sitzt und rechnet pro Kuh durchschnittlich 5 Liter Milch pro Tag, so ist das eine Mehreinnahme pro Tag von 105 pro Jahr von 38000 Bei einer Ge­meinde mit 100 Kühen ist die Mehreinnahme pro Tag 15 pro Jahr circa 6000 Im Bezirk Heldenheim seien 5 gut eingerichtete Dampfmolke­reien, die sich alle vorzüglich rentieren. Die in Heldenfingen wurde als die zweite im Land 1880 eingerichtet mit einem Kostenaufwand von 30000-^. Im Jahr darauf wurde sie in Betrieb gesetzt. Die Schuld sei schon längst abbezahlk und jedes Jahr werde ein schöner Reingewinn an die Mitglieder verteilt, daneben ist auch ein schöner Reservefonds gegründet worden. In Dettingen wurde die Mol­kerei 1886 mit dem gleichen Aufwand eingerichtet und ist die Schuld ebenfalls schon abgetragen. Die Magermilch werde sofort in vollständig süßem Zu­stande zurückgegeben, habe noch alle Nährstoffe in sich, abgesehen vom Fett, sei daher ein ganz vorzüg­liches Futtermittel für Schweine und Jungvieh. Das fehlende Fett lasse sich durch Kraftfuttermittel er­setzen, welche billig zu stehen kommen. Ein weiteres Urteil für den Viehzüchter bestehe darin, daß er jeden Monat auf eine bestimmte Einnahme von der Molkerei rechnen könne, auch könne er seine Ein­nahme durch bessere Viehfütterung, die mehr Milch erzeuge, steigern. Für Gemeinden mit viel Vieh feie somit die Einrichtung einer Molkerei von größtem Nutzen.

** Nagold, 13. März. Heute Nachmittag von 2 Uhr an beginnt die Aspirantenprüfnng zur Aufnahme in den Schulstand. An derselben beteiligen sich im ganzen 39 Schüler, von denen 15 hier vorbereitet wurden. Die Prüfung findet in 2 Abteilungen statt und dauert bis Freitag. Dem l Vernehmen nach werden etwa 30 der zur Prüfung ^ Erscheinenden Aufnahme in den Schulstand finden.

> Altensteig, 12. März. In einer Versamm- , lung der Mitglieder des Evang. Bundes von hier

und von der nächsten Umgebung sprach heute Herr Stadtpfarrer Hetterich von hier über die Stellung der Frau im Lichte der Reformation. Dem in jeder Beziehung wohl vorbereiteten und mit vielem Stu­dium ausgearbeiteten interessanten Bortrag folgten die zahlreichen Zuhörer mit größter Aufmerksamkeit. Nachdem Hr. Redner die Stellung der Frau im Altertum und bei den heidnischen Völkern kurz ge- ! schildert, zeigte er, wie erst das Christentum der Frau zur würdigen Stellung verholfen, daß auch die tathol. Kirche, namentlich durch den Mariakultus, die Jungfräulichkeit und die Mutter, die Ideale im Frauenleben, geehrt und hochgehalten, wie aber erst ^ die Reformation der Frau ihre richtige Stellung angewiesen habe, nämlich im Familienleben als Gat­tin und Mutter mit priesterlichem Beruf und Mis­sionsaufgabe. Vor Beginn und nach Schluß des Vortrags trug der hies. Kirchenchor einige hübsche Chöre vor.

