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als für die Landwirtschaft schädlich. Hierauf wird die Vor läge der Militärkommisston überwiesen. Mittwoch: Anträge zur Gewerbeordnung.

Berlin, 18. Jan. Der Reichstagsabgeord nete Göser, Stadtpfarrer in Saulgau, ist heute nach mittag 2 Uhr gestorben. Die Leiche soll nach Saul gau überführt werden.

Berlin, 18. Jan. Hier herrscht grimmige Kälte, heute früh eine solche von 23 Grad Reaumur. Dieselbe forderte unter den Obdachlosen mehrere Opfer. Nach Meldungen der hiesigen Blätter sind drei Personen erfroren aufgesunden worden Auf den Sanitätswachen melden sich zahlreiche Per­sonen mit erfrorenen Gliedern. Die Zufuhr von Lebensmitteln ist vielfach gestört.

Besterreich-Angarn.

Wien, 16. Jan. In Trient erschoß sich der Feldmarschalllieutenant Albert Frhr. v. Hügel, zuletzt Divisionär in Przemysl, infolge Nervenleidens. Hügel war der Sohn eines württembergischen Kammer­herrn in Ludwigsburg, er wurde 61 Jahre alt.

Wien, 18. Jan. Die Feierlichkeiten aus An­laß der Vermählung des Herzogs Albrecht von Württemberg mit der Erzherzogin Margareta Sophia begannen gestern mit dem Brautdiner beim Großvater des Bräutigams, Erzherzog Albrecht, wel­cher dem Brautpaar für die Fahrt zur Kirche am Hochzeitstage seine Galakarosse zur Verfügung stellte. Mehrere Deputationen gewerblicher Vereine über­reichten Blumen, 40 Damen der Aristokratie ein sil­bernes Muttergottesbild. Sämtliche erhielten Bilder des Brautpaares mit der eigenhändigen Widmung der Braut. Trotz der Kälte ist der Zudrang zur Besichtigung des Trousseau ein enormer. Die mei­sten Mitglieder der kaiserlichen Familie treffen heute hier ein.

Frankreich.

Paris, 17. Jan. Im Prozeß gegen die Verwaltungsräte der Panamagesellschaft haben die Plaidoyers heute begonnen. Der Zudrang des Pub­likums war verhältnismäßig gering Der General­staatsanwalt Rau begann sein Plaidoyer damit, daß er betonte, die Angeklagten hätten ihre Unschuld nicht zu beweisen vermocht, und er sei daher genötigt, gegen alle Angeklagten, Ferdinand de Lesseps mit einbegriffen, trotz des früheren Ruhmes desselben, ein entehrendes Urteil zu beantragen. Der General­staatsanwalt warf Ferd. de Lesseps vor, daß er seit dem Beginn des Panama-Unternehmens die Gelder der Gesellschaft verschwendet und > betrügerische Ma­chenschaften angewendet habe, um zur Zeichnung von Obligationen zu verlocken. Er wies darauf hin, daß aus dem Fonds der Gesellschaft etwa 600 Millionen geradezu vergeudet worden seien. Der Generalstaatsanwalt hob ferner hervor, daß für die Verwaltung der Panamagesellschaft bedeutende Sum­men aufgewendet worden feien, und daß die Unter­nehmer, namentlich Eiffel, riesige Vorteile aus den Geschäften gezogen haben. Durch die Abmachungen Eiffels mit der Gesellschaft sei eine allgemeine lleber- raschung hervorgerufen worden. Schließlich sprach der Generalstaatsanwalt von den unter dem Namen derKosten für Veröffentlichungen" verborgenen Summen. Die Fortsetzung der Verhandlungen wird auf morgen vertagt.

Paris, 18. Jan. Außer Arthur Meyer vom Gaulois" erhielt noch Maier von derLanterne" 40,000 Franks Panamagelder. In ganz Frank­reich herrscht ungeheure Kälte. In Lyon wurden gestern 29 Grad Celsius gezählt. Der Eisenbahn­verkehr gestört.

Der neue französische Kriegsminister hat bei Uebernahme seines wichtigen Postens in Anwe­senheit mehrerer Generale eine Ansprache gehalten, in der er hervorhob, er habe das Kriegsministerium übernommen, weil seine Ernennung einem Regime ein Ende mache, das nicht alle erhofften Früchte getragen habe. Es war ja längst kein Geheimnis mehr, daß der Kriegsminister in Zivil der französi­schen Generalität ein Dorn im Auge war.

Die Panama-Gefellschaft soll trotz der schlimmen Erfahrungen, welche die französischen Ka­pitalisten mit den Unternehmern gemacht haben, wie­der zu neuem Leben erweckt werden. Eine Versamm­lung von Aktionären und Obligationären hat die Niedersetzung eines Exekutiv-Komitees beschlossen, um unverzüglich Schritte zur Rekonstitmerung der Panama-Gesellschaft zu thun. Unter Mithilfe des

Liquidators Monchicourt soll eine neue Gesellschaft gebildet werden mit einem Anfangskapital von 25 Millionen. Nach der regulären Konstituierung soll das Kapital auf 125 Millionen vermehrt werden, um die Kosten der Arbeiten zu decken. Die Ver­sammlung hat den Grafen Keratry zum Delegierten bei der Regierung von Columbia ernannt.

