wegzieht, werden die Völker nachdrücklich daran er­innert, daß es noch Lebenszwecke giebt, die über das Behagen des einzelnen Menschen hinausführen. Kriege sind für die Völker ebenso nötig, wie Verfolgungen für die Christenheit, die ohne sie in Byzantinimus und Heuchelei versinken würde. (?)

Zirkusdircktor Eduard Wulff hat nach der Augsb. Abdztg." seinen ganzen Zirkus um eine Million Mark an eine englische Aktiengesellschaft verkauft, sich aber verpflichtet, noch 5 Jahre beim Zirkus als Direktor zu verbleiben.

In Nordhausen wurde ein Ehepaar unter dem Verdacht der Ermordung ihrer vier Kinder und ihres Vaters verhaftet,. ^

In entsetzlicher Weise hat ein Buchbinder in Ber­lin sich das Leben zu nehmen versucht, indem er sich mittelst einer Maschine beide Hönde abgeschnitten hat.

In Eckard sieben bei Gotha hat ein Sohn seinem Vater, der mit ihm wegen längerer Streitig­keiten in einen scharfen Wortwechsel geraten war, mit einer Axt erschlagen.

Auf der Ostsee haben am Montag große Stürme viel llnglücksfälle verursacht. Von den Haspaler Fischern sind zwölf, von den Pernauern neun Mann ertrunken. Außerdem wird ein Boot mit fünf Mann vermißt.

Vorsicht bei Einnahme von Coupons ist sehr nötig, das zeigt ein neulich vorgekommener Fall. Ein Börger von Dornhan halte vor 34 Jahren zwei Coupons im Wert von.20 ausgegeben, welche mit seinem Namen versehen waren. Dieselben kamen vor einigen Wochen von der Einlösungsstelle in Stuttgart wieder an ihn zurück als verjährt und darum ungültig. Zugleich mußte er den Betrag zurückbezahlen. Da er sich jedoch im Recht wußte, weil er beide Scheine schon längst und nicht erst 3 Jahre nach der Verfallzeit ausgegeben hatte, wandte er sich mit einer Beschwerde an die maßgebende Stelle. Hierauf wurde ihm der Betrag wieder zurück­erstattet, und zwar, wie man vernimmt, auf Kosten des letzten Inhabers der Scheine. Dieser hatte die­selben bei einem größeren Geldeinzug von irgend jemand an Zahlungsstatt angenommen und in der Eile nur auf die auf der Rückseite verzeichnten Namen, nicht aber aus die Verfallzeit gesehen. Die auf einem der Scheine bezeichnten Zwischeninhaber hatten dieselben nach den Datumsangaben rechtzeitig weitergegeben und so mußte derjenige den Schaden leiden, welcher die Scheine zuletzt eingenommen hatte. Wer darum mit Coupons umzugehen har, möge darauf achten, ob der vorherige Inhaber derselben seinen Namen nebst Datum daraufverzeichnet hat," vor allem aber, ob sich dieselben nicht schonver­jährt" haben.

Durch Hörüb "ngen, die täglich längere Zeit an Taubstummen vorgenommen morden sind, hat Professor Urbantichitsch, wie er in derWiener kli­nischen Wochenschrift" berichtet, sehr befriedigende Resultate erzielt. Kinder, die er mehrere Jahre zu­vor als nicht hörfähig und nur für den Taubstum­menunterricht geeignet erachtet hatte, gewannen bei dem methodisch vorgenommenen Hörübungen nicht nur das vorher mangelnde Gehör für Vokale, son­dern waren im Verlauf eines Jahres sogar im Stande, ganze Sätze, ohne den Sprechenden dabei auzusehen, zu vernehmen und nachzusprechen.

Eine originelle Pfändung ist in Beckum (Westfalen) oon dem dortigen Gerichtsvollzieher vor. genommen wordeen. An einem am Südthor stehen- den Birnbaum ist ein mit zwei Siegeln befestigtes Plakat angebracht, welches folgenden Wortlaut hat: Die Früchte aus diesem Baum Birnen sind gepfändet.

Wer andern eine Grube gräbt . . .! Ein Viehhändler hatte, wie dieBasl. Nachr." erzählen, einem ärmeren Bürger einer oberaargauischen Gemeinde eine Kuh verkauft, und da der Letztere immer nicht bezahlen wollte, übergab ihn der Verkäufer dem Bei- treibuvgsbeamten. Nun fiel ihm aber ein, daß nach dem neuen Konkursgesetze eine Kuh» wenn sie das einzige Tier im Stalle ist, nicht gepfändet werden kann, und so kam er auf den. wie er glaubte, pfiffi- gen Gedanken, seinem Schuldner noch eine Züge zu billigem Preise zu verkaufen. Dieses Geislein wollte ^ er opfern, um das formelle Recht zu haben, die Kuh zu pfänden. Unser Schuldner der auch nicht auf den Kopf gefallen ist, kauft die Züge und frohlockend zieht der Gläubiger ab. Am andern Tag in der

Frühe ist er aber schon da mit dem Beitreibungs- beamten und glaubt sicher, seine Kuh nun wieder nach Hause führen zu können. Wie sie aber in den Stall traten, wahr keine Ziege mehr zu sehen. Auf Befragen des Beitreibungsbeamten sagt unser Schlau­meier. er habe gestern abend daS Geislein geschlach­tet und mit seiner Familie schon teilweise aufgezehrt! Unter diesen Umständen durfte nach dem Gesetze nicht gepfändet werden und der Viehhändler zog, zwar nicht mit seiner Kuh, wohl aber mit einer langen Nase ab, denn er war nun auch noch um seine Geis gekommen.

