schön geschmückte Turnhalle zur Hauptaufführung, über die wir im nächsten Blatt berichten werden.

Bern eck. Sicherem Vernehmen nach soll an hiesiger Eisenbahnhaltestelle eine Einrichtung zum Verladen von Vieh getroffen werden. welche am nächsten Viehmarkt benützt werden kann.

Stuttgart, 22. Juni. Der hiesige Gemeinde- rat hat mit 12 gegen 11 Stimmen beschlossen, das Ortsstatut über die Sonntagsruhe aufzuheben und die Kgl. Stadtdirekiion zu bitten, vormittags von 89 und nachmittags von 113 Uhr den Verkauf zu gestatten. Bei der Abstimmung gab der Stadt­vorstand mit seiner Stimme den Ausschlag.

Stuttgart, 23 Juni. (Privattelegramm des Gesellschafter.") London. Das brittische Kriegs­schiffViktoria," zum Mittelmeergeschwader gehörig, ist mit dem PanzerschiffCamperdown" bei Tripolis zu­sammengestoßen und untergegangen. Der komman- dierende Admiral Trion ist mit 400 Mann ertrunken.

Biberach, 2.1. Juni. Gestern nachmittag gegen 5 Uhr brach ein heftiges Gewitter aus. Auf dem hohen Haus, einem Hochgelände, schlug der Blitz in eine Telegraphenleitung, welche uns mit Ochsenhausen verbindet und vernichtete gegen 10 Telegraphenstangen. Der Regen dauerte die Nacht hindurch an und brachte unseren gänzlich ausgetrockneten Fluren die lange und sehnlich erwartete Erfrischung. Der gehoffte Land­regen aber will nicht eintreten.

Deißlingen, 21. Juni. Während eines hefti- gen Gewitters schlug heute abend der Blitz in das Gebäude, das Gemeindescheuer und Farrenstall ent­hält, so daß dasselbe sofort in Flammen stand und niederbrannte; Schaden etwa 12000 ^. Der Blitz schlug hier noch weitere 5mal ein, glücklicherweise ohne zu zünden; in einem Stalle wurde eine Kuh durch den herabfahrenden Strahl getötet.

Dettingen a. Erms, 21. Juni. Die hiesige Gemeinde hat bei der gestern und vorgestern statt­gefundenen Versteigerung des Ertrags der Gemeinde- Kirschbäume die große (noch niemals erreichte) Summe von 3 307 ^ bar Geld erlöst.

Dürmentingen, OA. Riedlingen, 21. Juni. Vergangene Nacht hatten wir hier ein starkes Ge­witter, in dessen Verlauf der Blitz in das Haus von Bäcker Stör schlug, ohne jedoch zu zünden. Der Blitz schlug durch die Wand in die im Bäckerstüb­chen befindliche Backmulde und ruinierte den bereits fertigen Teig derart, daß er nicht mehr zu gebrau­chen, auch nicht mehr zur Viehfütterung zu verwen­den war. Der Teig kam in hochgradige Gärung und wurde vollständig schwarz.

Pforzheim, 22. Juni. Ein Vorfall, der lebhaft an die Affaire Häusler in Mannheim erinnert, bil­det hier das Tagesgespräch. Ein gewisser August Lutz, eine lokale sozialdemokratische Größe, ist heute früh wegen Untreue und Unterschlagung verhaftet worden. Lutz war Kassier des hiesigen Sanitäts­vereins, in dessen Kasse bei der vorgenommenen Re­vision 6000 ^ fehlten. Den Sozialdemokraten, deren Kandidat morgen zur Stichwahl kommt, ist der Vorfall selbstverständlich recht unangenehm. Man erzählt, daß noch weitere Verhaftungen bevorstehen.

Heidelberg, 21. Juni. Im Neckarbette, etwa tn der Höhe der Hirschgaffe, sind mehrere Steine zu Tage getreten, die den niedrigen Wasserstand von 1558, 1776 und 1842 durch die betreffende einge­meißelte Jahreszahl angeben. Das Andenken an den ganz außerordentlich niederen Wasferstand dieses Jahres soll in der gleichen Weise verewigt werden.

