10 321 600 Kilogr. auf Italien fielen, die Einfuhr von 1893 werde mindestens die Höhe des Vorjah­res erreichen.

Frankreich.

Auf dem Hauptpostamt in Lyon sind am Frei­tag 40 Geldbriefe mit mehr als 200 000 Franks Inhalt gestohlen worden.

Die Blokade von Bangkok ist aufgehoben. Der englischen Regierung ist davon am Donnerstag Mitteilung gemacht. Sonst liegt aus Siam nichts Neues vor.

Belgien-Holland.

Brüssel, 4. Auq. Eine furchtbare Explosion ereignete sich heute Nacht in der Fabrik künstlicher Feuerwerke in Haine Saint-Pierre. Dieselbe trug das Dach der Fabrik eine große Strecke weit fort. Die ganze Fabrik wurde in Brand gesetzt.

Rußland.

Die Russen lenken schon ein! Es scheint dort die Besinnung allmählich wiederzukehren. Das geht aus folgendem Telegramm derBoss Ztg." aus Petersburg hervor:Die Petersburger Presse beflei­ßigt sich eines durchaus ruhigen Tones gegenüber Deutschland. Ein entschieden beeinflußter Artikel der Nowoja Wremja" betont, Bismarck habe das Ge­treide aller Länder gleich besteuert, Caprivi dagegen, um dem deutschen Arbeiterstand eine Wohlthat zu er­weisen und zugleich den Dreibund zu kräftigen, den Dreibundstaaten 40 p. Ztr. des Einfuhrzolles erlas­sen, dadurch sei Rußland das Recht zum Einspruch gegeben worden. Immerhin hofft man noch auf eine friedliche Beilegung und sieht das bei den gegenwär­tigen Kampfzöllen nicht mit inbegriffene Finnland als offenes Thor an, das eine friedlichere Gestaltung des Zollkrieges ermöglicht." Deutschland, das den Zollkrieg nicht gewollt, wird für eine solche friedliche Sprache immer ein Ohr haben.

In Birschi im Gouvernement Wilna sind durch eine Feuersbrunst gegen 180 Gebäude eingeäschert worden. Der Schaden ist sehr bedeutend. Sieben Personen sind in den Flammen umgekommen; gegen 700 Familien sind obdachlos. Das Feuer ist durch bas Einschlagen des Blitzes entstanden.

Amerika.

New-Iork, 4. Aug. New-Iork Herald mel­det aus Chicago: Der Silberkongreß endete mit einem unbeschreiblichen Lärm. Die Mitglieder wur­den beinahe handgemein. Unter lebhafter Erregung wurde eine gegen Cleveland gerichtete Resolution an­genommen. Darauf vertagte sich der Kongreß auf unbestimmte Zeit.

Chicago, 5. Aug. Die Firma Walker u. Company, welche einen bedeutenden Stoffhandel be­trieb , hat am 4. Aug. ihre Zahlungen eingestellt. Es verlautet, daß die Passiva 2 Millionen betragen. Das Mitglied der falliten FirmaVankirk and Osten", Nel son Bankirk, beging Sel bstmord.

Kleinere Mitteilsugr«.

Eßlingen, 3. Aug. Der zwölfjährige Sohn des Schullehrers Lutz vor. Köngen, welcher kürzlich durch mutvolles Einsetzen des eigenen Lebens einen älteren Genossen beim Baden im Neckar vom Tode des Er­trinkens errettete, erhielt gestern von Sr. Majestät uuserm König eine prächtige goldene Taschenuhr mit lem Bildnis des Königs als Zeichen kgl. Huld und Anerkennung der edlen That der wackere Junge freut sich unbeschreiblich über dies kgl. Geschenk ebenso freuen sich die Eltern und der Gerettete dar­über, daß er ein solch schönes Andenken an seine schöne That von höchster Stelle aus erhielt.

Ein Fall bestialischer Rohheit und Tierquälerei kam in Heilbronn vor. Ein 16jähriger Bursche vo.i Jlsfeld, Knecht eines hiesigen Viehbesitzers, schlitzte der Kuh seines Dienstherr» mit einer Wein- ! erghape den Bauch auf; einer andern schnitt er in b nde Ohren ein. Die Verwundungen sind glücklicher­weise nicht gefährlich.

Neckargemünd, I. August, lieber ein Mittel zur Beseitigung der Heuer zahlreich auftcetenden Wespen schreibt demS. M." Konsul Menzer:Ich linde seit einigen Wochen in Haus und Hof, in Magazinen und Gärten, wie im Weinberg, mehrere Hundert Flaschen aufstcllen lassen, etwa Vs des F.aschenraums gefüllt mit einer Flüssigkeit, die zu ll4 aus Trubwem von griechischen Süßweinen, zu cos Wasser besteht, und erziele damit einen über­raschenden Erfolg. Die Wespen fangen sich in den F aschen zu Lause..dcn. Stellt man Flaschen in die

Nähe eines Wespennestes, so ist bei warmem trocke­nem Wetter der Schwarm in 12 Tagen entweder ganz gefangen oder so geschwächt, daß die Brut in den Waben zu Grunde geht. Außerdem fangen sich noch Hornisse, kleine und größere Schmeißfliegen; Bienen dagegen nicht. Ich bin der Ueberzeugung, daß eine wässerige Lösung von Syrup, geringem Zucker, Glycerin oder Saccharin denselben Dienst thun wird, wie der von mir angewendete griechische Trubwein."

