chem den Besuchern der seinerzeitige Stifter,der Graf von Gröningen" und sein Schäferknechtder treue Bartet" je mit Begleiter, im ganzen ca. 50 Personen, in zum Teil prächtigen Kostümen, vorgeführt wurden. Das Fest kann als ein in allen Teilen wohlgelungenes bezeichnet werden.

Die ungewöhnliche Gluthitze dieses Sommers hat manche ungewöhnliche Erscheinung mit sich geführt. So wird in derSchw. B.-Ztg.," von Winnenden gemeldet.Bon der gegenwärtigen afrikanischen Glut­hitze dürste der Umstand Zeugnis ablegen, daß man auf Obstbäumen von der Sonne gebratene Aepfel ge­funden hat." Der Fortschritt zu gebraten herum­fliegenden Tauben dürfte nächstens zu erwarten sein.

Brandfälle: In Salmbach (Neuenbürg) 6 Häuser, darunter das Schul- m.d Rathaus, sowie der Löwe"; in Derdingen (Maulbronn) 5 Wohnhäu­ser und 6 Nebengebäude; in Seelgenstadt, nahe der bayerischen Grenze, die Ziegelhütte und das Haus des Bauern Liebig.

Bei Freinsheim in der Nähe von Neustadt a. d Hardt hat am Dienstag ein großer Waldbrand 1000 Morgen Forst vernichtet.

Zur Beisetzung Sr. H. des Herzogs Ernst werden eine große Anzahl deutscher und ausländischer Fürstlichkeiten in Coburg versammelt sein. Es wer­den erwartet: der deutsche Kaiser, der König von Connaught, der Großherzog von Baden, der Herzog von Meiningen, der Fürst von Hohenzollern, der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, die Erbprinzli- chen Herrschaften von Meiningen, ferner Prinz Chri­stian von Holstein, Prinz Wilhelm von Baden, Peinz und Prinzessin Philipp von Coburg, sowie Fürst Ferdinand von Bulgarien, Prinzessin Clementine von Coburg, endlich der Fürst Reuß jüngere Linie, der Fürst Hohenlohe-Langenburg und der Fürst von Meiningen.

Reinhardsbruun, 25. August. Heute fand die Paradeausstellung der Leiche des Herzogs im Saale des Erdgeschosses des Schlosses statt. Von 9 Uhr ab sammelte sich ein zahlreiches Publikum vor dem Parkeingang. Der Herzog liegt im offenen Sarg in der Uniform seiner Halberstädter Kürassiere mit sanften ruhigen Zügen. Am Fuße des Sarges liegt ein Kissen mit den Orden des Verewigten, sowie zahllose Kränze. Eine Ehrenwache ist aufge­stellt. Tausende von Menschen, passierten in laut­loser Stille den Saal. Herzog Alfred ist heute nach Coburg gereist. ^

Breslau, 25. Llllg. Nach einer Meldung aus Laurahütte sind die in der Fannygrube betäub­ten 50 Bergleute alle zum Bewußtsein zurückgebracht.

Gotha, 25. Aug. In der heutigen Sitzung des Landtages erklärte der Staatsminister Strenge, nach des Herzogs Ernst Tode habe das Staatsmini­sterium den Herzog Alfred um Uebernahme der Re­gierung gebeten. Der Herzog, dazu bereit, habe den Eid auf die Verfassung in des Kaisers Gegenwart geleistet. Der Minister verliest und übergiebt die Eidesurkunde und wünscht eine glückliche Regierung zu des Herzogtums und zu Deutschlands Wohl. Präsident Beriet schließt sich den Wünschen namens des Landes an und schließt die Sitzung.

Grünberg (Schlesien), 26. Aug. Die große Tuchfabrik von Janke u. Comp, mit Spinnerei und Weberei ist vergangene Nacht niedergebrannt. Der Schaden beträgt über 1 Million. 600 Arbeiter sind brotlos.

Schwerin, 24. Aug. Bei dem herrlichsten Wetter wurde das Denkmal des Großherzogs Fried­rich Franz II. -enthüllt. Anwesend war der Kaiser, der Großherzog von Mecklenburg nebst Familie, der Prinz-Regent von Braunschweig, der Großfürst Wla- dimir nebst Familie, die Familien der Herzoge Paul und Johann Albrecht von Mecklenburg und viele andere Fürstlichkeiten. Der Kaiser kehrte nachmittags nach Potsdam zurück.

Danzig, 24. Aug. Der Landwirtschaftsmi­nister hat derDanz. Zeitg/' zufolge die Erlaubnis zur Einfuhr von Heu und Stroh aus Rußland te­legraphisch bis zum 2. September verlängert.

Berlin, 25. Aug. Die Morgenblätter melden: Der neue Reichsschatzsekcetär Graf Posadowsky traf von Posen hier ein und tritt heute sein Amt an.