Reichstags-Stichwahl. Stuttgart: Siegle (Nat.-lib.) mit 239 Stimmen Mehrheit gewählt. Lud- Wigsburg-Cannstatt: Schnaidt (Volksp.) gewählt. Heilbronn: Haag (Volksp.) gewählt. Eßlingen; Ehni (Volksp.) gewählt. Freudenstadt: Galler (Volksp.) gewählt. Göppingen: Speiser (Volksp.) gewählt. Berlin I: Langerhans (freist Volksp.) gewählt. Berlin II: Fischer (Soz.) gewählt (gegen Virchow.) Berlin III: Vogtherr (Soz.) gewählt. Berlin V: Schmidt (Soz.) gewählt. Halle: Meyer (steif. Verein.) gewählt. Kassel: Hüpeden (kons.) gewählt. Köln (Stadt): Greiß (Zentrum) gewählt. Bochum: Fuchs (Zentr.) gewählt. Schneeberg: Böhme (Nat.-lib.) gewählt. Stettin: Herrfurt (Soz.) gewählt. Dres­den N.: Klemm (Antis.) gewählt. Magdeburg: Kles (Soz.) gewählt: Mainz: Klotz (Nat.-lib.) gewählt. Bromberg: Zarwintzky (Pole) gewählt. Grünberg: Munkel (freist Verein.) gewählt. Speyer: Klemm (Nat.°lib.) gewählt. Mannheim: Basserman (Nat-lib.)

gewählt. Naumburg: Günther (Nat.-lib.) gewählt. Dresden links der Elbe: Zimmermann (Antis.) ge­wählt. Straßburg: Bebel (Soz.) mit 500 Stimmen gewählt. Görlitz: Lüder (freist Verein.) gewählt. Posen: Sapiensky (Pole) gewählt. Danzig: Rickert (freis. Verein.) gewählt. Essen: Krupp (Nat.-lib.) gewählt.