Erbauliche Zustände müssen, unter der Ju­gend Württembergs bestehen. DerKöln. Ztg." geht aus Stuttgart folgender Notschrei zu:Die Klagen über die Zuchtlosigkeit der Heranwachsenden Jugend nehmen bei uns dermaßen zu, daß das Ministerium sich veranlaßt gesehen hat, eine amtliche Untersuchung über deren Umfang und Gründe anzuordnen. Es ist kein Zufall, daß die schlimmsten Berichte aus solchen Gemeinden kommen, welche durch demokratische oder sozialdemokratische Wühlereien seit langem verseucht sind. In einzelnen Gemeinden ist es soweit gekommen, daß grüne Jungen dem Pfarrer und seiner Frau in einer Kette den Weg versperren und ihnen den Rauch von Cigarren ins Gesicht blasen, daß ein Kaufmann erklärt, seine Familie könne abends ohne Gefahr das Haus nicht mehr verlassen; daß namentlich Mädchen zur Dämmerungszeit sich nicht mehr über die Straße wagen können. Die Schultheißen getrauen sich viel- fach nicht mehr zu strafen; die Polizeidiener sind oft selbst schon wegen Ruhestörung bestraft worden (!) oder so alt und schwach, daß sie nicht gebührend auf- treten können. Nicht anders als aus den vielen Landorten lauten die Berichte aus den Fabrikorten. Zweifellos wird die Regierung scharfe und durch­greifende Mittel in Anwendung bringen müssen, wenn der freche Geist, der jeder Autorität Hohn spricht, gebändigr werden soll."

Unsere Sperlinge. Ueber die Schädlichkeit der Sperlinge sind, wenn auch nicht alle Gelehrten, so doch alle Landwirte einig; für diese sind die Spatzen, was die Otter für die Fischer, nämlich Diebe und Räuber ihres Eigentums. Sie sind wohl Körnerfresser, aber keine Raupenvertilger. Wenn sie anfangs des Frühjahrs an den Oast und anderen Bäumen herumpicken, so ist es ihnen nicht um den Fang von Insekten zu thun, sondern sie suchen das erste Grün der keimenden Fruchtknospen als Lecker­bissen für sich aus, Beweise hiefür können leicht ge­liefert werden, da um diese Zeit in einem Spatzen- magen kein animalisches, wohl aber' vegetabilisches Futter zu finden ist. In der vorgeschrittenen Jah­reszeit, wenn sie Junge aufziehen, vertilgen die Sper­linge wohl auch einige Arten v. Insekten, jedoch eher nütz­liche als schädliche; so fand der berühmte Pomolog Oberdiek (Hannover), der 200 Spatzenmagen uatec- üchte, meist nur Getreidekörner, höchst selten Käfer­larven. Derselbe berechnete auch, daß die Sperlinge auf einer Fläche von 100 Quadratmeilen eines Lan­des gegen */4 Million Scheffel Getreidekörner jähr­lich fressen, was auf Württemberg allein gegen 1 Mil­lion Scheffel ausmachen würde. Derselbe sagt des­halb auch:Wer der Vermehrung der Sperlinge ent­gegentritt , vermehrt die Lebensmittel eines Landes, und wer dies thut, hat Anspruch auf die Dankbarkeit der Menschheit." lind was schaden die Sperlinge erst im Gemüsegarten, auf Kirsch- und Frühobstbäu- meu! In der Ernte aber sind sie den Getreidefeldern, was die Maikäfer und Raupen dem jungen Laub der Bäume. Alles wird vernichtet, ganze Gerstenäcker werden verheert, und ohnmächtig muß der Landwirt diesem Treiben zusehen. Dabei wählt diese Sippe stets einen andern Standort aus, der ihr bei der geringsten Gefahr sofort genügenden Schutz gewährt; sie ist es auch, die ganz besonders durch die Vogel­sprache es versteht, die Ihrigen vor jeglicher Gefahr zu warnen und im Nu ist die ganze Gesellschaft im Dickicht des angrenzenden Waldes, unter Dächern oder auf in der Nähe befindlichen, dicht belaubten Bäumen verschwunden. Aber auch sein freches Benehmen, sein wüstes Geschrei, seine Unreinlichkeic und seine Unduld­samkeit gegen viele unserer nützlichsten Vogelarten sind dazu angethan, ihm den Krieg zu erklären und auf dessen Vertilgung ernstlich Bedacht zu nehmen. Wie häufig sieht man nicht die Spatzen in Fehde mit be­reits eingenisteten Singvögeln liegen, wobei letztere in der Regel den Kürzeren ziehen und die siegreichen Sperlinge alsdann in der Behausung des besiegten Feindes ihr Lager aufschlagen, nicht selten auf bereits