Um die üblen Wirkungen des Panama- Skandals für das Ansehen Frankreichs einzu­dämmen, hat das Ministerium Ribot zu einem son­derbaren Mittel gegriffen: es geht den ausländischen Zeitungs-Berichterstattern zu Leibe, indem es dieje­nigen, die Nachteiliges über Frankreich berichten, ein- fach über die Grenze befördert. Der erste, der es empfunden hat, daß auch in der französischen Repu­blik die Freiheit ihre Grenzen hat, ist der Bericht­erstatter desBudapests Hirlap" , Seleki, der am Montag Morgen verhaftet worden ist. Ec wird beschuldigt, der Urheber der Gerüchte zu sein, welche den russischen Botschafter Baron Mohrenheim mit der Verteilung der Panama-Gelder in Verbindung gebrachtHaben. Weiter haben Ausweisungsbefehle erhalten der Korrespondent deutscher Blätter v. We­dell und Richard Alt, der für mehrere italienische Zeitungen thätig gewesen ist. Beiden ist eine 48stündige Frist für die Abreise bewilligt worden. Diese Aus­weisungen sollen indes nur den Anfang einer großen Razzia bedeuten. Die Gründe, welche die Auswei­sung des Herrn v. Wedell veranlaßt haben, sind noch nicht bekannt. Jedenfalls erregt die Maßnahme der französischen Regierung unter den Kollegen des Genannten großes Aufsehen, da v. Wedell, der häuptsächlich für denHamburgischen Korresponden­ten" thätig ist, im Ruf eines ausgezeichneten, sich stets der größten Objektivität befleißigenden Tages­schriftstellers steht.

Der erste General der Armee, der Stadtkomman­dant von Paris, General Saussier, fand es für nötig, dem Hrn. Carnot einen Besuch abzustatten, um ihn seiner Ergebenheit für die Republik und sei­ner Anhänglichkeit für den Staatschef selbst zu ver­sichern. Hervorgerufen wurde dieser Schritt durch einen Artikel desFigaro", in welchem der Rück­tritt Carnot's und die Wahl einesDegens" zum Präsidenten der Republik gefordert wurde, wobei der Figaro", indem er sagte,er meine nicht den Ge­neral Dodds", deutlich genug auf Saussier als den berufenen Erben Carnot's hinwies.

Der Durchstich des Isthmus von Panama. Die Idee des Suezkanals reicht bekanntlich bis auf Sesostris, Königs von Egypten, zurück; auch die Idee des Panamakanals ist keineswegs erst von Lesseps ausgegangen, sondern schon Philipp II. von Spanien ließ, wie man denM. N. N." mitteilt, durch Flamländer Ingenieure die Kosten eines Pa­namakanals berechnen. Erschreckt durch die kolossale Summe, verbot er darauf bei Todesstrafe, sich künftig mit diesem Plane weiter zu befassen.

Italien.

Rom, 16. Jan. Der preußische Gesandte v. Bülow hatte gestern die Kardinäle Krementz und Kopp zu Tisch geladen. Heute stattete er allen neuernann­ten Kardinälen Glückwunschbesuche ab. In der näch­sten Woche giebt er ein Mahl zu Ehren der beiden deutschen Kardinäle, die bis über das Jubiläum des Papstes hinaus, also bis Anfang März, in Rom bleiben.

Rußland.

Wie aus Petersburg mitgeteilt wird, hat Kai­ser Alexander sich bei Gelegenheit des griechischen Neujahrsempfanges dahin ausgesprochen, daß er auf einen ruhigen Verlauf des neuen Jahres rechne. Die Cholera ist trotz der in Rußland herrschen­den furchtbaren Kälte noch immer nicht erloschen. Aus zahlreichen Orten wird eine ganze Reihe von Neuerkrankungen berichtet.

Amerika.

New-Dork, 18. Jan. Der ehemalige Präsident der Bereinigten Staaten, Hayes, ist an einem Herz­leiden gestorben.

Der Prozeß gegen den Vorsteher der Arbei­terschaft in Homestead, Dempsey, und die übrigen der Vergiftung von Arbeitern der Carnegischen Werke Angeklagten dauert fort. Der Koch Gallagher giebt zu, daß Dempsey ihm und den anderen Köchen Pulver gegeben zur Vergiftung der Nahrung der Arbeiter.

Aus allen Teilen der Vereinigten Staaten

wird gemeldet, daß die gegenwärtige Kälte die strengste ist, die man dort zulande seit Jahren erlebt hat. Viele Flüsse, die im Winter gewöhnlich offen waren, sind jetzt zugefroren.

