Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag 4. Mai

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1893

Amtliches.

Nagold.

Die Oberamtsfparkasse Nagold

wird den Bezirksangehörigen hiemit zur Benützung besonders empfohlen.

Einlagen werden von alle» Einwohnern des Be­zirks in Beträgen von 1 Mk. an zu jeder Zeit angenommen und zwar von Einzelpersonen bis zum Höchstdetrag von 1V0V Mk.

Eltern dürfen für sich und ihre noch nicht 14 Jahre alten Kinder Einlagen bis zum Gesamtbe­träge von 2VVV Mk. machen.

Der Zinsfuß beträgt 3^°!°.

Die Einlagen samt kapitalisirten Zinsen sind steuerfrei.

Die Garantie für die Kasse leistet die Amtskör­perschaft.

Gelder werden stets zu möglichst niederem Zins­fuß ausgeliehen.

Die Ortsvorsteher werden umsomehr veranlaßt, die Gemeindeangehörigen und öffentlichen Verwal­tungen auf die Benützung der Oberamtssparkasse aufmerksam zu machen, als die Ueberschüsse dieser Kasse später zu gemeinnützigen und wohlthätigen Zwecken und damit zur steuerlichen Entlastung des Bezirks verwendet werden, wie dies anderwärts schon zur allgemeinen Befriedigung geschehen ist.

Der Kassier ist jederzeit zu jedweder Anskunst bereit.

Den 18. April 1893.

K. Oberamt: Oberamtssparkasse:

Vogt. Brodbeck.

Bekanntmachung,

betr. die Manl- und Klauenseuche.

In der Gemeinde Emmingen ist die Maul- und Klauenseuche wieder bösartig aufgetreten. Inner- halb 2 Tagen sind an der Seuche 2 Tiere verendet.

Die Viehbesitzer des Bezirks werden mit Rück­sicht aus den bösartigen Charakter der Seuche zu besonderer Vorsicht aufgefordert und insbesondere auf ihre Pflicht zur sofortigen Anzeige vom Aus­bruch der Seuche beim Ortsvorsteher hingewiesen.

Die Ortsvorst eher werden beauftragt, im Falle des Auftretens der Seuche, die in Nro. 124 des Gesellschafters vom vorigen Jahre enthaltenen Vor- sichts- und Schutzmaßregeln sofort, ohne eine ober­amtliche Anordnung abzuwarten, in Anwendung zu bringen und in der Gemeinde öffentlich bekannt zu machen.

Nagold, den 2. Mai 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Die Ortsbehördeu für die Arbeiterverficheruug werden unter Hinweis auf den Minist.-Erlaß vom 17. Oktober v. Js. (Min.-Amtsblatt S. 462) ange­wiesen, die im abgelaufenen Vierteljahr abgegebenen Quittuugskarteu als Einschreibsendung mit der Post alsbald hieher einzusenden.

Sind keine Quittungskarten abgegeben worden, so ist Fehlanzeige zu erstatten.

Nagold, den 1. Mai 1893.

K. Oberamt. Vollmar, Amtm.

Bekanntmachung.

Wegen erheblicher Verbreitung der Maul- und Klauenseuche in der Gemeinde Emmingen ist

1. das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schwei- nen durch den Gemeindebezirk;

2. die gemeinsame Benützung von Brunnen,

Tränken und Schwemmen für Schweine und Wieder­käuer untersagt und

3. die Ausführung von Wiederkäuern und Schwei­nen aus der Gemeinde Emmingen und ihrer Mar­kung, soweit nicht im einzelnen Fall die Erlaubnis des Oberamts zur Ausfuhr erteilt wird, verboten.

Nagold, den 2. Mai 1893.

_ K. Oberamt. Vollmar, Amtm.

Die Prüfung im Hufbeschlag haben u. a. mit Erfolg bestanden und dadurch vorgeschriebenen Nachweis der Befähi­gung zum Betrieb des Hufbeschlaggewerbes erbracht: Gott­lieb Friedrich Bühler von Oberjesingen, OA. Herrenberg, Friedrich Bühler von Walddorf, Christian Dieterle von Oberjettingen, Johann Jakob Egel er von Thailfingen, OA. Herrenberg

Ucrges-Weuigkeiten.

Deutsches Weich.

Die K. Centralstelle für die Landwirtschaft hat nachträglich den bei der staatlichen Rindviehschau mit Preisen bedachten Landwirten Preis-Urkunden mit künstlerischer Ausstattung, welche den Schmuck und die Zierde eines Zimmers bilden, ausfolgen lassen. Diese Urkunden werden auch künftig ausgefolgt.

Nagold. (Einges.) Zu dem vorläufigen Be­richt über die in der Nacht vom 29. auf 30. April im hiesigen Stadtwald Härle vorgekommenen Wald­brand sei zur Berichtigung und Ergänzung bemerkt, daß die Brandfläche etwa 1 Morgen, und der au jungen Holzpflanzen (die wieder ersetzt werden müssen) angerichtete Schaden mindestens 30 ^ beträgt, da der Brand nicht unmittelbar neben der alten Straße nach Rohrdorf und an zwei von einander getrennten Stellen gleichzeitig stattgefunden, rührt er diesmal wahrscheinlich nicht wie sonst in der Regel von fahr­lässigen Tabakrauchern, sondern von einem ruchlosen Subjekt her, das seine Schadenfreude an der Zer­störung fremden Eigentums und an einem Schrecken der Bevölkerung hat. Größerer Schaden wurde nur dadurch verhütet, daß Steinhauer Lenz von Rohr­dorf bald genug das Waldfeuer bemerkte und sofort Alarm schlug, und daß dann Forstwächter Wieland, unterstützt von Rohrdorfer Feuerwehrleuten, ebenso rasch als zweckmäßig die Weiterverbreitung des Feuers nach der angrenzenden Forchenkultur verhinderte. Die Nachforschung nach dem Urheber des Brands ist im Gange. Alle gutgesinnten Leute aber sollten mit darüber wachen, daß über die Dauer der großen Trockenheit innerhalb des Walds überhaupt gar nicht Tabak geraucht wird, und durch An­zeigen jeder diesbezüglichen Uebertretung die Behör­den im Schutze unsrer wertvollen Waldungen unter­stützen.