> Altensteig, 12. März. Eine Anzahl hies. Gerber, Nagolder Tuchmacher und verschiedene Han­delsleute wollten auf den Rottenburger Markt fahren. Der Zug 8^ blieb aber bei Gündringen stecken, weil die Maschine defekt war. Hätte man nun die Marktbesucher gleich in Kenntnis gesetzt, daß sie durch die Verspätung keinen Anschluß nach Rotten­burg mehr erhalten, so hätten können diese noch zu Fuß oder durch irgend eine Fahrgelegenheit noch zeitig genug auf den Markt kommen können. Aber in Gündringen dauerte der Aufenthalt fast eine Stunde, bis eine Maschine von Eutingen kam und den Zug weiter brachte. Der Bahnhofvorstand in Eutingen ließ nun einen Hilfszug abgehen, der die Passagiere nach Horb brachte. Die dortige Verwal­tung war aber nicht zu bewegen, die Leute nacki Rottenburg zu befördern, obwohl sie telephonisch schon von Gündringen aus von dem Mißgeschick in Kenntnis gesetzt worden war. So mußten die Passa­giere eben auf den fahrplanmäßigen Zug warten und kamen endlich nach Nottenburg als der Markt ver­laufen war. Sie hatten statt gehoffter Einnahme nun ihre Porto- und Frachtauslagen. Sie wollen sich bei maßgebender Behörde erkundigen, ob die Bahnhosverwaltung in Horb ihnen nicht auch, wie solches in Eutingen geschehen, einen Hilfszug zur Verfügung hätten stellen sollen; es waren 2530 Marktdesucher von hier, Nagold und Calw.

Hall, 8. März. Heute vormittag wurde der 48jährige verheiratete Zimmermann Janle, Vater

von 8 Kindern, von Rinnen, OA. Hall, hier an das Amtsgerrchtsgefängnis eingeliefert. Derselbe halte gestern nacht auf dem Heimwege von Gnadenthal, OA. Oehringen, den 45jährigen Bauern Hofmann von Rinnen, mit dem er schon lange nicht gut war, nach kurzem Wortwechsel mit einem Messer in den Hals gestochen, so daß Hofmann nach wemgen Minu­ten eine Leiche war. H. hinterläßt eine Familie mit 4 Kindern.

Ulm, 9. März. Zum Mord der Frl. Reuß. Man neigt sich jetzt je mehr und mehr der Ansicht zu, daß es sich um einen Lustmord handelt und daß der Raub vom Thäter nur fingiert war, um auf falsche Spur zu leiten. Sehr auffallend ist nachge­rade, daß sich der Herr und das Fräulein nicht mel­den, die am Sonntag vormittag kurz nach 11 Uhr auf dem Fußweg vom Alber zum Safranberg gesehen worden sind. Sollte das gar der Mörder selbst und sein Opfer gewesen sein? Derselbe hätte hienach die Frl. Reuß in das Zäh'sche Gartenhäuschen, welches er sich schon vorher zum Thatort ausersehen, zu locken versucht, da sie aber an der Abbiegung des Wegs die Absicht ihres Begleiters merkte und zu fliehen und zu schreien begann, stieß er sie hier nie­der und bethätigte seine bestialische Gier dadurch, daß er ihr, die schon am Boden lag, Mantel und Kleid oben aufriß und ihr das Messer rechts und links in die entblößte Brust stieß. Die Stiche sind nämlich nicht durch das Kleid geführt, sondern das Messer ist auf der bloßen Brust aufgesetzt worden. So lange das von der Staatsanwaltschaft so drin­gend zur Meldung aufgeforderte Paar nichts von sich hören läßt, dürfte die obige Vermutung manches für sich haben. Aber leider fehlt auch in dieser Rich­tung jede verfolgbare Spur.

Herbertin gen, 7. März. Der früher berich tete, im nahen Mieterkinqen ausgeführte Nasenbiß das abgebiffene Stückchen fand sich nicht mehr vor kam etwas teuer zu stehen. Durch Vergleich vor dem K. Landgerichte kommt das abgebissene Stückchen Nase alles in allem aus ca. 500

Ein Ministerwechsel ist in Karlsruhe ein­getreten, der aber keine politische Bedeutung hat. Der bisherige Minister des Innern, Eisenlohr, ist an die Spitze des Kabinetts getreten.

Beim Statthalter von Elsaß-Lothringen, dem Fürsten Hohenlohe, hat am Dienstag Abend zu Ehren der Mitglieder des Landesausschusses ein Festmahl stattgefunden, an dem die Spitzen der Be­hörden teilgenommen haben.

