entfernten Exerzierplatz zurück; es gab dabei eine An­zahl Kranke. Nachschrift: Der Reservist Höfel ist heute Abend gestorben.

Bezüglich der aktiven Dienstpflicht und der Uebu ngen der Volksschullehrer und Schulamts- kandidaten ist, wie man hört, nachstehendes befoh­len worden: Die zur Ableistung der aktiven (lOwö- chigen) Dienstpflicht und die zur ersten (bwöchigen) Hebung einzuberufenden Bolksschullehrer und Schul­amtskandidaten werden zu je einer Kompagnie ver­einigt, und zwar elftere beim Jnfant.-Regiment Kai­ser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120 vom 30. Aug. ab, letztere beim 3. Bataillon Jnf.-Regiments Nr. 122, Kaiser Franz Joseph von Oesterreich. Kö­nig von Ungarn vom 27. Sept. ab. Die Entlassung erfolgt am 27. Novbr. unmittelbar in die Heimat. Die Mannschaften werden in den Kasernen unterge­bracht und sind erforderlichenfalls Mannschaften des Friedensstandes in der Stadt unterzubringen.

Bad Kissingen, 18. Aug. Der Manner­gesangvereinOrpheus" aus Barmen sang heute vor dem Fürsten Bismarck, den Professor Härter aus Barmen begrüßte. Der Fürst erwiderte, er zähle daS deutsche Lied zu den Imponderabilien, die den Einigkeitsbestrebungen den Erfolg verschafften. Er erinnerte an die Wirkung von BeckersRheinlied" 1841 und an dieWacht am Rhein" 1870. Das deutsche Lied trage den Einheitsgedanken. Die Deut­schen seien wie ein Ehepaar, das sich wohl im Frie­den zanke: mische sich aber ein Dritter darein, dann fielen Mann und Frau einig über den Dritten her. Bei den Volksliedern erwähnte der Fürst, diese gin­gen meist aufs Sterben hinaus;damit wollen wir aber noch nicht so schnell bei der Hand sein."

Die kgl. Regierung zu Schleswig läßt nun­mehr öffentlich erklären, daß die von verschiedenen Blättern gemeldete Abänderung der Sprachbestim- mungen für die Schulen und Kirchen Nordschleswigs jedes thatsächlichen Anhalts entbehrt.

Gotha, 18. Aug. Der Zustand des Herzogs ist, Privatmeldung zufolge, nach menschlichem Ermes­sen ein hoffnungsloser, so daß jeden Augenblick dessen Ableben erwartet werden kann.

DerReichs anzeig er" veröffentlicht eine Ver­fügung des üandwirtschaftsministers vom 16. August an die Regierungspräsidenten zu Königsberg, Gum­binnen. Marienwerder, Bromberg, Posen und Opeln, wodurch zur Verhütung der Einschleppung von Vieh­seuchen von Heu und Stroh aus Rußland bis auf Weiters verboten wird. Das Verbot tritt am 25. August in Kraft, bis wohin das in näheren, nicht so häufig von der Rinderpest betroffenen Teilen Ruß­lands bereits angekaufte Heu und Stroh zur Einfuhr gebracht sein kann. Die Regierungspräsidenten sind ermächtigt, ausnahmsweise die Einfuhr von Heu und Stroh von jenseits der Grenze belegenen diesseitigen Landwirten gehörigen oder von ihnen gepachteten Grundstücken noch nachdem Inkrafttreten des Ein­fuhrverbots zu gestatten, sofern die Seuchenfreiheit des Herkunftsbezirkes zweifellos ist.

Der Bundesrat stimmte in seiner Plenarsitzung dem Entwurf der Verordnung bertreffend die Erhebung des Zollzuschlags für aus Finnland kommende Waren zu und genehmigte den zollfreien Erlaß der von der Weltausstellung in Chicago zurückgelangen­den Güter. Der Beschluß des Bundesrates, auch die sinnländischen Einfuhrartikel mit einem Zollzuschlag von 50°/o zu belegen, liegt augenblicklich der Geneh­migung des Kaisers vor, an deren Erteilung nicht gezweifelt wird. Bezüglich des Einfuhrverbots gegen russisches Heu und Stroh wird nachdrücklich betont, daß diese Maßregel nicht zu den Retorsionsmaßregeln gehört, die anläßlich der russischen Zollerhöhungen ergriffen werden mußten, sondern daß es sich hier lediglich um eine Abwehr der Choleragefahr handelt, deren verstärktes Auftreten im Nachbarstaate die ver­fügte Anordnung vollauf rechtfertige.

Berlin. DemB. Tagrbl." zufolge soll der an Cholera verstorbene Arbeiter Kynal eine an Geflügel-Cholera verendete, außerdem bereits in Ver­wesung übergegangene Gans heimlich aus der Erde ausgegraben, nach Zigeunerarl zubereitet und mit seiner Verwandtschaft verzehrt haben. (Prosit!)