Ein Besuch beim Fürsten Bismarck. Am vorigen Samstag unternahmen die Lehrer und Schüler des Hamburger Wilhelmgymnasiums mit ihren An­gehörigen einen Ausflug nach Friedrichsruh, um dem Fürsten Bismarck zu huldigen. Nachdem der Sänger­chor den Landesvater gesungen, erwiderte der Fürst etwa folgendes: Ich danke Ihnen für die ebenso herzliche als freundliche Begrüßung und ich freue mich, daß Sie mich mit der Molodie vom Landes­vater empfangen haben, die mir von Göttingen her vertraut ist. Mögen Sie alle mit angenehmer Er­innerung auf ihre Schulzeit zurückblicken können. Ich muß leider von mir bekennen, daß ich mir Mangel an Arbeitsamkeit vorzuwerfen habe. Ich rate Ihnen, wenn Sie zur Universität kommen, mißbrauchen Sie Ihre Freiheit nicht. Auf der andern Seite aber wer ein Kopfhänger ist. der kann vielleicht ein ganz guter Parlamentarier werden, aber innere Befriedi­gung findet er nicht. Wenn Sie auf der Universität nur drei Stunden arbeiten, so genügt das schon, bringt man es auf sechs Stunden, so wird man von allen Seiten hochgeachtet. Wenn man gar nicht gearbeitet hat, so bereut man es später, die Zeit nicht weise ausgenützt zu haben. Sie haben eben ein sehr schönes Stück gesungen, ich habe früher auch Musik getrieben, ich bin nur ein mittelmäßiger Piano­spieler gewesen, und war froh, als ich den lästigen Zwang abschütteln konnte. Das hat mir später außerordentlich leid gethan, denn die Musik ist eine treue Gefährtin im Leben. Sie hat mir bei mancher Geselligkeit gefehlt und wer von Ihnen Talent dazu hat, dem empfehle ich ganz besonders die Musik zu pflegen und ich erinnere Sie an mein Beispiel, um Sie abzuschrecken von dem Fehler, den ich mir vor­zuwerfen habe. Im klebrigen kann ich Ihnen nur eines raten: Kein Kameel und kein Raufbold! Der Schülerchor stimmte darauf das LiedDeutsch und furchtlos" an. Hieran anknüpfend sagte der Fürst: Ich danke Ihnen auch für diesen Vortrag, möge das Wort auch für Sie, wenn Sie Männer geworden sind, eine Wahrheit bleiben! Wer Gott vertraut und sich selbst, der kommt über jede Fahr­nis besser hinweg. Geben Sie nichts auf Bangema­cherei. Das ist die richtige Philosophie, wie es in dem Schiller'schen Reiterliede heißt Sie kennen es jaFrisch auf" u. s. w. Man muß nicht immer fragen, was einem widerfahren kann im Leben son­dern mit Furchtlosigkeit und Tapferkeit ihm entgegen­gehen. Das ist eine alte Regel, wer der folgt, an dem werden die Wellen des Leben abgleiten, wie das Wasser am Entenflügel. Ja, wenn unser Leben noch 500 oder 1000 Jahre dauerte und man schließlich totgeschlagen werden müßte, so hätte es noch einigen Sinn, dafür zu fürchten, aber es ist ja nur kurz und man soll es mutig und auf Gott vertrauend für eine große Sache einsetzen. Dann schritt der Fürst, welcher außerordentlich wohl aussah, langsam durch die enge Gaffe der Anwesenden hindurch, hier aus zarten Händen einen Blumenstrauß entgegennehmend, dort einen Lehrer oder Schüler ansprechend. Dem Quintaner Herbert de Boß, welcher, um besser sehen zu können, auf der Schulter eines größeren Mitschü­lers saß. rief er neckend zu:Paß op, Du! gliek smit he Di af (gleich wirft er Dich ab)!" Den Sex­tanern empfahl er, im Walde recht fleißig Indianer und Trapper zu spielen. Brausende Hurrahs gelei­teten den scheidenden Fürsten, welcher in seiner lie­benswürdigen Weise nicht unterließ, den Direktor des Gymnasiums und seine Damen mit einer Einladung' zum Frühstück zu beehren. '

Schleswig, 21. Juni. Eine furchtbare Feuers­brunst hat die Ortschaft Kochendorf fast vollständig zerstört. i

Berlin, 23. Juni. Die Morgenblätter ent< halten ein Privattelegramm aus Schneidemühl: Der Schaden wird nicht auf mehrere Millionen, son­dern auf nahezu eine Million geschätzt. Er ist üb­rigens gegenwärtig noch unberechenbar. Der Ober­präsident von Posen v. Wilamowitz traf am Donners- tag abend daselbst ein. Die Situation wird schon etwas ruhiger aufgefaßt. 1

In einer Berliner freisinnigen Versamm­lung erklärte der Kandidat Dr. Langerhans:Ohne wirklich an dem Vaterland ein Unrecht zu begehen, dürfen wir nicht einer Partei Gefolgschaft leisten, welche den Zweck hat, unsere jetzige Gesellschafts­ordnung zu stürzen, um eine neue an deren Stelle zu setzen, welche der menschlichen Natur ganz und gar zuwider ist." Stürmischer Beifall folgte diesen Worten.

Erneut auftauchende Gerüchte wollen wissen, daß für den Fall der Annahme der Militärvorlage durch den Reichstag im Herbst Converenzen zwischen den Finanzministern der deutschen Bundesstaaten über Zoll- und Steuerfragen stattfinden sollen. Da bisher noch nicht einmal die Annahme der Militär­vorlage unbedingt sicher ist, wird wohl die Jnaus- sichtnahme von Ministerialkonferenzen noch viel we­niger sicher sein.