Dem verstorbenen Herzog Ernst von Koburg- Gotha widmen die Wiener Blätter warme, sympatische Nachrufe und feiern ihn als unermüdlichen Vor­kämpfer der deutschen Einigkeit, als den opferfreudi­

gen Förderer litterarischen und künstlerischen Streben^ Auch die englischen Blätter widmen dem Verstorbenes ehrende Nachrufe und besprechen vorwiegend die et was überraschende Meldung, daß der Herzog von Edinburg die Zügel der Regierung ergriffen habe. Die Pariser Journale widmen dem Herzog Ernst gleich­falls lange und durchweg wohlwollende Nachrufe.

Frankreich.

Paris, 25. Aug. An der französisch-schweize­rischen Grenze wurde ein ^bedeutender Schmuggel entdeckt. Nach Frankreich wurden mehr als 22000 Schweizer Uhren in Blechdosen als kondensierte Milch eingeschmuggelt.

Paris, 25. Aug. Die Abendblätter melden bezüglich des Konflikts zwischen französischen und ita­lienischen Bahnarbeitern bei Nancy: Als die Bauun­ternehmer vorgestern die Entlassung der Italiener verweigerten, riefen die Franzosen:Jagt sie weg!" Die Franzosen drangen darauf mit Schaufeln bewaff­net auf die Italiener ein, wichen jedoch vor deren Ueberzahl zurück. Gestern standen hundert Bergleute den Franzosen bei; die Italiener flüchteten und ver­schanzten sich in einem Haus, welches die Franzosen unter Schimpf- und Drohrufen angriffen. Die Gen­darmerie stellte die Ruhe wieder her. Gestern und heute sind mehrere Kompagnien Infanterie nach Maron bei Nancy abgegangen.

Spanien.

Madrid, 25. Aug. Ein Manifest der Junta der republikanischen Union in San Sebastian fordert in heftigen Ausdrücken zum Kampfe gegen die Mo­narchie auf. Die Republik allein könne Freiheit und Recht sicherstellen. Die Gemeindebehörden von Valencia beschlossen die Verweigerung der Zahlung der erhöhten Steuer.

Italien.

Rom, 23. Aug. Die Journale erachten den Zwischenfall von Aigues-Mortes auf dem Wege der friedlichen Lösung und äußern das Vertrauen auf baldige Wiederherstellung guter Beziehungen zu Frank­reich.

Bei der Eventualität einer Papstwahl beschäf­tigt man sich gegenwärtig viel in Rom. Bei seinen 83 Jahren steht Papst Leo XIII nach menschlichem Ermessen schwerlich noch eine lange Lebensfrist zu. In deutschen Blättern ist kürzlich von der Möglich­keit eines deutschen Papstes die Rede gewesen. Im Vatikan hält man es auch keineswegs für unmöglich, daß jetzt nach 60 Jahren wieder einmal ein Nicht- Italiener gewählt werde, hält aber in diesem Falle die Wahl eines Bischofs englischer Zunge für allein in Betracht kommend. Zwei Kandidaten werden ernsthaft für diesen Posten genannt: Vanghan und Gibboni.

Neapel, 24. Aug. Die über die Konkurrenz der Pferdebahn erbosten Kutscher beschlossen, die Arbeit einzustellen und begannen den Ausstand damit, daß sie den Verkehr der Tramwaywagen und Omnibusse mit Gewalt verhinderten. Während die Schutzleute ihnen gütlich zuredeten, wurde ein Verwundeter vor­übergetragen, welcher in einem Dorf der Umgebung verunglückt war. In dem Glauben, daß der Mann von den Schutzleuten verwundet worden sei, eilte die Menge nach der nächsten Polizeikaserne, um sie zu stürmen. Nach fruchtlosen Mahnungen gaben die Schutzleute Feuer und sechs Demonstranten fielen verwundet zu Boden. Ein anderer Haufe jagte durch die Toledostraße, stürmte drei Pferdebahnwagen, ver­brannte sie und erging sich in allen möglichen Toll­heiten, bis Reiterei auf dem Platz erschien und dem Tumult ein Ende machte. Kleine Scharmützel fanden tagsüber auch an anderen Punkten statt. Ein Ma­schinenführer und ein Heizer der Cumäbahn wurden während der Fahrt durch Steinwürfe verwundet. Die Stadt wurde militärisch besetzt, die Laden geschlossen. Die Hitze ist furchtbar; seit 6 Tagen beständig 34 bis 36 Grad.

Belluno (Venedig), 23. Aug. Die Ortschaft Costucomelico ist durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Von 70 Häusern wurden nur 3 gerettet, ein Menschenopfer ist zu beklagen.

England.

London, 24. Aug. Alle Journale, besonders Times" undStandard" geben der Befriedigung Ausdruck, daß ein englischer Prinz ein deutscher Fürst geworden sei. DieTimes" meint, Kaiser Wilhelm werde eventuell die nautischen Kentnisse des neuen Herzogs zu benützen wissen. DerStandard" bringt

die Sache unter den Gesichtspunkt der englischen po­litischen Interessen. Deutschland, Oesterreich-Üngarn und Italien seien gute, loyale und vcrtrauenswerte Freunde Englands; mit Frankreich und Rußland pflege England solche Beziehungen, wie deren Haltung und Politik sie zulassen; allein sie machen kein Ge­heimnis aus ihrem Bestreben, England zu schädigen. Daher freue sich England, daß ein englischer Prinz deutscher Fürst werde.