Allerlei.

Unsere Kartoffelfelder. Aus der land­wirtschaftlichen FachschriftBerner Blätter für Land­wirtschaft" ist durch die deutschen Blätter ein Artikel gegangen, in welchem Kartoffelkraut als Grünfutler für das Vieh wärmstens empfohlen wurde und zu­gleich gesagt war, daß das Abschneiden des grünen Kartoffelkrautes das^Wachstum der Knollen keineswegs beeinträchtige. Gegen diesen Artikel wird nun ge­schrieben: Wir können die Landwirte nur ernstlich warnen, der verführerischen Stimme, welche ein gutes, gesundes, reichliches Futter von unseren Kartoffel­feldern ohne alle Beeinträchtigung des Ertrages an Kartoffeln in Aussicht stellt, Gehör zu schenken. Wer von der Ernährung einer Pflanze auch nur etwas versteht, weiß, daß der Saft, welcher von den Wur- zeln in die oberirdischen Teile bis hinaus zu den Blättern, geleitet wird, in den letzteren eine Umwand­lung erfährt, und daß der absteigende Safcstrom die Pflanze, bei der Kartoffel namentlich auch die Knollen, ernährt und zur Vollendung bringt. Auf der an­deren Seite sind es die Blätter, welche aus der Luft Nahrungsstoffe aufnehmen. Nicht unpassend hat man deshalb die Blätter und überhaupt die grünen ober­irdischen Pflanzenteile dieLungen nnd den Magen" der Pflanze» genannt. Wegnahme dieser Organe muß daher die Lebensthätigkeit ausheben, und solange die Produkte, wegen welcher wir eine Kulturpflanze anbauen, noch nicht vollständig entwickelt sind, also bei den Kartoffeln, z. B. solange die Knollen noch nicht ausgewachsen sind, und der Gehalt an Stär­kemehl nicht seine erreichbare Menge erreicht hat, so muß eine Beseitigung des Krautes die Weiterent­wicklung hemmen; die Knollen wachsen nicht mehr, und der Stärkegehalt nimmt nicht mehr zu. Es sollte daher jedermann einleuchten, daß der Satz jenes Ar­tikels, die Wegnahme des Kartoffelkrautes habe keine nachteilige Wirkung auf den Kartoffeiertrag, total falsch ist, daß vielmehr durch das Abschneiden des Krautes die Kartoffelernte nach Gewicht und Stär- kegehalt ganz enorm geschädigt würde. Wir warnen daher aufs nachdrücklichste vor einer Beseitigung des Kartoffelkrautes, und warnen ebenso ernstlich vor einem Wegnehmen grüner d. h. noch in voller Le­bensthätigkeit befindlichen Blätter von Runkeln, Zuk- kerrüben rc. Der Nachteil durch Verminderung der Kartoffeln-, Runkeln- und Zuckerrübenernte wäre viel größer, als der Vorteil der Verfütterung der abge­nommenen Blätter.

Der Wert einer häuslichen Frau.

Mit einem häuslichen Weib kann man nicht ver­derben. So lautet ein altes deutsches Sprichwort und es gehört zu denjenigen Sprüchwörtern, die den Nagel auf den Kopf treffen. Nur muß keiner glau­ben, daß so ein Satz immer genau wörtlich genom- men werden darf. Auch das allergößte Maß von Tüchtigkeit der Hausfrau wird das Hauskreuz nicht fern halten, denn ohne solches kann und soll es auf Erden nun einmal nicht abgehen. Auch in einem Haus, in dem das tüchtigste Weib waltet, umzieht sich zu Zeiten der Helle Freudenhimmel des häuslichen Lebens mit dunklen Wolken. Trotzdem bleibt das Sprichwort zu vollem Recht bestehen. Klarer und begreiflicher wird uns der Sinn des Sprichworts, wenn wir die Worte in eine andere Fassung bringen und sie etwa so stellen: Mit einem unhäuslichen Weib muß man verderben. Ja freilich! Das beweisen uns klar und deutlich eine ganze Reihe von Beispielen, die wir selbst erleben.

