fall fest, doch bleiben konnte das Kind nicht, weit diese AnstaltKinder unter einem Jahr" nicht aus­nimmt. Das wimmernde Kind blieb die ganze Nacht ohne ärztliche Hilfe, die arme Mutter konnte keinen Arzt bezahlen. Am Dienstag Morgen ging sie mit dem kranken Kinde nach der Charitee, dort wurde dasselbe nicht ausgenommen, weilalles überfüllt sei". Die Mutter ging noch in zwei andere Krankenhäuser, wurde aber hier gleichfalls abgewiesen. Nachdem sie bis nachmittags mit dem kranken Kinde umher- gcirrt, kam sie nach der Schlafstelle zurück. Das Kind lag schon seit Stunden im Sterben. Der schwere Todeskampf dauerte noch 2 Stunden, dann war es erlöst.

Vorsicht beim Unterschreiben. Seit ca. l'/s Jahren suchen Firmen aus Berlin. Leipzig und Dres­den namentlich kleinere Ladenhalter auch in den ent­legensten Straßen und in den unbedeutendsten Stadt chen in folgender Weise zu beschwindeln. Ein ge­wandter Reisender erscheint bei den Ladenbesitzern mit der Bemerkung, daß ihr Geschäft ihm empfohlen worden sei als geeignet, um den Alleinverkauf seiner bestrenommierten Selsen und Parfümerien zu über­nehmen. Seine Firma würde die Reklamekojten (An­noncen) allein tragen und da er 50«/o Rabatt ge­währe, sei ein sehr schöner Verdienst für den Bestel­ler sicher. Zuerst ist eigentlich die Rede blos von Seifen und erst wenn der Besuchte sich zu einem kleinen Versuch" bereit erklärt hat, wird daraus gedrungen, auchversuchsweise" eineKleinigkeit" in denso viel begehrten" Parfümerien mit aufzu- geben, deren Umtausch gegen Seife zugestanden wird. Der Reisende hat gedruckte mitSchlußnota" überschriebene Zettel, auf denen seine Artikel alle verzeichnet sind und auf denen er rasch eine ihm be­liebige Zahl vor jeden Artikel setzt und den Bestel­ler bittet,er möge nun, damit es wegen des Annon- cierens keinen Irrtum gebe, seine Firma selbst da­rauf schreiben." Ist dies geschehen, so verläßt der Reisende unter Hinterlassung einer gleichlautenden Kommissions-Kopie so schnell wie möglich das Lokal und den Ort selbst. Wenn nachher der Besteller die Kommissions-Kopie näher ansieht, so findet er, daß er nicht für ^ 20. bis 30. Seife, das Dzd. s. 50 oder 60 bestellt hat, wie er meint, sondern daß als dritter Artikel 1015 Dzd. Seifen ü 6.

dann 610 Dzd. Parsume-Flaschen ü vtL 12. und 18. notiert sind, alles im Betrage von

225 bis -/A 350.. Alle Versuche, den Auftrag zu annullieren, sind vergeblich, das Haus besteht auf der Lieferung und der Besteller muß in­nerhalb 3 Monaten bezahlen, sonst wird er gericht­lich dazu gezwungen. Will er strafrechtlich Vorgeh­en, so kann er nur gegen den Reisenden als Be­trüger, nicht gegen das Haus, dessen Schlußnota er unterschrieben htt, den Strafantrag stellen Also Vorsicht im Unterschreiben von Aufträgen!!

Einen entsetzlichen Selbstmord verübte dieser Tage der 15jährige Schüler der 3. Gymnasialklaffe in Klattau (Böhmen) Joseph Na der aus Karlowitz, indem er von dem 48 Meter hohen historischen schwar­zen Turm herabsprang und mit zerschellter Hirnschale tot liege» blieb. Der Selbstmörder halte sich von dem Turmwächter eiu Fernrohr ausgeliehen, lange die Gegend betrachtet, dann auf den Ringplatz herab­geblickt, das Fernrohr beiseite gelegt und gewartet, bis einige eben kommende Frauen vorübergeganqen waren. Bevor ihn noch der Wächter zurückzuhalten vermochte, war er dann über das Geländer gesprungen. Das Motiv des Selbstmordes ist schlechter Studien­fortgang.

Handel 6 Verkehr.