Rußland.

Die russische Kaiserfamilie wird am 24. d. M. nach der Feier der Grundsteinlegung zum Libauer Hafen nach Kopenhagen abreisen. Das Erreignis wirft schon seinen Schatten voraus. Aus Kopen­hagen wird nämlich derPolitischen Korrespondenz" berichtet, daß angesichts der Ankunft des Zaren be­reits mehrere Hundert russische Geheimpolizisten dort eingetroffen seien, darunter Vertreter der Pariser und Londoner russischen Geheimpolizei.

St. Petersburg, 24. Aug. In Moskau sind vom 15. bis 18. August an der Cholera 171 Per­sonen erkrankt und 74 gestorben. In Podolien er­krankten vom 30. Juli bis 12. August 1178 Perso­nen, von denen 423 starben. Im Dongebiet erkrank­ten vom 15. bis 19. August 498 Personen; 202 erlagen der Krankheit.

Kleinere Mitteiluuge».

Ebhausen, 28. Aug. (Korresp.) Gestern­abend */-l0 Uhr brach im untern Ortsteile (Wöll- hausen) längs der Nagold in einer Schcner ein Brand aus, der in unglaublich kurzer Zeit 3 dicht aneinan­dergebaute, nur durch sogen,gezäunte" Wände von einander getrennte Gebäude ergriff und sofort alK unrettbar verloren sich zeigten. Das Anwesen des Mechaniker Dengler stand in Gefahr, konnte aber, dank der energischen Thätigkeit der Ebhauser Feuer­wehr und insbesondere der sich vorzüglich bewährten- Privat-Hydranten-Einrichtiing Denglersvoll­ständig vor Beschädigung gewahrt werden. Außer der Rohrdorfer Feuerwehr, welche sich freiwillig stellte und vorzügliche Hilfe leistete, war keine auswärtige Feuerwehr anwesend. Das wertvollste abgebrannte Gebäude ist dasjenige des Louis Schill. Gegen 1^/s Uhr morgens war die ganze Brandstätte voll­ständig abgelöscht. Leider kam ein Unglücksfall vor,, indem Johs. Roth durch einen herabstürzenden Bal­ken das Nasenbein abgeschlagen wurde. Entstehungs- Ursache unbekannt.

Die Erfindung der Zündhölzer feiert in diesem Jahre ihr 60>ähriges Jubiläum. Der deutsche Stu­dent I. F. Kämmerer hat (so schreibt dieNat. Ztg."). die Erfindung auf der Festung Hohen-Asperg gemacht als er wegen politischen Vergehens dort eine 6mo- natliche Haftstrafe verbüßte. Damals, im Jahre 1833, war noch kein Patent- und Musterschutzgesetz vorhan­den , und der Erfinder konnte nach dcr Entlassung, aus der Haft seine Fabrikate nur ungeschützt verkau­fen. Die Herstellungsweise wurde schnell bekannt, und die Konkurrenz überwand den Erfinder in der Weise, daß er sein Vermögen verlor. Im Jahre 1837 starb er im Jrrenhause zu Ludwigsburg.

Leipzig, 25. Aug. Eines qualvollen Todes ist hier ein IIjähriger Knabe gestorben, der mit einer Schreibfeder in einer Warze herumgestochen und sich dadurch eine Blutvergiftung zugezogen hatte.

Gittelde (am Südwestharz), 23. Aug. Heute Nachmittag gegen 2 Uhr hat sich in der Äähe deS hiesigen Bahnhofs der 12jährige Sohn des hiesigen Arbeiters Uhde vom Eilzug Herzberg-Seesen überfah­ren und töten lassen, um der ihm angedrohten Ueber- führung in eine Zwangserziehungsanstatt zu ent- gehen. Dem jugendlichen Selbstmörder wurde der Kopf und ein Arm vom Körper getrennt.

Von der Wirkung des Jnfanterie-GewehrS Modell 88 teilt dieTägliche Rundschau" einen in­teressanten Fall mit. Die Besatzung von Hornkranz, in Afrika wurde öfters beim Wasserholen von den Witboys von einer Anhöhe aus beschossen und es gelang des zerklüfteten bergigen Geländes wegen sel­ten, einen der unruhigen Geister herunterzuschießen. In einer nach Hornkranz zu mit Felssteinen verschlos­senen Rinne, die nur mannsbreit ist, schlichen die Kerls sich vor und warteten auf die günstigste Zeit. Am 30. Mai, kurz nach Anbruch des Tages, ehe die Wasserholer hinausgingen, wurde jene Rinne genau beobachtet, und bald bemerkte man darin auch 3 hin­tereinander stehende Hottentotten, die von Zeit zu Zeit