Da ist unser Freund Sorgenvoll. Er ist ein fleißiger, tüchtiger Mann, der das Seine zusammen­hält ; auch befindet er sich in einer Stellung, die we­nig zu wünschen übrig läßt. Er könnte und sollte ein gutes Auskommen haben und dennoch ist sein ganzes Leben ein unaufhörlicher Kampf mit der Not

und der Sorge. Wie kommt das? Es fehlt ihm an einer tüchtigen Hausfrau oder wie unser Sprichwort es ausdrückt, an einem häuslichen Weib. Damit soll nicht gesagt sein, daß die Frau unseres Freundes eine tolle Verschwenderin, etwa in hohem Grad putz- oder genußsüchtig wäre. Nicht einmal den Vorwurf der Arbeitsscheu kann man ihr machen, doch fehlt ihr die rechte Arbeitslust, die rege Thwizkeit, die Kunst des Haushaltens, die richtige Einiei iing der vorhandenen Mittel, die heilsame Sparsamkeii am rechten Ort, die strenge Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe, die nötige Gewandtheit bei den häuslichen Verrichtungen. Und daher kommt es, daß sich das Leben unseres Freundes Sorgenvoll zu einem recht herben gestaltet. Fort­während befindet er sich in bitterer Verlegenheit. Vergrämt und sorgenvoll kann er die Last nicht ab- schüiteln, die auf seinen Schultern ruht. Zur alten Sorge gesellt sich täglich eine neue. Ganz anders gestaltet sich das Dasein unseres Freundes Freuden­reich. Sein Einkommen ist ein geringeres als das von Sorgenvoll; die Ansprüche, die das Leben an ihn stellt, sind dieselben; dennoch leuchtet ihm Helle Freude aus den funkelnden Augen. Wohlsein, Zufrie­denheit und Gedeihlichkeit wohnen in seinem Hause, lind er verdankt diese Güter nächst Gott seinem treuen Weibe. Bei ihm heißt es in der That: Mir einem häusltch.'N Weibe kann man nicht verderben.

Dashäusliche Weib" sorgt für Reinlichkeit und Ordnung. Es läßt keine Lumpen auskommen. Sie und ihre Kinder erscheinen, wenn auh einfach, stets reinlich und schmuck. Es mag ja, sagt Fritz Möhr­lein, ungewiß sein, ob lumpige Menschen lumpige Kleider machen, oder lumpige Kleider lumpige Men­schen. Eins aber ist gewiß, daß beide stets beiein­ander sind. Unsere Frau Freudenreich ist beschäftigt vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Es giebt keine Arbeit, die ihr zu gering wäre. Alles im Hause muß seine Ordnung haben. Flink und fröhlich geht ihr die Arbeit von den Händen. Man braucht ihr Wirken nur zu beobachten, um ihre Geschicklichkeit zu bewundern.. Namentlich in Küche und Keller macht sich ihre Tüchtigkeit geltend. Sie versteht, es Mann und Kinder durch gute, schma ckhaft zubereitete und dabei doch nicht übermäßig kostspielige Speisen und Getränke zu erquicken. In der richtigen Art der Zu­bereitung liegt ja so häufig das ganze Geheimnis eines guten Tisches. Wie Frau Freudenreich eine Meisterin in dem Beruf der Hausfrau ist. so stellt sie sich auch die Aufgabe, ihre Töchter von klein auf in allen häuslichen Tugenden zu erziehen. Sie ver­säumt es nicht, den Mädchen die nötige Gewandtheit im Nähen, Stricken, Flicken, Stopfen, Waschen, Bü­geln und Kochen beizubringen. So sichert sie sich nicht nur die Hilst, sondern, was unendlich mehr wert ist, den Dank ihrer Töchter, sobald dieselben hinrei­chend herangewachsen sein werden, um zu erkennen, welch ein großes, hohe Zinsen tragendes Kapital in den haushälterischen Tugenden eines Weibes verbor­gen liegt, sei seine Lebensstellung, welche sie wolle. Unter solchen Umständen ist das häusliche Leben der Familie Freudenreich ein sehr gedeihliches. Behagen, Freude und Zufriedenheit machen sich allerorten gel­tend. Freudenreich ist im Stande, infolge der sorg­fältigen , sparsamen und dabei nichts weniger als knickerigen häuslichen Verwaltung, die sein braves und geschicktes Weib ausübt, bei seinem bescheidenen Einkommen sein Leben zu genießen und noch einen Sparpfennig zu erübrigen. Not u. Sorge verbannt aus seinem Heim das treue Wirken seines häuslichen Weibes.

Niemals ist es selbst dem fleißigsten und geschick­testen Mann gelungen, sich aus ärmlichen Verhält- Nissen zu einem behaglichen Wohlstand emporzuarbei­ten, wenn sein Weib es nicht verstand, den Haushalt mit Einsicht. Sparsamkeit und Geschick zu führen. Der tüchtigste Mann kann nicht weiter kommen, wenn ihm ein unhäusliches Weib zur Seite steht; aber manchen liederlichen Mann hat ein tüchtiges Weib vom Un­tergang gerettet.

S,rimtirt waschächte A-mmerLo-e L ?s Pf. di» M. 2.K5. x. Mir. in ca. 2800 verschied, neuesten Dessins u. besten Qualitäten. kuxLiu, LaminKurns un<1 Odsviots L Mk. 1.7b Pf. per Mtr.

versenden jede beliebige einzelne Meterzahl direkt an Private Buxkin-Aabrik-DäpSt dottiazsr Li La., ?r«mLturt a. H. Neueste Mnsterauswahl franko in'S HauS.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. - Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdrnckerei.