeugt, daß fetzt von Seiten der Forstbeamten eine energische Vertilgung derselben angestreht wird.

Eine Bildhauerakademie für Damen ist in Berlin ins Leben gerufen worden. Direktor der Anstalt ist Bild­hauer Jahn.

Ein Raubmörder Joseph Schönmann, der sich im Gefängnisse von Ferrara befindet er ist wegen - dreier Raubmorde, darunter der an der Gräfin Adele Bisconti- Modrove begangene, zu lebenslänglichem Zuchthause ver­urteilt hat dem Standard zufolge in Rußland eine Erbschaft von 2 Millionen Francs gemacht. Der russische Bonsul hat die Staatsanwaltschaft um eine Photographie Schönmanns und der Papiere desselben ersucht, um ihn zu identifizieren.

In furchtbarer Weise ist vor einigen Tagen der römische Ingenieur Mastrozzi umS Leben gekomnien. Er wurde von einem Hirsch, den er großerzogen hatte und der seinem Herrn sonst sehr zugethan war, angefallen und mit dem Geweih solange bearbeitet, bis er, am ganzen Körper bis zur Unkenntlichkeit entstellt, sein Leben endete. Man nimmt mit Recht an, daß die Wut des Tieres eine Be­gleiterscheinung der Brunstzeit war, in . der sich die Hirsche jetzt befinden.

Ein kürzlich aus Afrika durch einen Reisenden nach Brüssel mitgebrachtes Negerkind ist dieser Tage verrückt geworden und mußte in eoie Heilanstalt gebracht werden. Das arme Kind hatte so viel Merkwürdiges seit kurzem gehört und gesehen, daß ihm dabei der Verstand verloren gegangen ist.

In Paris hat sich ein Bergmann namens Viret, nach einem heftigen Streit mit seiner Mutter, in die Luft ge­sprengt. Stach dem Streit schloß er sich in sein Zimmer ein. Nachdem er eine Dynamitpatrone unter sein Bett gelegt und den Zünder in Brand gesteckt, legte er sich nieder. Zehn Minuten später ertönte ein furchtbarer Knall. Die Nachbarn eilten herbei und fanden Viret in seinem Blute liegend.

Das österreichische SchiffLjubar" ist auf der Reise von Fiume nach Philadelphia mit der ganzen Besatzung - - achtzehn Mann untergegangen.

Allerlei.

Der Planet Jupiter. Der Planet Ju­piter bildet seit einigen Wochen den anziehendsten und lohnendsten Gegenstand der Beobachtung am nächtlichen Himmel. Er strahlt im hellgelben inten­siven Lichte und fällt unter allen Gestirnen am meisten in's Auge. Der gewaltige Planet beivegt sich lang­sam im Sternbilde des Stieres zwischen den bekann­ten Sterngrnppen der Plejaden und Härchen. Es lohnt der Mühe, einige Einzelheiten seiner Natur- verhältniffe näher ins Auge zu fassen. Der Planet