ausgebrüteten Jungen, die sie einfach durch Einträ­gen von Material zur Vergrößerung des Nestes zu- decken und so durch Ersticken oder Verhungern töten. Ein Großgrundbesitzer schreibt über die Spatzen: Einen wirklichen Nutzen hat der Sperling nicht, der­selbe ist im Gegenteil höchst schädlich. Als Besitzer eines ausgedehnten Gartens und als großer Natur- und Bogelfreund hatte ich Gelegenheit zu folgender Beobachtung: Der Sperling vertreibt diejenigen Zug­vögel. welche bei uns brüten, aus ihren Nestern, im Kampfe mit den Sängern ist er immer Sieger. Ev verzehrt nur die kleine, fast unschädliche glatte Blatt­raupe, und diese auch nur dann, wenn ihm Körner­futter abgeht und er Junge hat. Wo gesäet wird, ist auch der Sperling da, um die Samenkörner auf­zulesen und die bereits gekeimten abzubeißen. Bei der Aussaat von Gras muß man stets einen gewissen Prozentsatz für den Spatzen abrechnen. Was er den Landleuten an Getreide vertilgt, entzieht sich aller Beurteilung. Leider haben wir keine durchgreifenden Hilfsmittel, dem frechen Patron zu Leibe zu gehen. Das Schießen ist verboten. seine Schlauheit macht das AussteUen von Fallen und Leimruten fast wir­kungslos. Zur Vertilgung dieser durchweg als schädlich befundenen Vögel si ,d schon manche Mittel empfohlen worden, jedoch hat sich bis jetzt noch kei­nes bewährt. Bor 60 Jahren bestand in einigen deutschen Ländern noch die Auflage für die Gutsher­ren , daß von jedem Morgen Landes der Obrigkeit eine bestimmte Anzahl Spatzenköpfe eingeliefert wer­den mußten. Leider kam man von dieser Verordnung ab und machte der Ansicht Platz, daß der Sperling zu den nützlichsten Vögeln zu zählen sei. Einige Wirkung dürfte wohl immerhin das Aussetzen von Prämien für deren Einfangen haben, wie dies z. B. im Königreich Sachsen schon längere Zeit der Fall ist; am ehesten ließe sich wohl im Winter durch Ein­fangen mit Netzen und Schlägen etwas erreichen. Nach der an das Reichsgesetz, betreffend den Schutz der Vögel, vom Jahr 1888 sich anschließenden K. Verordnung vom 3. Oktober 1890 können Spatzen, mit besonderer Erlaubnis des Oberamts (Z 4) gelö­tet werden. Gesuche um diese Erlaubnis sind seitens der beteiligten Eigentümer. Pächter oder sonstigen Nutzungsberechtigten von Grundstücken bei der Ge­meindebehörde der Markung, auf welcher die der Be- schädigung ausgesetzten Gruuduücke gelegen sind, an-- zubringen. welche dieselben dem K. Oberamte unter Darlegung des Sachverhalts zu übermitteln hat. Wir aber schließen mit der Behauptung:Die Ver­nichtung der Sperlinge ist eine ebenso notwendige wie gerechte Forderung des rationellen Landwirtschafts­betriebs."

Aus Baden, 2. August. Ein lustiger Fall ereignete sich in Petersthal, wo der Eigentümer eines Pferdes, das nicht von der Stelle zu bringen war, das Tier einem Kaminfegerlehrling zu schenken versprach, wenn dieser das Pferd nach Oppenan reiten könne. Der Lehrling bestieg das Pierü, ritt mit ihm davon und langte zur Enttäuschung des Eigentümers glücklich in Oppenau an.

Neue Tr 0 mmel. Bei den neu zu errichten­den vierten Bataillonen wird eine neue Trommel zur einheitlichen Einführung gelangen. Sie hat einen etwas breiteren Kessel und schmälere Reisen, als die bisherige, hat an Stelle der Stellschrauben verzinnte, nicht rostende Schrauben, die sich mit der Hand leicht anziehen lassen, und einen breiten, aus starkem Blech gefertigten Aufleger. Ihr Gewicht beträgt 1 Kgr. weniger als das der alten Trommel, die all­mählich durch die neue ersetzt werden soll.

Ueber eine Vergiftung durch einen llhrschlüssel berichten Berliner. Zeitungen, die für solche, die das gleiche Mittel anzuwenden belieben, zur Warnung dienen mag: Unter den in der Kgl. Klinik befindlichen Kranken befindet sich ein junger Mann, dec sich durch einen Uhrschlüssel eine Blutvergiftung zuge- zogen hat. Der Patient hatte an der Stirn einen sog. Mitesser. Ec vollzog mit einem Uhrschlüssel auf dem ganz gewöhnlichen Wege dieOperation." Schon nach kurzer Zeit empfand er auf der stark geröteten Stirn einen brennenden Schmerz, der eben­so, wie die Rötung schnell zunahm. Der zu Rate gezogene Arzt fand seine Vermutung, daß eine Blut­vergiftung vorliegen dürfte, nach einer Untersuchung des Schlüssels bestätigt; sie ergab das Anhaften von Grünspan. So hat das Messer des Chirurgen ein- greifen müssen, und wenn auch heute jede Lebens-