Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts -Bezirk Nagold.
.M «32.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Psg., in dem Bezirk t Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Psg.
Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Dienstag 14. Aov.
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Psg., bei mehrmaliger je 6 Psg.
189 :;.
mit den: Nnterhaltungsblatt
„Das PLauderstttbchen"
und dem. landwirtschaftlichen Beiblatt
werden
aus oen
VLMM1
auf die Monate
von jeder Postanstalt und den Postboten entgegengenommen.
Amtliches.
An die Qrtsvorstehcr,
betr. die Behandlung der'Nachbarschafts- straßen vor Eintritt des Winters.
Im Hinblick darauf, daß durch nicht rechtzeitiges und übermäßiges Beschottern der Straßen im Spätjahr die ordnungsmäßige Benützung derselben nach eingetretenem Schneefall infolge der Verhinderung der Bildung einer glatten Mhneebahn beeinträchtigt wird und daß hiedurch größere Straßenstrecken ihrer wesentlichen Gebrauchsbestimmung längere Zeit entzogen werden, hat das Kgl. Ministerium des Innern durch Erlaß vom 23. Oktober 1880 die Bezirksstellen angewiesen, darüber zu wachen, bzw. die ihnen zunächst zukommenden Inordnungen zu treffen, daß bei der Beschotterung der Staats- und Nachbar- schastsstraßen die thunlichste Rücksicht nicht nur auf den Verkehr mit Räderfuhrwerken, sondern auch ans die ungehinderte Benützung einer sich bildenden Schneebahn genommen wird. Hienach ist deshalb die Vornahme zusammenhängender stärkerer Beschotterungen auf die ganze Breite einer Straße und in größerer Ausdehnung zu unterlassen, sofern nicht ein sofortiges Einwalzen der Straße stattfindet. Kann zur geordneten Instandsetzung einzelner kurzer, besonders stark angegriffener Strecken der Fahrbahn eine Ausbesserung derselben, aus die ganze Breite nicht umgangen werden, so ist eine solche so frühzeitig als es die Witterung gestattet, vorznnehmen, damit das eingebrachte Material noch rechtzeitig zu einer festen Decke eingefahren werden kann.
lteberhaupt ist daraus zu achten, daß zuerst die größeren Ausbesserungen und dann die kleineren, insonn ir als die Witterung und die vorgeschrittene Jahreszeit sie noch zulässig erscheinen lassen, vorge- nommru werden.
In rKuherere (hegenden rnid ans Ttra- ffcu mit geringerem Verkehr hat das Einbringen von .Schotter und Kies von der zweiten Häiftc des Monats November an,
von dringenden Fällen abgesehen, gang gu unterbleibe,.!. Die erforderlichen Arbeiten sind im folgenden Frühjahr so zeitig vorzunehmen, daß der Verband der Beschotterung mit dem Straßenkörper sich in der günstigeren Jahreszeit noch vollzieht und damit das, was im Spätjahr wegen der Witterung nicht für die Unterhaltung vollständig geschehen konnte, möglichst vollständig nachgeholt wird.
Bei dem Eintritt stärkeren Frostes ist darauf zu sehen, daß nicht nur einzelne Rollsteine, sondern
auch das zu kleineren Ausbesserungen verwendete Material, welches sich mit der Fahrbahn noch nicht verbunden hat, von der Straße wieder beseitigt und auf den dazu bestimmten Nebenweg bezw. auf den vorhandenen Lagerplätzen untergebracht werden.
Vielfach trägtauch eine unzweckmäßige Behandlung des Schneebahnens seitens der hiezu verpflichteten Gemeinden die Schuld an einer unvollkommenen Schlittenbahn, indem häufig eine nur mäßig hohe Schneedecke mit einem unverhältnismäßig schweren Bahnschlitten fast bis auf die Straßenober- släche beseitigt wird, was die baldige Bildung offener Stellen auf derselben zur unvermeidlichen Folge hat. Diesem Uebelstande kann vorgebeugt werden, wenn der zu schwere Bahnschlitten auf Läufer von 6 bis 8 Cm. Höhe gestellt wird.
Die Ortsvorsteher werden angewiesen, die Korporationsstraßenwärter darauf hinzuweisen, daß auch bei den jetzt vorzunehmenden Ausbesserungen an Nachbarschaftsstraßen nach obigen Anordnungen verfahren wird.
Nagold, den 10. November 1893.
K. Oberamt. Vogt.
Tie zweite höhere Dienstprüfung im.Departement des Innern hat n. a. bestanden: Wilhelm Pfeifle von Hirsau, OA. Calw, Friedrich Renz, von Oberjettingen, OÄ. Herrenberg.
Die erste Forstdienstprüfnng hat u. a. bestanden: Paul Mezger von Naislach, Gmde. Würzbach, OA. Calw.
Hages-Weuiglieilen.
Deutsches Urich.
