aus Stuttgart (Rosenbergstr. 6^), der die hiesige Einrichtung besorgt hatte, war obiger Veranlassung wegen heute extra hieher gekommen.

Nach Mitteilungen aus Jmkerkreisen sollen infolge der heftigen Kälte viele Bienenvölker zu Grunde gegangen sein. Leider steht zu erwarten, daß die wirklichen Verluste die Befürchtungen noch weit über- trefsen werden.

Stuttgart, 28. Jan. Stadtschultheiß Rümelin fuhr gestern beim preußischen Gesandten Frhrn. v. Saurma-Jeltsch vor und überbrachte ihm die Glück­wünsche der Stadt zum Geburtstage des Kaisers. Er hatte dabei eine längere Unterredung mit dem Gesandten, in der er darlegte, weshalb er von einer Teilnahme an dem Bankett habe absehen müssen; gleichzeitig drückte er die Absicht aus. im nächsten Jahr einer nicht von politischen Parteien, sondern von der Stadt zu veranstaltenden Festfeier präsidieren zu wollen.

Stuttgart, 30. Jan. Heute begeht die Re­daktion des Schwäbischen Merkurs, dessen gesamtes Personal, Freunde der Familie Elben, die deutsche Partei re. die Feier des 70. Geburtsfestes des lang- jährigeu Chefs des Blattes, Hrn. Dr. Otto Elben. Um 9 Uhr begaben sich das Redaktionspersonal und Abordnungen sämtlicher Geschäftszweige zudem Jubilar, welchem Redakteur Dr. W. Lang die Glück­wünsche Aller aussprach, wofür der Gefeierte herzlich dankte. Um 10 Uhr brachte die Kapelle des 7. Jnf.- Regiments unter Leitung des Musikdirektors Prem in dankbarer Würdigung der Verdienste des Jubilars um die Musik ein Ständchen dar.

Eßlingen, 28. Jan. Im hiesigen Schullehrer­seminar mußte der Unterricht in dieser Woche einge­stellt werden, da die Influenza sich im Hause zeigte. Die Krankheit trat so rasch und allgemein auf, daß an einem Tage 3040 Zöglinge erkrankten und das Bett nicht verlassen konnten, worauf der Oberamts­arzt die Einstellung des Unterrichts und die sofortige Entlassung der noch gesunden Zöglinge in ihre Hei­mat anordnete. In der Präparandenanstalt, die vom Seminar ziemlich entfernt liegt, hat der Unterricht keine Störung erlitten, da die Zöglinge derselben von der Krankheit verschont blieben.

Gmünd, 27. Jan. Bei einem gestern nacht in dem außerhalb des Ortes stehendem, dem Bauern Jos. Bulling gehörigen Schafhaus ausqebrochenen Brande kamen 235 Schafe in den Flammen um. Es wird Brandstiftung vermutet.

Außer dem Grafen Waldersee hat auch der Ge­neral von Schkopp, Gouverneur von Köln, einen bemerkenswerten Toast auf den Kaiser ausgebracht. Der General sagte u. a.:Mancher sei nicht mit der früheren Freudigkeit beim Festmahle erschienen; mancher hege bange Zweifel um die Zukunft. Er könne nicht sagen, diese Sorge sei überflüssig; denn an unserm politischen Horizont ziehen sich die Wolken dichter und dichter zusammen, in nicht ferner Zeit werde das Gewitter ganz gewiß Hereinbrechen; daher die Sorge um' die Zukunft. Aber je ärger die Stürme brausen, desto mehr lehne sich das deutsche Volk an seine Fürsten an. Wer stehe fester als die Hohenzollern? Der Kaiser sei im wahren Sinne des Wortes ein Friedensfürst; wenn er aber das Schwert in die Hand nehme, werde er es nicht eher in die Scheide stecken, bis das Vaterland vom letzten Feinde befreit fei oder bis er mit seinem Volke ge­brochen am Boden liegen werde. Der Krieg komme. Gebe Gott, daß er das deutsche Volk um seine Fürsten geschart finde'. Wenn nichl, dann hatten wir einen schönen Traum; dann ade. schönes Land! Dann werden die Zeiten des dreißjährigen Krieges wiederkehren! Richten wir deshalb den Blick auf unfern Kaiser!" Es folgte alsdann ein Hinweis auf die Militärvorlage.

