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durch Messerfchnitte im Gesicht. Die Verletzung in der Seite ist lebensgefährlich. Rebmann ist derselbe Gefangene, welcher im Spätsommer 1892 mit dem Gefangenen Konrad aus dem Zuchthaus ausgebro­chen und in Fellbach wieder zur Haft gebracht wor­den ist.

Reutlingen, 10. Rov. Die heutige Landtags- Ersatzwahl hatte folgendes Ergebnis. Von 3452 Wahlberechtigten haben 2453 abgestimmt. Es er­hielt der Kandidat der Volkspartei Reichstagsabge­ordneter Rechtsanwalt Friedrich Payer 1460, Pri­vatier Gemeinderat Karl Rupp hier 865 und der Kandidat der sozialdemokratischen Partei Schrift­steller Agster 105 Stimmen. 4 Stimmen sind zer­splittert, 19 ungiltig. Payer somit gewählt.

Blaubeuren, 8. Rov. Wie man hört, hat der verstorbene Bischof Dr. Hefele auch des Blau- beurer Kirchenfonds in seinem Vermächtnis gedacht und demselben die Summe von 15 000 - vermacht.

Brandfall: In Stettin, OA. Neresheim, das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Joseph Stuhler und das Anwesen des Felix Mühl­berger.

München, 9. Rov. Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich verlieh dem bayerischen Minister­präsidenten Freiherrn v. Crailsheim den Stefans­orden - eine Auszeichnung, welche in Bayern nur erst wenigen zu teil wurde.

München, 10. Rov. Die Sozialdemokraten haben im Landtag den Antrag eingebracht, die Kam­mer wolle erklären, daß die Reichssteuern, insbe­sondere die Steuern auf Tabak und Wein eine aber­malige schwere Volksbelastung seien und der aus­drücklich von den verbündeten Regierungen einge­gangenen Verpflichtung, die Kosten des Militärge­setzes nicht auf die Schultern der minder Bemittel­ten zu legen, auf das Schroffste widersprechen. Da­her sei die Staatsregierung aufzufordern, Bayerns Bundesratsvertreter dahin zu instruieren, daß sie dir Reichssteuer-Projekte ablehnen.

München, 11. Novbr. Prinz Ludwig hat die Einladung des Kaisers angenommen, er reist am 15. Novbr. nach Berlin, wohnt der Eröffnung des Reichstages bei und nimmt an den Letzlinger Hof­jagden am 17. und 18. Nov. teil.

Wörishofen, 5. Nov. Pfarrer Kneipp ist bekanntlich zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannt worden. Aus Wörishofen wird dazu gemeldet: Wie gewöhnlich, saß am 25. Oktober mittags Pfarrer Kneipp im Refektorium des Dominikanerinnenklosters, umgeben von den Konfratres, die augenblicklich hier der Wasserkur obliegen, als eine Schwester meldete, es sei eine Deputation da, um dem Hrn. Pfarrer zu gratulieren. In seiner bekannten gemütlicher! Weise antwortete er:I Han nix dagege." Nun­mehr traten sämtliche zur Zeit hier weilenden fran­zösischen Priester ein und brachten ihm Glückwünsche dar zu der hohen Auszeichnung, die ihm von Rom aus zu Teil geworden sei. Die Tischgesellschaft fragte verwundert:Was ist das, Herr Pfarrer?" I weiß nit, mer hat mir vor Tisch a Brief geben, aber i Hab ihn nit aufgemacht!" Darauf legte er den Brief, der durch ein großes Siegel geschlossen war, auf, den Tisch. Er enthielt die Benachrichti­gung von der Ernennung. Nach dem Abend­

essen brachten auch die Dominikanerinnen ihre Glück­wünsche dar. Ein kleines weißgekleidetes Mädchen sollte ein Berschen sagen. Freilich begann es: Mon­signore!"Machst de dich fort!" erwiderte der An­geredete. Das Kind erschrack und brachte kaum sein Berschen zu Stande.

Berlin, 8. Nov. Der Reichsetat 1894 95 schließt vorbehaltlich etwaiger Aenderungen im Bundesrat in Einnahmen und Ausgaben ab mit rund 1,300,000,000.^; die dauernden Z078,000,000 Mark. Die einmaligen des ordentlichen Etats be­tragen 83,000,000, des ordentlichen Etats 130,000,000 Mark. Die Matrikularumlagen werden betragen 415,000,000 Mark. Die Anleihe zur Balanzierung des nächsten Reichs-Etats beträgt 116,258,440 ^

Berlin, 8. Nov. Der Nettoertrag der Weinsteuer wird vorläufig auf 15 Millionen Mark berechnet. Die Kontrollemaßregeln beschränken sich im wesentlichen auf die Transportkontrolle. Die Strafbestimmungen sind ungemein hoch und streng bezüglich der Belegung mit Geldbuße und mit Hast. Die Weinvorräte der Verbraucher sollen einer Rachsteuer nicht unterliegen. Dieselbe ist nur in Aussicht genommen für Weinvorräte, welche beim

Inkrafttreten des Gesetzes sich im Besitz von Klein­händlern befinden. Von Bedeutung erscheint eine Bestimmung, welche den Gemeinden gestattet, Wein einer örtlichen Verbrauchsabgabe zu unterwerfen. Der Entwurf schlägt vor, die geltenden gesetzlichen Vorschriften, welche dem entgegenstehen, aufzuheben und den Gemeinden die Besteuerung des Weines bis zu einem Fünftel der Reichssteuersätze freizustellen.

