Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberarms-Bezirk Nagold.
D 87.
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Donnerstag 27. Juli
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1893.
Die Volksschulstelle VII, 4 in Stuttgart wurde Semiuaruuterlehrer Carl in Nagold übertragen.
dem
Gestorben in Amerika: Michael Burghard aus Spielberg in Ncwark, N.-J; Christine Binder aus Schön- bronu, 63 I., in Philadelphia, Pa.
Ga-ges- WsuigLe iten.
ZentsiHes Weich.
> Altenstcig, 23. Juli. In hiesiger Stadt- krrche wurde heute das JahreSmisstonssest abgehalten, das auch von den Landbewohnern sehr zahlreich besucht war. Stadtpsarrer Hetterich predigte an Hand der Bibelstelle Lukas 17,5 6 über die Macht des Glaubens und woran sich der Glaube Hallen soll. Nach der Predigt verlas er die im letzten Jahr cingegangeucn Einnahmen des Bezirksvereins Altensteig sür Mission. Dieselben betrugen, das Opfer vom letzten Missionssest in Simmersfeld im Betrag von 143 ^ mit cingeschlossen, 940,90Ausserdem sandle der hiesige Frauenverein noch verschiedene Arbeiten an das Zentralkomüe in Stuttgart. Missionar Pep er von der Brüdergemeinde sprach hieraus über die Mlssionslhätigkeit oer Brüdergemeinde, den Text Römer 1,16 zu Grunde legend, lieber die Missionsthäliakeir der Brüdergemeinde in Alaska verbreitete sich Redner eingehend, schilderte das Land nach Grütze und Einwohnerzahl, Enrags- sähigkeit, als günstig für Einwanderer; das Volk. (Eskimo), klein von Person und arm an Geist, haß- lrch, zeige keine Spur von Zivilisation, wie ihre Wohnungen, ihre Leoensart und ihre Tuten bezeugen. Zauberpriester saugen das Volk ans. Bei diesem Bolk habe die Bräsergemeinde ihre Missions- thäugkeic mit bestem Erfolg begonnen und die Lehren des Evangeliums werden mit Freuden und dankbar ausgenommen. Nachdem Redner noch übsc die Mission in Surinam gesprochen, trat der 3. Redner, Missionar Lehmann aus, welcher lange ans der Goldküste Afrikas gewirkt hatte. Er legte seiner Missionspredigt den Text Apostelgeschichte 16,9 10 zu Grunde. Nachdem er in beredter Weise noch über die Schwierigkeiten der Missionsthätigkeit in Afrika gesprochen, legte er jedem Zuhörer warm ans Herz, die Mission auch so weit es ihm möglich sei, nach Kräften zu unterstützen.
Psalzgrafenweiler, 20. Juli. Der Ortsaü- walt Bohnet in Oberwaldbach fand gestern Abend einen jähen Tod. Er war vom Abschied eines Lehrers, da er sich nicht wohl fühlte, bald nach Hause zurück- gekehrt. Als er noch einmal zur Thüre hinausging, stürzte er, wohl infolge eines Schlaganfalls, die Treppe hinab, wo ihn die Seinigen bewußtlos auffanden. Nach wenigen Stunden starb der Verunglückte.
In Stuttgart hat der Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notstandsfällen auf dem Lande ein Gabenverzeichnis veröffentlicht, laut welchem bisher 37 219,82 zur Bekämpfung der Futternot eingegangen sind. Bisher sind von den eingegangenen Gaben 12 040 an Unterstützungen verausgabt worden.
Stuttgart, 22. Jnli. Gestern Abend fand im Bürgermuseum die Gründung eines „Schwäbischen Handwerkerbundes" statt, der mit dem Württ. Schutzverein der Kaufleute und den Landwirten zusammen einen Bund des Mittelstandes bilden soll, dessen drei Glieder getrennt marschieren, aber vereinigt schlagen sollen. Etwa 180 Handwerker waren zugigen. Hr. Albert Treiber hielt die Eröffnungsrede
Ein Ausschuß
und hatte die Statuten entworfen, von 15 Mitgliedern wurde gewählt.