Frankfurt a. M., 7. März. Im Lehrerverein hielt am Samstag Abend Herr Harnischfeger einen Vortrag über die Frage des Knabenhandarbeits- unterrichts. Die bekannteDenkschrift", von Lam- mers, Schenckendorf rc. herausgegeben, war ihm mit der Bitte um öffentliche Besprechung zugesendet worden. Unter Bezug auf denKatechismus des Handarbeitsunterrichts" von Dr. Götze und andere Veröffentlichungen kam der Vortragende zu dem Re­sultat, daß der betreffende Unterricht die ihm zuge­schriebenen Vorteile nicht biete, daß aber keinesfalls die Volksschule, deren Lehrer und Seminarien als Versuchsfeld gebraucht werden dürften.

Friedeberg, 10 März. Hier sind die schwar­zen Pocken ausgebrochen; Maßregeln zur Verhütung der Weiterverbreitung der Seuche sind getroffen.

Aus der Militärkommission des Reichs­tages. Wie der Reichskanzler Graf Caprivi in der Mittwochssitzung der Militärkommission des Reichs­tages mttgeteilt hat. besteht die Reichsregierung auf der Durchberatung der Militärvorlage noch in dieser Session und lehnt die Einführung.der zweijährigen Dienstzeit für die Infanterie ohne gleichzeitige Er­höhung der Friedensstärke der Reichsarmee rundweg ab. Es werden also bestimmte Beschlüsse von der Kommission gefordert und erst nach diesen wird sich die Reichsregiermig entscheiden. Eventuell wird, wenn kein bestimmtes Resultat erfolgt, im Plenum des Reichstages die ganze Arbeit von neuem be­ginnen. Am Mittwoch abend hat die freisinnige Fraktion des Reichstages über die Militärvorlage und die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Abgg. Richter und Hinze drei Stunden lang beraten. Es soll zuletzt eine völlige Einigung erzielt worden sein, über die heutige Friedensstärke der Armee nicht hin­auszugehen.

Bon nationalliberaler Seite wird es vielfach als feststehend betrachtet, daß der Zentrumsantrag zu

Gunsten der Jesuiten im Reichstag die Mehrheit erhalten werde, da Zentrum, Polen, Sozialdemo­kraten und wohl zwei Drittel der Freisinnigen ihm sicher seien. Außerdem würden noch einige Stimmen der Konservativen und der Volkspariei dazu kommen. Die Entscheidung für oder gegen die Jesuiten wird in letzter Instanz beim Bundesrate liegen, der sich er­heblich besinnen wird, ehe ec im Gegensatz zur großen Mehrheit der Bevölkerung dem Wunsche des Cen­trums nachkommt und einem notorisch zur Be­kämpfung des Protestantismus gegründeten Orden die Grenzen öffnet und den mühsam einigermaßen wiederhergestellten konfessionellen Frieden opfert.

Die Militärvoclage ist in der ersten Lesung in der Reichstagskommission gefallen. Nach der Haltung der Zentrumsmitglieder in der Kommission glaubt man, daß entweder der Rücktritt öes Reichs­kanzlers Caprivi oder die Auslösung des Reichs­tags in Aussicht steht. Die Entscheidung wird wohl um den 16. Marz fallen, wo eine zweite Lesung der Vorlage stattfinder, die aber sicherlich kein anderes Ergebnis haben wird als das zur Stunde vorliegende. Bei der Beratung über Paragraph 1 erklärte Lieber, das Zentrum stimme zunächst gegen die verlangte Präsenzstärke und gegen Bennigsens Antrag, der noch zu hoch sei. Sei die zweijährige Dienstzeit mit der jetzigen Präsenzstärke nicht zu erreichen, so verzichte das Zentrum lieber aus dieselbe, denn sie sei zu teuer erkauft. Der K l, die Präsenzstärke enthaltend, wurde mit allen gegen 6 konservative Stimmen, der deutsch- freis. Antrag, die jetzige Präsenz bis 1895 festzule- legen, mit allen gegen 5 Stimmen abgelehnt. Die­sen Antrag hatte Caprivi für unannehmbar erklärt; andere billige Vorschläge sei ec bereit zu prüfen.