Nagold. (Eingesendet.) Es sind jetzt 8 Wochen seit dem großen Brandunglück, das einen großen Teil der hiesigen Altstadt zerstörte und noch ist nicht ein einziger Bauplatz definitiv bestimmt. Der Grund dieser Verzögerung liegt hauptsächlich darin, daß die seitherigen Anwohner der Marktstraße ihren Platz wieder überbauen wollen, für alle aber der Platz nicht mehr ansreicht, da nach dem Ortsbaustatut zwischen den Gebäuden ein Abstand von 3,0 m eingehalten werden muß, eine Bestimmung, welche durchaus nicht getadelt werden kann. Der einzige Weg, um aus dieser Unbestimmtheit herauszukommen, wäre, wenn sich die Bauplatzbesitzer der Marktstraße einigen könnten, das Kfm. Heller'sche Haus zu kaufen und aüznbrechen, um dasselbe an die Baulinie über dem Kirchenplatz anrücken zu können, wodurch 7 bis 8 in Platz gewonnen würde, was sämtl. Beteiligten zu gut käme. Die bürgerlichen Eollegien hatten sofort nach dem Brand beschlossen, das Heller- sche Haus zu kaufen und abzubrechen und wenn auch dieser Kalls damals nicht zu Stande kam und die Stimmung hiefür jetzt nicht mehr in dem Grad vorhanden ist, so dürfte doch anzunehmen sein, daß die bürgerlichen Eollegien zur Unterstützung obengenannten Vorschlags die Hand bieten und etwa die Hälfte des Kaufpreises ans die Stadtkaffe übernehmen würden. Es ist dies um so mehr zu hoffen, als nach der erweiterten Baulinie der Marktstraße das Hellersche Haus bedeutend vorsteht und somit die neue Marktstraße nicht auf die ganze Breite dnrchgesührt werden kann, was der Üeberbauung dieses Stadtteils in keiner Weise entspricht, sodann aber auf das Heller'sche Halls in seiner jetzigen Stellung einen sehr unangenehmen Eindruck machen müßte. Der Abbruch des Heller'schen Hauses und Anrücken an die obenbesagte Baulinie wäre somit für die Anwohner der Marktstraße ein Opfer wert, für die Stadtgmeinde aber ein solches «zur Durch
führung der neu herzustellenden Marktstraße und Hebung des ästhetischen Gefühls sehr zu empfehlen. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, daß die Gelegenheit, etwas besser und schöner zu machen, nicht aus kleinlichten Sparsamkeitsrücksichten unbenützt bleibt, (knickig ist nicht witzig) ein Fehler, der in unabsehbarer Zeit nicht wieder gut gemacht werden könnte.
Der Schwarzw. Bote vom 11. Nov. macht auf folgende oberamtliche Bekanntmachung aufmerksam, wonach die Bäcker-, Metzger- und Konditorläden, die Verkaufsstellen von Milch, Mehl. Obst, Gemüse an den Sonn- und Festtagen 3 Stunden vor dem Bormittagsgottesdienst und nach demselben ohne Unterbrechung bis abends 8 Uhr, also eigentlich mitMlusnahme der Gottesdienstzeit den ganzen Tag, geöffnet sind. An Weihnachten, Ostern und Pfingsten ist am ersten Feiertag die Verkaufszeit aus die Stunden von 6—9, 11—12 und abends von 3—7 Uhr beschränkt.
Stuttgart, 8. Nov. In Advokatenkreisen will man über den Stand des „Falles Hegelmaier" folgendes wissen: Dem Disziplinarhof sei jetzt eine Anklageschrift zugegangen und zwei Referenten sollen bestellt sein, das sehr umfassende Aktenmaterial zu studieren. Bei allem Fleiß dieser Herren nimmt man an, daß die Sichtung des bekanntlich zu ganz ungewöhnlichen Dimensionen angewachsenen Materials nicht vor dem nächsten Frühjahr beendigt werden kann. Rechnet man dazu noch eine geraume Zeit, die Hegelmaier zur Rückäußerung gelassen werden muß, so scheint es nicht ausgeschlossen, daß die endgültige Entscheidung vor Jahresfrist kaum zu erwarten sein dürste.
Stuttgart, 9. Nov. Wie verlautet, beabsichtigt die Suhler Gewehrfabrik von C. A. Häuel, das Gewehr, mit dem Herr Nill den Elefanten erschossen hat, dem Kaiser vorzulegen.
Stuttgart, 9. 'Nov. Für die Haut des Elefanten Peter haben zwei Lederhandlungen bereits den tierärztlichen Hochschulen Offerten gemacht. Von letzterer Anstalt wurden Herrn Nill 200 -« für den Kadaver bezahlt.
Stuttgart, 9. Novbr. Gegen die geplante Reichsweinsteuer nahm heute sowohl eine öffentliche Weingärtnerversammlung als auch der Stuttgarter Gemeinderat im Plenum Stellung.
Stuttgart, 10. Nov. Die seit dem großen Lntherseste üblich gewordene Sitte, den Geburtstag des Reformators durch eine gesellige Vereinigung evangelischer Familien zu begehen, scheint eine dauernde werden zu wollen. Auch die heute abend im Festsaal der Liederhalle abgehaltene Feier hatte sich eines ansehnlichen Zuspruchs zu erfreuen. Die Festrede hielt Professor Dr. Hieber über „Luther und das deutsche Volksgemüt".
Stuttgart, 10. Nov. Heute früh hat der Kaiser Bebenhausen wieder verlassen. Der Kaiser verabschiedete sich von den Herren aufs freundlichste und setzte nach einem Aufenthalt von etwa 6 Minuten die Reise nach Berlin weiter fort.
Stuttgart, 10. Novbr. Seine Majestät der Kaiser ist heute vormittag 9 llhr 35 Min. hier dnrchgefahren; es fand nur ein Maschinenwechsel statt. Finanzrat Hörner und Banrat Fischer leiteten den kaiserlichen Ertrazug.
Stuttgart, 11. 'Nov. Gestern abend zwischen 6 und 7 Uhr wurde ein Znchthansansseher von dem Zuchthaus-Gefangenen Rebmann mit einem Messer in die Seite gestochen, wodurch die Lunge verletzt wurde; auch erhielt der Ansseher starke Verletzungen