Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezkk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal: DienSt.g, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 ->, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 Monats-Abonnement nach BerhältniS.

Dienstag 8. August

ZnseritonS-Äeblihr für vte Ispatltge Zette au»

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1893

A M 2 l i ch k ». Bekanntmachung,

betr. die Quittungskarten für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung.

Unter Bezugnahme auf den Minist.-Erlaß vom 17. Oktober v. Js. (Minist.-Amtsbl. S. 462) werden die Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung beauf­tragt, die im Wege des Umtausches an sie abgege­benen alten Quittungskarten, gleichviel mit dem Namen weicher Versicherungsanstalt sie ausgestellt sind. in einem Packet als Einschreibesendung mit der Post oder bei größerem Gewicht als versichertes Frachtgut spätestens bis 10. ds. Mts. hieher eiuzuseudea. Die abgegebenen Quittungskarten verstorbener und aus- gewanderter Personen sind in besonderem Umschlag beizulegen.

Sind keine Quittungskarten abgegeben worden, so ist Fehlanzeige zu erstatten.

Nagold, den 4. August 1893.

K. Oberamt. Vollmar, Amtm.

Die Güterbuchsbeamten des Bezirks

werden beaichragt, längstens bis zum

1. Oktober d. Js.

ober die Erledigung des Güterduchsänderungsge- fchäsls in ihren Gemeinden hieher zu berichten, even­tuell sind die der Erledigung entgegenstehenden Hin­dernisse anzuzeigen.

Nagold, den 5. August 1893.

K. Amtsgericht.

_Oberamtsrichter Sigel.

Die erledigte evangelische Pfarrei Oberjettingen, Dekanats Herrenberg, wurde dem Pfarrer a. D. Wurm in Stuttgart übertragen.

Zages- Wenigkeiten.

Deutsches Weich.

H Nagold, 7. Aug. Im Waldhorngarten hielt gestern der hiesige Militär- und Veteranenverein eine seiner jährlichen Hauptversammlungen, verbunden mit einer Wörthfeier ab, zu welcher sich die Mit­glieder mit Familie recht zahlreich emgefnnden hatten. Vorstand Reich begrüßte die Anwesenden, wobei er bemerkte, daß die Versammlung ganz dem Andenken der Schlacht bei Wörth und dem gemütlichen Zu­sammensein der Vereinsmitglieder gewidmet sein soll, wozu namentlich das Mitwirken des Militär-Gesang- wereins beitragen werde. Zur Einleitung der Feier fang sodann der Gesangverein einige Lieder. Hierauf wies Herr Gukelberger, der Dirigent des Gesang­vereins, in kurzen, markigen Worten auf den Haupt­erfolg des siebziger Kriegs hin, nämlich auf die mit blutigen Opfern gekittete Einigung von Nord und Süd, zu welcher namentlich auch die Schlacht bei Wörth, wo zum erstenmal Norddeutsche und Süddeutsche Schulter an Schulter kämpften, bei­getragen habe. Mit einem Hoch auf das einige deutsche Vaterland und mit dem Wunsch, die junge Generation möge zur Erhaltung dessen, was sie von den Vätern ererbt habe beitragen, schloß der Red­ner. Nach ihm trug ein Vereinsmitglied in kräftigen Worten ein den Gang des Kriegs kurz zusammen- fassendes Gedicht vor. Zum Schluß gab noch ein zweiter Veteran Selbsterlebtes zum besten. Er wies namentlich auf den großen moralischen Erfolg der Schlacht bei Wörth hin, der vielleicht mehr wert gewesen sei, als manche der kommenden Siege Durch Erheben von den Sitzen wurde das Andenken der im Krieg Gefallenen geehrt. Die Pausen füllte

der Militärgesangverein mit Gesang:svorträqen aus, die immer wohlverdienten Beifall fanden Wir möch­ten zum Schluß allen denen, die zum Gelingen der Feier beigetragen haben, besonders den Rednern und dem Gesangverein, auch an dieser Stelle für ihre Mühe danken.

Rottenburg, 4. Aug. Hr. Fidel Holzherr, Mühlebesitzer hier, verkaufte an Viehhändler Baisinger von Bruchsal eine Kuh mit dem 2. Kalb trächtig um die respektable Summe von 402 Mark.

Stuttgart, 5. Aug. Gestern wurde hier Johs. Brenner, Schreiner von Kuppingen,. Herrenberg, iestgenommen, welcher wegen Brandstiftung von der K. Staatsanwaltschaft Tübingen steckbrieflich verfolgt ist.

Beim diesjährigen Volksfest in Cannstatt, das bekanntlich vom 27. September bis 1. Oktober statt- indet, wird daraus Wert gelegt, daß die Bauern in ihren Trachten erscheinen, und die landwirtschaftlichen Bezirksvereine, welche aufgefordert sind, je eine De­putation bis zu 10 Mann zu senden, werden nun­mehr eingeladen, dieser Deputation auch eine Ver­tretung des Bezirks durch erwachsene männliche und weibliche Personen in der Volkstracht beizugeben. Bekanntlich ist das heurige Volksfest das erste un­ter der Regierung König Wilhelms II. und es soll daher auch mit besonderer Festlichkeit begangen werden.

lieber das Ernte-Ergebnis in Württemberg wird von zuständiger Seite berichtet: Abgesehen vom Heuausfall werden wir ein gutes Jahr haben. Das Korn, mit dessen Ernte überall schon begonnen wurde, verspricht einen guten Ertrag. Die Obst­ernte wird mittelmäßig bis gut werden; der Wein wird an Menge mehr liefern als nach dem Frost vom 6. Mai befürchtet wuroe, und die Güte des Jahrgangs dürfte ganz hervorragend werden. Die Kirschenernte hat namentlich ein vorzügliches Ergeb­nis geliefert; in Winnenden kamen Heuer 102 000 Kilogramm gegen 68000 im Vorjahr zur Verladung, also über 30 Prozent mehr.