Berlin, 24. Juni. Aus bester Quelle erfahren wir. daß auch Graf Capriv! den Wunsch ausgespro­chen habe, die Konservativen möchten in der heutigen Stichwahl die Freisinnigen gegen die Sozialdemokraten unterstützen. Ein großer Prozentsatz der Konservativen wird deshalb heute für Professor B'.rchow stimmen.

Berlin, 24. Juni. Bis nachts 12 Uhr 64 Stich­wahlen bekannt, davon 5 konservativ, 2 Reichspartei 13 Nationalliberal, 5 freis. Bereinigung, 6 freis. Bolkspartei, 4 Demokraten, 5 Zentrum, 3 Polen, 3 Antisemiten, 18 Sozialdemokraten.

Luxemburg.

Also doch! Zu der am 21. Juni (Mittwoch) stattgehabten Vermählung des Erdgroßherzog von Luxemburg hat, wie derMagdeburger Zeitung" aus Wien gemeldet wird, der Papst den Dispens erteilt, nachdem die katholische Kindererziehung sicher gestellt worden war! Und das geschieht im Hause Nasfau-Oranien!

Infolge des großen Wassermangels ist die Leder­pappenfabrik in Vacha gezwungen worden, den größ­ten Teil ihrer Arbeiter zu entlassen.

Dejterreich-Angarn.

Budapest, 24. Juni. In der verflossenen Nacht stürzte ein Neubau ein. Neun Arbeiter wur­den verschüttet und schwer verletzt.

Frankreich.

Paris, 21. Juni. DerTemps" meldet: Sechs deutsche Soldaten, darunter 2 Unteroffiziere, trafen in Dijon in voller Uniform ein und erklärten, wegen schlechter Behandlung dersertiert zu sein. Die­selben wurden nach Marseille gesandt, um in die Fremdenlegion eingereiht zu werden. (?)

Großen Lärm hat es in der Pariser Depu­tiertenkammer gegeben, eine Nachlese zum Pana­maskandal hat stattgefnnden. Diesmal galt der Tanz dem bekannten Führer der radikalen Partei, dem Abg. Clemenceau, dessen Ruf allerdings schon seit der Panamageschichte etwas sengerig geworden ist. Nunmehr wurde ihm von zwei bekannten Skandal­helden der Deputiertenkammer direkt ins Gesicht ge­sagt, er habe sich von der englischen Regierung be­stechen lassen, damit s. Z. England in der Besetzung von Aegypten nicht durch Frankreich gestört werde. An diesen Hauptvorwurf knüpften sich andere, nicht viel weniger liebliche Bemerkungen, gegen welche den Geschmähten in Schutz zu nehmen, die Kammer kei­nerlei Veranlassung fand. Die Zeitungen konstatieren denn auch einmütig, daß diese Kammerscene einer moralischen Hinrichtung des Herrn Clemenceau gleich­kam. Die Personen, welche diese neueste Attacke aus­führten, drohen schon mit weiteren Enthüllungen, für welche sie angeblich die Beweise in der Tasche haben wollen. Es können also wieder recht nette Dinge in der Kammer zur Sprache kommen.

> Ganz Paris hatte am Donnerstag mit ungeheu­erer Spannung der Sitzung der Deputierten-Kammer (entgegengesehen, in der Millevoye die angeblich auf jder englischen Botschaft gestohlenen Dokumente ver­liefen und Herrn Clsmenceau vollends vernichten sollte. ,Die Tribünen der Kammer waren schon lange vor ,Beginn der Sitzung überfüllt, und Hunderte drängten ffich auf der Straße vor dem Palais Bourbon. In jden Wändelgängen herrschte die Bewegung, die dort -diegroßen Tage" anzuzeigen Pflegt. Und was hat »die Sitzung gebracht? Genau so viel, wie die De­sbatten, mit denen kürzlich der deutsche Reichstag den Dokumenten" des Abg. Ahlwardt eine unverdiente hEhre erwiesen hat. Millevoye begann mit der Er- üklärung, die englische Regierung habe einen direkten