gefahr beseitigt ist, so Hot der junge Mann, der sich durch das schwarze Pünktchen aus der Stirn belästigt fühlte, in schwerer Weise für seine Eitelkeit büßen müssen.

Vorläufiger Ersatz für Blut. Professor von Bardeleben in Berlin stellte kürzlich in der Gesellschaft der Charitee-Aerzte folgenden Fall vor: Einem 35jähr. Manne wurden durch Ueberfahren mit einem Eisen­bahnwagen beide Beine, das eine bis nahezu zum Knie, das andere noch darüber hinaus, völlig zer­malmt. Er hatte außerordentlich viel Blut verloren und war bei seiner Ankunft im Krankenhause puls- und bewußtlos, die Atmung unregelmäßig und sehr schwach, kurz man hatte den Eindruck eines Ster­benden. Man machte ihm sofort langsam und vor­sichtig in die Armvenen eine Injektion von ca. 2 Ltr. Kochsalzlösung (6 Gramm Kochsalz auf 1 Ltr. Wasser), worauf Puls und Atmung alsbald wiederkehrten. Doch befand er sich in einem schwachsinnigen, halb- delirirenden Zustande, der noch längere Zeit währte und erst allmählich schwand, als sich das Blut er­setzt hatte. Am folgenden Tage wurden die Beine amputiert und später konnte der Patient geheilt ent­lassen werden. Das Leben war also durch Jnjiciren von Salzwasser in großer Menge erhalten worden, ohne daß eine dauernde Störung eintrat. Die vor­her erwähnten Erscheinungen waren die eines beinahe verhungerten Menschen, dessen Organe und insbe­sondere dessen Gehirn mangelhaft ernährt sind, sie würden sich zweifellos bei jedem zeigen, der statt Blut eine solche Masse von Kochsalzlösung in den Adern hat.

Im Alter von 10 l Jahren starb laut Köln. V.-Ztg. vor mehreren Tagen der Auszügler Stauczyk in Bielawy, Provinz Posen. Derselbe besaß eine außer­ordentliche Körperkraft bis in sein hohes Alter und mähte und drosch noch im Alter von 96 Jahren so flott wie ein junger Mann._

Unser Garten im August.

Mit dem August ist der Sommerabend in unse­ren Garten eingezogen. Sinnend stehen wir in sei­nem kleinen Reich. Wo ist der Blütenschmuck von Baum und Strauch geblieben? Er ist abgcfallen, dahin, verweht, hat schwellenden Früchten, leise sich rötenden Beerendolden Platz gemacht. Im nahen Wäldchen drüben ist der muntere Kuckucksrufverstummt; wir hören den so treu mahnenden Wachtelschlag, das Jubilieren der Lerche in den Feldern nicht mehr und Gevatter Storch hat sich mit neuem Familienzuwachs sachte zum Abzug gerüstet oder diesen gar schon an­getreten.

Aber es ist kein kalter, wehmütiger Sommerabend, sondern ein farbenreicher, fröhlicher, denn unser Gar­ten steht noch auf der Höhe seiner sommerlichen Pracht, und besonders in diesem Jahre beugen sich in vielen Tausenden traulicher Gärten und Obsthaine des Va­terlandes die Zweige unter der anmutigen Last der Früchte nieder. Ja, manch Zwerg- und Spalierbäum­chen entwickelte eine solche köstliche Fülle in der Form seiner Früchte, daß wir gut thun, solchen behäbigen Schaustücken ein Ruhesesselchen, als Gegengewichr windsbräutlicher Absichten, in Form eines gestielten oder an Schnüren aufgehängten Brettchens unterzu­schieben. Auch die Weintrauben, die ihre künftigen Eigenschaften von Geist und Blume jetzt aus ihren Blättern empfangen, versprechen, infolge der frühen Blüte und des trockenen warmen Frühlings in vie­len Gauen, besonders Köstliches für den Herbst. Ja, wenn nur die abscheulichen Sperlinge, Wespen u. s. w. nicht wären, die unsere allerschönsten Trau­ben regelmäßig beschädigen oder ruinieren!" Dafür, Verehrteste, giebt es Rat: man hat jetzt Beutel und Düten aus ganz dünnem, wasserdichten, glasartig durchsichtigem Papierstoff, die man einfach als Hülle der Heranwachsenden verlockenden Traube oder Kern­frucht benutzt. Die Hüllen werden oben am Stiel auf praktische Art mit einer kleinen Messingklammer geschlossen, und damit das Fruchtkind der gesunden Atcmluft in seinem freundlichen Gefängnis nicht ent­behrt, sind die transparenten Hüllen noch mit ganz feinen Löchern versehen, die ein Einkrtechen von Insekten nicht gestatten. Es müßte schon ein sehr raffiniertes Geschöpfchen sein, das seine Eier durch die Stigmen des Papiers schöbe, um seiner auskrie­chenden Nachkommenschaft lustige Tage im Hellen Frucht- und Triebhäuschen zu verschaffen. Freund Sperling wird die Geschichte, schon weil er ihr nicht traut, meiden, und die Wespengesellschaft kann höch­