Künzelsau, 31. Juli. Auch die bürgerlichen Kollegien von Künzelsau haben beschlossen, die elekt­rische Beleuchtung einzurichten.

Nürtingen, 3. Aug. Nach einer Mitteilung des Hrn. Seminarrektors Beckh in derVolksschule" über die Jubiläumsfeier des hiesigen K. Schullehrer­seminars ist diese nun definitiv auf den 25. d. M. festgesetzt.

Bebenhausen, 2. Aug. Seine Maj. der König ist heute Nachmittag mittelst Extrazugs in Tübingen eingetroffen und hat Sich mit Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Pauline sofort zu Wagen hieher begeben.

In Karlsruhe schenkte ein Ungenannter der Stadt zur Verwendung für arme kränkliche Schul­kinder 10 000

Der Herzog Ernst Friedrich von Sachsen- Altenburg beging am 3. d. M. sein 40jähriges Regierungsjubiläum.

Gotha, 5. Aug. Amtlich. Am 1. Aug. abends wurde Herzog Ernst von einem leichten Schlaganfall betroffen. Die Krankheitserscheinung ist in der Bes- serung begriffen, so daß vollständige Genesung zu erwarten ist. (Herzog Ernst II. ist geboren 1818, somit 75 Jahre alt.)

Berlin, 3. August. Zufolge offiziöser Ankün­digung sind zur Deckung der Kosten der Militär­vorlage sowie, zur besseren Gestaltung finanzieller Verhältnisse Preußens zum Reiche 200 Millionen neuer Reichssteuern erforderlich.

Die Konferenzen der Finanzminister der verbündeten Regierungen Deutschlands werden in Franfurt a. M. am nächsten Dienstag (8. August) beginnen und im Sitzungssaal des ehemaligen Palais des Bundestags in der Eschenheimer Gasse, der je­tzigen Oberpostdirektion, stattfinden.

Der Entschluß des Prinzen Max von Sachsen, der militärischen Laufbahn zu entsagen und in Eichstädt sich der Vorbereitung für den geistlichen Stand zu widmen, soll auf eine hoffnungslose, tiefe 'Neigung des Prinzen zu einer dem deutschen Kaiser­hause sehr nahestehenden und mit ihrer Mutter in Dresden lebenden schönen und liebenswürdigen Prin­zessin zurückzuführen sein. Die aus konfessionellen Rücksichten sich ergebenden Schwierigkeiten hätten, schreibt man der K. Ztg. aus Sachsen, die Erfüllung seines Herzens-Wunsches unmöglich gemacht. Es ist somit von der jüngsten Schwester der Kaiserin, der Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein, die Rede, welche mit ihrer Mutter vor kurzem aus Dres­den zum Besuche des Kaiserhofes herübergekommen war. Damals sprach man von einer beabsichtigten Verbindung dieser Prinzessin mit dem Herzog von Genua, der zu gleicher Zeit als Gast des Kaisers in Berlin weilte.

Kriegervereinssache. Es sind Zweifel darüber entstanden, ob ein Ersatzreservist, welcher den Fah­neneid geleistet, aber noch nicht geübt hat, als Mit­glied eines Kriegervereins ausgenommen werden kann. Der Bundesvorstand macht darauf aufmerksam, daß 1888 sämtliche Mannschaften des Beurlaubtenstandes, darunter auch Ersatzreservisten, welche noch nicht ge­übt hatten, anläßlich des Thronwechsels bei den Kontrollversammlungen vereidigt worden sind; er hält diese Ersatzreservisten aber erst dann aufnahme­fähig, wenn sie zur Uebung einzogen waren.

Französische und russische Politiker haben wieder­holt die Meinung geäußert. Deutschland werde früher als feine beiden großen Nachbarn wirtschaftlich den Atem bei der Fortsetzung seiner militärischen Rüstungen verlieren. Eine der interessantesten Untersuchungen stellte vor einigen Jahren ein höherer russischer Offizier an, welcher berechnete, ob und wie die europäischen großen Heere der Jetztzeit im stände seien, ohne rus­sisches Korn einen längeren Feldzug zu führen, be­sonders wenn französische Kreuzer noch den Deutschen amerikanische Zufuhren abschnitten. Ich erinnere mich ferner, wie bei den Besprechungen über den deutsch­österreichischen Handelsvertrag als Argument für ihn u. a. angeführt wurde, Deutschland brauche im Kriegs­fall die österreichisch-ungarischen Kornkammern. Also der Gedankengang von einerAushungerung Deutsch­lands" ist unter gewissen Umständen nicht neu, und die russische Regierung wiederholt nur schon ander­weitig Gedachtes, wenn sie in ihren Zollverhandlungen mit Deutschland darauf anspielte.

Die Nachricht, daß bei der Reichsfinanzreform die Tabakfabrikatsteuer eine hervorragende Rolle spie­len werde, wird von derPost bestätigt. Herr Mi­guel hoffe, durch Ermäßigung der Jnlandssteuer und Belastung des Tabakzolls auf seiner heutigen Höhe nicht allein die beteiligten Regierungen, sondern auch die wirtschaftliche Bereinigung für die Fabrikatsteuer zu gewinnen. Es soll thatsächlich die Absicht beste­hen, denbeweglichen Faktor" 'bei der Reichssteuerre­form mittelst der Tabakfabrikatsteuer zu gewinnen.

Berlin, 4. Aug. Die Einfuhr von Verschnitt­weinen nach Deutschland betrug im Jahr 1892, nach der Nordd. Allg. Ztg. 11443 200 Kilogr., woran