Kleinere Mitteilungen.

Aus der Rhön, 8. Jan. In einem in dem Dorf Motzfeld rastenden Zigeunerwagen brach in­folge starken Heizens oder durch Spielen der Kinder mit einer brennenden Kerze Feuer aus, welches den Wagen bis auf einige Bretter und das Untergestell in Asche legte. In dem Wagen befanden sich 4 Kinder im Alter von 8 Tagen bis 4 Jahren. Bei Ausbruch des Feuers war der Besitzer des Wagens gerade beschäftigt, sein Pferd bei einem Bauern unterzubringen, ebenso hatte sich seine Frau in ein Haus begeven. Als letztere den Wagen brennen sah, eilte sie zum Retten der Kinder rasch hinzu, wobei sie sich die Hände und das Gesicht nicht un- erhebltch verbrannte. Die Kinder hatten solche starke Brandwunden erlitten, daß zwei davon gestorben sinv.

In der Domkirche in Salzburg fand man in der letzten Zeit täglich in der Frühe dasEwige Licht" ausgebrannt. Man vermutete, daß der Meß­ner das Oel, anstatt es einzufüllen, für seine Zwecke verwende, und wollte ihn trotz seiner Unschuldsbe­teuerungen entlassen. Schließlich prüfte man die Sache doch noch einmal, und der Domdechant setzte sich unbemerkt in einen Stuhl des Presbyteriums. Wie erstaunte er aber, als etwa um 10 Uhr eine gewaltige Ratte an dem Seile, woran die Ampel hängt, herunterkletterte, das Oel iiti Nu aussoff und wieder in ihre Dachboden-Residenz zurückkehrte.

Dienstbotenordnunz vom Jahre 1749. Eine solche wird von derUlmer Ztg." als Relique aus derguten alten Zeit" in Nachstehendem mrtgeteilt: Da die Ecfahrnis zeithero gegeben hat, daß durch fast allgemeinen Umgang der Dienstmägde mir den Soldaten nicht nur verschiedene Ungebühren Vor­gehen, sondern auch den Dienstherren große und wirkliche Beschädigungen vermittelst heimlicher Ab­tragung von Brod, Fleisch, Wein und dergleichen durch die Dienstmägde zugezogen werden, und noch weitere böse Folgerungen daraus entstehen: Als wird hiemit den Dienstmägden aller Umgang sowohl auf den Gassen, als in den Häusern mit den Soldaten dergestalten verboten, daß im widrigen solche Dienst­mägde sogleich ihres Diensts ohne zu gewarten ha­ben, der Lohn verlustiget, und dieselben aus der Stadt, auf weiteres Betreten aber in das Zucht­haus verwiesen werden sollen. Würzburg, den 22. September 1749. Hoch-Fürstl. Würzburg-sches Polizeigericht des oberen Rats."

Der verlorene Täufling. Die Bauern Johann und Magdalenen Batter in Keßinez (Ungarn) fuhren in Gesellschaft der Geburtshelferin am Neujahrstage in die benachbarte Traunau, um ein neugeborenes Kind taufen zu lassen. Bevor sie den Schlitten be­stiegen, nahmen sie einen starken Imbiß mit viel Schnaps zu sich, das Kind aber brachten sie wohl­verpackt am Boden des Schlittens unter. Um sich zu erwärmen, sprachen sie auch unterwegs fortwäh­rend der Schnapsflasche zu und so kamen sie in ziemlich angeheitertem Zustande in Traunau vor der Kirche an. Als sie jedoch den Schlitten ver­ließen und das Kind hervorholen wollten, gewahrten sie, daß sie dasselbe unterwegs verloren hatten. Sie fuhren sofort eine Strecke zurück und fanden das arme Würmchen im Schnee liegen; es gab aber kein Lebenszeichen mehr von sich, da es in der grimmigen Kälte erfroren war.

Ein Fernritt durch Asien. DieNow Wr." giebt nach derT. R." Mitteilungen aus einem Briefe des Fürsten K. A. Wjasemski über seinen Fernritt durch Asien. Er hatte den Ritt im Juli 1891 unternommen, trotz allen Abratens der Ver­wandten und Freunde und eigentlich nur aus Ehr­geiz. Wie er selbst im Briefe gesteht, wollte er nur den bekannten Kosakenoffizier Pjeschkow, der aus Sibirien nach St. Petersburg geritten kam, über­treffen. Das Bravourstück ist ihm gegenwärtig fast schon gelungen. Er hat Sibirien, die Mongolei, die Wüste Gobi. China, Tonking, Annam, Kochin, Chain und Cambodja durchritten und ist kürzlich (der Brief datiert vom 1. (13.) November) in Siam angelangt. Der Ritt hat bisher 10 Monate in Anspruch ge­nommen; drei Viertel des Weges sind erledigt. Na-