Berlin, 18. Aug. Bezüglich der Kaisermanö- vcr wurde folgendes bestimmt: 2. September Manö­ver des 8. Nrmeecarps, 4. September Manöver des 16. Armeekorps, 5. September Korpsmanöver des 16. Armeecorps, 6. bis 8. September Manöver des

8. gegen das 16. Armeekorps, 9. September Parade des 15. Armeekorps, 11. September Parade des 14. Armeekorps, vom 12. bis 14. September manöveriert das 14. gegen das 15. Armeekorps, 15. September Parade des 13. Armeekorps, 16. September Korps­manöver des 13. Armeekorps in zwei Parteien ge- geneinander.

Berlin, 18. Aug. DieVossische Zeitung" meldet aus Thorn: Einer amtlichen Drahtmeldung zufolge ist die Cholera in Kalisch ausgebrochen. Bisher sind 50 Erkrankungen, 18 Todesfälle vor­gekommen. Dasselbe meldet aus Lemberg: Das heutige Berichtsblatt des obersten Gesundheitsrats schildert die Lage in Galizien sehr gefährdet; die Cholera nehme räumlich und an Stärke zu. Außer Bahnarbeitern wurden auch Angehörige von besser- gestellten Kreisen betroffen. Polnische Blätter be­fürchten eine Hungersnot infolge der ungeheuren Ueberschwemmungen.

Schwei).

Am nächsten Sonntag wird das Schweizer Volk über die Schächtfrage, die dort schon seit längerer Zeit auf der Tagesordnung steht und der Gegenstand lebhafter Agitation ist, abstimmen. Die Antragsteller verlangen die Aufnahme eines Artikels in die Bun­desverfassung, daß das Schlachten von Tieren durch Blutentzug ohne vorherige Betäubung bei jeder Schlacht­art und Biehgattung ausnahmslos verboten sein soll.

Besterreich-Ungsrn.

Wien, 15. Aug. Gestern abend starben zwei österreichische Bischöfe. In Graz wurde der Fürst­bischof von Seckau, Dr. Zwerger, von einem furcht­baren und langwierigen Krebsleiden durch den Tod erlöst; in St. Pölten starb Bischof Dr. Binder an Gehirnlähmung, erstercr ein sehr streitbarer Herr und zumeist von der Vvoolsia, militaus betrauert, letzterer ein gemäßigter, ruhiger Seelenhirt und vom Volke verehrt, welches sich beim Herannahen seines Todes um die Domkirche schaarte.

Frankreich.

Paris, 15. August. Der Papst hat an den Erzbischof von Bordeaux ein Schreiben gerichtet, in welchem die Franzosen zur Eintracht ermahnt und aufgefordert werden, die bevorstehende Verfassung anzuerkennen und treu zu beobachten. Der Papst tadelt nachdrücklich die vorgeblich katholischen Schrift­steller, welche kirchliche Würdenträger angriffen und sich das Recht anmaßten, gegen die Unterweisungen deS Papstes zu schreiben.

Die Kandidatenliste für die Wahlen am 20. Aug. ist nunmehr geschlossen, sie weist nicht weniger als 2060 Kandidaten auf; für Paris allein sind 371 angemeldet.

Paris, 17. Aug. DerSiecle" nimmt an, daß etwa 500 Republikaner oder Raillierte, 20 Monar­chisten oder Bonapartisten und 60 Sozialisten ge­wählt werden.

Italien.

Das Befinden des Papstes ist ein wenig be­friedigendes. Leo XIII ist häufiger als je Schwäche­anfällen unterworfen, die ihn für Minuten für ein­geschlafen in seinem Lehnstuhle'erscheinen lassen. Bor einigen Tagen fand am Morgen der Vertraute des Papstes Pio Centra den Greis völlig bewußtlos im Sessel vor.

Der Gymnasialdirektor von Voltri bei Genua hat einen 13jährigen Schüler, den er beim Traubensteh- len ertappt hatte, erschossen. Die Bevölkerung drohte, den Mörder zu lynchen, so daß er heimlich ins Ge­fängnis gebracht werden mußte.

England.

Glasgow, 19 Aug. Die Besitzer der hiesi­gen Hüttenwerke stehen im Begriff. die Hochöfen wegen der Kohlenkrisis außer Thätigkeit zu setzen.

Stkioere Mitteil««sei».

Für Bienenzüchter. Im August geschieht ge­wöhnlich die Drohnenschlacht. Die Drohnen sind die männlichen Bienen, faule Schmarotzer, die viel zehren, aber nichts arbeiten; sobald nun die Honig- quellen versiegen, schaffen sich die Bienen dieselben vom Leibe. Sie drängen sie gewöhnlich in einen entlegenen Teil des Stocks und lassen sie recht aus­hungern, sodann jagen sie dieselben zum Stock hinaus; kehren welche wieder zurück, so werden ihnen die Flügel verdreht. Unsere Beihilfe brauchen die Bie­nen bei diesem Geschäfte nicht, höchstens schaut man am frühen Morgen hie und da nach, ob sich kein

Flugloch mit den toten oder ermatteten Drohnen verstopft hat. Treibt ein Volk im August die Droh­nen nicht ab, so ist es der Weisellostgkeit dringend verdächtig. Solchen untersucht man genau; findet sich keine Brut und keine Königin, so setzt man eine Königin im Weiselkäfig zu, wenn das Volk noch stark ist; ist letzteres nicht der Fall, so setzt man ein schwach gebliebenes Nachschwärmchen bei, falls man ein solches bekommen kann, anderfalls vereinigt man den Weisellosen mit einem weiselrichtigen Nach- bar. Bei dem Vereinigen sei man aber vorsichtig, daß nicht ein Volk das andere absticht.

