Brandfälle: In Uttenweiler (Riedlingen) daS Wohnhaus nebst Scheuer mit einem großen Teil des Mobiliars der Witwe Elisabeth Auchter; in Horrheim (Vaihingen) eine von vier Bürgern ge­meinschaftlich benützte Scheuer.

Frankfurt a. M., 9. Aug. Betreffs der Ta- bakfabrikationssteuer liegen ein preußischer und ein bayrischer Entwurf vor. Nach dem preußischen Ent­wurf werde die Steuer je nach dem Wert des Pro­dukts abgestuft; dieselbe soll den Tabakhandel ganz unberührt lassen, so daß man hofft, der Consum werde keine bedeutende Einschränkung erfahren.

Frankfurt, 11. August. DieFranks. Ztg." meldet aus Zürich: Als gestern der Russe Plecha- noff das Schlußreferat hatte, hielt er eine vernich­tende Abrechnung mit den Franzosen und sprach von dem monströsen Zweibund, der die Franzosen vor dem Zaren auf den Knieen rutschen lasse. Plechanoff zeigte die Unmotiviertheit der Befürchtung einer deutschen Invasion in Frankreich und sagte, diese Invasion sei unmöglich, wenn die französischen Sozialisten so ihre Pflicht thäten wie die deutschen. Die Rede rief stürmische Entrüstung bei den Fran­zosen und einen großen Tumult hervor.

Unter der Mannschaft des in Schlettstadt garni- sonierenden Jägerbataillons Nr. 8 ist der Typhus ausgebrochen. Zwei Soldaten sind bereits gestorben. 22 befinden sich schwer erkrankt im Lazareth. Als Entstehungsgrund wird die schlechte Beschaffenheit des Wassers vermutet.

Erfurt, 7. Aug. Nach derThür. Tribüne" ist der Feldwebel Hügel, der am 8. Juli trotz großer Hitze 10 Soldaten mit vollem Gepäck eine Stunde exerzieren ließ, wodurch 8 Mann krank wurden, zu 14 Tagen Arrest verurteilt worden.

Hildburg hausen, 10. Aug. Am 20. Aug. findet von hier aus eine große Huldigungsfahrt zum Fürsten Bismarck nach Kissingen statt.

Wichtig für Militärpflichtige. Daß Militär­pflichtige infolge ihrer Aushebung zum Militärdienst brotlos geworden sind, weil sie in nächster Zeit ihre Einstellung in den Militärdienst zu gewärtigen hatten und deshalb auch keine Stellung wieder finden konn­ten , ist schon öfter vorgekommen. Für diese Fälle bestimmt die Militär-Ersatz-Jnstruktion, daß derjenige, welcher ohne sein Verschulden wegen seiner Aushe­bung zum Militärdienst brotlos wird, seine sofortige Einstellung zum Dienste beantragen kann.

Wichtig für unsere Jägerwelt, indessen noch keineswegs überall bekannt ist die Thatsache, daß die Mgdherren, oder deren verantwortliche Beamte ver­nichtet sind, die als Treiber dienenden Personen in der Alters- und Jnvaliditätsversicherung zu versi­chern und daß die Unterlassung dieser Verpflichtung nach § 143 des Gesetzes Geldstrafe bis zu 300 zur Folge haben kann.

Die Beratungen der deutschen Finanzminister haben gestern (10.) ein Ende erreicht. In der von 10 bis nach 4 Uhr dauernden Sitzung ist es gelungen, sämtliche Fragen zu erörtern und soweit zu erledigen, daß eine vorläufige und grundsätzliche Einigung wie es heißt in allen Punkten erzielt wurde. Es bleibt nur übrig, die verschiedenen Steuerprojekte in eingehenden Verhandlungen durch eine besondere Kom­mission beraten zu lassen. Die Kommission soll in Berlin zusammentreten und aus den Vertretern der Regierungen und den Kommissaren der Reichsverwal­tung bestehen; eine beschleunigte Behandlung der Eiuzelfimgen ist vorgesehen und es sollen die Ent­würfe dem Reichstag bei seinem nächsten Zusammen­treten zugehen. Die Beratung der speziellen Besteue­rungsobjekte beschäftigte sich namentlich eingehend auch mit der Wehrsteuer und der Besteuerung der Zeitungsannoncen. Dem Vernehmen nach wären die Bedenken gegen die Wehrsteuer sehr überwiegend ge­wesen.