** Nagold. Am ersten Mai wurde in den Räumen des Mädchenschulhauses mit 20 Lehrlingen eine Lehrlingsprüfung abgehalten. Diese Zahl und die rege Beteiligung der Handwerksmeister läßt daraus schließen, daß den Lehrlingsprüfungen stei­gendes Interesse zugewendet wird. Unter den tech­nischen Arbeiten, die im untern Zeichensaal aus­gestellt waren, konnte man hübsche, sauber und pünkt­lich gefertigte Stücke sehen; dementsprechend fiel auch die Beurteilung aus. Was die Prüfung in den Schulfächern betrifft, so waren die Aufgaben ganz dem praktischen Leben entnommen und so gehalten, daß auch die Schwächeren befriedigende Resultate erzielen konnten. Wir wollen jedoch nicht versäumen, auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß es für die Zeichen-Fortbildungsschüler sehr er­sprießlich wäre, wenn sie wenigstens einen Winter­

kursus im Aufsatz und Rechnen mitmachen würden, da die meisten in diesen Fächern gar nicht mehr zu Hause sind. Einer der Lehrlinge äußerte bei der Prüfung, dies sei der erste Brief, den er in seinem Leben schreibe. Nachdem auch von Seiten der Prüfungsmeister die Kenntnisse der Lehrlinge in Werkzeug- und Materialienkunde festgestellt worden waren, fand zum Schluß der Prüfung im großen Rathaussaale vor versammelter Prüfungs­kommission und vor den Mitgliedern des Gewerbe­schulrats die feierliche üevergabe der Diplome statt. H. Stadtpfarrer Dieterle und H. Kommerzien­rat Sannwald hielten Ansprachen an die Lehrlinge, worin dieselben ermahnt wurden, auf dem Wege des Fleißes und der ernsten Arbeit fortzufahren, da man im Leben eigentlich nie auslerne. Nachher wurde den jungen Leuten von freigebiger Hand ein Vesper imHirsch" gespendet, worüber sie sehr überrascht und erfreut waren. Die Namen der Geprüften werden an anderer Stelle des Blattes bekannt ge­geben.

> Egenhausen, 1. Mai. Heute hieltHr. Land­wirtschaftsinspektor Dr. Wiedersheim vor zahlreich versammelten Mitgliedern des landw. Vereins vom hin­tern Bezirk des OA. Nagolds einen 2stündigen Vor­trag über die Hebung der Viehzucht bei uns. Er führte zuerst aus, wie die Rinderzucht heutzutage in einem ganz anderen Licht dastehe als vor 20 Jahren, sie habe eine ganz andere Bedeutung erhalten durch die Entwicklung der gesamten Volks- und landwirtsch. Verhältnisse. Sie sei jetzt eine große Einnahmequelle des Landwirts und aus diesem Grunde sei schon seit einigen Jahren von der Regierung mit Aufbietung verschiedener Kräfte und vieler finanzieller Mittel alles geschehen, um die Rindviehzucht in die richtigen Bahnen zu lenken. England habe schon vor 5060 Jahren in dieser Beziehung das Richtige erkannt und den andern Staaten ein Beispiel gegeben, das dann Norddeutschland und auch Süddeutschland nachgeahmt haben. Schon König Wilhelm I. habe mit richtiger Sachkenntnis den Gedanken für Hebung der Viehzucht aufgesaßt. Seine Bestrebungen seien durch König Karl weiter geführt worden u. auch König Wilhelm II. habe bis jetzt deutlich zu erkennen gegeben, daß ihm die Förderung der Landwirtschaft, speziell auch durch Hebung der Rindviehzucht, am Herzen liege. Die Regierung biete allem aus, dem Landmann zu zeigen, wie die Rindviehzucht sein soll. In einzelnen Be­zirken und auf einzelnen Höfen sei auch schon viel geschehen für das richtige Ziel der Viehzucht; im all­gemeinen lasse sich aber noch viel wünschen. Das Zuchtmaterial in unserem Hinteren Bezirk, der sog. Wälderviehschlag, sei so recht entwickelt für die im Schwarzwald maßgebenden Boden u. klimatischen Ver­hältnisse. Was Haltung und Fütterung anbelange» sei dieser Schlag nicht anspruchsvoll; es sei ein kleiner Schlag, mit schmalem Körperbau, harter Farbe, ein­geschlagen rc. Es seien auch schon Spuren vorhan­den von Bestrebungen, besseres Zuchtmaterial zu be­kommen. Bon der Regierung sei auf Grund lang­jähriger Erfahrungen die Simmcnthaler Rasse vom Berner Oberland, herausgezüchtet aus den schweren, knochigen Bernerschecken, zur Einführung als die ge­eignetste erkannt und empfohlen wordm. Sie biete alles, was wir vom Rindvieh haben und wünschen, in erhöhtem Maße, größeres Gewicht und daneben günstige Milchverhältnisse; seie auch in Zugleistung ganz für uns geeignet. Die gute Körperform dieses Schlags biete die Grundlage für großes Körperge-