Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overmnts-Bezirk Nagold.
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Dienstag 22. August
1893 .
Die Diplomprüfung für Maschinentechniker haben u. a. bestanden: Eugen Bceri von Hirsau, OA. Calw, Karl Veiel von Calw.
Die katholische Stadtpfarrverweserei in Calw wurde zu ei ner Stadtpfarrei erhoben.
Gcrges-WeurgKeiLen.
Deutsches Al eich.
* Nagold, 21. Aug. Der gestrige Sonntag war für uns Nagolder wieder ein Tag der Angst / und des Schreckens, denn gegen 4 Uhr nachmittags, als viele sich anschickten, das erste Konzert unserer neuen Stadlkapelle im schwarzen Adler zu besuchen, erscholl Feuerlarm und die Notsignale: es brannte im Schreiner Müller'schen Doppelhause an der alten Emminger Straße bei der Turnhalle. Mächtige Rauchwolken zogen anfänglich der. Lüadt zu, doch zum Glück für das Werkmeister Döser'sche Haus schlug der Nordwind nach Süden um und die Feuersäule zeigte sich weniger gefährlich für das letztere Gebäude, das durch mächtige Wasserstrahlen der geöffneten Hydranten, die als besonders praktisch sich erwiesen, weiter geschützt wurde. Das Feuer hakte so schnell sich über das Brandobjekt verbreitet, daß man cs gleich von Anfang für verloren geben und nur für Rettung des Döser'schen Hauses Bedacht nehmen mußte, was auch nach kurzer Zeit gelang. An Mobiliar konnte viel gerettet werden, da der Brand nur langsam nach unten gegen die Wohnungen sich verbreitete. Die Bewohner des Doppelhauses: Schreiner Müller, Christ. Sautter, Taglöhner und Säger Klumpp wurden von dem Feuer so schnell überrascht, daß die Frau des Letzteren, von dem Mittagsschläfchen erwacht, den Weg nach außen durch das Fenster suchen mußte, wobei sie sich eine nicht unerhebliche Verletzung zuzog. Besonders bedauert wird Hr. Schreiner Müller, der sich nach vielen Sorgen und Mühen nun so schön, praktisch und häuslich eingerichtet hatte, daß er nunmehr einen Segen seiner Arbeiten zu ernten Aus sicht hatte. Versichert sollen alle 3 Abgebrannten sein. Die Feuerwehr war bis gegen den heutigen Morgen thätig. lieber Entstehung des Brandes existieren noch keine sicheren Anhaltspunkte. — Der er- hoffte Gewitterregen bei 25° R. fast unerträglicher Hitze im Schatten ist leider wieder ausgeblieben.
^ Ebhausen, 21. Aug. Gestern nachmittag fand der von H. Oberamtmann Vogt angekündigte Vortrag über Beerenkultur durch H. Gartenbauinspektor Held von Hohenheim hier im Waldhornsaal statt. Trotz der tropischen Hitze war doch eine große An- zahl Besucher auch aus der Umgegend erschienen, um sich über die Beerenkultur von einem Sachverständigen belehren zu lassen. Herr Held verstand durch seinen interessanten Vortrag, bei welchem es an humoristischer Würze nicht fehlte, die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu fesseln. Nach seiner Meinung werde der Kultur der Beeren bei uns noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und doch sei der Ertrag der Stachel-, Johannis- und Erdbeersträucher in den meisten Jahren ein sehr guter. Der Beerenwein oder Beerenmost sei ein vorzügliches Getränke und in Jahrgängen, da es wenig Obst gebe, ein billiger Ersatz für den Obstmost. Der gewandte Redner gab noch verschiedene praktische Belehrungen über die Anpflanzung der Beerensträucher, Pflege derselben, sowie über Bereitung eines guten Beerweins, beantwortete auch bereitwilligst verschiedene an ihn aus der Zahl deö Anwesenden gerichtete Fragen über Beerenkultur und Obstbaumzucht und Rhabarberwein, dessen Bereitung er als Humbug bezeichnet«. — Zum Schluß
forderte H. Oberamtmann Vogt die Anwesenden auf, H. Held für seinen interessanten Vortrag durch ihr Erheben von den Sitzen zu ehren, was bereitwilligst geschah. — Zum Schluß sprach H. Schultheiß Deng- ler hier Hrn. Oberamtmann für die Berufung des Herrn Gartenbauinspektors Held iu unfern Bezirk und für die vielen Bemühungen zur Beschaffung neuer Einnahmequellen für den Landmann herzlichen Dank aus.