Nietleben, 30. Jan. Gestern kamen zwei To­desfälle vor, im Ganzen bis jetzt N3 Erkrankungen und 44 Todesfälle. Sämtliche erkrankten Aerzle sind wieder hergestellt.

Den Abschluß der Berliner Bermählungsfestlich- keiten bildete die Galavorstellung im Königlichen Opernhause, an welcher auch Seine Majestät der König von Württemberg teilnahm. Das Neuver­mählte Paar saß in der Mitte der Hofloge, zur Seite der Braut der Kaiser, zur Seite des Bräuti­gams die Kaiserin. Neben dem Kaiser saß die Königin von Sachse» und Seine Majestät König Wilhelm in weißer Kürassieruniform. In der Pause

begab sich der Hof und die Gesellschaft in das große Foyer hinter der Mittelloge, wo die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften Cercle hielten. Dem Großfürst-Thronfolger von Rußland stellte der Kai­ser mehrere der hiesigen Botschafter und andere Personen von Distinktion vor, so die Vertreter Frank­reichs, Spaniens u. A. Ebenso nahmen Ihre Ma­iestäten König Wilhelm und König Albert zahlreiche Vorstellungen von Staatsmännern, Abgeordneten, Diplomaten und Militärs entgegen.

Deutscher Reichstag. In der Sonnabendsitzung hielt Präsident von Le wetzo w den Kaiserlichen Dank für die Glückwünsche zum Geburtstage des Monarchen mit. Beraten wird alsdann in zweiter Lesung der Etat des Reichsamtes des Innern. Auf eine Anfrage des Abg. Goldschmied teilte Staatssekretär von Bötticher mit, über die Chicagoer Ausstellung sollten Spezialberichte erscheinen. Die deutsche Abteilung auf der Ausstellung sei sehr würdig ausgestattet, doch reiche das bewilligte Geld nicht ganz, es werde daher noch eine Nachtragsforderung an den Reichstag kommen. Abg. Lieber (Ctr.) wird für die Bewilligung der Nach- forderüng stimmen, da das Unternehmen nun einmal begonnen ist. Abg. Hirsch und Schräder (freist), Bebel (Soz.) wünschen die Entsendung von Handwerkern und Arbeitern zu deren Information nach Chicago. Staatssekretär v. Bötticher antwortet, die Reichsregierung werde eine solche Entsendung gern fördern; Die Kostendeckung sei aber Sache der gewerb­lichen Kreise und der Einzelstaaten. Die Reichsregierung sei nicht gegen eine Weltausstellung in Berlin gewesen, doch mußte von dem Plane Abstand genommen werden, weil kein allgemeines Interesse vorhanden war. Abg. Möll er (natlib.) ist mit dein Unterbleiben der Berliner Ausstellung sehr ein­verstanden, während die Abg. Hirsch und Goldschmied (freist) und Bebel (Soz.) die Ansicht vertreten, eine deutsche Welt­ausstellung würde unserer Industrie besondere Vorteile ge­bracht haben. Abg. Bamberger (freis) kann diese Anschau­ung nicht teilen. Die Weltausstellungen seien hente bloße Amüsementsstätten geworden, er bezweifelt auch, daß Berlin wesentlichen Nutzen davon gehabt haben würde. Auf wieder­holte Anfragen erwidert der Handelsminister von Belep sch, er sei persönlich für die Berliner Weltausstellung gewesen, aber außerhalb Berlins war die Begeisterung für den Plan so schwach, daß an eine Verwirklichung nicht im Ernst zu denken war. Der Gegenstand wird dann verlassen. Auf eine Anfrage antwortete Staatssekretär von Bötticher, das Gesetz zur Bekämpfung der Trunksucht werde dem Reichstage in der nächsten Session wahrscheinlich wieder zugchen. Die Weiterberatung wird alsdann bis Dienstag Nachmittag 1 Uhr vertagt.