Der Heuertrag in Württemberg. Württemberg besetzt etwa 283 578 Hektar Wiesen, von welchen in ordentli­chen Jahrgängen 27285 90V Ztr. Heu im Durchschnitt geern­tet werden können (vom Hektar 96,22 Ztr). Berechnet man den Z-mner nur zu 1 60 -4 durchschnittlich, so ergiebt dies

die schöne Summe von 43657 454 -K. Der hier angesetzte .heupreis entspricht dem Durchschnitt des Heupreises, welcher de, tll Musterschätzungen in Württemberg hauptsächlich mit Rücksicht auf den Nntzungswert zur Anrechnung gekommen ist. Als Ertrag der reichen Weiden, w'lche 6450 Hekt. umsassen, sind 3 9 656 Ztr. Heu zu verzeichnen, mithin dem Hektar nach 40,56 Ztr., und der Wert dieses Ergebnisses beträgt 5ll 450 Bon 62 I3l Hektar geringen Weiden ist der Heuertrag auf 6213l0Ztr. zu schätzen <1 Hekt. liefert 10 Ztr.t, welche, wenn man wie vorhin 1 60 für den Ztr. ansetzt, 994 096

Wert haben. Demnach kann unser Schwabenlaud von 352 159 Hkt. Wiesen rc. zähclich 28226875 Ztr. Heu im Durchschnitt mit einem Gesamt "ert von 45163000 - einernteu. Unter den Wiesen sind 21,9»jg als nur einmähig anfgesüh.t, welcher Prozentsatz sich aber durch fortwährende Verbesserungen von Jahr zu Jahr verminderte. Als Landesmittelertrag der zwci- mähdigen Wiesen sind 90 Ztr. Heu und Oehmd vom Hektar anzusetzen. Unsere Wiesen nehmen etwa 14,6chg der Landes- oberfläche ein, welch letztere bekanntlich 1950 369 Hekt. oder

19503,7 Quadratkilometer oder 354,287 Qnadratmcileii be­trägt. Die meisten Wiesen besitzt wohl der Bezirk Geradronn, nach ihm kommen die Qberämter Ellwangen, Ravensburg, Sanlgau, Biberach, Waldsee. Hall, Oehrinzen, Riedlingen, Wangen, Crailsheim, Leutkirch, Gaildorf n. s. w. Von der Stadt Stuttgart wissen wir, daß sie die kleinste Wiekensläche ausweisen kann, was natürlich leicht erklärlich ist. Deutschland erntet im Jahr durchschnittlich 17 776 125 Tonnen Heu (L 1000 Kilogr.) von 5 916000 Hekt. ( iioj der Oberfläche) ange­bauter Wiesen. In dem Laufe dieses Jahrzents gab es 10 518 ooo Hekt. Wiesen und Weiden daselbst oder 19,5°/o der Oberfläche.

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Berancwortlicher Redakteur Stcinwandel in Nagold. Druck uno Verlag der G. W. Za i s e r's ch e n Bnchdruckerei.

Amtliche und Privat-Belarmtmachunge«

K. Staatsanwaltschaft Tübingen.

Zurücknahme

des am 16. Januar 1891 vom K. Amts­gericht Nagold gegen den Zimmermann Matthias Wackenhut von Bösingen, OA. Nagold, erlassenen Steckbriefs.

Den 21. Juli 1893.

Mayr, G.-St.-A.

K. Amtsgericht Nagold.

Oeffentliche Ladung.

Der am 20. April 1863 zu Tübingen geborene, zuletzt bis 9. Dezember 1892 in Altensteig wohnhafte Schneider Gottlieb Gengenbach wird beschuldigt, als beurlaubter Reser­vist ohne Erlaubnis nach Südafrika ausgewandert zu sein; Uebertretung ge­gen 8 360 Ziff. 3 des Strafgesetzbuchs.

Derselbe wird auf Anordnung des K. Amtsgerichts Hierselbst auf Donnerstag den 19. Oktober 1893 vorm. 9 Uhr,

vor das K. Schöffengericht Nagold zur Hauptverhandlung geladen.

Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach H 472 der Strafprozeß-Ordnung von dem K. Bezirkskommando Calw ausgestellten Erklärungen verurteilt werden.

Den 19. Juli 1893.

D e s ch n e r,

Gerichtsschreiber Kön. Amtsgerichts.

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Kranken-Unterstützungs-

Verein.

Sonntag den 30. Juli, abends 4 Uhr,

H auplversammlnng im Saale des Gasthauses zurRose". Tagesordnung:

Bericht über den Kassenstand rc. Wahl des Vorstands und der übrigen Leiter des Vereins.

Abänderung des Z lO der Statuten. Ein zahlreiches Erscheinen wird hie­bei um so mehr erwartet, als eine dem Vereine angemessene bescheidene Gedenk­feier seines 25jährigen Bestehens damit verbunden wird.

Der Vorstand. Steinwandel.

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Privatgeld hat auszuleihen wer? sagt die Redaktion.