Ein seltenes Jubiläum. Am Sonntag be­gingen die Städte Danzig und Thorn die Feier ihrer 100jährigen Vereinigung mit der preußischen Monarchie. Am 7. Mai 1793 leisteten im Rathause zu Danzig die Behörden dieser Stadt, sowie eine Abordnung angesehener Bürger von Thorn vor den Kommissionen des Königs Friedrich Wilhelm II., dem General v. Raumer und dem Regierungspräsi­denten v. Schweinitz, den Huldigungseid. Die Stadt Thorn hatte sich ausdrücklich ausbeduugen, in der deutschen Schwesterstadt, zusammen mit den Danziger Bürgern, dem König huldigen zu dürfen. Hiermit traten zwei alte deutsche Hansestädte nach langer Trennung wieder zu Deutschland zurück.

Frankreich.

Paris, 9. Mai. Alle Blätter, ausgenommen dieEstafette," sagen die Wiederwahl einer opposi­tionellen Mehrheit im deutschen Reichstag voraus und nehmen an, daß die Reichsregierung mit Frank­reich Händel suchen werde, um die Wähler einzu­schüchtern; sie mahnen daher zur Ruhe. Die- publique Frantzaise" erklärt, das sicherste Mittel, die französischen Wünsche zu verwirklichen, sei, sie zu verschweigen. Von weiteren Preßstimmen seien noch folgende als besonders lehrreich für uns angeführt. DiePatrie" sagt:Es ist wahrscheinlich, daß der zu­künftige Reichstag den militärischen Plänen des Herrn Caprivi ebenso feindlich gegenübertreten wird wie der aufgelöste. Dem in sich und gegen sich zer­spalten«, Deutschland, das durch seine Anstrengun­gen, sich unter dem Joche des gehässigsten Milita­rismus und Feldwebeltums aufrechtzuerhalten, seine Kräfte erschöpft hat, wollen wir als ein starkes einiges Frankreich unter dem dreifarbigen Banner entgegen­treten. Das Schauspiel unseres Feindes wie er mit den größten Schwierigkeiten kämpft, möge uns zur Mahnung dienen, ihm nicht zu gleichen. Eine Stunde, die vielleicht nicht fern ist, wird dieses anscheinende Gerüste von Macht und despotischer Tyrannei mit einem Stoße unerwartet umwerfen, unter dem Antrieb von Ereignissen, deren Gang niemand aufzuhalten oder auszuschieben vermag. Dann werden wir den Sieg des Rechtes über die Macht sehen, dann wer­den wir die preußische Herrschaft in bescheidenere Verhältnisse eingeschränkt und die europäische Geo­graphie nach den Geboten der Gerechtigkeit, der Ver­nunft und der Wahrheit umgestaltet sehen. Solche Zukunftsaussichten sind gewiß nicht dazu angethan, uns zu mißfallen. Für uns liegt es klar auf der Hand, daß die Ereignisse in Berlin uns eine un­verkennbare Pflicht auferlegen. Schließen wir uns fest aneinander an; stehen wir Schulter an Schulter; kurz, seien wir auf alle Möglichkeiten gerüstet, keine innere Zwistigkeiten, keine verächtlichen Zänkereien zwischen Söhnen desselben Vaterlandes. Wenden

wir unsere Blicke nach den Vogesen und vereinigen wirjuns in dem einen Rufe:Es lebe Frankreich!"

Paris, 10. Mai. Der Redakteur desGaulois" interviewte den Marschall Canrobect über die zwei­jährige Dienstzeit. Dieser sagte u. a.: Ich würde niemals einem solchen Gesetze zustimmen; unsere beiden Armeen sind nicht zu vergleichen. Auf die Zahl der Soldaten kommt es nicht an, mit einer Handvoll entschlossener Männer kann inan alles wagen. Wenn Caprivi sagt. Jena sei nicht mit Sedan zu verwechseln, irrt er sehr. Die Geschichte wird ihm Unrecht geben.

Paris, 10. Mai. DieTemps" warnt die französische Presse, gegen Deutschland Angriffe zu richten, da diese während des Wahlkampfes von den Auhängern der Militärvorlage ausgebeutet werden könnten. DasJournal äo8 äobats" hofft, daß die Neuwahlen die Niederlage des Reichskanzlers Caprivi besiegeln werden.