stens ihr zorniges Lied in die, berauschenden Duft spendenden Schalllöcher hinein tuten! Die Wespen, eine schlimme Zugabe des Spätsommers und Herbstes, scheinen übrigens diesmal in vielen Gegenden nicht so zahlreich zur Stelle zu sein wie sonst, die ihren funkelnden Johannis- und Stachelbeerwein selbst kel­tern , haben das mit stiller Befriedigung sofort be­merkt: Das Brutgeschäft ging bei der Trockenheit wohl flau? Daß übrigens diese Obstwespen durch­aus nicht nur schädliche Züge und Thaten im Gar­ten aufzuweisen haben, ist wenig bekannt. Dem scharf forschenden Auge des eifrigen Gartenfreundes, der lebhaften Sinn für alles, was in seiner kleinen Gartenwelt vorgeht, an den Tag legt, wird dieses doch kaum entgangen sein. Ja, was denn? Beobachte, lieber Freund, doch einmal im heißen Sommergarten, wenn andere sich in die kühlsten Räume des Hauses flüchten, das Thun und Treiben der Wespen: da fliegt ein halbes Dutzend der schwarzgelben Scharfbe­waffneten mit mächtigem Summen durch den zierlichen Wald der Spargelbeete. Das geht ja wie im wilden Jäger:

Halloh, Gesellen, drauf und dran!

Jo! Doho! Hussasa!"

Und jeder Hund fiel wütend an,

Was er zunächst vor sich ersah.

Bluttriefend sank der Hirt zur Erde,

Bluttriefend Stück für Stück die Herde.

Halt, nein! Der schlaue Hirt, in seinem hellbe­tupften Röllchen scheint keine Lust zu haben: Beim nahenden schmetternden Jagdhorn dazu z>eht er Arme und Beine an den Leib und läßt sich vom Aestchen herab auf den Boden fallen. Wer denn? Das Spar­gelhähnchen! Aber die Herde knabbert ahnungslos an dem zartgefiederten Spargelkraut; die Larven dieser spargelverwüstenden Käfersippe sinds. Diesen gilt die wilde Jagd. Sobald sie erblickt, stürzen die im Wald zerstreuten Wespen wütend auf sie los. Mit starker Zange wird das vor Schreck starre Opfer im Genick gefaßt und, der quellenden dunkelgrünen Blutstropfen ungeachtet, durch die Luft davon getragen. Plötzlich Rast auf altem Pfahl etwa. Die kraftvolle Zange des Wespenkopfs zerbeißt des jungen Hähn­chens äußere Haut. Dann zerkaut sie den noch leise zuckenden Körper des unglücklichen Opfers zu un­förmigem Klumpen, ohne indeß davon zu fressen. Warum denn? Nun, sie macht den Braten zurecht und weich für ihre zahnlose Brut, die drohen im birnförmigen Gehäuse unterm Dach bei furchtbarem Appetit ihr bleiches Dasein fristet.