Berlin . 8. Aug. Auf konservativer Seite sucht man anläßlich der Finanzminister-Konferenz Stim­mung für die Einführung von Monopolen zu machen, indem man einen Zusammenhang der Deckungssrage mit der sozialen herzustellen sucht. DieKonserva­tive Monatsschrift" meint, die Sorge für die Arbei­ter ließe sich in trefflichster Weise mit der Sorge für die Finanzen verbinden, wenn man sich nur zur Her­stellung einer Reihe von Monopolen entschließen und diese dann nicht allein von fiskalisch-kapitalistischen, sondern vom sozialistischen Gesichtspunkte aus organi­sieren und leiten wollte. Warum nicht vor Allem,'

fragt das genannte Organ, die Verstaatlichung des gesammten Steinkohlenbergbaues? Warum nicht Branntweinmonopol? Tabakmonopol? Warum nicht Streichholzmonopol? Es sendet uns ein Streichholz­fabrikant, Herr Schwiening, eine kleine SchriftSteuer oder Monopol." die er im Jahr 1890 hat erscheinen lassen. Verfasser führt darin den ziffernmäßigen Nach­weis , daß allein das Zündholzmonopol dem Reich jährlich rund 30 Millionen einbringen könnte. Und wie viel mehr können die anderen bringen! Und wie wohlthätig können sie in sozialer Richtung wirken, weil die Verteilung des Gewinnes zwischen Arbeiter und Unternehmer viel gerechter zu Gunsten der Arbeiter erfolgen kann, als in der Privatindustrie, und der Unternehmer auch wieder noch der Staat ist, dessen Gewinn der Gesamtheit zu gute kommt. Wir glauben kaum, daß diese Anregungen auf einen frucht­baren Boden fallen werden; höchstens ist die Mög­lichkeit vorhanden, daß, wenn auch nicht auf der jetzigen Finanzministerkonferenz, so doch im Reichstage die Frage der Einführung des sog. Rohspiritusmonopols ernsthaft erörtert werden wird.

Berlin, 9. Aug. In einer zahlreich besuchten Volksversammlung setzte Ahlwardt gestern seine An­griffe gegen Stöcker und die Konservativen fort. Er konstatierte zunächst, daß die urspringlich zwischen ihm und den konservativen Führern getroffene Ver­einbarung, wonach die Antisemiten in den konserva­tiven Wahlkreisen nur Zählkandidaturen aufstellen und dafür deren Unterstützung gegen die Liberalen und die Sozialdemokratie erhalten sollten, von den Konservativen gebrochen und speziell in Arnswalde gegen ihn in schamlosester Weise gehetzt worden sei. Er charakterisierte darauf in üblicher Weise die Jun­ker als verkappte Juden uud ging dann gegen diese los. Er verlas eine lange Liste, wonach die Juden als Bankiers dem deutschen Volke 780 Millionen bei den Anleihen gestohlen hätten (Große Erregung) und präzisierte darauf unter Hellem Jubel seinen gläubigen Zuhörern seine Forderungen dahin, alle großen staatsgefährlichen Vermögen zu sequestrieren, die Juden-Emancipation aufzuheben und alle Schuld­forderungen der Juden als nicht rechtsverbindlich an­zusehen. Einen Anarchisten, der gegen die Einseitig­keit der antisemitischen Hetze sprach und dort heftig angegriffen wurde, nahm Ahlwardt in Schutz. Die Anarchisten seien nicht schlecht, nur irregeleitet.

Berlin, 11. Aug. DerVoss. Ztg." wird aus Petersburg mitgeteilt: Die Cholera herrscht jetzt in 16 Gouvernements und nahm in den Gou- vernements Orel und Cherson in den letzten Tagen bedeutend zu.

Berlin, 11. Aug. Mehrere Blätter bringen die Nachricht von der Verlobung der Herzogin Marie Jsabella von Württemberg, Schwester des Herzogs Albrecht, mit dem Prinzen Johann Georg von Sach­sen, dem zweiten Sohne des Prinzen Georg. (Prinz Johann Georg ist geboren am 10. Juli 1869, Her­zogin Marie am 30. Aug. 1871.)

Berlin, 12. Aug. DieKreuzztg." erfährt aus Pest: Das Zivilehegesetz gilt als fertiggestellt, dar­nach darf die kirchliche Trauung erst dann erfolgen, wenn das Zeugnis vollzogener Zivil-Eheschließung vorliegt.

Berlin, 12. Aug. DerReichsanz." meldet, der Kaiser erteilte dem Schatzsekretär Maltzahn die nachgesuchte Dienstentlassung zum 1. Sept. und verlieh demselben den Kconenorden erster Klasse. Der Lan­deshauptmann der Provinz Posen, Graf Posadowsky, wurde zum Schatzsekretär ernannt.

Königsberg. 8. Aug. DieKönigsb. Hart. Z." berichtet: Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich gestern früh aus dem Bahnhof Güldenboden ereignet. Der Biehzug, der, von Königsberg kommend, um 5 Uhr früh auf Bahnhof Güldenboden eintrifft, ist bei der Einfahrt wahrscheinlich durch falsche Weichenstel­lung auf ein falsches Geleise geraten, in dem die Drehscheibe liegt, und dadurch verunglückt. Die Zug­maschine ist gleich hinter der Drehscheibe aufs Feld geraten und hat sich bis über die Räder in den Erd­boden eingewühlt. Der Packwagen ist auf die Maschine getürmt und durch die auflaufendeu Wagen vollstän­dig zersplittert worden. Desgleichen hinter dem Pack­wagen ein Wagen mit Remontcn; die Remonten wur­den teilweise getötet, teils schwer verlezt. Ein Wa­gen mit tragenden Kühen, die nach Sachsen gehen sollten, hat sich über 3 andere Wagen aufgetürmt und die Kühe hängen sämmtlich zermalmt zwischen den

Wagentrümmern. Weiter sind zwei Wagen zerstört, in welchen sich Gänse befanden. Im Ganzen sind 12 Güterwagen zertrümmert, Menschen sind nicht ge­tötet worden. Verletzt sind der Zugführer Grabowski aus Königsberg, ein Sergeant vom Dragonerregiment aus Borna und ein Gemeiner von demselben Regi­ment; ersterer und letzterer ziemlich schwer. Das Lokomotivpersonal hat sich durch Abspringen von der Maschine gerettet.

