Landesausschußmitglieder, der Kreistag, alle Bürger­meister, die Geistlichkeit aller Konfessionen, die Schu­len. Feuerwehren und Vereine. An der Ehrenpforte vor dem Bahnhof hielt der Kaiser. Fabrikant Jan- nez aus Saargemünd, Präsident des Bezirkstags in Lothringen hielt eine Willkommansprache. Der 85jäh- rige Bürgermeister Dory aus Ogy-Pache redete den Kaiser in französischer Sprache an und drückte die Ge­fühle treuer Anhänglichkeit der lothringischen Bevöl­kerung aus. Der Kaiser dankte, sodann erfolgte eine Ansprache von Bischof Fleck. Bei der Weiterfahrt des Kaisers erscholl lauter begeisterter Jubel.

Metz, 4. Sept. Die Parade ist bei herrlichstem Wetter glänzend verlaufen; der italienische Kronprinz und die übrigen Gäste des Kaisers waren zugegen. 10000 Personen brachten jubelnde Huldigungen dar. Gegen 1 Uhr ritt der Kaiser an der Spitze der Fah­nenkompagnie durch die Stadt zum Bezirkspräsidium, wo Frühstückstasel stattsand.

Metz, 4 Sept. Der Kaiser und der Kronprinz von Italien sind gestern Vormittag 10 Uhr auf dem Bahnhof Devant les ponts eingetroffen. Der Kaiser trug die Uuiform der Gardehusaren, der ital. Kron­prinz diejenige des 13. Husaren-Regiments. Am Bahnhof waren anwesend der Großherzog von Ba­den, Prinz Albrecht von Preußen, Prinz Leopold von Bayern, der Reichskanzler, der Statthalter Fürst Hohenlohe und die Generalität. Der Kaiser und der Kronprinz schritten zweimal die Front der Ehren­kompagnie ab, sodann erfolgte deren Vorbeimarsch. Der Kaiser bestieg hierauf mit dem Kronprinzen den Wagen und fuhr mit den andern Herrschaften unter den Hurrahrufen der Menge zum Feldgottesdienst bei St. Martin.

In einer Berliner Korrespondenz der Münchener Allg. Ztg.", worin die Anwesenheit des Prinzen Ferdinand von Bulgarien bei den Koburger Trauer­feierlichkeiten erörtert wird, erzählt der Verfasser: Bekanntlich weilten im vorigen Jahre Prinz Fer- dinand und Fürst Bismarck gleichzeitig in München. Aus Schloß Biederstein fand eine längere Unterre­dung zwischen beiden statt, zu welcher der Prinz die Initiative ergriffen hatte. Es verlautete glaubhaft, der Nestor der europäischen Diplomatie habe dem Prinzen bei dieser in französischer Sprache geführten Unterredung den Rat erteilt: Xo so^or xa.8 aUu- metts! Seien Sie kein Zündholz, legen Sie kein Feuer an! In Bulgarien hat man diese Ratschläge jedenfalls beherzigt. Was damit gemeint war, bedarf wohl keiner Erläuterung: Bulgarien soll, um in sei­ner Entwicklung ungestört vorwärts zu schreiten, alles vermeiden, was Rußland unnötig reizen könnte. Mit diesem Rat diente Fürst Bismarck Bulgarien und dem Frieden."

Der nächstjährige deutsche Katholikentag wird in Köln abgehalten werden. Der katholische Bauern­verein, dessen Gründung in Würzburg beschlossen ist, soll in wirtschaftlicher Beziehung durchaus schutzzöll- nerisch sein. Er vermehrt also auch jede Getreidezoll­herabsetzung in den Handelsverträgen.

InHalle a. d. S. starb dieser Tage ein 15jäh- riges Mädchen im Atelier eines Zahnarztes während der Narkose, die wegen der Aufgeregtheit der Patien­tin zwei Mal wiederholt worden war. Gerichtliche Untrrsuchung ist eingeleitet.

Zwischen dem Magistrat vvn Potsdam und dem Militärfiskns bestand schon längere Zeit ein Streit wegen Niederlegung alter Militärställe, für deren Beseitigung keiner von beiden Teilen die Kosten übernehmen wollte. In der Nacht zum Mittwoch ist nun die ganze Geschichte niedergebrannt; da die Trup­pen im Manöver sind, so ist außer dem alten Gemäuer glücklicherweise kein weiterer Schade entstanden.

S. M der Kaiser hat, wie derHamburgische Korrespondent" gutem Vernehmen nach mitteilt, das Abschiedsgesuch des Kriegsministers v. Kaltenborn- Stachau nicht genehmigt.

DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Trinksprüche bei dem Paradediner in Koblenz. Der des Kronprin- von Italien lautet:Sire, ich danke Er». Majestät für die vielen Beweise dauernden Wohlwollens und für die liebenswürdigen Worte, mit denen Sie mei­ner gedachten. Sire, ich trinke auf Ihr Wohl, und auf das Wohl Ihrer Majestät der Kaiserin und Kö­nigin und auf das der kaiserlichen Familie, sowie auf das Wohl des deutschen Heeres."

In einem Erlasse an alle Bezirksregierungen hat der preußische Kultusminister seiner Anerkennung

darüber Ausdruck gegeben, daß im Geschichtsunterricht in den Volksschulen große Fortschritte gemacht sind. Der Minister wünscht aber nicht, daß bei den An­fängen der deutschen und preußischen Geschichte zu lange verweilt werde und legt den entschiedensten Wert darauf, daß die Heranwachsende Jugend ein klares und volles Bild von der Sorge erhalte, welche der große Kurfürst, sowie die preußischen Könige der Förderung des Bolkswohles zugewandt haben.

Koburg, 1. Sept. Der Sarg, in welchem Herzog Ernst bestattet worden ist, wiegt dreizehn Zentner. Es ist begreiflich, daß diese Last von den zwölf Oberförstern, die den Sarg programmmäßig allein tragen sollten, nicht bewältigt werden konnte und daß noch eine Anzahl anderer kräftiger Männer, die in solchem Dienst geübt sind, zur Unterstützung herangezogen werden mußten.

Bestrafungen wegen Uebertretung der Sonn­tagsruhe. Ein Berliner Geschäft, welches 120 An­gestellte beschäftigt, in, wie der Konfektionär erfährt, in 1200 Mark Strafe genommen worden, für jeden Angestellten zehn Mark, weil es diese am Sonntage über die gesetzlich erlaubte Zeit hinaus beschäftigt hat. Ein anderes Geschäft hat aus demselben Grunde 500 Mark Strafe zu zahlen.

Der Sitzungssaal des neuen Reichstagsge- bäudes in Berlin wird, wie schon kurz erwähnt, einen Kronleuchter erhalten, der zu den schönsten und größten seiner Art zählen wird. Sein Durchmesser wird 8 Meter betragen. 12 Bogen- und 250 Glüh­lampen werden an ihm ihr Licht auf den Wandelgang herniedersenden, über dem der große Kuppelbau sich wölbt. Die Form dieses kolossalen Kronleuchters ist die eines Reifes. Der Reifen ist mit Wappen und Figuren besetzt, und unter den letzteren befinden sich die Statuen berühmter Männer und Helüen aus der alten und neuen Geschichte unseres Vaterlandes. Der Mechanismus, an dem der ungeheure Lichtspender am Gebälk der Kuppel befestigt ist, zeigt die Form der alten Stammburg der Hohenzollern, überragt von der deutschen Kaiserkrone. Dieser gewaltigste Kron­leuchter der Welt ist aus der Bronzewaren-Fabrik der Firma L. A. Riedinger hervorgegangen.

Berlin, 4. Sept. Im Krankenhaus zu Moabit wurden 3 neue cholerakranke Kinder eingeliefert, und zwar aus einer Familie, von der bereits 3 Mitglieder im Krankenhaus Friedrichshain in Behandlung sind.

In Tilsit haben die Ruhrerkrankungen einen gro­ßen Umfang angenommen. Bis jetzt sind 106 Personen erkrankt, von denen 7 , darunter mehrere Soldaten des Tilsiter Dragoner-Regiments, gestorben sind. Das Regiment wurde in der Kavallerie-Kaserne zu Inster­burg einquartiert und nimmt am Manöver nicht Teil.

Die übermütigen, herausfordernden Aeußerungen, mit denen die russische Presse die Grundsteinlegung des Libauer Kriegshafens begleitet hat, sind für manche deutsche Blätter der Anlaß gewesen, in der Errich­tung dieses neuen Bollwerks eine direkte Drohung Rußlands gegen Deutschland zu erblicken. Im Ge­gensatz dazu äußert sich derHamburgische Korre­spondent" mit großer Ruhe und sagt, die Ansicht, daß die strategische Bedeutung des Nord-Ostsee- Kanals durch den Libauer Kriegshafen herabgesetzt werde, könne in Deutschland nichts als ein Lächeln Hervorrufen. Das Projekt eines Kriegshafens in Libau sei durchaus nicht neu; schon im Herbst 1859 waren die Pläne dazu ausgearbeitet. Damals habe man in Petersburg an einen Nord-Ostsee-Kanal nicht gedacht, denn das im Jahr 1848 aufgetauchte Pro­jekt eines Nord-Ostsee-Kanals galt in Rußland für unausführbar und deshalb für beseitigt.

Frankreich.

Paris, 1. Sept. Die Zusammenstöße zwischen französischen und italienischen Arbeitern bringen in Frankreich die Frage wieder auf's Tapet, wie man den Lohn der Einheimischen gegen die fremde Kon­kurrenz schützen könne. In der vorigen Kammer wa­ren mehrere Anträge vorgelegt worden, die diesen Zweck durch Einführung einer Fremdensteuer sei es von festbestimmter Höhe oder als Perzentsatz des Lohne- zu erreichen suchten. Jetzt taucht gar der Gedanke auf, die Arbeitgeber, die fremde Leute be­schäftigten, mit einer Geldbuße im Wiederholungsfälle mit Gefängnis zu bestrafen. Der ehemalige Minister Aves Guyot führt nun in einem Artikel aus, daß man auf diesem Wege entweder dahin komme, den reichen Fremden ein Einwanderungsprivilegium gegen­

über den Armen zu geben oder auch die Reichen auS- schließen müsse, wodurch der Verdienst bedeutend ab­nehmen würde. Die Zahl der Ausländer in Frank­reich hat in der That ur den letzten vier Jahrzehnten, wie aus einer Veröffentlichung des Arbeitsamtes hec- vocgeht, die soeben erschienen ist, bedeutend zugenom­men. Sie ist von 380,000 auf 1,330,000, von einem Perzent der Bevölkerung auf drei Perzent gestiegen; mehr als die Hälfte der Bevölkecungszunabme Frank­reichs ist auf die Einwanderung zurückzuführen. Na­hezu ein Drittel der Fremden bilden die Belgier, nahezu ein Viertel die Italiener; ihnen folgen 83,000 Deutsche (deren Zahl übrigens seit mehreren Jahren im Sinken begriffen ist), 83,000 Schweizer und 80,000 Spanier. Es sind eben die Nachbarlander, die am meisten Zuzug liefern und demgemäß außer Paris auch die Grenzdepartements, die die zahlreichsten Fremden beherbergen. Von entfernteren Ländern ist Rußland mit 14,000, Oesterreich-Ungarn mit 12,000 Angehörigen vertreten. Unter den Fremden sind 65.000, die von ihren Renten leben.

Paris. Am Sonntag haben in ganz Frank­reich die Stichwahlen stattgefunden, welche ruhig verlaufen und im Wesentlichen, wie vorauszuseyen war, zu Gunsten der Republikaner ausgefallen sind. Nach dem Gange der Hauptwahlen war das nicht zweifelhaft.

Gegen die französischen Arbeiter, welche an den Jtalienerhetzen sich beteiligt haben, werden jetzt die gerichtlichen Erkenntnisse gefällt. Die Urteile sind aber so milde, daß sie überhaupt nicht in Be­tracht kommen.

Brest, 3. Sept. In Brest sind der Cholera wegen die Manöver abbestellt.

B e l g i e n - H o l l a n d.

In Rotterdam wollte eine große Anzahl Men­schen nachts den Rotte-Fluß überfahren, um sich zu einer am andern Ufer wütenden Feuersbrunst zu begeben, dabei schlug die Fähre um und l3 Per­sonen ertranken.

England.

In London herrscht heftige Erbitterung gegen die Franzosen wegen deren offenkundigen Bestrebungen, Siam ganz und gar unter ihre Hand zu bringen. Helfen werden die britischen Proteste freilich wenig, die Engländer haben ja auch Aegypten genommen.

London. Die irische Homerulevill ist im Unter­hause definitiv mit 301 gegen 267 Stimmen ange­nommen. Als Gladstone das Sitzungsgebäude verließ, wurde er von seinen Freunden mit lebhaften Ova­tionen begrüßt. Nun kommt aber das Nachspiel im Oberhause des Parlaments, wo die Vorlage ebenso sicher abgelehnt wird, wie sie im Unterhause ange­nommen worden ist. Mancher liberale Abgeordnete hat wohl auch nur deshalb für das zweifelhafte Gesetz gestimmt, weil die schlicßiiche Ablehnung außer Frage steht.

Klrisere Mittktlnugeu.

Laßt dasObst reifwerdcn! Fürs erste hat das allzufrüh abgenommene Obst nur geringen Wert und fürs zweite werden die Obstbäume stark beschä- digt. Im halbreifen Zustande geerntetes Obst wird nie guten Most geben und das erhaltene Getränk ist nicht haltbar. Aufbewahren und später auf dem Markt verkaufen, läßt sich vorzeitig abgenommenes Obst ebenfalls nicht; es ist nicht haltbar, zu wenig süß, nicht schmackhaft, wird runzelig, welk und un- ansehnlich. Bedeutend nachteiliger wird das vor- zeitige Abnehmen des Obstes aber für den Baum selbst. Welchem Obstbaumfreunde möchte nicht das Herz bluten, wenn er sieht und gewahr werden muß, wie schon Anfang oder Mitte September die Obst­bäume ihrer halbreifen Früchte beraubt und zum Dank für die Fruchtbarkeit ganz zusammengeschlagen werden! Da liegen kleine Aeste, Zweige, Frucht­spieße, Fruchtruthen, Fruchtaugen und für die Aus­bildung der nächstjährigen Laub- und Fruchtknospen so notwendigen Blätter haufenweise auf dem Boden herum. Darum: lieber erst ernten, wenn das Obst reif ist. (Würde nicht auch einer Gemeindekasse der Mehraufwand für längeres Obsthüten bei spä­terem Verkauf (Ende Septbr.) dadurch doppelt und dreifach ersetzt, daß dann bei der Obsternte un­zählige künftig fruchttragende Zweige an den Bäu­men bleiben, die bei frühzeitigem Verkauf bekanntlich von vielen Käufern schonungslos bei der Obsternte abgeschlagen werden. Zugleich aber hätte dann das