DenM. N. N." wird aus Paris, 7. Mai, geschrieben: Die Verwerfung der deutschen Militär­vorlage erregte bei den Franzosen einen Jubel, wie noch kein Ereignis, das sich seit dem Krieg in un- serm Vaterlande zugetragen. Die Pariser Presse wünscht den Abgeordneten des Reichstags herzlich Glück zu ihrem Beschluß, sie feiert dieEinsicht" der 210 Opponenten und flicht ihnen ungezählte Ruhmeskränze. Die Haltung der Elsaß-Lothringer erregt einen wahren Begeisterungssturm. Die braven Reichsländer haben sich um Frankreich wieder einmal so hoch verdient gemacht! Um diesen Jubel zu begreifen, muß man an die Beklemmung denken, welche die Franzosen befiel, als sie den Beschluß der deutschen Reichsregierung erfuhren, die Wehr­kräfte unseres Volkes zur Sicherung des Vaterlandes völlig auszunützen und somit einen Schritt zu thun, bei welchem unser Erbfeind nicht mehr folgen kann; denn er ist mit dem Aufwand seiner Streitmacht an der Grenze seiner Volkskräfte angelangt.

Italien.

Rom, 7. Mai. Der König richtete an Gio- litti folgendes Schreiben:Lieber Giolitti! Der fünf­undzwanzigste Jahrestag meiner Vermählung bot Italien Gelegenheit, meinem Hause eine neue groß­artige Kundgebung seiner Anhänglichkeit zu geben. Die Königin und ich sind aufs tiefste bewegt, und unsere Freude wird noch gehoben durch den edlen Wetteifer in den Werken der Wohlthätigkeit, mit denen das Land sich an unserer Familienfestlichkeit beteiligt, durch die erfreulichen Ehrenbezeigungen, die es unseren erlauchten Gästen, den besonderen Gesandten der auswärtigen Mächte erwiesen, invem es auf diese Weise den Beweis für die volle Ein­mütigkeit der Italiener hinsichtlich ihrer Gefühle für Liebeswerke und das Vaterland lieferte. Ich wünsche, daß die Nation wisse, daß ich erfreut und stolz bin

über alles, was das italienische Volk und seine Regierung in jenen Tagen gethan für die löblichen Zwecke, die die Nation ehren. Ich mache Sie zum Dolmetscher meiner Gefühle dem Lande, besonders Rom gegenüber, das sich auf der Höhe seiner Tra­ditionen, seiner neuen Bestimmungen gezeigt hat."

England.

London, 10. Mai. Aus New-Dork wird ge­meldet: Der Dampfkessel des Passagierdampfers Ohio auf dem Mississippiflusse ist in die Luft geflogen; 26 Personen wurden getötet, ein Heizer und 5 Ma­trosen sind lebendig verbrannt, außerdem sind 20 Neger toi; 16 Passagiere sind schwer verwundet.

Rußland.

DemRußy Invalid" zufolge spendete der Za r 100 000 Rubel, welche in seinem Namen im Gebiete der Don-Kosaken unter die Notleidenden, sowie an Personen verteilt werden sollen, welche durch Mißernte. Cholera und andere Unglücksfälle heimge­sucht worden sind.

Kleinere Mitteilungen.

Kirchentellinsfurth, 6. Mai. Das Opfer eines schnöden Betrugs wurde dieser Tage der hies. fleißige Bürger W. Derselbe hat einen Sohn. -der als Bäcker in Hamburg in Arbeit steht. Kürzlich erhielt W. aus Hamburg angeblich von seinem Sohn folgendes Telegramm:Sendet mir sofort 100 ^ zur Heimreise, postlagernd aufs Hauptpostamt Ham­burg , denn ich habe auf der Pferdebahn den Arm gebrochen." Aus der hinterlassenen Ersparnis des Sohnes sandte der Vater sicherheitshalber das Geld per Posteinzahlung auf dem Hauptpostamt alsbald ab. Während das Geld unterwegs war. kam eine Postkarte, abermals mit der Bitte, das Geld schnell zu senden, da er (der Sohn) es auf dem Hauptpost­amt erwarte. Die Handschrift auf der erhaltenen Karte war dem Vater doch etwas unbekannt, er traute der Sache nicht mehr und schrieb an den Sohn, daß das Geld abgeschickt sei, ob er es nicht erhalten habe. Zu feinem großen Schrecken erhielt er sofort die Nachricht, daß er den Arm nicht gebrochen, er um kein Geld geschrieben und auch keine 100 ^ erhal­ten habe, der Vater sei betrogen worden. Soviel bis jetzt festgestellt werden konnte, hat ein unbekann­ter Mann die Adresse des Betrogenen beim Sohne desselben kürzlich auf einem Paket kennen gelernt. Die Untersuchung ist eingeleitet. Möge das Vorkommnis für jedermann eine ernste Warnung sein!