Deutscher Reichstag. Mittwochssitzung. Die Be­ratung des Macineetats wird forrgesetzt. Die Budgetkom- mission hat eine Anzahl von ersten Bauraten für neue Kriegs­schiffe aus Sparsamkettsrücksichten gestrichen. Adg. Hahn (kvns.) bittet wenigstens den dringend nötigen Ersatz für das PanzerschiffPreußen" zu bewilligen. Staatssekretär Holl­mann macht daraus ausmerksam, daß im solgeudeu Jahre die Schiffsbauten zu Ende gehen und Mangels fernerer Be­willigungen zahlreiche Arbeiter entlassen werden müßten. Er bitter wenigstens den Ersatz für .Preußen" zu bewilligen. , Reichskanzler Gras Caprivi schlügt sich dem au. Er sei kein großer Marineenthusiast, was aber im Interesse des Schutzes unserer Küsten erforderlich sei. müsse auch bewilligt werden. Wenigstens den Ersatz fürPreußen" ersucht Red­ner zu bewilligen. Der Alttrag Hahn wird abgcle.hur, die von der Kommission beschlossenen Abstriche werden allenthal­ben genehmigt. Die Äudgcttomnnssion beantragt ferner, l^is Mill. als erste Baucate für zwei Trockendocks in Kiel zu streichen. Staatssekretär Hollmann befürwortet, die Summe, welche gestrichen wird. Der Nest des Mariuectats wird ohne weitere Debatte nach den Kommiffionöanträgen erledigt. Die Geschäftskommissiou beantragt, den früheren Beschluß, wonach ein Strafverfahren gegen den Abg. v. Münch ein­gestellt werden sollte, durch die vom Reichskanzler elnge- gangcne Mitteilung für erledig: zu erklären, daß kein Straf­verfahren mehr schwebt, sondern Münch bereits verurteilt ist. Einige Berichte werden debattclos erledigt. Donnerstag: Mililäretat.

Deut > cher Reichstag. Am Donnerst« z begann der Reichstag die Beratung des Militäretats. Auf Anfragen wird erwidert, daß keine Begünstiguna des Offizier-Konsum- VereinS stattfiadet, welche den seßhaften Geweroetrcibenden zum Schaden gereichen könnte, und daß bezüglich der Sonn­tagsruhe in Militär weitgehende Bestimmungen getroffen seien. Abg. Richter (freis.) fragt, wer die Flugschriften zu Gunsten der Militärvorlage bezahlt, welche den Pcovin- zialzeitungen massenhaft gratis zum Beilegen geliefert würden. Ebenso würden den Kreisblättcrn gratis bezügliche Artikel gelrefert. Minister von Kaltenborn erwidert, die Sache gehe ihn nichts an. Aus dem Kriegsmiuisterum werde kein Nickel hierfür gezahlt. Abg. Bebel (Soz.) beschwert sich über den Ausschluß sozialdemokratischer Arbeiter aus den Staats Werkstätten. Abg. ficke (lib.) beschwert sich über die Verweigerung der Militärmusik an Wirtschaften, die von Sozialdemokraten besucht seien; dadurch kämen Bauern und Gastwirte in peinliche Lagen, wie aus dem sozialdemokrati­schen Boykotts hervorgehe. Äriegsminister von Kaltenborn antwortet, die Musikverweigerung sei Sache der einzelnen Befehlshaber In keinem Fall werde aber die Militärver­waltung dulden, daß sozialdemokratische Ideen und Geist in der Armee verbreitet würden. Abg. v. Friesen (kons.) pflichtet dem bei. Abg. Ahlwarüt (Antisemit) wünscht keine Verfolgung wegen politischer Gesinnung und kommt dann auf seinen Judenflintenprozeß zu sprechen, aus dem so­viel heroorgegangen sei, daß die Militärverwaltung nicht ge­nügend strenge Kontrolle geübt habe. Er habe nur dem Vaterlande nützen, aber niemand verleumden wollen. Nach­dem noch mehrere Klagen über Soldatenmißhandlungen vor- gebracht sind, wird die Weiterberatung vertagt.

An Goldmünzen sind, amtlicher Nachmessung zufolge, im Februar für 15 740320 darunter von 14 745 920 Doppelkronen und 1004 400 Kronen auf Pcivatrechnung geprägt worden. Eine Prägung von Silbermünzen hat nicht stattgefunden. Von Nickelmünzen wurden für 144 605 Zehn- Ipfennigstücke und für 149041,10 Fünfpfennig-