Unehelich geborene Söhne sind unter demjeni­gen Geschlechtsnamen einzutragen, dessen Führung ihnen nach der Verfügung vom 15. Sept. 1836 Reg.-Bl. S. 471 zukommt. UnterBemerkungen" ist eventuell beizufügen:Vater hat Namensführung gestattet" beziehungsweisedurch nachgefolgte Ehe legitimiert."

Bei Militärpflichtigen mit mehreren Vornamen ist der Rufname zu unterstreichen.

Die Rubriken 110 der Stammrolle sind genau und vollsmdig auszusüllen, sofern dies mit unzweifel­hafter Sicherheit geschehen kann. Insbesondere ist Stau- over Gewerbe" genau anzugeben (z. B. Pferdebauer, Ochsenbauer rc., bei Fabrikarbeitern die Art der Beschäftigung), und bei Ortsabwesenden ist der Aufenthaltsort zu ermitteln.

III. Militärpflichtige früherer Jahrgänge, welche in einem G-meindebezirk Heuer erstmals zur

r

. v i,-

ist also unzulässig, Pflichtige, welche an einem andern Ort sich aufhalten, zurückzuberufen.

Den 14/Jan. 1893.

_ K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

In den Gemeinden Beihingeu und Garrweiler ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.

Nagold, den 13. Januar 1893.

K. Oberamt. Vollmar, Amtm.

Eine neue Rede des Reichskanzler über die Militärvorlage.

Ueber eine neue Rede des Reichskanzlers Grafen Caprivi über die Militärvorlage, welche derselbe in der Militärkommission des Reichstages gehalten hat, berichtet dieNordd. Allg. Ztg." folgendes: Der Reichskanzler sagte: Er rechne auf den Takt und die Vaterlandsliebe der Anwesenden bei etwaiger Verwendung seiner Mitteilungen und wolle bis an die Grenze des Möglichen in seinen Eröffnungen gehen. Der Redner beleuchtet die allgemeine poli­tische Lage in ähnlicher Weise, wie es im Plenum geschehen. In Frankreich gähre es, ein prononcierter Staatsmann sei zwar im Augenblick nicht da, doch das Entstehen einer Diktatur darum nicht ausge­schlossen. Auch er halte, wie sein Vorgänger, die Erhaltung der Republik in Frankreich für das Er- wünschteste. Seit dem letzten Kriege sei die Be­völkerungsziffer Frankreichs wieder im Wachsen. Auch Rußland sei im Aufsteigen und auf absehbare Zeit sei es der mächtigste Militärstaat Europas. Eine Feindseligkeit bestehe weder zwischen den Mo narchen, noch zwischen den Regierungen und Staa­ten, wohl aber zwischen«" der öffentlichen Meinung. Der Reichskanzler erörtert sodann das Streben Rußlands nach Konstantinopel und die Möglichkeit eines Angriffs der Russen gegen die Türkei. Man sage nicht ohne Berechtigung, der Weg über den Balkan gehe nicht mehr allein über Wien, sondern auch durch das Brandenburger Thor. Bei der Freundschaft Rußlands mit Frankreich müsse man . ruf einen Krieg nach zwei Fronten gefaßt sein6-^ Itach Beleuchtung des Verhältnisses zwischen Ruß^ and und Frankreich hebt Graf Caprivi hervör:

Die Richtschnur unserer Politik sei und bleibe die Erhaltung der vollen Großmachtsstellung Oesterreich- Ingarns. Es wäre durchaus falsch, um augenblick- icher Vorteile willen uns Rußland gegen Oester­eich zu nähern. Höchstwahrscheinlich bestehen mili- rrische Abmachungen für Land und Wasser

zwischen Rußland und Frankreich. Auch auf Däne­mark sei zu berücksichtigen, wenn auch dessen König unser guter Freund ist. Die Erneuerung des Drei­bunds nach dessen Ablauf ist allerdings zu hoffen, aber doch auch nicht absolut sicher. Das Bündnis mit Italien habe den Hauptzweck, die Südgrenze Oesterreichs gegen Frankreich zu sichern. An der Tüchtigkeit der österreichischen, wie der italienischen Armee sei nicht zu zweiseln, wenn vielleicht auch noch organisatorische Schwächen bestehen. Unsere eigene organisatorische Schwäche kennen wir am be­sten, so bezüglich der so wichtigen Reservedivisionen, die nicht so leistungsfähig sein dürften, wie die französischen und russischen mit jüngerem Material. Bezüglich der Qualität der Truppen sei eine Schätz­ung in Friedenszeiten schwer, doch halte er die deutschen Truppen für die besten der Welt. Was die Marine betreffe, so sei unsere Flotte der russi­schen allein gewachsen, aber ev. seien starke franzö­sische Schiffe nach der Ostsee zu erwarten, um die Herrschaft Rußlands in der Ostsee mit faktischem Vasallentum Dänemarks zu erlangen. Im Mittel­meer sei Italien auf starke englische Unterstützung angewiesen, auch dann sei noch fraglich, wer even­tuell siegen würde. Oesterreichs Landmacht sei für uns wesentlich wichtiger, besonders wenn Oesterreich den Kriegsschauplatz nördlich der Karpathen verlege. Graf Caprivi stützt sich bei seinen Ausführungen auf eine Denkschrift des Grafen Moltke vom Jahre v-r-n er verliest. Er schildert