Stuttgart, 24. Juli. Durch die Blätter gehen Angaben über Aenderungen im Manöverplan. Die Uebungen zwischen dem 13. (württ.) und 14. (bad.) Armeekorps sollen aufgegeben sein. Die 26. (1. württ) Division soll bei Stuttgart, die 27. (2. württ.) Division bei Wangen und Leutkirch je für sich üben. Jede Division soll sür sich Parade vor Kaiser und König haben. Die Garnisonsübungen sollen ausgedehnt werden, so daß die Truppen nach den mit gemischten Waffen zu haltenden Felddiensten jeweils in die Garnison zurückkehren würden. All dies wird mit mehr oder minder großer Bestimmtheit behauptet. — So viel wir jedoch hören, schreibt der „Sch. M.," ist bis jetzt keinerlei den bisherigen Manöverplan abändernde Bestimmung ergangen.
Heilbronn, 22. Juli. Es dürfte von allgemeinem Interesse sein, darauf hinzuweisen, daß Händler die augenblicklich schwierige Lage unserer Landwirte nicht benützen dürfen, und deren Vieh für lächerliche Schleuderpreise abzukausen. Solches fällt unter Z 302 a des jetzigen Wuchergesetzes und wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten und zugleich mit Geldstrafe bis zu 3000 bestraft.
Eßlingen, 22. Juli. Der Ausschuß der deutschen Turnvereine hat in einer Sitzung zu Regens- burg am 18. ds. beschlossen, dem Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden der deutschen Turnerschaft Theodor Georgii von hier (gestorben 1892 in Wil- helmsdors) ein Denkmal zu errichten, das auf der Maille hier Aufstellung finden soll.
Eßlingen, 23. Jnli. Infolge der reichlichen Regen der letzten Zeit hat das Oehmdgras und Grünsutter sich ungemein rasch entwickelt. Unsere Viehbesitzer, welche auch ausgedehnten Gebrauch von den durch die staatlichen Behörden und die Gemeindeverwaltungen angebotenen Kcaftfuttermitteln machen, verkaufen der Fntternot halber kein Vieh mehr. Die Fleischpreise gingen deshalb auch wieder rasch in die Höhe. Rindfleisch kostet per Pfund 50, Kalbfleisch 60 Pfg. Kartoffeln und Gemüse stehen — mit Ausnahme von Kraut — gleich schön und gesund. — Hasen, Spatzen, Wespen und Hornissen sind in der Zeit der Trockenheit so gediehen, daß sie an- fangen, zur Plage zu werden. Große Spatzenflüge und Hasenrudel setzen den Bauer in Schrecken, die Wespen und Hornissen den Weingärtner. Unsere Stadtverwaltung hat schon vor Wochen für Einlieferung eines Wespennestes 30 Pf. und für ein Hornissennest 50 Pf. Belohnung ausgesetzt, und namentlich die Jugend geht — meistens zur Nachtzeit — eifrig auf die Jagd, so daß die Stadtkaffe schon
Brandfälle: In Nehren das Wirtshaus zum „Löwen"; in Wehingen das Haus des Anton Mayer sowie das Nachbargebäude: in Jrslingen (Rottweil) das Anwesen des Sebastian Hetzel.
Der 14. deutsche Feuerwehrtag ist am Sonnabend in München zusammengetreten. Vormittags wurde in der Schrannenhalle eine Ausstellung von Feuerlöschgerätschaften eröffnet. Gegen 6000 Teilnehmer aus ollen Teilen des Reichs und aus Oesterreich, welche am Sonntag an dem veranstalteten Festzuge reilnahmen, sind eingetroffen.