Die Ortschaft Achmitz bei Klagenfurth ist total niedergebrannt.

Infolge andauernden Regens sind in der Buko­wina vielfach Ueberschwemmungen eingetreten.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck unk» vertun der G >)g gaiser'ichen Buchdruckerei.

Nagold.

Im Anfertigen von

VorssttsL

jeder Art, zu den billigsten Preisen, empfehlen sich bestens

a- Lwili« Koblltzr.

A l t e n st e i g.

2 tüchtige

Möbel- oder Bauschreincr

finden dauernde Beschäftigung bei

I. Klein und Sohn,

> Schreinermeister.

Doppel-Valssiegel

mit doppeltem Falz an Kopf und Teile unter Garantie für Wetterbe­ständigkeit.

Ia Mannheimer Portland - Cement,

lufttrockene

Schlackensteine,

(blaue Bulkansteine eigenen Fabrikats) empfiehlt zu sehr billigen Preisen

tzmil Heorgii, Gal'w.

Privat-Bekanntnrachungen.

Nagold.

Knorr's Suppeneinlagen,

Kneipp'sches Kraftsuppenmehl, dto. Nudeln, Eiergries,

Illritttioiii!

getrocknete Bohnen,

ganze Grünkern rc.

alles frisch und billigst empfiehlt güti­ger Abnahme H. Lang.

6 s?ibo/,ael/m

<P ff*

schön nußbrauner, äußerst conservirender Holzanstrich, Schutz gegen Nässe, Fäul­nis, Wurmstich, Hausschwamm, aus der Fabrik von A. W. Andernach in Beuel am Rhein, vorrätig iu

MlI8ltzIK bei tz. 8eKlltzll!tz?.

Nagold.

Leder-Treiöriemen, MH- ä- Ainde-Memm

em pfiehlt _ 6. ksusvr.

Verdauungssördernd, schnellmästenb

und krankheithiudernd wirkt als indir. Mastmittcl das überall anerkannte

der Fabrik Gloria, Orrnnstatt. Alleinverkauf b. H. Lang, Cond., Nagold.

Wünschen Sie LLktsir, rvsisssn, samintzt- rveiolrsn Isint? so gebrauchen Sie:

Ml MUMM»?

kvrKlllLiill'8 llllitzllmiletiHttz

(mit der Schutzmarke .Zwei Bergmänner") von vsrKmann L Oo. in vrsscksu L St.

So -I bei G. W. Zaiser, Nagold.

ör-irr .

Ikiroai» bei 6ak»v.

VlodÜg kür Srmstrrmvnl >

' Au» aller Art werde»

modern«, haltdar« «»oikIetUve, Uat,^»»»», llalee u. ,

Stoff«, S«t,I»t- sowie,

Suotwtü», M>nt«t uud l.»ff«» I» Heere»- »»d Snabeu-Garder«»« um-eaetettet. >«>t«» le^ durch

üobr. vslm t> llsLsWüsill». 1.1

Nagold.

Ein hiesiger kräftiger, jüngerer Bursche findet bis Montag den 15. Mai als

Hausknecht

eine Stelle in der

G. W. Zaiser'schen Buchdr.

L

Nur

wer beim Einkauf nach der Marke Anker sieht,ist vor derUnterschiebung wertloser Nachahmungen sicher.

Der Pain Expeller

niit Anker wird seit mehr als 25 Jahren bei Rheumatismus, Rücken­schmerzen, Kopfschmerzen, Gicht, Hüftweh, Gliederreißen und Erkäl­tungen mit bestem Erfolg an^e- wendet; oft genügt schon eine ein­malige Einreibung, um die Schmer­zen zu lindern. Jede Flasche ist

mit

versehen und dadurch leicht kenntlich. Da dies vorzügliche Hausmittel in fast allen Apotheken zu SO -> und

1 die Flasche käuflich ist, so

kann es sich jeder bequem anschaffen. Nur Richters Ankcr-Pain-Expeller

-r-A- ist echt.

Visiten Karten

fertigt G. W. Zaif er.