"d >vd

A, der

Wrgner vvu vcivrn o-^N

uns, als die stärkste Macht des Dreibundes, gerich­tet sein. Für uns würde erfahrungsmäßig die Offensive geboten sein,die strategischeOffensive schwäche aber numerisch bedeutend und erfordere daher eine erhebliche Uebermacht. Die Anwendung der sog. inneren Linie", von der aus man abwechselnd nach beiden Seiten operiert, sei für Deutschland nicht zu­lässig, wir können nicht erst bis Paris gehen und dann gegen Rußland. Ebenso sei die Etablierung einesVolkskrieges" durch die Natur der deutschen Ebene unmöglich gemacht. Graf Caprivi stellt dann ausführlich die Stärkevcrhältnisse der verschiedenen Armeen unter den verschiedenen möglichen Umstän- den einander gegenüber, aus welchen er folgert, daß Deutschland und der Dreibund in der Minorität sind. Ganz besonders sei unsere lange Ostgrenze, ohne natürliche Verteidigung, nur durch Offensive zu hal­ten. Die russischen Kriegsvorbereitungen gehen langsam, aber stetig vorwärts. Die Politik braucht nicht nur Sieg, sie braucht schnelle Siege. Schnelle Erfolge sind auch erforderlich mit Rücksicht auf die Bundesgenossen und die Neutralen. Die Politik erfordert auch kurze Kriege; endlich muß die Politik wünschen, daß der Erfolg nachhaltig sei, um aus lange Jahre die Erneuerung des Krieges zu verhü­ten. Alle diese Vorteile seien aber nur durch die Offensive zu erreichen. Die dazu berufenen Männer sind von der Ueberzeugung durchdrungen und er. klären, daß die bisherigen Mittel nicht mehr genü gen im Verhältnis zu der gewachsenen stärke der Gegner; die verbündeten Regierungen können daher die Verantwortung mit der bisherigen Rüstung nicht übernehmen, und darum haben sie die Vorlage an den Reichstag gebracht.

l resignierten Schultheiß Gänßle tritt der älteste Orts­vorsteher nicht nur unseres Oberamts sondern wohl der uuseres ganzen Landes aus seinem Amt. Ge­boren im Jahr 1814 als Sohn des damaligen Schultheißen Gänßle in Walddorf wurde er nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1849 durch das Vertrauen seiner Mitbürger zum Ortsvorsteher da­hier gewählt, nachdem ihm schon 10 Jahre zuvor die hiesige Ratsschreibecei übertragen worden war. Also 44 Jahre Schultheiß und 54 Jahre Rats­schreiber das ist gewiß eine lange Zeit, die un­ser Schultheiß im Dienst der hiesigen Gemeinde zugebracht. Diese seine Gemeinde in jeder Hinsicht zu heben und zu fördern, lag ihm stets am Herzen. Und in der That, dieses sein Bemühen war von Erfolg. Ihm (und seinem verstorbenen Vater) hat Walddorf dor allem es zu danken, daß das Ort von einem Walde fruchtbarer Obstbäume nun um­geben ist; ebenso war ihm viel an der Hebung der Vieh- und Schweinezucht, überhaupt an der Land­wirtschaft gelegen. Diese seine Thätigkeit auf land- wirtschaftlichem Gebiet wurde von der Behörde ge­bührend gewürdigt durch Verleihung der silbernen landwirtschaftlichen Verdienstmedaille im Jahr 1891; der landwirtschaftliche Bezirksverein unseres Oberam­tes ernannte ihn zum Ehrenmitglied seines Aus- schusscs. Aus Anlaß seiner 25jährigen Amtsthätig- keit war er schon früher mit der silbernen Zivüver- dienstmedaille ausgezeichnet worden; ebenso wurde ihm im Jahr 1889 anläßlich des 25jährigen Re­gierungsjubiläums des -f König Karls die broncene Medaille verliehen. So kann unser Schultheiß mit Befriedigung auf seine Amtsthätigkeit zurück­blicken und ist es auch ganz begreiflich, daß er sich nun nach solch langem uno oft mühevollen Dienst nach Ruhe sehnt. Möge ihm noch ein ruhiger Lebensabend beschieden sein! Wie wir hören, ist die Wahl des neuen Schultheißen bereis auf den 25. d. M. anberaumt.