Aus Koblenz verlautet jetzt bestimmt, daß die Brigade- und Divisionsmanöver des 8. Armeekorps in der Eifel und auf dem Hunsrück wegen des dort herrschenden Wassermangels aufgegeben werden sollen. Die Truppen werden in der Nähe von größeren Garnisonstädten üben und dann per Eisenbahn zur Kaiserparade nach Trier gebracht werden. Die Kaisermanöver des 8. gegen das 16. Korps werden am 6. September beginnen.
Löbau i. S., 22. Juli. Die „Oberlausitzer Ze'tung" berichtet: Laut einem hierher gelangten Schreiben der Reisebegleiterin der Tochter Emin Paschas aus Bagamoyo, Fräulein Lies Bader, lebt Emin Pascha noch, unter befreundeten Arabern, ist aber total erblindet. Er erwartet dort die nötigen Mittel, um die Reise nach der Küste anzutreten, für welche er eine Dauer von sechs Monaten in Aussicht nimmt.
Wenn sich das, was aus Thorn gemeldet wird, bestätigt, so bezahlt die deutsche Regierung das militärfreundliche Verhalten der Polen teuer! Aus Thorn hört man nämlich, daß von der Regierung an verschiedene Schulinspektionen die Anfrage ergangen sei, wie sich die Wiedereinführung des polnischen Unterrichts in den Schulen polnischer Gegen- den am geeignetsten bewerkstelligen lassen werde!
Der Futterversandt aus den östlichen Provinzen Deutschlands nach dem notleidenden Westen hat seit etwa einer Woche begonnen und nimmt täglich wachsende Dimensionen an. Was für Materialmengen das Ernte-Ergebnis der Landwirtschaft des Ostens zur Verfügung gestellt hat, wolle man daraus ersehen, daß der Andrang zu den Bahnstationen ein derartiger ist, daß oft auf langen Slraßenzügen der Verkehr stockt. Es werden ganze Elsenbahnzüge mit Heu expediert, von denen jeder einzelne Wagen bis zu 50 Zentner Heu ladet. Und dabei werden die Zufuhren eher größer als geringer. Die Beamten müssen vielfach über ihre gewöhnlichen Dienststunden hinaus arbeiten, um den Verkehr bewältigen zu können.
Radauversammlung in Berlin. Eine am Freitag abend in Martans Salon in Berlin stott-
gegen 1000 für eingelieserte Nester zu bezahlen i ^arrans «mon m «erun ^
hatte. Die Prämie für ein Wespennest wurde nun der Christlich-sozialen in
auf 10 M berabaesekt welcher Bäcker über die Wahl in Neustettm sprach,
l -ps. y g I tz. hat zu stürmischen Auftritten geführt, wre sie die
Weinsberg, 24. Juli. Eine wahre Freude ist , Reichshauptstadt wohl noch nicht erlebt hat. Stöcker es, einen Gang durch unsere Weinberge zu thun und j wurde bei seinem Eintritt in den Saal statt des Bei- die herrliche Entwicklung des Weinstocks u. der Trauben > falls mit Gejohle empfangen, denn wohl die Hälfte zu sehen. An den Stellen, wo der Frost nicht ge-; der Anwesenden waren Anhänger Ahlwardts. Nur schadet hat, ist ein Traubenreichtum und eine Größe i mit vieler Mühe konnte der Hosprediger a. D. seinen der Beeren zu sehen wie schon lange nicht mehr, und 'j Bortrag, indem er sich aufs Schärfste gegen das findet man vielfach schon Trauben, welche sich gefärbt Demagogentum Ahlwardts wandte, zu Ende bringen, haben und zum Teil weich sind, so daß wir Heuer Die stärksten Gemeinheiten wurden ihm zugerusen; einen Ausstich erwarten dürfen, wenn in die Fort- z eine ganze Anzahl Antisemiten wurden an die Luft entwicklung der Trauben kein Hemmnis gelegt wird, j gesetzt. Den Höhepunkt des Lärmes erreichte die Bei gutem Fortgang dürste der Herbst diesmal schon j Versammlung, als der antisemitische Führer Bodeck in den September fallen. ' auftrat und erklärte, Stöcker müsse sich doch schämen,