in allem entspricht die Ausstellung der Bedeutung der Pforzheimer Industrie, welche mit ihren 12,000 Arbeitern und einem jährlichen Umsätze von etwa 40 Millionen Mark die weitverzweigtesten Verbin­dungen in allen Ländern der Welt unterhält.

München, 6. Juni. Nach derMünchener Post" soll demnächst der Versuch einer größeren Mobilmachung probeweise gemacht werden. Ver­schiedene Zeitungen wurden hiervon verständigt mit dem Ersuchen, die Sache zu ignorieren. (?)

Fürst Bismarck in Kissingen. Wie aus München mitgeteilt wird, hat der Prinz-Regent Luit­pold von Bayern dem Fürsten Bismarck auch für die diesjährige Badesaison in Kissingen zur Verfügung gestellt. Die Ankunft des Fürsten in Kissingen er­wartet man in dem fränkischen Bade gegen Mitte Juli.

Das vorauszusehende Scheitern des vom Prin­zen Albrecht von Preußen angeregten letzten Versuches zu einer Versöhnung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck ruft in einzelnen Zeitungen, die dem Altreichskanzler angeblich nahe gestanden haben sollen, ganz außerordentlich bissige Bemerkungen hervor. So ist unter anderem in einem dieser Organe Folgendes zu lesen:Es muß einmal mit voller Offenheit ausgesprochen werden, daß seit der Ent­lassung des Fürsten Bismarck das Ansehen nicht der Monarchie. wohl aber der preußischen Krone in Deutschland sehr stark zurückgegangen ist. Wir schrei­ben dies mit schwerem Herzen, aber die Thatsache ist für jeden politisch denkenden Menschen so offen­kundig, wird auch in preußischen und nichtpreußischen amtlichen Kreisen so vielfach erörtert, daß über das Faktum weder der Kaiser noch seine Berater im Un­klaren sein können. War man doch an einem süd­deutschen Hofe gelegentlich der im vorigen Jahre geplanten Herbstmanöver im Zweifel darüber, ob man angesichts der Stimmung der Bevölkerung dem Kaiser Quartier anbieten dürfe." Hiermit kann nur Stutt­gart gemeint sein, das aber der Kaiser im vorigen Jahre aus Anlaß des Begräbnisses der Königin Olga von Württemberg tatsächlich besucht hat. Die württ. Regierung wird auf die erwähnte Unterstellung sicher eine Antwort geben. Im Uebrigen genügt die fol­gende Frage: Wenn seit dem Ausscheiden des Fürsten Bismarck aus seinem Amt die Stimmung in Süd­deutschland eine ganz andere geworden ist, warum fielen dann 1890, als Fürst Bismarck noch im Amte war, gerade in Süddeutschland die Wahlen so sehr gegen seine Politik aus? Die Sache hat also einen Haken und zwar einen ganz gewaltigen.

Die Kostendeckung für die neue Militär­vorlage soll Finanzminister Dr. Miguel gesunden haben, und zwar in der Einführung einer Reichs­erbschaftssteuer. Daß eine Erbschaftssteuer sehr gute

Erträge liefern kann und auch liefert, bc.vttst der Vorgang auswärtiger Länder, die eine viel, viel höhere Erbschaftssteuer haben, wie sie heute schon in einzelnen deutschen Bundesstaaten besteht. Die Erb­schaftssteuer hat auch das Gute, daß sie ohne wei­tere Umstände so eingerichtet werden kann, daß sie Minderbemittelte in keiner Weise belästigt. Eine Erbschaftssteuer hatte Finanzmirnster Miguel bekannt­lich auch schon seinem preußischen Steuerreformplane einverleibt, aber das Projekt fiel doch im Abgeord- nelenhause durch, wo die Mehrheit hauptsächlich deshalb dagegen war, weil sie von der Erbschafts­steuer ein zu tiefes Eindringen in die Privatverhält- niffe der Einzelnen befürchtete. Gleiche Bedenken werden auch wohl im Reichstage laut werden. Der Steuersatz brauchte bei einer im ganzen Reiche gütigen Erbschaftssteuer nicht hoch zu sein.

Berlin, 5. Juni. Alle Stichwahlen sollen diesmal an einem Tage anberaumt werden, so daß im Reichstage, sobald er Zusammentritt, abgesehen von Nachwahlen bei Doppelwahlen, alle Wahlkreise vertreten sein können.

Berlin, 6. Juni. Wie die Blätter mitteilen, hätte sich der Kaiser entschieden gegen eine Aen- derung des Reichstagswahlrechts ausgesprochen.

Besterreich-Angarn.

Die Verhandlungen der Delegationen in Wien, des österreichisch-ungarische Reichsparlamentes, ver­laufen, nachdem der Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, vor den ungarischen, wie vor den österrei­chischen Herren so befriedigende Erklärungen über die allgemeine politische Lage in Europa gegeben hat, recht ruhig. Ueber die militärischen Fragen haben allerdings ziemlich eingehende Erörterungen stattgesunden, aber da die neuen Forderungen des Reichskriegsministers von Bauer sich in mäßigen Grenzen halten, so ist auch keine derselben ernstlich bemängelt worden. Sie werden also ausnahmslos bewilligt werden. Im nächsten Jahre wird es frei­lich etwas weniger ruhig hergehen, denn, wie der Kriegsminister hat schon durchblicken lassen, wird dann auch die österreichisch-ungarische Armeeverwal- lung mit größeren Ansprüchen hervortreten. Indessen ist noch ein volles Jahr hin, und so machen sich die Abgeordneten heute darum noch keine grauen Sorgen. Nach den Darlegungen des Reichsfinanz­ministers von Kallay über die Zustände in Bosnien und der Herzegowina entwickeln sich diese österreichisch­ungarischen Reichslande in befriedigender Weise.