D'eser kleine Krieg und Mord geht zu nutze des Spargelbesitzers tagelang fort. Aber auch die verhaßten Blattwespenlarven, die uns die Sta­chelbeeren kahl fressen, werden durch die Jagd der Wespen dezimiert. Hier wird nach meiner Beobach, tung mit Vorliebe die fetteste Larve ausgewählt, mit großer Mühe im kurzen Flug nach einem Stein rc. geschleppt, und dort wird hingerichtet. Die sich leb­haft zur Wehre setzende Larve wird kurzer Hand bei lebendigem Leibe in zwei Teile geschnitten, da die ganze List zum weiteren Flugtransport doch zu groß wäre. Dann frißt die grausame Wespe, der uralten Fischregel eingedenk: am Kopf ist die Ehr, am Schwanz ist mehr! den noch zuckenden Vorder­teil auf, während sie selbstlos das fette Filet durch die Luft auf und davon trägt! Jawohl, häß­lich ist's, aber ein wenig nützlich wird uns die Wespe dadurch doch. Und diese Abschlachtung, die sich in tausend Variationen zwischen vielen andern der klei­nen Sommergäste wiederholt, geht in unmittelbarer Nähe des friedlichen Blumenreiches vor sich.

Wie herrlich und stolz ziert jetzt die Georgine und Dahlie den Garten; es ist eine etwas kalte, starkzügige Schönheit, das ist wahr; aber schön bleibt sie für alle Zeiten, wenn sich in Farbe und Form auch die Modeliebhabereien inbezug auf sie stets ändern. Ist es denn eine alte deutsche Blume, die so sinnig ans leise Nahen des Herbstes mahnt? Nein, sie ist eine stolze Mexikanerin, und kein mittelalter­liches Burggärtchen hat sie jemals gesehen. Zum er­stenmal geruhte sie im Jahre 1784, also zwei Jahre vor dem Tode desAlten Fritz", über das Weltmeer nach Europa, und zwar nach Spanien, zu segeln. Aber erst Anfangs dieses Jahrhunderts wurde sie in den deutschen Gärten heimisch; sie verblühte zwischen den Leichenfeldern, die uns der große Korse schuf! Heute existiert sie wohl in mehr als 2000 Spielarten.

Neben dem erneut erwachenden Flor der benga­

lischen Noisette- rc. Rosen steht die liebliche Fuchsie in entzückender Pracht, umringt vom traulichen Reigen des bunten Gemisches der Aster. Auch die Fuchsie ist keine deutsche Blume, sondern ein südamerikanischec Strauch, der besonders als Topfvflanze überall be­liebt, mit seinen reizenden Glück Heu in) Glocken, selbst vom Fenster der ärmlichsten Hütte aus, einen Strahl von Freude um sich breitet. Se läßt sich seift im August noch durch Stecklinge f >rkpfla,izen.

Wer sich eine rechte Freude bereiten null, mag jetzt auch Reseden zum Winterflor in Töpfe säen. Die Saat von Stiefmütterchen kann nur ins freie Land erfolgen.

Im Gemüsegarten sammelt die umsichtige Hand jetzt schon Samen, aber nur die beiten und rcifften. Abgeerntete Beete werden nach Bedarf und Plan gedüngt, umgegraben und wieder mit Salac, Kohl­rabi u. s. w. bepflanzt, oder aber mit Herbstrüben, Spinat oder nochmals mit Erbsen besäec. Es sollte kein Winkelchcn des Gartens unbenutzt liegen bleiben Man sorge jetzt für Einmachgnrkcn und -Lohnen, weil sie in diesem Monat den reichsten Ertrag liefern, also am billigsten sind. Man binde Endivien, bleiche Salatsellerie und ernte die abgewelkten Zwiebeln. Eine Ehrenpflicht ist's, die Kohlbeete energisch von den Kohlraupen freizuhalten. Man suche schon die Eier, die in Häufchen an den Blättern hängen, zu vernichten, nicht erst die durch Fraß herangemästeten Raupen. Allenthalben sollten auch die Schmetterlinge selbst, die Kohlweißlinge, abgefangen werden. Am thauigen Morgen sitzen sie still auf verschiedenen niederen Pflanzen. Besonders die Schuljugend kann auf Anregung umsichtiger, das Gemeindewohl pfle­gender Lehrer, darin Erstaunliches leisten. Als nach­ahmungswertes Beispiel sei hier auigesührt, wie der Gattenbauverein zu Dülken am Mittelrhein im vori­gen Jahre Prämien für cingelieferte tote Schmetter­linge, und zwar für je 100 Stück 1 , aussetzte;