Ueber eine vertrauliche Konferenz des Kaisers mit dem russischen Thronfolger schreibt dieFreis. Ztg.": Am Hochzeitstage der Prinzessin Margarethe abends 9 Uhr war die Feier im Schloß beendigt; '/-IO Uhr war zum Fest in der russischen Botschaft eingeladen. Alles wartete auf den Großfürsten; dieser aber traf erst zwei Stunden darauf, um 1 Uhr 40 Min., ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Großfürst im Schloß bei d.m Kaiser geweilt. Andere Personen sind bei der mehrstündigen Unterre­dung nicht zugegen gewesen.

DerReichs- und Preuß. Staatsanzciger" ver­öffentlicht folgende Kundgebung des Kaisers:Im Anschluß an die freudige Feier der Vermählung Mei­ner geliebten Schwester, der Prinzessin Margarethe von Preußen, hat sich Mein diesjähriger Geburtstag durch die Anwesenheit vieler, Meinem Herzen nahe­stehender erlauchter Fürstlichkeiten zu einem besonders frohen Feste gestaltet. Die herrlichste Freude aber, welche Mir aus Anlaß dieser festlichen Tage gewor­den , bilden die Kundgebungen der Treue und An­hänglichkeit Meines Volkes, welche Mir in den munchfaltigsten Formen und in ungewöhnlich großer Fülle aus allen Gauen des Reichs und auch von außerhalb wohnenden Deutschen zugegangen sind. Vor allem hat es Meinem Herzen wohlgethan, so häufig dem Ausdruck einer opferbereiten Vaterlands­liebe und des Vertrauens in Meine auf des Vater­landes Sicherheit gerichteten Bestrebungen begegnet zu sein, wodurch Meine Zuversicht bestärkt wird, daß diesen Meinen Bemühungen unter Gottes gnädiger Führung der Erfolg nicht fehlen werde. Ich bezeuge daher gern auf diesem Wege Allen, welche Meiner an Meinem Geburtstage so liebevoll gedacht haben, daß der Zweck ihrer Aufmerksamkeiten, Meine Festes­freude zu erhöhen, in vollkommener Weise erreicht worden ist und Ich Mich zu wärmstem Danke ver­bunden fühle. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Berlin, den 30. Januar 1893. Wilhelm, I. R,. An den Reichskanzler."

Berlin, 28. Jan. Der Kaiser hatte den Pre­digttext für den gestrigen Gottesdienst in der Schloß­kapelle selber ausgewählt. Es ist eine Stelle aus dem Ev. Lucas, die sich wie ein Kommentar zur Militärvorlage ausnimmt. Der Text lautet:Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahrt, so

: bleibet das Seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, worauf er sich verließ. Und teilet den Raub aus."

Die Beratungen der Militärkommission des deutschen Reichstages stehen noch immer auf dem alten Fleck. Am Sonnabend wurde wieder eine lange Sitzung abgehalten, in welcher der Centrums, abgeordnete Dr. Schädler betonte, seine Partei könne nicht mehr bewilligen, als die Erhöhung der Truppenzahl, wie sie bei der Einführung der zwei- jährigen Dienstzeit im Rahmen der heutigen Frie­densstärke nötig sei. Der Reichskanzler hoffte noch auf eine Aenderung der Gesinnung und betonte, die verbündeten Regierungen seien der bestimmten Ueber- zeugung, daß das Land die von der Vorlage gefor­derten Lasten tragen könne. Wenn dem Volke der Ernst der Vorlage erst werde völlig klar geworden sein, dann würde man den verbündeten Regierungen zustimmen. Die augenblicklich von verschiedenen Seiten kundgegebenen Friedensversicherungen hätten auf die Vorlage gar keinen Einfluß, die überhaupt nicht dazu bestimmt sei, einer momentanen, akuten Gefahr zu begegnen, sondern dazu, einem dauernden, als gefährlich zu bezeichnenden Zustande cntgegen- zutreten.