Amerika.

Der Besuch der Weltausstellung in Chicago bleibt weit hinter den gehegten Erwartungen zurück. Sie ist am letzten Sonntag infolge regnerischen Wet­ters nur von 60 000 zahlenden Personen besucht

gewesen. Die Ausstellungsgebäude vieler amerikani­scher Staaten und Englands waren geschlossen, die Maschinen standen still und manche Ausstellungs­objekte waren verhängt_

Kleinere Mitteilungen.

Die herrschende große Fut lernst in einzelnen Teilen Deutschlands wird durch folgendes Beispiel illustriert: Ein Taglöhner in einem Dorfe bei K o- burg hat vor einigen Tagen seine einzige Kuh für 20 sage und schreibe: zwanzig Mark, verkauft! Von einem Städter gefragt, warum er bei einem so niedrigen Preis nicht lieber die Kuh selbst geschlach­tet und das Fleisch verpfändet habe, antwortete er thränenden Blickes:Sie hatte kein Fleisch mehr, sondern nur Haut und Knochen!" Der Aermste hatte, als das Futter knapp und knapper wurde, die Kuh auf immer kleinere Rationen gesetzt, bis sie thatsäch- lich zu einem Skelett abgcmagert war. Futter hatte er nicht mehr, und so mußte er noch froh sein, daß er Jemand fand, der ihm das Thier für 20 ^ ab­nahm. In Seßlach hat ein Halbmeister in den letzten acht Tagen l t Stück Rindvieh sortzuschaffen gehabt. Diese große Sterblichkeit hängt m>t der Futternot zusammen. Der Zentner Heu kostet dort 6 und nur schwer ist welches zu haben.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nro. 23.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser' ichen Bnchdruckerei.

(Eingcsendet.) Die sachlichen, zahlcnbelegten Wahlreden des Volksparteikandidaten Cleß finden im Bezirke allseitig großen Beifall und glänzen darin hauptsächlich, daß sie ohne Phrasen find und Je­dem ein klares Vergangenheits- und Zukunfts- Bild eröffnen. Kein Wunder, vaß jeder Vvlksmann mit Stolz auf ihn blickt und in ihm den rechten Mann des im Untergang begriffenen kleineren Volksstandes erblickt, ehe derselbe vollends ganz dem Sozialismus in die Arme fällt. Es ist höchste Zeit, daß der Radschuh eingelegt wird, denn das Steuer­buch des Volkes, im Gegensaß der overn Klasse, spricht mehr als alles. Wenn unser 4Millionen­heer in einem Kriege so leichthin vernichtet werden sollte, so helfen auch die paar tausend Mann Haldtauglichen, mit welchen die Vorlage mit der Volksvertretung in Differenz steht, nichts mehr und ist es dann noch gut oder um so besser, wenn das civile Volk dessen Gut und Blut doch nur schier allein herhalten muß noch einige Kraft hat, den eindringenden übrig gebliebenen Mordbrennern den Weg zu zeigen.

Ein Volksmann und Feldsoldat von 1870/71.,

Amtliche und Privat-Bekunrrtrrrachungen.

H a i te. r b a ch.

Am Samstag den 10. Juni 1893, vormittags 11 Uhr, werden aus dem Stadtwald Thann, Abteilung 8

70 Am. Heröeninde

auf hiesigem Rathaus verkauft, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Den 6. Juni 1893. _Gemeinderat.

Esslingen.

Der Verkehr

zwischen Wildberg und Nothfelden kann aus Anlaß einer Teichellage bis aus weiteres nicht über Wringen, sondern nur über die Höhestraße-Ziegelhüte, oberhalb des Ortes in den Rothfelder- weg einmündend statlfinden; desgl. auch zwischen Wildberg und Schimbronn und umgekehrt.

_ Gemeinderat.

Oberhaugsrett.

Langholz-Ierkauf.

Am Dienstag den 13. Juni, vormittags 10 Uhr,

kommen aus hiesigem Gemeindewald auf dem Rathaus zum Verkauf: 237 Stück Langholz mit 200 Fm. II. bis V. Kl. Kaufsliebhaber sind eingeladen.

Gimc» diiot.

Nagold.

Reichstags-?

Die hiesige Stadtgemeinde ist in 2 Wahlbezirke eingeteilt:

^ Das Wahllokal des I. Bezirks befindet sich im Rathaus und haben in demselben diejenigen Wahlberechtigten abzustimmen, welche von der Calwerstraße, Marktstraße und Jselshauserstraße aufwärts gerechnet, rech'ts wohnen.

Das Wahllokal des II. Bezirks ist im alten Schulhaus, in welchem die Wahlberechtigten, welche links der ebenbezeichneten Straßen, von der Calwer» ftraße aufwärts gerechnet wohnen, abzustimmen haben.

Den 7. Juni 1893. Stadtfchultheißenamt.

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