Zur Wespenplage. Alle Wespennester sind am leichtesten und zwar gründlich mit Kohlenteer (Gasteer) zu vertilgen. Man kann um einige Pfen­nige ein Töpfchen Teer bekommen, und wenn ein Nest gefunden wird, nimmt man einen alten Löffel und schüttet etwa zwei solcher voll Teer in die Oeff- nung. Alle Wespen, die ein- oder ausfliegen, werden sofort im Teer gefangen, und in einigen Stunden ist das Nest vollständig vernichtet. Das Einschütten geht rasch und ist ungefährlich, krobatuni ost.

Weilheim, 15. Aug. Als Seltenheit verdient gewiß öffentlich bekannt zu werden, daß gestern auf hies. Markung von einem Baum ein Apfel gewonnen wurde, der nicht weniger als 415 Gramm wiegt, was wohl bei uns in Weilheim noch nie dagewesen ist. Der Apfel ist auf dem hiesigen Ratszimmer zu sehen.

In Schon ach brachte eine Kuh ein Kalb zur Welt, welches einen Bulldoggenkopf und mit Klauen versehene Dachsfüße hat.

Villingen, 17. Aug. Heute nacht ist unsere Stadt der Schauplatz einer Mordthat geworden. Ein Mundharmonikamacher aus dem Württemberg!- scheu Dorfe Trossingen, der ein Verhältnis zu der Dienstmagd Haug der Breitmühle hatte, drang heute nacht '/,12 Uhr mittelst einer Leiter durch das Fenster in die Schlaskammer der Magd ein und feuerte 4 Revolverschüsse auf sie ad. Die im gleichen Zimmer schlafende zweite Magd bedrohte er mit dem Tod, falls sie um Hilfe rufen oder Lärm machen würde. Alsdann entfloh er durch das Fenster, die Verwundete wurde in das Spital verbracht, wo sie ihren Verletzungen erlegen ist. Heute nachmittag wurde der Mörder in einer weiter oben gelegenen Mühle cingefangen und geschlossen ins Amtsgefäng­nis eingebracht. Er ist gebürtig von Weigheim, Oberamts Rottweil, und heißt Schwarz; er ist der That geständig.

Hexenglaube. Der Hexenglaube ist immer noch nicht ausgestorben. Welche sonderbare Blüten dieser hirnverbrannte Wahnglaube, der Jahrhunderte lang die Menschheit unheilschwanger beherrschte, noch treibt, zeigt schlagend folgender Fall. In einer Droguen- handlung zu Straßburg erbat sich ein Bauer zwei Toncabohnen mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß die eine derselben männlichen und die andere weibli­chen Geschlechts sein müsse. Auf die erstaunte Frage des Handlungsgehilfen, wozu denn die Bohnen Ver­wendung finden sollten, erklärte der Landmann mit altkluger Miene, daß seine Kuh die Milch erhalte und daß dies nur daher komme, weil das sogenannte Rätzerle" oderLetzel" das Tier verhext habe, und daß eben diese Bohnen das einizig wirksame Mittel seien, um dem Bösen beizukommen; denn dieselben würden in ein Säckchen gethan und dies in dem Stalle befestigt, wodurch dann der Bann des Bösen gebro­chen werde. Gegen diesen blöden Aberglauben war nicht anzukämpfen und der Bauer erhielt das Ge­wünschte. Nach einigen Tagen aber erschien des Bauern Weib und erklärte, daß wohl eine Verwech­selung stattgefunden und daß ihrem Manne entweder zwei Bohnen männlichen oder zwei weiblichen Ge­schlechtes verabfolgt worden seren, denn das Mittel sei erfolglos gewesen. Zu solchen lächerlichen Haus­mitteln anstatt zur Kunst des Tierarztes nehmen die Landleute zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts noch vielfach ihre Zuflucht. Traurig, aber wahr!

Ein Lobredner des Krieges ist der Hofpredi-- ger und Ober-Consistorialrat vr. tbool. Löber. Der­selbe hat in derNeuen kirchlichen Zeitschrift" einen Artikel veröffentlicht, in welchem er den Krieg ein Heils- und Zuchtmittel nennt. In diesem Artikel heißt es u. A.:Ohne Krieg würden die Völker in zügellosen Egoismus und Mammonsdienst versin, ken; durch den Menschenblut heischenden Krieg, der alle gesicherten Existenzen in Frage stellt und dem behaglichen Phäakenleben den Boden unter den Füßen