Berlin, 9. Nov. lieber die Weinsteuer besteht Meinungs-Verschiedenheit zwischen Nord- und Süddeutschland fort. Baden und Württemberg be­anstanden die Wertgrenze von 50 Mark pro Hekto­liter. Sämtliche deutsche Finanzminister wollen an den Steuerdebatten teilnehmen, wahrscheinlich erfolgt eine Auseinandersetzung zwischen den Ministern Preu­ßens, Badens und Württembergs im Reichstage, falls die Versuche zu einer Verständigung im Bun­desrate mißlingen.

Gegenüber der Darstellung einzelner französischer Blätter, insbesondere desTemps" stellt dieNordd. Allg. Ztg." als jetzt schon unbestreitbar fest, daß bei dem Grenzvorfall im Forstbezirk Schirm eck der deutsche Förster nicht unprovoziert, sondern in Aus­übung des Forstschutzes, daß er ferner nach vorhe­rigem Anruf geschossen und daß er endlich im Stande der höchsten Notwehr gehandelt und sich fünf Geg­nern gegenüber befunden hat. DieNordd. Allg. Ztg." behält sich vor, nach Abschluß der gerichtlichen Untersuchung das Ergebnis mitzuteilen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 10. Nov. Die Wiener Zeitung ver­öffentlicht eine Ministerialverordnung, wonach das Futterausfuhrverbot mit dem 15. November mittags aufgehoben wird.

Das Zustandekommen eines Koalitionsmi­nisteriums Windischgrätz soll nun, wie aus Wien gemeldet wird, gesichert sein. Nach wiederholter Audienz des Fürsten beim Kaiser und Beratungen mit den Klubobmännern wurde die endgültige Mi­nisterliste festgestellt. Sie zeigt die Namen Graf Schönborn Justiz, Graf Falkenhayn Ackerbau, Feld­zeugmeister Graf Welsersheimb Landesverteidigung, Marquis de Bacquehem, der bisher das Handels­ministerium inne hatte, soll jetzt das Ministerium des Innern erhalten. Neu ist Fürst Windischgrätz als Präsident, Plener übernimmt die Finanzen, Ma- deyski den Unterricht, Jaworski wird Minister für Galizien. Graf Schönborn erklärte sich noch nicht bestimmt, doch erwartet man sicher, daß er nach der jetzigen Lage die Justiz wieder übernimmt. Handels­minister soll nach einer neueren Meldung Graf Wurmbrand, bisheriger Landeshauptmann in Steier­mark, werden.

Frankreich.

Paris, 9. Nov. Bekanntlich war ein Streit über die Frage entbrannt, welcher derheilige Rock" der echte sei, der von Trier oder der von Argenteuil. Bischof Goux von Versailles hat je ein fleckiges und ein fleckenloses Stück des Rockes von Argenteuil chemisch untersuchen lassen; die Flecken haben sich als Blutflecken erwiesen. Aus diesem und aus anderen Umständen wird in einem von geistlicher Seite ver­öffentlichten Buchebewiesen", daß der echteheilige Nock" der von Argenteuil sei.

Italien.

Rom, 8. Nov. Die päpstliche Tugendrose soll demnächst wieder an eine fürstliche Frau verliehen werden. In eingeweihten Kreisen behauptet man, daß der Papst die Absicht hege, die Kronprinzessin- Wittwe Stephanie von Oesterreich im kommenden Jahre damit auszuzeichnen.

Aus Monaco. Ueber die Finanzen der Spiel­hölle, dieser Schmach des christlichen Europas, bringt dieStaatsbürger-Ztg." nach dem letzten Geschäfts­bericht folgende Mitteilungen: Der Gewinn des letzten Jahres beträgt über 23 Millionen Franks, 38 Prozent pro Aktie, das Kapital der Gesellschaft 30 Millionen Frcs. In den letzten sechs Jahren wurde eine Million dem Reservefonds zugeführt, der im Jahre 1913 so hoch sein wird wie das Gesellschaftskapital. Der Fürst von Monaco, der eine Jüdin, eine geborene v. Heine, zur Frau hat, erhält eine jährliche Konzessions-Abgabe von 1250 000 Francs. Außerdem bestreitet die Spielgesellschaft noch sämtliche Regierungskosten des Fürstentums. Dem Theater zahlt die Gesellschaft jährlich 250 000 Francs, das Kurorchester kostet ebensoviel, und die Beamten und Angestellten der Gesellschaft, darunter über hundert Croupiers, kosten 1' Millionen jähr­

lich. An die Presse zahlt die Gesellschaft 800 000 Francs. Unter den Ausgaben stehen auch die Kosten für die Entfernung unglücklicher Opfer des Spiels. Die Gesamt-Ausgaben der Gesellschaft betragen jähr­lich 11? 2 Millionen. Welche kolossalen Summen müssen in dieser Spielhölle umgesetzt werden, wenn allein die Bank mit Gewinn und Unkosten 34', 2 Millionen jährlich davon bezieht? Wie lange wird man diesen Unfug noch dulden?