außerdem noch eine besondere Prämie von 1 ^ für die größte eingelieferte Zahl. Es wurden ihm im ganzen durch Schulkinder 45 000 der hochschäo ichen Weißlingsfairer eingeliesert. Rechnen wir, daß da­runter sich bloß 22 500 Weibchen befanden, die ihre Eier noch nicht abgelegt hatten, so hat dieser eine Gartenbauverein in einem Sommer das Leben und schädliche Wirken von ca. 2'/i Million gefräßiger Raupen im Keime erstickt. Das Töten der Tiere geschah ohne Quälerei durch einen raschen Druck auf den Brustteil. In lobenswerter Weise sind schon viele weitere Vereine dem Beispiel gefolgt.

Heinrich Frhr. von Schilling.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 5 Aug. Kartoffelmarkt. Zufuhr 590 Ztr. Preis 4 bis 5^l per Ztr. Krautmarkt. Zufuhr 2900 Stück. Preis per 100 Stück 2530

Mostobstmarkt. Zufuhr 100 Ztr. Fallobst. Preis per Zentner 2 20 ft

Konkurseröffnungen. Johannes Amanu, Söldner in Hörenhauscn, Gde. Siehen, OA. Laupheim. Karl Horn­berger, Uhrcnmacher in Mössingen. Robert Gminder, Krä­mer und Bäcker in Eschenau (Weinsberg). August Hornber­ger, Schneidermeister in Horb. Ludwig Scheck, Kaufmann, in Firma A Koch's Nachfolger, in Neckarthailfingen. Josef Schlecht, Bäcker in Gunningen (Tuttlingen.) Friedrich Jungk, Wirt und Bierbrauer zum Kreuz iu Langenau. Wilhelm Friedrich Wessinger, Steinhauer von Birkeufeld, entwichen.

Nürnberg, 1. Aug. (Hopfen.) Für die jetzt mehr aus der württembergischen Bodenseegegend als aus Steiermark eintrcffenden Probesäckchen neuer Hopfeu werden noch immer 4 M. für das Pfund verlangt. Es zeigt sich aber wenig Kauflust dafür, vielleicht mit verursacht durch die unreife Be­schaffenheit dieser Ware.

karautirt maschächte A-mmrrstiiffe L 7s Pf. bi, M. 2.6s. p. Mir. in ca. 2800 verschied, neuesten Dessins u. besten Qualitäten, ttrrxkln, Lauriuxarn« unck 6d«viots ä. Mk. 1.75 Pf. per Mtr.

versenden jede beliebige einzelne Meterzahl direkt an Private Buxkin-Fabrik-DSpSt Osttinzsr L Lo., kraukkurt a. H. Neueste Mnsterauswahl franko in's Haus.

Heiserkeit, Verschleimung

usw. und glauben, daß diese Uebel, wie sie kommen, von selbst »Hk wieder vergehen. Doch hat man­

cher dieses Abwarten mit einer nachher unheilbaren Krankheit und Siechtum bezahlen müssen. Ein einfaches Mittel, Zrrlus- Louboll, genannt, zur rechten Zeit angewcndet, bewahrt vor solchen schweren Leiden und sollte es Niemand versäumen, der an hartnäckigem Katarrh leidet, diese unschädlichen diäti- schen Bonbons anzuwenden. Zu haben in Palleten L 25 -t und 50 ft in roten Schachteln LI.« in den Apotheken und Droguerien. Nieder!, bei H. Lang in Nagold, M Gel­ten dort in Unterjettiugen und Ad. Frauer in Wildbcrg.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. - Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.