Freudenstadt, 15. Aug. Zur Zeit befinden sich (abgesehen von Passanten) 675 Luflkurgäste hier, eine bisher noch nie erreichte Zahl. Denselben zu Ehren findet heute abend auf dem Marktplatz eine italienische Nacht mit Feuerwerk statt.
^ Der Württembergische Landesverein für Bienenzucht hat für die diesjährige Vollversammlung, verbunden mit einer Ausstellung, als Feststadt Horb erwählt. Dieser besonderen Ehre gerecht zu werden, wird der Bienenzüchterverein Horb allem aufbieten, um den Ausstellern sowie den Besuchern Gelegenheit zu geben, mit voller Zufriedenheit von hier scheiden zu können. Wir machen deshalb die Bienenzüchter sowie Fabrikanten von bienenwirtschaftlichen Geräten des Landes, besonders aber des Schwarzwaldes, Neckarthales und Gäus darauf aufmerksam und hoffen, sie werden, nachdem die Landesausstellung aus so günstige Weise besucht werden kann, dort es nicht versäumen, zu sehen und zu hören. Die Sache wird sich für Aussteller wie für Besucher gleich günstig stellen: erstsre haben Gelegenheit, einen Teil ihrer Fabrikate und Produkte anzubringen, letztere können, wenn ihnen di: Göttin des Glückes hold ist. einen Gewinn mit nach Hause nehmen, da mit der Ausstellung eine Lotterie verbunden ist, wobei auf 5 Lose 1 Gewinn kommt. (Das Los kostet 1 Mark.) Die Anmeldung derer, welche ausstellen wollen, muß sofort bei Conditor Haueisen sen. in Horb geschehen. Es wird dann jedem Aussteller ein Anmeldeschein zur Bezeichnung seiner Gegenstände zugehen. Für jeden Bienenzüchter gilt es jetzt schon, den Entschluß zu fassen, nach Horb zu gehen. Am schönsten ist es, sich als Aussteller an der Landesausstellung zu beteiligen, wozu die Stadt Horb eine herrliche Halle zur Aufnahme durch Herrn Hausch künstlerisch ausgestattet und mit dem Portrait des Altmeisters Dzierzon geschmückt hat. Das Programm wird später ausgegeben werden. Wer Liebe und Interesse hat für die Bienen, versäume nicht, die Ausstellung zu besuchen. Sagt ja doch das Sprichwort: Wer wird in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah!
Stuttgart, 18. August. Gestern nachmittag gegen 3 Uhr hat sich auf dem Bahnhof in Freudenstadt von einem Rangierzug ein beladener Güterwagen losgelöst. Derselbe ist, da die Bremsen die Wirkung versagten, auf dem Gefälle gegen Dorn- stetten abgelausen und bei dem Stockerbach-Viadukt auf den Personenzug 423 a aufgestoßen. Die beiden Schnellzüge 424 a und 425 erhielten durch dieses Vorkommnis über eine Stunde Verspätung; die Reisenden mußten an der Unfallstelle umsteigen. Personen wurden nicht beschädigt. Der Materialschaden ist nicht unbedeutend.
Wein-Aussichten. Die meteorologische Zentralstation in Stuttgart hat bis jetzt 28 Sommertage gezählt, deren vom meteorologischen Standpunkt gerechnet 35 — 40 zur Reife des Weines nötig sind. Daß diese Zahl binnen Kurzem erreicht sein wird, ist unzweifelhaft zu erwarten. Leider steht im Stutt
garter Thale die in Aussicht stehende Qualität nicht im Verhältnis zu der geringen Quantität, da die Winterfröste hier viel Schaden jangerichtet haben. Selbst in den besseren Lagen wird pro Morgen nicht mehr als ein Eimer zu ernten sein.