Spanien.

Barcelona, 9. Nov. Bei der Dynamit- Explosion im Liceo-Theater sind zwei Deutsche, Martin Wicke und Gottlieb Rosenberg getötet worden. Die Zahl der Toten beträgt bis jetzt 25. Die Behörden hatten in letzter Stunde von dein ge­planten Attentat erfahren und 40 Polizisten nach Liceo-Theater beordert, leider zu spät, um das Atten­tat zu verhindern. Es scheint, das Attentat war wieder gegen Martine; Campos gerichtet; die Anarchisten müssen geglaubt haben, er befinde sich im Zuschauerraum. Die Königin hat den Gene­ral telegraphisch beauftragt, in ihrem Namen die Familien der Opfer zu besuchen. 7 Anarchisten wurden verhaftet. Die Verhafteten leugnen die Teil­nahme an dem Attentate. Der Verdacht lenkt sich auf einen Italiener Namens Maurizio Soldani, an dessen Taschentuche man Abdrücke von den Zünd­löchern einer Bombe bemerkte, als wäre sie darin eingewickelt gewesen. Soldani soll gestanden haben, verwickelt sich aber im einzelnen in Widersprüche. Drei unexplodierte Bomben, die noch in verschiede­nen Teilen des Theaters aufgefunden wurden, hatten die Gestalt einer Orange gleich derjenigen, die gegen Martine; Campos geschleudert worden. Martinez Campos befürwortete sofortige Gesetzgebung gegen die Anarchisten.

Barzelona, 10. Okt. Das Begräbnis der durch die Explosion Getöteten fand gestern auf Kosten der Minizipalität statt, 16 Leichenwagen bildeten den Zug. Die Spitzen sämmtlicher Behörden wohnten dem Begräbnis bei. Trotz dem Regenwetter beglei­tete eine zahlreiche Menschenmenge den Leichzug.

Barcelona, 11. Nov. Der Belagerungszu­stand ist hier verkündet. 40 Anarchisten werden vor ein Kriegsgericht gestellt.

England.

London, 9. Nov. Die Zahl der Toten, Ver­wundeten und Vermißten in Santander wird auf über 1000 geschätzt. Der Dampfer Machichaco hatte 1700 Kisten Dynamit im Gesamtgewicht von 51400 Kgr. an Bord. Die bei der Untersuchung des Ha­fenbodens beschäftigten Taucher entdeckten noch 200 unversehrte Kisten im Schiffsrumpfe, zugleich eine so ungeheure Masse verstümmelter Menschenleichen, daß sie um Enthebung von der Arbeit baten, sodaß jetzt die Leichen mit Haken herausgezogen werden. Bei der Beerdigung der Verunglückten kamen herz­zerreißende Szenen vor. An der Spitze der Sam­melliste steht die Königin mit 40 000 Pesetas.

Rußland.

Wie diePolitische Korrespondenz" meldet, soll ein nicht unerheblicher Teil der Generäle der russischen Armee in den Ruhestand versetzt werden, um eine Verjüngung im Personal herbeizuführen.

Serbien.

Aus Belgrad wird gemeldet: Der Gerichtshof von Valjevo verurteilte den Geistlichen Milovanovic wegen des Versuchs, den Diakon Ljubischa bei der Verabreichnng des Abendmahles zu vergiften, zu zweijährigem Kerker.

Kleinere Mitteilungen.

Aus Württemberg, 9. Nov. Vor der Strafkammer Tübingen wurden fünf Einwohner van Wurmlingen zu Strafen von 1 Monat bis 10 Tagen Gefängnis verurteilt, weil sie Teile einer an Milzbräno verendeten und auf ob­rigkeitliche. Anordnung zum Verscharren bestimmten Kuh einer Hochzeitsgesellschaft zum Verspeisen vorsetzten.

Redakteursschinerzen. Man schreibt vo.u Lande: Der Redakteur eines Ravensburger Blattes klagte unlängg scherzhaft in seinem Blatt, man bringe ihm wohl das erfte Veilchen, den ersten Maikäfer u. dergl. aus sein Bureau, aber keinem sei es noch eingefallen, einmal oen ersten Hasen zu bringen! Kaum war dieser Seufzer des Fein­schmeckers in die Welt hinausgeschickt, als der Herr zu sei ner Ueberraschung von einem Gönner einen .Vasen zuge- schickt erhielt. (Der Redakteur desGesellschafters" war bis jetzt noch nicht so glücklich, wie sein Eotlege ln Ravens­burgs

Saulgau, li. Nov. Gestern abend ereignete sich aus hiesigem Bahnhof ein gröbliches Unglück, indem ein Rei­sender in den schon im Gang befindlichen 8 Uhr io Min. abends abgehenden Zug in geraumer Entfernung vom