Wie aus militärischen Kreisen verlautet, ist die Einführung der grauen Militärmäntel vorläufig nur für das preußische Heer beschlossene Sache. Doch nimmt man nach derRh.-W. Z." an, daß im Hin­blick auf die Notwendigkeit, den Soldaten im Felde ein Kleidungsstück von einer möglichst neutralen Farbe zu gewähren, die anderen deutschen Militärverwaltun- gen öem preußischen Vorgänge bald folgen werden.

Schwei).

Zürich, 10. Aug. Nach langer Debatte und stürmischen, durch die französischen Delegierten ver- anlaßten Zwischenfällen, wurde der holländische An- trag, wonach die internationale Arbeiterpartei jede Kriegserklärung mit allgemeiner Arbeitseinstellung und Militärdienstverweigerung beantragen soll, von 14 gegen 4 Nationen abgelehnt und der deutsche An­trag, der durch die belgischen Delegierten dahin er­weitert wurde, daß die Sozialisten gegen die Kriegs­budgets votieren, gegen den Militarismus agitieren und für allgemeine Entwaffnung eintreten sollen, von 14 Nationen (5 enthielten sich der Abstimmung) an­genommen.

Zürich, 10. Aug. Der schweizerische Antrag, betreffend die Einführung des Achtstundentags, wurde vom Sozialistenkongreß angenommen

Zürich, 11. Äug. Der Antrag Bebels, keine Nation zu zwingen, die Maifeier am 1. Mai zu be­gehen, fand nicht einmal die Unterstützung der Deutschen.

Zürich, 11. Aug. Die gestrige von den dem Sozialisteykongreß ausgeschlossenen Anarchisten und Unabhängigen einberufene Versammlung war von etwa 500 Personen besucht. Man kam nach langer Erörterung zu der Erklärung, die Anarchisten und revolutionären Sozialdemokraten könnten ganz gut zusammen arbeiten. (?)

Deßerreich-Angarn.

Budapest, 9. Aug. Die ungarischen und deutschen Blätter feiern in Artikeln den deutschen Kaiser, welcher zum erstenmale nach seiner Thronbe­steigung Ungarns Hauptstadt besuchen werde. Die Blätter sehen in dem Besuch ein Symptom, daß Deutsch­land erkenne, in welchem Teil der Gesamtmonarchie der Dreibund die sicherste Stütze habe, und ein Zei­chen der Anerkennung der ungarischen staatlichen Selbständigkeit sei.

Eine höchst seltsame Nachricht kommt aus Pest» Eine sogenannte Enthüllung inPesti Naplo" mel­det von Umtrieben des pensionierten Hofrats I. Rim- ler mit russischen Staatsmännern und Generälen, um ein französisch-russisch-ungarisches Bündnis herzustel­len. Nach derKölnischen Ztg." erregen dieEnt­hüllungen" große Heiterkeit.

Frankreich.

Fleischkonserven der französischen Armee. Zum Zweck der Herstellung von Fleischkonserven ist dem französischen Kriegsminister ein Kredit von 10 800 000 Fr. zur Verfügung gestellt worden. Zum kleineren Teile, nämlich für den Betrag von 75000 Fr. wird die Ausführung in der Staatsfabrik von Bil- lancourt erfolgen, während der Rest im Gesamtbeträge von 10 725000 Fr. Privatunternehmen übertragen wird. Veranlassung zu dieser Maßregel ist der durch die Futternot veranlagte lleberfluß an Schlachtvieh und der Wunsch, dasselbe angemessen zu verwerten.

England.

London, 9. Aug. In Wales wurde versucht^ einen Eisenbahnzug, worin sich 600 Bergleute mit ihren Frauen und Kindern zur Entgleisung zu bringen» Das Verbrechen wurde im letzten Augenblicke vereitelt.

London, 11. Aug. Eine Zeitung berechnet, daß durch die Arbeitseinstellungen den Arbeitern und Bergwerksbesitzern wöchentlich Verluste von 37'/» Millionen (?) erwachsen.

Rußland.

MoSkau, 8. Aug. Ein furchtbares Verbrechen - ist hier entdeckt worden. Die Witwe Wieniawiew, eine sehr reiche Krämerin, wollte sich von ihrer acht­zehnjährigen epileptischen Stieftochter befreien, die sie tätlich haßte, weil das Mädchen, wenn es sich ver»