Stuttgart, 20. Aug. Eine recht vernünftige Ansicht lesen wir in dem uns vorliegenden ..Militärwochenblatt," in welchem sich ein höherer Offizier über die „Ausbildung und Erziehung" der Soldaten äußert. Derselbe meint u. a.: Der Compagrsiechef muß äußerst vorsichtig in der Steigerung der Strafmittel Vorgehen, wenn sie eine erziehliche Wirkung behalten sollen. Ec darf nicht vergessen, daß die Vergehen in den meisten Fällen durch Vergeßlichkeit, Flüchtigkeit oder durch mangelhafte Zeiteinteilung veranlaßt worden sind und nur in sehr seltenen Fällen Dickfelligkeit, Trägheit oder gar Insubordination vorliegen. Der Soldat muß erzogen werden, daß er jedem seiner Vorgesetzten Vertrauen entgegenbringt. Des weiteren warnt der Verfasser vor der Handhabung der sogenannten Abschreckungstheorie beim Strafen; bei jeder Strafe müsse unbedingt an die erzieherische Wirkung dersel- icn gedacht werden. Des weiteren warnt der Verfasser dringend davor, die Aufstellung der Urlaubsliste dem Feldwebel zu überlassen. — Das sind Mahnungen, welche gerade in der gegenwärtigen Zeit doppelte Beachtung verdienen.
Cannstatt, 16. August. Die Kaiserparade findet nunmehr am Freitag den 15. Septbr. auf dem Cannstatter Exerzierfelde statt. Für das Kaiser- Manöver des 13 (K. Württ.) Armeekorps ist ein Tag vorgesehen und wird dasselbe einige Tage vor der Parade stattfinden. Bon der in Aussicht genommenen Bildung einer Reserve-Division wird nun definitiv Umgang genommen.
Ludwigsburg, 18. Aug. Der Gefreite Kienzle der 9. Kompagnie des Infanterie-Regiments Alt- Württemberg errettete diesen Sommer einen Ulanen vom Tod des Ertrinkens. Für diese mutvolle That wurde demselben heute früh eine ehrende Auszeichnung zu teil. Das ganze Regiment war auf dem Arsenalplatz angetreten. Der Gefreite wurde vom Regimentskommandeur Oberst v. Fischer vor die Front befohlen, worauf der Regimentskommandeur in einer Ansprache an das Regiment die mutige Handlung anerkennend erwähnte und den Gefreiten zum Unteroffizier beförderte, während das Regiment präsentierte.
Manöver. Wie wir hören, finden die Hebungen der 53. und 54. Brigade. sowie der 27. Division vom 31. Aug. bis 9. Sept. in den Oberämtern Wangen, Ravensburg, Leutkirch, Tettnang und Waldsee statt. Am 9. und 10. Sept. werden die Truppen in ihre Garnisonen zurückbefördert. Am 13. Sept. kommen sie in die Gegend nach Stuttgart. Am 15. Sept. ist Kaiserparade bei Cannstatt und am 16. Korpsmanöver in Anwesenheit II. MM. des Kaisers und des Königs. Das Manöver zieht sich von Cannstatt nach Ludwigsburg hin.
Ulm, 17. Aug. Der zu einer Monatlichen Uebung eingezogeue frühere Einjährige Höfel im 2. Inf. Reg. Nr. 120., Sohn des Kanzleihilfsarbeiters in Stuttgart, wurde heute beim Heimmarsch vom Re- gimentsexerziren, das auf dem Lerchenfelde stattfand, von einem Hitzschlag betroffen. Er verlor bald daS Bewußtsein, sein Zustand ist ein besorgniserregender; seine Angehörigen in Stuttgart wurden telegraphisch verständigt. Das Regiment kehrte nach 12 Uhr bei 22° k. im Schatten von dem 1'/2 Stunden von hcev