Berlin, 28. Jan. Der Großfürst-Thronfolger reiste heute abend 10 Uhr 35 Min. vom Zentral­bahnhof ab. Der Kaiser und die Prinzen hatten ihn nach dem Bahnhofe geleitet, wo auch das Personal der russischen Botschaft und die Generalität anwe­send war. Die Verabschiedung war sehr herzlich. Der Kaiser trug russische Uniform, der Großfürst preußische Husaren-Uniform.

Berlin, 29. Jan. Heute fand eine von 350 Männern und 50 Frauen besuchte Versammlung statt, in welcher Reden gehalten wurden, die den Anarchis­mus verherrlichten. Bei der Rede des Maurers Schenk, welcher die Rechtspflege kritisierte und die Stellung des Anarchismus zum Eigentum darlegte, löste der überwachende Polizeioffizier die Versammlung auf, worauf sich die Teilnehmer derselben in aller Ruhe entfernten.

Berlin, 31. Jan. Die Morgenblatter melden, Kaiser Alexander habe persönlich seine Freude darüber ausgedrückt, daß Kaiser Wilhelm ihn als einen Ver­fechter des monarchischen Prinzips bezeichnte.

Unsre guten Freunde in Ost und West suchen sich für den Aerger, den ihnen die Reise des russi­schen Thronfolgers nach Berlin bereitet, einigerma- ßen zu entschädigen, indem sie dem Fernbleiben des Königs von Dänemarck, der bekanntlich seinen Besuch zu den Bermählungsfeierlichkeiten bestimmt zugesagt hatte, politische Gründe unterlegen. DieMägde- burger Zeitung" kann indes verbürgt melden, daß hierzu auch nicht entfernt ein Anlaß vorliegt und allein der Uebelstand, daß augenblicklich jede Ver­bindung Dänemarks mit dem Festland ausgeschlossen ist, den Grund seines Ausbleibens bildet. Der Kö­nig hat vielmehr in herzlichster Weise dem Bedauern Ausdruck gegeben, an seinem Erscheinen verhindert zu sein.

Im Auswärtigen Amt ist, wie dieNat.-Ztg." hört, die Nachricht eingetroffen, daß ein Zollbeamter an der Mündung des Schwakop im südwestafrikani- schen Schutzgebiet Waschgold gefunden worden. Pro­ben seien hier angekommen.

Desterreich-Angarn.

Wien, 30. Jan. Hier verlautet, Exkönig Milan sei in Paris bedenklich erkrankt.

Wien, 30. Jan. Schmerling erlitt wieder einen Schlaganfall; die rechte Seite ist gelähmt, das Sprachvermögen gestört.

Frankreich.

Die Franzosen haben gründlich eins aus den Mund bekommen: Die Pariser Zeitungen hatten den russischen Botschafter v. Mohrenheim bekanntlich in unverhülltester Weise beschuldigt, ein recht tüchtiges Trinkgeld aus den Panamageldern genommen zu haben. Als es darob aus Peterburg ein Donner­wetter gab, wurde ihr Mut klein und sie behaupteten in frechster Lügenmanier, die Dreibundstaaten und England hätten jene Geschichten verbreitet. Nicht zufrieden damit, gingen sie noch einen Schritt weiter und erklärten den ganzen Panamaskandal für das Werk einer Verschwörung jener Staaten. Darauf erfolgte»von den Beleidigten ein ruhiger, aber so be­stimmter Protest, daß der französische Minister deS