Tages-Weuigkeiten.

Deutsches Weich

* Nagold, 14. Jan. Heute wurde der neu­gewählte Bürgerausschuß nach kurzer Ansprache und Hinweis auf dessen Verpflichtungen und Wichtigkeit von Seiten des Ortsvorstehers beeidigt. Da nach dem neuen Gesetze der Obmann vom Gesamtausschuß gewählt werden muß, so fiel diese Ehre dem Fabrikanten Stephan Schaible zu. Als dessen Stellvertreter wyrde Fabrikant Karl Reichert gewählt.

Wald darf, 15. Jan. (Korresp.) Unser seit­heriger Schultheiß Gänßle hat infolge hohen Alters und zunehmender Gebrechlichkeit schon vor einigen Wochen seine Resignation eingereicht und wurde ihm dieselbe in den letzten Tagen vom K. Oberamt unter Anerkennung seiner treuen Dienste gewährt. Hiebei wurde noch die Bitte ausgesprochen, daß der­selbe das Amt so lange fortführen möge, bis sein Amtsnachfolger ins Amt eingesetzt sei. Mit dem

Stuttgart, 11. Jan. In der ersten Sitzung der Kammer der Abgeordneten führt der Alters­präsident Deutler den Vorsitz. Der Regierungstisch bleibt unbesetzt. Bor Emmt in die Tagesordnung gedenkt der Alterspräsident des Hinscheidens Ihrer M. der Königin Olga von Württemberg in tiefem-. pfundmen Worten; , ihr Andenken werde im Volke dauernd erhalten bleiben. Hierauf berichtet Frei­herr v. Gemmingen Namens der Legitimations-Kom­mission über die Legitimation der neu eingelretenen Mitglieder: Leibbrand-Oberndorf, Commerell-Neuen- bürg, Hartmann-Ochringen. Ein Anstand habe sich hierbei nicht ergeben, ebensowenig als hinsichtlich der Einberufungsschreiben der Priviligierten. Die Kammer erhebt keine Einsprache. Hierauf findet die Wahl des Präsidenten statt. Gewählt wird der seitherige Präsident v. Hohl mit 85 von 84 Stimmen. Prä­sident v. Hohl spricht seinen Dank aus; er werde wie seither die Verhandlungen in unparteischer Weise leiten und die Ehre und Würde des Hauses wahren; er bitte das hohe Haus um Unterstützung und über­nehme nun die Leitung der Geschäfte. (Bravo!) Zu Schriftführern werden gewählt: Klauß, Vogler, Nast, Meyder, v. Seckendorfs, Wendler, Nußbaumer, Storz. Der Präsident macht noch einige geschäftliche Mittei­lungen; namentlich über den Einlauf eines Gesetzes über das Nachbarrecht, über die Malzsteuer, über die Steuerbefreiung neubestockter Weinberge, sowie über die Besteuerung der Kunstweinfabrikatton. Stock­mayer beantragt für die beiden letzten Entwürfe die Wahl einer besonderen Kommission. Die Kammer stimmt zu.

Stuttgart, 12. Jan. (Kammer der Abgeordne­ten.) Präsident v. Hohl eröffnet die 2. Sitzung um 10 Uhr. Der Ministertisch ist unbesetzt. Nach Er­ledigung geschäftlicher Mitteilungen und der Verkün­digung eingelaufener Petitionen tritt die Kammer in die Tagesordnung ein. Anwesend sind 82 Mitglie­der. Zum Vizepräsidenten wird gewählt der Abge­ordnete Dr. v. Göz mit 59 Stimmen, v. Göz dankt und verspricht eintretenden Falles unparteiische Ge­schäftsführung. (Bravo!) Hierauf Wahlen in die FinanzkommissionundLegitimationskommission. Nächste Sitzung: Freitag vormittag. Tagesordnung: Kom­missionswahlen. Vor Schluß der Sitzung beantragt )er Abg. Haußmann von Gerabronn, die Kommis- 'ions-Wahlen, deren Resultat ja, wie die seitherigen Wahlen bewiesen haben, durch das Kartell der drei Hauptfraktionen zum voraus entschieden seien, durch